VERSICHERUNGEN | INSURANCEInflation und Großschädentreiben P&I-PrämienDie großen Schiffshaftpflichtversicherer wollen diePrämien im kommenden Jahr weiter hochschrauben. DieErhöhungen fallen etwas geringer aus als im Vorjahr»PRIMARY LOSS OF EARNINGS P&I«Nordic erweitert Deckung für ErtragsausfallDer zu West of England gehörende schwedischeAssekuradeur Nordic Marine Insurancebietet eine neue Deckung für Ertragsausfälleaufgrund von P&I-Schädenan. Das Produkt »Primary Loss of EarningsP&I« erstattet Reedereien entgangeneChartereinahmen, wenn ihre Schiffeaufgrund von Quarantäne eines Besatzungsmitglieds,Umweltschäden oder derEvakuierung von kranken Seeleuten oderblinden Passagieren vorübergehend »offhire« gehen. Versichert werden Ausfällevon bis zu sechs Tagen ab dem zweitenTag. Ausgeschlossen sind allerdings Vorfälleaufgrund von Ladungsschäden oderProblemen beim Zoll.mphWie von Maklern und Analysten wieS&P Global prognostiziert, bleibenden Reedereien auch im nächsten Jahrkeine Preiserhöhungen in der P&I-Versicherungerspart. Bei Redaktionsschlussfür diese Ausgabe der HANSA liegen seitenssieben von zwölf P&I Clubs der InternationalGroup Ankündigungen vonBeitragsanhebungen zur traditionellenVertragserneuerung am 20. Februar vor.Die übrigen fünf dürften ihre Beitragszielebis Mitte Dezember ebenfalls bekanntgeben.Die Erhöhungen pegeln sich demnachbei durchschnittlich + 5% ein.Für genau dieses Level haben sich dieVorstände von NorthStandard, LondonP&I Club, Skuld, Steamship und West ofEngland ausgesprochen. Etwas darüberliegt der UK Club mit + 6,5%, MarktführerGard knapp darunter mit +4 %.Etwaige Kostensprünge in der Rückversicherung,wie sie nach der folgenschwerenKollision des Containerschiffs»Dali« mit der Key Bridge in Baltimoreim Frühjahr wohl zu erwarten sind, werdennoch zusätzlich berechnet. Zusätzlichheben einige P&I-Versichererneben den Prämien auch die Franchisen(Selbstbehalte) weiter an. Sie sollen beimUK Club um +10 % und bei NorthStandardum mindestens 1.000 $ steigen.Die P&I-Versicherung, die die Haftungder Reedereien für Schäden an Dritten(Ladung, Crew, Umwelt etc.) abdeckt, verteuertsich damit das sechste Jahr in Folge.Bei der Erneuerung der Verträge im Februardieses Jahres hatte die Mehrzahl derClubs eine Beitragsanhebung von +7,5 %gefordert. In den Jahren davor waren es+10 % (2023) und +12,5 % (2022).Die großen Gegenseitigkeitsversicherer,die sich unter dem Dach der InternationalGroup in London zusammengeschlossenhaben, gelten nachden Preisanhebungen und erhöhten Kapitalerträgender Vorjahre als gut kapitalisiert.Allerdings erwartet die Brancheeinen Aufwärtstrend bei den Kostenaufgrund der Inflation und einer Zunahmevon Großschäden. Dafür müsstendie Prämien vorsorglich weiter angehobenwerden, argumentieren die P&IClubs in ihren Rundschreiben.Aus Zwischenberichten der Versicherergeht hervor, dass die Schädennach zwei sehr ruhigen Jahren wieder angezogenhaben. Allein in den ersten sechsMonaten seien dem zentralen Pool derInternational Group sieben Schäden vonje mehr als 10 Mio $ gemeldet worden,berichtet der in Newcastle (UK) ansässigeNorthStandard. Das Gesamtvolumen beläuftsich den Angaben zufolge auf knapp300 Mio. $ – ähnlich wie in den Spitzenjahren2020 und 2021.2022 und 2023 lag die Großschadenbelastungviel niedriger. Aufgrund dieserEntwicklung zeichnet sich ab, dass mehrereClubs im Kerngeschäft des Underwritingsin die roten Zahlen rutschen.NorthStandard rechnet nach eigenerAussage mit einer kombinierten Schaden-Kosten-Quotevon über 110 % imlaufenden Jahr. Das bedeutet, dass Schädenund Betriebskosten die Prämieneinnahmenum mindestens 10 % übertreffen.West of England warnt seine Mitgliederebenfalls vor einem Underwriting-Fehlbetragfür das Gesamtjahr.Der norwegische Club Skuld hatte bereitszur Halbzeit des Geschäftsjahres einekombinierte Quote von 111 % berichtet,der American P&I Club landete bei 107 %.Auch der London P&I Club schloss imUnderwriting in den ersten sechs Monatenmit über 100 % ab. Hingegen konntenGard, der Swedish Club und der Shipowners‘noch Überschüsse mit ihrenVersicherungsaktivitäten erwirtschaften.Die Club-Manager führen die anziehendeSchadenentwicklung unter anderemauf eine steigende Belastung vonSchiffen und Seeleuten zurück. Diedurchschnittlich längeren Reisedistanzenaufgrund der Umfahrung des Kaps derGuten Hoffnung und der Verlagerungvon Verkehren im Zuge des Ukraine-Kriegs würden Mensch und Material stärkerbeanspruchen als früher, stellt North-Standard fest. Dabei seien angesichts derhohen Frachtraten viele veraltete Schiffeweiterhin in Betrieb, die normalerweiseschon verschrottet worden wären.Positiv für die P&I-Versicherer entwickelnsich auch im laufenden Jahr dieKapitalerträge. Gard verzeichnete im erstenHalbjahr eine Rendite auf die Investmentsvon 2,3 %. West, London undSkuld erzielten rund 5 %, NorthStandardprognostiziert für das Gesamtjahr 6 %Rendite. Damit stehen die Chancen gut,dass auch etwaige Underwriting-Verlusteausgeglichen und die Rücklagen derClubs weiter ausgebaut werden. Einigesehen sich dadurch wieder in der Lage,Kapital an die Mitglieder auszuschütten.Der Steamship Mutual kündigte an, denMitgliedern 12,5 % der Prämie für daslaufende Jahr zu erstatten. Gard gewährtauf Deckungen, die verlängert werden,einen Rabatt von 10 %.mph16 HANSA – International Maritime Journal 12 | 2024
213Havariechronik123Datum Ereignis01.11. Kollision05.11. Maschinenausfall18.11. Ruderausfall/abgeschlepptOrtStraße von GibraltarKüste PortugalsBosporusSchiffLouisa BoltenSouthern PumaNissos RheniaNazanTypeBulk CarrierProduktentankerRohöltankerProduktentankerdwt30.76526.071318.7444.607FlaggeMarshallinselnLiberiaMarshallinselnPanamaHaftpflichtStandard P&IStandard P&IGardWest of EnglandReiseBristol (UK) | Aliagak.A.Ex-Saudi-ArabienEx-RusslandERGO-KASKOEXPERTE SIEHT HÖHERES RISIKOLEVELErgo-Kaskoexperte sieht höheres RisikolevelDie Umleitung von Seetransporten aus dem Roten Meer um dasKap der Guten Hoffnung könnte die Schadenbelastung bei denSchiffs- und Warenversicherern merklich nach oben treiben. Davorwarnte der Head of Marine Hull des Versicherers Ergo Group,Tobias Oehmichen, Anfang November auf einem Seminar desSeeversicherungsmaklers Elbracht. »Wir erwarten, dass die Schäden,die dort auftreten, einfach teurer werden, als wir das bislangkennen«, sagte der studierte Nautiker mit Blick auf die WetterundSeebedingungen an der Südspitze Afrikas. »Früher sagteman dazu Kap der Stürme.«Als Warnung für die Branche betrachtet der Experte eine Serievon schweren Containerverlusten sowie den Untergang desStückgutfrachters »Ultra Galaxy« während eines mehrtägigenSturms im Juli. Für den mittlerweile stark erhöhten Schiffsverkehram Kap sei das Angebot an Bergungsmitteln und Reparaturwerftenin der Region viel zu gering. »Es gibt da auch keine Nothäfen«,unterstrich Oehmichen.Das jährliche Seminar von Elbracht stand diesmal unter demOberthema »Politische Instabilität und die Auswirkungen auf dieSchifffahrt«. Mehr als 40 Gäste nahmen an der Veranstaltung imOrganisatoren und Referenten des Seminars (v.l.): Dirk Terbeek, Simon Bradley(Meco), Tobias Oehmichen (Ergo), Raimund Langemeyer (Hansekuranz),Erik Dusin (Toribos), Maximilian Guth (Weiland & Partner), Bernd TerbeekEmdener Binnenhafen teil. Auf dem Programm standen weitereVorträge von Vertretern von Hansekuranz, Toribos, Weiland &Partner und der MECO Group aus London.mph© Hollmann+++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ TelegrammWest of England eröffnet Niederlassung in Dubai: Neuer Standort im Dubai International Finance Centre (DIFC) ist weltweit neuntesBüro des P&I Clubs. Regionalleiter Gagan Dhillon und Anwalt Sotiris Tzintanos sollen Schadenbearbeitung und Service für Kundenin Nahost, Afrika und Indien übernehmen. +++ Norwegian Hull Club verstärkt Präsenz in Oslo: Team in der norwegischenHauptstadt zieht 2026 in größere Räumlichkeiten auf der Insel Tjuvholmen neben der Aker Brygge. Mit Atle Fjeldstad, Chief UnderwritingOfficer, wird zudem ein Vorstandsmitglied des NHC nach Oslo versetzt. Bedeutung des Standorts werde damit aufgewertet.+++ Neuer Marine-Player bei Lloyd’s: Der bei Lloyd’s of London tätige Versicherer Probitas (Syndicate 1492) zeichnet absofort auch Marine-Deckungen in den Segmenten Warentransport sowie Häfen/Terminals. Ausbau der Aktivitäten folgt auf Übernahmedurch Aviva zur Jahresmitte.LEUTE, LEUTE… American Institute of Marine Underwriters, New York: Sean Dalton (Munich Re) zum Vorsitzenden gewählt.+++ Tokio Marine Kiln, Singapur: Alexandros Ampatzis (Ex-Starr Insurance) als Head of Marine Asia-Pacific angeworben.HANSA – International Maritime Journal 12 | 202417
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Foto: Lorenzo Moscia/Greenpeace
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