Häfen | Ports Das Containerschiff »CMA CGM Argentina« verlässt Hamburg mit nur wenigen Boxen © Wägener Deutsche Häfen unter Corona-Druck Die Hafenwirtschaft steht wegen der Corona-Krise vor einem schwierigen Jahr 2021. Auch deshalb fordert der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) eine stärkere Unterstützung durch die Politik Die globale Covid-19-Pandemie belastet die Ergebnisse der deutschen Seehäfen für 2020 und den Ausblick für 2021. Frank Dreeke, Präsident des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS), berichtete jetzt über »herbe Verluste« bei den Umschlagmengen mit großen Unterschieden zwischen Gütergruppen und Standorten. Offizielle Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, dass der Gesamtumschlag im ersten Halbjahr 2020 um 10% gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückging. Von Januar bis Juni 2020 gingen 135,7 Mio.t Güter über die Kaikanten, 15 Mio.t weniger als im Jahr zuvor. Abstract: German ports under Covid pressure Während im Containerumschlag das Minus im ersten Halbjahr etwas über 11% betrug, brach im ersten Halbjahr der Autoumschlagmarkt um 80% ein, der Passagiersektor verzeichnete ein Minus von rund 60%. Für das laufende Jahr wird von einem Rückgang bei der Güterbilanz im mittleren einstelligen Bereich ausgegangen. Dreeke erwartet aber, dass sich die Zahlen schon 2021 wieder auf Vor-Covid-Niveau erholen könnten, beim RoRo- und Stückgutverkehr könne sich das noch bis 2022 hinziehen. »Durch die Corona-Pandemie kam es zu deutlichen Verlusten, die sich auch in den Betriebsergebnissen The global Covid-19 pandemic is weighing down German seaports’ results for 2020 and the outlook for 2021. Official figures from the Federal Statistical Office show that the total volume of cargo handled in the first half of 2020 fell by 10% compared to the same period last year. German terminal operators Eurogate and Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) expect hard times to come. Eurogate says it faces »existential challenges«. The company reports that it intends to reduce its workforce. How many jobs are endangered was not disclosed. HHLA is also suffering considerable losses and has to cut costs. Business activity in the second quarter was -38.9% below the previous year’s figure. The Group’s revenues fell by -8.1% to 937.4 mill. €. The company will clearly miss its 2019 result. und bei der Investitionsfähigkeit der Unternehmen niederschlagen«, sagte Dreeke. »Wir erwarten ein herausforderndes Jahr 2021 und benötigen von dieser und auch der nächsten Bundesregierung eine ehrgeizige Standortpolitik.« Deutschland teurer als Nachbarn Der Verband begrüßt, dass es bei einigen für die deutsche Hafenwirtschaft wichtigen Themen bereits Bewegung gegeben hat, beispielsweise bei der Anpassung des Erhebungsverfahrens zur Einfuhrumsatzsteuer. »Wir brauchen allerdings mehr Tempo, damit sich der Standort Deutschland weiter behaupten kann und die Seehafenbetriebe besser zum wirtschaftlichen Aufschwung nach der Krise beitragen können«, so Dreeke. So fordern die Häfen ein Verrechnungsmodell der Einfuhrumsatzsteuer zur Angleichung an die europäischen Nachbarn und Veränderungen bei Hinterlandkosten wie Lkw-Maut und Trassenpreisen für die Bahn. Die Kosten seien höher als in den Nachbarstaaten, was ausländische Konkurrenzhäfen an Nordsee, Ostsee und am Mittelmeer bevorteile. Gleiches gelte auch für den Breitbandausbau.RD 60 HANSA – International Maritime Journal 12 | 2020
Häfen | Ports Eurogate in »existenzieller« Not, HHLA mit schmerzhaften Einbußen Die deutschen Häfen sind gegenüber der Konkurrenz in Europa entscheidend ins Hintertreffen geraten. Beim Umschlag, vor allem im Containersektor, hat sich das schon länger abgezeichnet. Während die Westhäfen Antwerpen und Rotterdam, Danzig in der Ostsee und auch die aufstrebenden Mittelmeerhäfen Valencia, Koper oder Piräus ihren Umschlag steigern konnten, fallen die deutschen Standorte weiter zurück. In Bremerhaven ist der Containerumschlag von 5,55 Mio TEU (2015) auf nur noch 4,9 Mio. TEU (2019) gesunken, im ersten Halbjahr 2020 gingen weitere -4,8% verloren, da waren es nur noch 2,36 Mio. TEU. Hamburg musste nach dem Zwischenhoch 2019 bis Juni 2020 Einbußen von -12,4% vermelden. Zwar ging der Umschlag coronabedingt auch Rotterdam und Antwerpen zuletzt zurück, zuvor aber waren die Mengen dort deutlich gestiegen (Grafik). Schwerer noch wiegt aber, dass die Eurogate- und HHLA-Terminals offenbar bei den Kosten ihre Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt haben. Dazu zählen neben externen Faktoren wie ungünstigeren Steuerregelungen vor allem die im Vergleich deutlich schlechtere Produktivität. Während Containerbrücken in Antwerpen im Durchschnitt 30 bis 32 Bewegungen pro Stunde schaffen, sind es bei Eurogate nur 20 bis 25 »moves«. Von »existenziellen Herausforderungen« spricht deshalb die Geschäftsführung und plant ein Krisenprogramm mit schmerzhaften Einschnitten. 16,00 14,00 12,00 10,00 8,00 6,00 4,00 2,00 0,00 Umschlagzahlen der Nordrange-Häfen 2015 2016 2017 2018 2019 HJ 2020 Rotterdam Antwerpen Hamburg Bremerhaven Denn nach neun Monaten sind bei Eurogate bereits operative Verluste von -23 Mio. € aufgelaufen. Die Personal- und Sachkosten sollen künftig dauerhaft um jährlich 84 Mio. € reduziert werden, auch betriebsbedingte Kündigungen unter den 1.650 Eurogate-Beschäftigtem werden nicht ausgeschlossen. Bei der Hamburger HHLA ist die Lage kaum besser. Der Umsatz ging um -8,1% zurück, der Containerumschlag sank um -11,2% auf 5,1 Mio. TEU. Auch in Hamburg verordnet Vorstandschefin Angela Titzrath dem Unternehmen daher ein »ambitioniertes« Effizienzprogramm. Details wurden zunächst nicht bekannt.KF © HANSA Unsere Häfen. Unser Blog. NPorts-Hafengeschichten von der niedersächsischen Küste gibt’s ab sofort im Blog »Hafenpost« unter www.nports.de/blog HANSA – International Maritime Journal 12 | 2020 61
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