Aufrufe
vor 2 Jahren

HANSA 12-2020

  • Text
  • Hansaplus
  • Hansa
  • Maritime
  • Hamburg
  • Deutschen
  • Schiffe
  • Schifffahrt
  • Deutsche
  • Deutschland
  • Hamburger
  • Shipping
HHLA & Eurogate | Hafenumschlag Deutschland | Methanol | Piraterie im Golf von Guinea | Finanzierung | Deutsche Reedereien & Flotten | Der große HANSA Jahresrückblick

Schifffahrt | Shipping

Schifffahrt | Shipping »Schifffahrt ist eine Branche mit Zukunft« Neben der Covid-19-Thematik stehen für die Hamburger Reederschaft der Zugang zur Schiffsfinanzierung und die Wettbewerbsbedingungen am Standort ganz oben auf der Agenda, berichtet Lorena Bücklers, Geschäftsführerin des Vereins Hamburger Rheder Gerade in der Corona-Krise sei deutlich geworden, wie wichtig eine funktionierende Versorgung für eine Wirtschaftsnation wie Deutschland ist, sagt Lorena Bücklers. Die Schifffahrt, über die der größte Teil der Im- und Exporte laufe, habe gezeigt, dass sie auch in herausfordernden Zeiten liefern könne. »Eine sehr wichtige Rolle spielen dabei unsere Mitglieder in Hamburg, immer noch der größte Reedereistandort Deutschlands mit über 60 % Anteil an der Gesamttonnage«, so die Verbandsgeshäftsführerin Lorena Bücklers. Aktuell hätten viele VHR-Mitglieder »enorm« mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen, zum Beispiel bei den Besatzungswechseln. »Sorge bereitet uns auch der Rückzug der deutschen Banken im Bereich der Schiffsfinanzierung.« Wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen am Standort blieben ein wichtiges Thema. Und natürlich seien Umwelt- und Klimaschutz ganz oben auf der Agenda – die Umsetzung neuer Regularien zum Beispiel, die teilweise sehr aufwendig in der Praxis sei, berichtet Bücklers. Dabei sind die Herausforderungen unterschiedlich groß, denn die Mitgliedschaft sei sehr heterogen und erstrecke sich von der Schlepp- und Fährschifffahrt bis hin zu Containerlinien und Trampfahrt. »Wir hoffen, dass der Trend zum Flottenrückgang bald nachlässt« Der Fokus des Vereins liegt auf der regionalen Politik, während der Verband deutscher Reeder (VDR) die Vertretung der Schifffahrt auf nationaler und internationaler Ebene übernimmt. »Wir arbeiten gut zusammen und pflegen einen regen Austausch mit dem VDR«, so Bücklers. Mit der aktuellen Schifffahrtspolitik der EU ist sie indes nicht ganz zufrieden. Die Corona-Krise hatbe gezeigt, wie groß die Bedeutung der Schifffahrt für die Lieferkettensicherheit sei. »Dies scheint unserem Eindruck nach insbesondere auf EU-Ebene mit Blick auf die Umweltregularien und eine wettbewerbsfähige Schifffahrt nicht deutlich genug bewusst zu sein«, sagt sie. Corona habe gezeigt, dass sich Deutschland als Land nicht abhängig machen sollte von anderen, das gelte insbesondere für die Schifffahrt. Hierzu erwarten die Hamburger Reeder Unterstützung von der Politik, »damit unsere Mitglieder in die Lage versetzt werden, im harten globalen Wettbewerb bestehen zu können.« Nachbesserungsbedarf sieht Bücklers zum Beispiel im Bereich der Versicherungssteuer und in der Verstetigung der Schifffahrtsförderung am Standort Deutschland. »Für die maritime Wirtschaft ist die nächste Nationale Maritime Konferenz von großer Bedeutung, wo es dann hoffentlich wichtige Weichenstellungen für Lorena-Bücklers den deutschen Schifffahrtsstandort geben wird«, sagt sie. Denn die Hamburger Reederschaft fordert eine Trendwende. Durch die schwierige Entwicklung in der Schifffahrt hat sich die hier versammelte Flotte in den vergangenen zwei Jahren insgesamt um knapp 20 % reduziert, berichtet die Verbandsgeschäftsführerin. Diese Entwicklung schlage sich auch in der Mitgliedschaft nieder. Die heutigen und künftigen Folgen der Corona-Pandemie macht eine verlässliche Prognose, wie sich der Verband in den kommenden Jahren entwickeln könnte, sehr schwierig. »Wir hoffen, dass der Trend zum Flottenrückgang bald nachlässt. Hilfreich wäre dabei natürlich, wenn die aktuelle Marktbesserung anhält. Wir gehen davon aus, dass Hamburg auch in fünf Jahren noch ein bedeutender Schifffahrtstandort sein wird«, sagt Bücklers. »Die deutsche Flagge ist wesentlich wettbewerbsfähiger geworden« Die deutsche Flagge ist nach Einschätzung Bücklers’ wesentlich wettbewerbsfähiger geworden. Allerdings bestehe weiterhin Verbesserungsbedarf, speziell im administrativen Bereich, zum Beispiel beim Ausbau der Digitalisierung. Für die Verlässlichkeit müsse die Förderseite für einheimische Beschäftigte dauerhaft verstetigt werden. »Schifffahrt ist eine Branche mit Zukunft, auch vom Standort Deutschland aus. Unsere Mitglieder legen sehr viel Wert auf Nachwuchs und bilden deshalb im eigenen Haus überdurchschnittlich aus«, sagt Bücklers. Das zeigten auch die Zahlen. Seit 2017 bewege sich die Anzahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge für Schifffahrtskaufleute in Hamburg trotz herausfordernden Zeiten auf einem stabil hohen Niveau. »Angesichts des zunehmenden Konkurrenzkampfes um junge Talente sollten wir vereint als Branche öffentlich noch deutlicher machen, was wir zu bieten haben.« fs © VHR 22 HANSA – International Maritime Journal 12 | 2020

Schifffahrt | Shipping »Wir brauchen Chancengleichheit« Die Mitglieder des Bremer Rhedervereins kämpfen wie ihre Kollegen an anderen Standorten mit volatilen Märkten und den Corona-Folgen. Für bessere Aussichten im weltweiten Wettbewerb sieht Vorsitzer Michael Vinnen vor allem die Bundespolitik in der Pflicht Wie bedeutend sind die Reedereien in Bremen für den Schifffahrtsstandort Deutschland? Michael Vinnen: 25 Reedereien bereedern rund 270 Schiffe mit 4,5 Mio. BRZ. Damit ordnet sich Bremen nach Hamburg auf dem zweiten Rang unter den deutschen Standorten ein. Welche Themen stehen für Sie und ihre Mitglieder ganz oben auf der Agenda? Vinnen: Das dominierende Thema für alle Reedereien waren und sind die Schwierigkeiten, den Seeleuten das Abund Anmustern an Bord der Schiffe zu ermöglichen. Daneben beschäftigt uns vor allem die Versicherungsteuer. Da sind die deutschen Reeder gegenüber ihren Wettbewerbern stark benachteiligt. Abgesehen von der Kaskoversicherung werden 19% fällig. In anderen Ländern ist die Versicherungsteuer entweder völlig unbekannt oder auf maximal 3% begrenzt. Unverständlicherweise zeigt sich der Bundestag bislang nicht gewillt, dem Bundesrat zu folgen und einer generellen Absenkung der Versicherungsteuer auf 3% zuzustimmen. Erfreulich hingegen ist, dass Bremen im kommenden Jahr sein Schiffsregister digitalisieren wird. Der Bremer Rhederverein hatte sich schon seit längerem dafür stark gemacht. Worin liegen die Stärken Bremens? Vinnen: In der deutschen Handelsflotte dominieren mit 55 % die Containerschiffe, danach folgen Massengutschiffe mit 20%. Die Bremer Flotte ist ausgewogener mit je 25% bei Tankern und Multipurpose-/Schwergutschiffen. Dazu kommen Bulker, Schlepper, Forschungsschiffe und andere Schiffstypen. Für den Standort Bremen sprechne zudem die »kurzen Wege«. Die enge Kommunikation zwischen Reedern, schifffahrtsaffinen Branchen, der Verwaltung und der Politik erleichtert manches. Zusammen mit spezialisierten Anwälte, überregional tätigen Vorsitzer Michael Vinnen © Bremer Rhederverein Schiffsversicherern, dem Schiffsregister sowie den Hochschulen Bremerhaven und Bremen mit ihren schifffahrtsbezogenen Studiengängen ergibt das einen exzellenten Standort für die Schifffahrt. Werden Ihre Interessen auf Bundes- und Landesebene ausreichend gewürdigt? Vinnen: Bremen ist maritim und denkt maritim. Insofern fühlen sich die Reeder in Bremen gut aufgehoben und in ihrem Engagement für den Schifffahrtsstandort anerkannt. Der Bund hatte vor einigen Jahren wichtige Entscheidungen insbesondere für die deutsche Flagge getroffen, so den hundertprozentigen Lohnsteuereinbehalt für Seeleute oder die volle Erstattung der Arbeitgeberanteile an den Sozialversicherungsbeiträgen. Derzeit werden die auf fünf Jahre befristeten Maßnahmen evaluiert. Leider scheint nicht allen Regierungsmitgliedern und Parlamentariern bewusst zu sein, warum diese Entscheidungen getroffen wurden. Deutsche Reeder können im globalen Wettbewerb der weltweiten Handelsschiffe nur dann bestehen, wenn sie mit einer zumindest im europäischen Maßstab vergleichbaren Kostenstruktur arbeiten können. Bei welchen Themen fehlt es Ihnen an politischer Unterstützung? Vinnen: Noch sind 5% der Welthandelsflotte deutschen Reedern zuzuordnen. Jedoch hat die deutsche Handelsflotte seit ihrem Höchststand 2012 40% ihrer Tonnage eingebüßt, während die weltweite Handelsflotte im gleichen Zeitraum um 30% angewachsen ist. Dieser Trend muss gestoppt werden. Dazu müssen die Hilfen des Bundes für die deutsche Seeschifffahrt unbefristet verlängert werden. Mit der Versicherungsteuer sollte sich der Bundestag noch einmal dringend befassen. Ist die deutsche Flagge noch eine Option? Vinnen: Mit einer Verstetigung der Schifffahrtsbeihilfen sowie ihrer Entfristung kann die deutsche Flagge an Attraktivität gewinnen, vorausgesetzt, weitere Hemmnisse, wie zum Beispiel die Versicherungsteuer, werden beseitigt. Außerdem ist es dringend erforderlich, eine weitere Verschlankung der Flaggenadministration zu erreichen. Zumindest sollte sich die deutsche Verwaltung mit denen in den Niederlanden, Dänemark oder Portugal messen lassen können. Ein einzige Anlaufstelle, eine Erreichbarkeit rund um die Uhr, ein durchgängig elektronischer Austausch der Dokumente sowie ein prompter Service müssen das Ziel sein. Wenn es der deutschen Verwaltung gelingt, in Sichtweite eines derartigen Serviceniveaus zu kommen, hat die deutsche Flagge sehr gute Chancen, wieder vermehrt am Heck der Schiffe aufgezogen zu werden. Wie ist es denn um den Nachwuchs bei ihren Mitgliedern bestellt? Vinnen: Gerne würden die Bremer Reeder mehr Schifffahrtskaufleute ausbilden, aber es besteht ein eklatanter Mangel an geeigneten Bewerbern. Die Schifffahrt sollte und muss in der Öffentlichkeit wieder wesentlich positiver dargestellt werden, damit junge Leute erkennen, welch spannendes Berufsfeld die Seeschifffahrt ist und welche Karrierechancen sie bietet.RD HANSA – International Maritime Journal 12 | 2020 23

HANSA Magazine

HANSA Magazine

Hansa News Headlines