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HANSA 12-2019

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Offshore »Potenziale

Offshore »Potenziale der Weltmeere stärker nutzen« Die Bedeutung von maritimen Technologien wird weiter zunehmen, meint Professor Uwe Freiherr von Lukas. Der Fraunhofer-Forscher plädiert im HANSA-Interview für eine verstärkte Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft Nach dem Willen der Fraunhofer-Gesellschaft soll der »Ocean Technology Campus« (OTC) ein Meilenstein auf dem Weg zur verantwortungsvollen, nachhaltigen Nutzung der Meere sein. Wie kann das gelingen? Uwe Freiherr von Lukas: In den vergangenen Jahren hat es ja schon viele neue Vorschriften gegeben, um die Nutzung der Meere besser mit den Interessen des Naturschutzes in Einklang zu bringen. Das sind klassische maritime Themen – zum Beispiel, dass nicht mehr beliebige Anstriche an Schiffen genutzt werden dürfen, um das Biofouling zu bekämpfen. Das nächste Thema, das jetzt kommt, ist der Schall, der von Schiffen ausgeht und für Meeressäugetiere schädlich ist. In unserem Unterwassertestfeld wollen wir eine Messstrecke mit Hydrophonen aufbauen, damit Anbieter von Schiffen, Unterwasserfahrzeugen oder Schiffspropellern überhaupt eine Möglichkeit haben, ihre Produkte unter realen Bedingungen zu vermessen. Ganz allgemein brauchen wir Forschung und Entwicklung, um alte Techniken durch neue, nachhaltige zu ersetzen. Und genau da wollen wir mit dem OTC einen wichtigen Beitrag leisten. Woraus bezieht das Projekt seine überregionale Relevanz? von Lukas: Zum einen ist unser Konzept in dieser Breite und Abdeckung international einmalig: Das gilt sowohl für das Unterwasserlabor als auch für diesen Innovationsansatz, ein solches Unterwasserlabor mit einem Campus zu kombinieren, auf dem wir Grundlagenforschung, angewandte Forschung und Unternehmen sehr eng zusammenbringen. Und zum anderen reden wir bei der Meerestechnik von weltweiten Märkten. Ob es nun um Unterwasserbildbearbeitung geht oder um Themen wie Aquakultur, Pipelines, Seekabel oder Meeresenergie – alle Firmen, die in diesen Bereichen tätig sind, agieren nicht auf nationalen, sondern auf internationalen Märkten. Welche Chancen bieten sich der hiesigen maritimen Wirtschaft? von Lukas: Grundsätzlich ist die deutsche Meerestechnik schon sehr gut aufgestellt. Wir haben nur das Problem, dass wir viele kleine Unternehmen mit interessanten Lösungen haben, die aber nicht die Power haben wie große Konzerne aus anderen Ländern. Auch hier wollen wir mit dem OTC Impulse geben, dass verschiedene Firmen durch die enge räumliche Nähe ihre Angebote besser bündeln können. Ein komplexes Unterwassersystem, das weltweit angefragt wird, kann keines unserer Unternehmen allein auf die Beine stellen. Wenn wir aber geeignete Organisationsformen entwickeln und jeder macht, was er am besten kann, werden wir in der Summe wettbewerbsfähige Angebote machen können. Denken Sie da konkret auch an den Tiefseebergbau? von Lukas: Der Tiefseebergbau ist sicher ein gutes Beispiel, ja. Europäischen und deutschen Unternehmen bieten sich hier gute Möglichkeiten, durch Innovationen eine Technologieführerschaft hinsichtlich eines nachhaltigen und umweltschonenden Tiefseebergbaus zu erreichen. Ich denke da an clevere Monitoringsysteme, aber auch an den Abbau selbst. Bei den Manganknollen zum Beispiel sahen erste Konzepte anderer Länder so aus, mit einer Art Planierraupe über die Tiefseeböden zu fahren und die Knollen einzusammeln. Die Ansätze, die wir in Deutschland verfolgen, sind dagegen fast schon minimalinvasiv: Hier wird versucht, mit einem schwimmenden Fahrzeug ohne Bodenkontakt über den Manganknollen zu schweben und sie dann © Fraunhofer IGD Uwe Freiherr von Lukas ist seit 2009 Abteilungsleiter »Maritime Graphics« sowie Leiter des Rostocker Standorts des Fraunhofer- Instituts für Graphische Datenverarbeitung IGD mit einem Saugsystem oder einem Greifer aufzunehmen, das heißt also deutlich weniger in die Umwelt einzugreifen. Im engen Schulterschluss der Firmen untereinander und mit der Forschung trauen wir uns da durchaus zu, auf dem internationalen Markt eine bedeutende Rolle zu spielen. Wo sehen Sie die maritimen Technologien in zehn Jahren? von Lukas: Ich bin davon überzeugt, dass wir vor dem Hintergrund der anstehenden gesellschaftlichen Herausforderungen noch deutlich stärker die Potenziale nutzen müssen, die uns die Weltmeere bieten – ob das nun die Energie ist, die Ernährung oder die Ressourcengewinnung. Ob wir da in zehn Jahren schon einen Riesenschritt in der Umsetzung getan haben, bleibt abzuwarten. Aber das Bewusstsein wird sich bis dahin geändert haben, und es wird eine Reihe an Unternehmen mehr geben, die das Thema maritime Technologien auf dem Schirm haben und in diese Märkte hineindrängen. Interview: Anne-Katrin Wehrmann 52 HANSA International Maritime Journal 12 | 2019

Offshore Campus für die Meerestechnik Wie lassen sich Nutzung und Schutz der Meere auf nachhaltige Weise miteinander vereinbaren? Antworten will der »Ocean Technology Campus« liefern, der in Rostock entsteht. Herzstück wird ein Unterwassertestfeld sein. Von Anne-Katrin Wehrmann Die Leistungsfähigkeit Deutschlands im Bereich der maritimen Technologien stärken und Forschungsergebnisse schnell in die Anwendung überführen, um die Balance zwischen Nutzung und Schutz der Meere aktiv mitzugestalten: Das haben sich die Verantwortlichen des »Ocean Technology Campus« (OTC) in Rostock vorgenommen. Nachdem im Sommer der symbolische Startschuss für das Projekt gefallen ist, werden aktuell die planerischen und rechtlichen Voraussetzungen zur Umsetzung auf dem Gelände des Rostocker Fracht- und Fischereihafens geschaffen. Ziel ist es, dort ein produktives Umfeld zu schaffen. Spezialisierte Unternehmen und Forschungseinrichtungen sollen voneinander profitieren und die Möglichkeit erhalten, im gemeinsamen Schulterschluss Unterwassertechnologien der nächsten Generation zu entwickeln. Zu den Treibern des Projekts gehört das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD, das bereits am Standort Rostock vertreten ist und schon bald mit einer interdisziplinären Forschergruppe auf dem Campus-Gelände einziehen wird. »Nutzung der Meere bedeutet immer auch einen Eingriff in die Natur, aber den kann man so oder so gestalten«, betont IGD-Standortleiter Uwe Freiherr von Lukas (s. nebenstehendes Interview). »Unser Anspruch ist, dass wir diese Verträglichkeit deutlich steigern, und da kann Forschung und Entwicklung einen großen Beitrag leisten.« Herzstück des OTC wird ein Unterwassertestfeld in der Ostsee sein: Das »Digital Ocean Lab« (DOL) soll rund um das vor 16 Jahren für die Fischereiforschung erbaute künstliche Riff vor Nienhagen entstehen und auf einigen hundert Hektar mit mehreren Unterwassergärten verschiedene Anwendungsgebiete der Unterwassertechnik abdecken – von der Kabelortung über die Wartung von Offshore-Bauwerken oder die Pilotenausbildung von ferngesteuerten Unterwasserfahrzeugen bis hin zum Umgang mit Munitionsaltlasten. »Im DOL können Forschung und Industrie gleichermaßen ihre Entwicklungen unter realen Bedingungen strukturiert testen«, erläutert von Lukas. Der Bedarf an solchen Testmöglichkeiten sei immens. Zwar werde es eine Weile brauchen, die Gärten wie geplant komplett einzurichten: Erste Projekte sollen aber schon ab Frühjahr 2020 möglich sein. Positionspapier zeigt Chancen Abstract: Campus for marine technology Eine Forschungsdisziplin allein stößt bei der Entwicklung von Meerestechnik schnell an ihre Grenzen: Bereits vor drei Jahren hat sich daher das Kompetenznetzwerk »Subsea@Fraunhofer« gegründet, das Erfahrungen und Kompetenzen im Bereich der Unterwassertechnik von insgesamt 13 Fraunhofer-Instituten und Einrichtungen bündelt. Mit an Bord sind Experten aus unterschiedlichen Bereichen, unter anderem aus IT, Elektronik, Robotik, Aquakultur, Material- und Ingenieurwissenschaften sowie Energie- und Sensortechnik. Aus dem Kreis dieses Netzwerks ist kürzlich das Positionspapier »Smart Ocean Technologies – Lösungen für eine verantwortungsvolle Nutzung der Meere« hervorgegangen. Darin werden unter anderem Potenziale für Industrie- und Forschungsprojekte aufgeführt: so zum Beispiel eine drahtlose Breitbandkommunikation über große Entfernungen, zuverlässig über lange Zeit im Wasser funktionierende Fahrzeuge oder flächendeckender Zugang zu Energie. Darüber hinaus präsentiert das Papier verschiedene Handlungsempfehlungen wie eine intensivierte Forschung und Entwicklung im Bereich der Unterwassertechnik, den Ausbau von Test- und Erprobungsmöglichkeiten, eine europäische Partnerschaft für den Tiefseebergbau und die Einführung internationaler Standards für Unterwassermissionen. Das Fazit der Forscher: »Nehmen die deutsche Industrie und die deutsche Forschungslandschaft gemeinsam die Herausforderungen, die mit der zunehmenden Ozean-Nutzung einhergehen an, besteht die reale Chance, in diesem Wachstumsmarkt einen langfristigen Wettbewerbsvorteil erringen zu können.« n How can the use and protection of the seas be reconciled in a sustainable way? The »Ocean Technology Campus«, which is being established in Rostock, intends to provide answers. The centrepiece will be an underwater test field. »The use of the oceans always means an encroachment on nature, but this can be done either way,« emphasizes IGD site manager Uwe Freiherr von Lukas. »Our aim is to significantly increase this compatibility, and research and development can make a major contribution in this respect. The potential of the world’s oceans should be exploited to a greater extent. The importance of maritime technologies will continue to grow.« Further information: redaktion@hansa-online.de © Fraunhofer IGD HANSA International Maritime Journal 12 | 2019 53

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