Aufrufe
vor 2 Jahren

HANSA 12-2019

  • Text
  • Hansaplus
  • Maritime
  • Hansa
  • Schiffe
  • Hamburg
  • Deutschen
  • Reederei
  • Shipping
  • Deutsche
  • Ships
  • Flotte
Meerestechnik für DIamanten | Offshore-Neubau für Bernhard Schulte | LNG-Antriebe & -Terminals | Versicherungssteuer | Snapshot HANSA-Forum | Reedereistandort Deutschland

Schiffstechnik | Ship

Schiffstechnik | Ship Technology »Jeder lebt in seiner proprietären Welt« Schiffseffizienz wird im Zuge der Bemühungen um mehr Umweltschutz und Kostenreduktion immer größer geschrieben. Alle möglichen Parameter zu messen und einzeln zu optimieren, ist aber noch lange nicht die Lösung. Von Felix Selzer Während aktuelle große Themen in der Schifffahrt wie neue Abgasvorschriften eher ohne große Auswirkungen an der Messtechnikbranche vorbeigehen, dürfte ein anderes Thema in den nächsten Jahren größten Einfluss haben. Die Digitalisierung scheint mittlerweile als »Buzz Word« schon stark abgenutzt und ist angesichts des schleppenden Fortschritts in vielen Bereich doch brandaktuell. Auch in der maritimen Messtechnik. Die Herausforderung bestehe darin, »gegenwärtig isolierte Systeme und Datensilos an Bord aufzubrechen und eine übergreifende, offene und auf performanten Datenaustausch ausgerichtete IT-Architektur einzurichten«, heißt es beispielsweise im kürzlich veröffentlichten Whitepaper »Ship Operation 4.0« der Schiffbautechnischen Gesellschaft (STG) und des Fraunhofer CML zur datenbasierten Effizienzsteigerung des Schiffsbetriebs. Auf dem Weg zur Vision eines vollständig automatisierten Datenaustauschs über eine schiffsseitige M2M (Machineto-Machine)-Kommunikationsplattform seien Zwischenstufen wie ein schnittstellenbasierter Datenaustausch zwischen sich ergänzenden Systemen oder eine Verbindung von Maschinen und Anlagen über das zentrale Bordnetzwerk zu sehen. »In dem Bereich wird sich in Zukunft eine Menge abspielen«, bestätigt Andrea Grün, Leiterin des STG-Fachausschusses Informationstechnologie, Messtechnik und Automation. Die einzelnen Systeme produzieren bereits heute große Datenmengen. Aber wie soll man damit umgehen? Wie kann man Messdaten im Sinne einer ganzheitlichen Schiffseffizienz nutzen? Grün spricht von intelligenten Analysetools, um die Daten auszuwerten. Viele Firmen versuchten derzeit, die digital abgreifbaren Messinformationen und Verbrauchsdaten um Analysetools zu ergänzen, um den Eignern oder Betreibern der Schiffe einen Mehrwert bieten zu können. »Das ist im Augenblick Frohe Weihnachten und ein erfolgreiches neues Jahr. 38 HANSA International Maritime Journal 12 | 2019

Schiffstechnik | Ship Technology © Selzer Digitale Daten generieren schon viele Systeme. Diese Daten aber über Schnittstellen für eine ganzheitliche Optimierung zu nutzen, ist noch ein Problem das Nonplusultra, das versucht jetzt jeder«, sagt Grün. Das Problem sei aber immer noch, dass es sich größtenteils um Einzellösungen handle. »Man geht nicht in die Kopplung unterschiedlicher Systeme. Jeder versucht im Schiffbau seine eigenen Daten und Softwarelösungen möglichst nicht zu transparent nach außen zu geben. Ein bisschen gemauert wird da schon, muss man sagen«, berichtet sie. »Es gibt schon Ideen, auch andere auf die Daten zugreifen zu lassen, die Flaute im Schiffbau stärkt aber derzeit eher das Konkurrenzdenken.« Bisher ist zu beobachten, dass es meist nur dann Bewegung bei dem Thema gibt, wenn der Gesetzgeber Vorschriften macht oder der Auftraggeber Geld sparen kann. Grün führt den Voyage Data Recorder (VDR) als Beispiel an, der verschiedenste Sensordaten an Bord eines Schiffes sammelt uns speichert. Die Begeisterung in der Branche habe sich in Grenzen gehalten, sagt die Fachausschussleiterin, »aber da war der Gesetzgeber dahinter und es mussten einfach Schnittstellen geschaffen werden.« Der Ball liege jetzt also bei den Klassifikationsgesellschaften und Flaggenstaaten. Allerdings fehle hier teils auch noch Expertise, was übergeordnete Netzwerke angehe, zudem gebe es noch immer zu wenig gesamtheitliche Betrachtung und große Unklarheit bei Fragen der Verantwortlichkeit bei Ausfällen von Teilen in einem vernetzten System. Möglicherweise ein Argument für Systemanbieter, bei denen man alles oder zumindest vieles aus einer Hand bekommt? Zumindest sinkt so die Zahl der benötigten Schnittstellen. Ein Problem für kleinere Anbieter durch große, die integrierte Lösungen anbieten, sieht die Experten daher aber nicht – eher im Gegenteil. »Die Großen haben vor allem Interesse, große Lösungen zu verkaufen. Dazu ist das maritime Geschäft nicht stetig genug. Zudem braucht man das Fachwissen«, sagt sie. Die Nischenanbieter müssten einfach irgendwann Schnittstellen entwickeln. »Heute lebt noch jeder in seiner proprietären Welt, macht sein eigenes Protokoll und will keinen reinlassen. Das ist der größte Schritt, die Daten auch für die Auswertung durch andere zu öffnen. Im Augenblick sehe ich das aber noch nicht«, resümiert Grün. Das Problembewusstsein sei da, man diskutiere das im STG-Fachausschuss. Bei der Frage nach der Lösung zuckten dann aber doch noch viele mit den Schultern. Nicht zuletzt generieren ja alle Anbieter ihr Geschäft genau daraus, ein spezielles Produkt anzubieten. Das will man der Konkurrenz nicht preisgeben, insbesondere angesichts des Drucks aus Asien n RINA Germany Head Office Coffee Plaza, Am Sandtorpark 4 20457 Hamburg | Germany HANSA International Maritime Journal 12 | 2019 39

HANSA Magazine

HANSA Magazine

Hansa News Headlines