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HANSA 12-2018

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Schifffahrt | Shipping

Schifffahrt | Shipping Autonome »Tesla of the Seas«: Das weltweit erste vollelektrische und autonome Schiff wird sind noch einige Fragen zu klären. Es geht um »Größe« des Projekts. Doch in Norwegen Der Blick schweift aus 110 m Höhe vom Dach der Düngemittelfabrik – einst immerhin das höchste Gebäude Norwegens – über den Frierfjord. Früh am Tag teilen sich in malerischer Küstenkulisse noch die herbstliche Sonne und der morgendliche Dunst die meteorologische Oberhand über das Industriegelände des Yara-Konzerns. Wechselt der Betrachter die Blickrichtung, sieht er eine große Baustelle in Südnorwegen, Tonnen von Schutt und schweres Gerät, direkt an der Wasserkante. Beim autonomelektrischen Projekt »Yara Birkeland« ist vieles eine Frage des Blickwinkels. Doch dazu später mehr. Fast schade, so könnte man mit dem Blick eines Seemanns denken, dass hier kein neuer Job entsteht, obwohl und wenn das mindestens so ehrgeizige wie innovative Schiffsprojekt »Yara Birkeland« hier realisiert werden wird. Denn das ausgeklügelte Logistikkonzept sieht keine Besatzung vor. Vielmehr soll der Hauptbestandteil ein vollelektrisches, autonom fahrendes Containerschiff sein – das erste seiner Art überhaupt, und zwar weltweit. Soviel ist in der Schifffahrtsgemeinde mithin bekannt, die PR-Maschinerie läuft seit zwei Jahren auf Hochtouren. Keine Messe, kaum eine Branchenkonferenz ohne das Projekt, das der Düngemittelkonzern aufgesetzt hat. Dafür hat er sich sukzessive Partner mit großen Namen gesucht. Für die Systeme an Bord des 120 TEU-Frachters zeichnet das ebenfalls norwegische Unternehmen Kongsberg verantwortlich, für die Abläufe an Land – auch der Umschlag soll autonom ablaufen – hat man sich die Expertise von Kalmar aus der finnischen Cargotec-Gruppe gesichert. Auch der norwegische Staat mischt kräftig mit, treibt das Projekt mit Millionen an Fördermitteln voran. Ganz nebenbei ist er auch noch Mehrheitseigner des Rüstungs- und Technologiekonzerns Kongsberg – wie passend. Ministerpräsidentin Erna Solberg von der konservativen Høyre-Partei ließ es sich nicht nehmen, bei der Auftragsvergabe persönlich dabei zu sein. Sowohl Yara als auch der Staat greifen tief in die Tasche, um sich als Vorreiter der autonomen und elektrischen Schifffahrt zu positionieren. Allein der Auftragswert für das Schiff liegt bei 250 Mio. NOK (rund 26 Mio. €). Die Regierung öffnet ihre vom Offshore-Öl-Markt gut gefüllten Taschen und stellt 133 Mio. NOK zur Verfügung, also knapp die Hälfte des Schiffswerts. Der Name »Yara Birkeland« – zuweilen hört man den Spitznamen »Tesla of the Seas« – ist in der Branche zu einem ste- 36 HANSA International Maritime Journal – 155. Jahrgang – 2018 – Nr. 12

Schifffahrt | Shipping Offene Fragen, aber klarer Blick am Fjord mit Spannung erwartet. Der Bau soll in diesen Tagen starten, doch vor einer Realisierung Regularien,Technologien und den Zeitplan. Ein genauer Blick vor Ort offenbart die relative ist man optimistisch, auch dank großer staatlicher Unterstützung. Von Michael Meyer henden Begriff geworden. Nicht zu Unrecht, denn das Projekt ist tatsächlich innovativ und vielversprechend, zudem wird es mit hohem Tempo vorangetrieben. Erst vor zwei Jahren war die Idee geboren worden, als der Yara-Mitarbeiter Bjørn Tore Orvik über eine bessere Umwelteffizienz der Konzernlogistik sinnierte und bei Kongsberg eine erste Meinung einholte – eine überaus positive. Blickt er vom Yara-Tower auf den Frierfjord, sieht er weder die offenen Fragen noch die Baustelle, sondern vor allem das Potenzial für Innovationen und ein neues Schiff. Die Beteiligten profitieren von dem in einigen Teilen Skandinaviens kultivierten Kooperationsgedanken. Die Norweger beschreiben es in englischer Sprache als »collaboration«, was sogar eine stärkere ökonomische Konnotation als »cooperation« hat, jedoch weniger negativ belastet ist wie etwa in der deutschen Sprache. Man zieht an einem Strang, sobald man sich gefunden hat. Aber um es vorwegzunehmen: Dies ist keine, vor allem keine vergleichende, Geschichte über die Cluster-Kultur. Auch wenn die norwegische Struktur zweifellos nützlich ist. Das Argument der Kooperation dient hier vor allem als Erläuterung für den Optimismus, auf den noch zu sprechen kommen wird. Technische Daten »Yara Birkeland« Typ: Open Hatch Container Feeder Bauwerft: Vard (Braila/Rumänien und Brevik/Norwegen) Preis: rd. 26 Mio. € Einsatzgebiet Von Porsgrunn nach Larvik (27 sm) und Brevik (7,5 sm) Länge/Breite/ 80 m/12 m Tiefgang 6,2 m Eco Speed 6-7 kn Max. Speed 13 kn Tragfähigkeit 3.200 t Kapazität 120 TEU Antrieb Azipull pods: 2 x 900 kW Tunnel Thruster: 2 x 700 kW Batterie-Kapazität: 6,8 MWh Autonome Schiffstechnik: Kongsberg Autonome Hafentechnik: Kalmar © Meyer Das neueste Modell der »Yara Birkeland« wird im Hortenfjord getestet HANSA International Maritime Journal – 155. Jahrgang – 2018 – Nr. 12 37

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