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HANSA 12-2017

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Schifffahrt | Shipping

Schifffahrt | Shipping Wo bleibt die digitale Revolution? Die Digitalisierung ist überall ein großes Thema, von tiefgreifendem Wandel auch für die Containerschifffahrt ist die Rede. Aber wie wirkt sich der Trend bisher tatsächlich in den Logistikketten aus? 38 HANSA International Maritime Journal – 154. Jahrgang – 2017 – Nr. 12

Schifffahrt | Shipping Dass die Digitalisierung nicht nur in der Schiffstechnik Einzug hält, sondern auch logistische Prozesse verändert, ist unstrittig. An Land sind längst viele Akteure mit traditionellen Geschäftsmodellen von neuen Wettbewerbern aus der digitalen Welt überrollt worden. Amazon ist sicher eines der bekanntesten Beispiele für die Internetgiganten, die sich immer weiter neue Geschäftsfelder erschließen und dabei ihre ohnehin schon breite Aufstellung nutzen. Doch während auch in der Schifffahrt und Containerlogistik viele Akteure ihre Anstrengungen verstärken, Teile ihres Geschäfts zu digitalisieren, ist es noch unklar, ob das die Containerschifffahrt letztlich verändern wird, meinen Experten des Branchendienstes Alphaliner. Bisher zumindest scheint die digitale Revolution mehr Hype als Realität zu sein. Noch immer wird die Hälfte aller Containerbuchungen manuell vorgenommen, rund ein Drittel der Speditionsrechnungen wird wegen Fehlern beanstandet – und das trotz der Einführung von E-Commerce-Diensten in dem Sektor vor über 15 Jahren. Seitdem im Jahr 2000 die ersten Portale dieser Art für die Containerschifffahrt aufgekommen sind, lässt der tiefe Wandel in der Branche noch auf sich warten, Geschäftsmodelle haben sich nicht geändert. Die drei wichtigsten Multi-Carrier-Online-Plattformen INTTRA, GT Nexus und CargoSmart böten lediglich elementare Software-Dienstleistungen, um Frachtbuchungen, Sendungsanweisungen, Tracking, Exception Management und Reporting zu verwalten, so Alphaliner. Derweil sind verschiedene Versuche, neue E-Commerce-Plattformen einzuführen und einen digitalen Containermarktplatz zu schaffen, gefloppt, so beispielsweise youship.com von Maersk Line. 2008 an den Start gegangen, war es mit der Schifffahrtskrise wieder vorbei. Der Premium-Service war eine gute Idee, in Krisenzeiten aber vielen zu teuer. Selbst die kürzlich verkündeten Partnerschaften für Online-Buchungen von Alibaba mit Maersk, CMA CGM, ZIM, und Evergreen hätten trotz des zunächst großen Tamtams seit Ende 2016 nur geringe Volumen generiert, so die Analysten. Und auch um die Zusammenarbeit von Alibaba und CSCL is es schon wieder still geworden. Große Erwartungen und Spekulationen gibt es immer wieder um den E-Commerce-Riesen Amazon. Nach verstärkten Aktivitäten in den Bereichen Luftfracht und Straßenlogistik mit eigenem Equipment, hatte Amazon auch den Einstieg in die Schifffahrt angekündigt. Man will sich unabhängiger von Dritten machen. 2016 hatte das Handelsunternehmen in den USA eine NVOCC-Lizenz (Non-Vessel Operating Common Carrier of Cargo) für den China-USA-Handel erhalten. Damit kann der E-Commerce-Riese selbst als Seefrachtspediteur auftreten. Eine Revolution oder zumindest »Disruption« lässt aber auf sich warten, noch rollt Amazon das Feld im fragmentierten Logistikmarkt nicht auf, noch sind Speditionen nicht obsolet. Neue Start-Ups im Containermarkt schaffen es laut Branchenexperten zwar, hunderte Millionen Dollar an Investorenkapital anzuziehen. Auf eine Summe von 500 Mio. $ seit 2010 für Start- Ups, die sich mit der Containerschifffahrt befassen, kommt Alphaliner. Was Übernahmen schiffahrtsrelevanter Technologieunternehemen angeht, soll der Gesmatwert der Transaktionen längst über 1 Mrd. $ liegen. Keine Ideallösung gefunden Die zwar mittlerweile immer besser durchdachten Lösungen seien aber zu fragmentarisch und zu sehr auf Einzelprobleme bezogen, als dass sie einen tiefgreifenden Wandel bewirken könnten. Mal geht es um Frachtbörsen, mal um Sendungsverfolgung, Prognosen zum Ladungsaufkommen etc. Alle Initiativen beschäftigen sich durchaus mit wichtigen Problemfeldern, aber bisher gibt es keinen integrativen Ansatz. Dabei müsste die ganze Logistikkette angegangen werden, sowohl im operativen Bereich als auch bei Dokumentation, Information und Geldflüssen, um effektiv Ineffzienzen auszumerzen. Glaubt man den Analysten sind aber die Zahlen über die Ineffzienz im Containertransport, die die Grundlage für so viele neue Ansätze bilden, sehr wahrscheinlich aufgebauscht. Ein Hype um die Digitalisierung sollte daher vermieden werden. Stattdessen sollte man sich überlegen, welche Lösungen es für die gesamte Supply Chain geben könnte. RD Foto: Port of Los Angeles/HANSA HANSA International Maritime Journal – 154. Jahrgang – 2017 – Nr. 12 39

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