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HANSA 12-2017

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Schifffahrt | Shipping

Schifffahrt | Shipping »Jeder will seinen eigenen Simulator« Ob für die Brücke oder die Maschine, Simulatortraining wird zunehmend wichtiger. Die Herausforderungen für die Simulationsentwickler sind vielfältig, die Chancen für die Schifffahrt der Zukunft aber auch. Von Felix Selzer Foto: Felix Selzer 32 HANSA International Maritime Journal – 154. Jahrgang – 2017 – Nr. 12

Schifffahrt | Shipping Mit detailreichen Darstellungen und realistischen Oberflächen beeindrucken viele maritime Simulatoren. Heute spielt das Thema »Sicht« beim Verkauf von Simulatoren eine große Rolle, der Überwasserbereich soll gut aussehen. Aus der Welt der Computerspiele ist man verwöhnt, was virtuelle Darstellung angeht. »Für uns ist eigentlich spannender, was unter Wasser passiert. Sind die Tiefenangaben korrekt, sind die 3D-Stromdaten, die teilweise in der Praxis gar nicht vorliegen, richtig? Präzise Tiefenkarten sind sicher noch eine der Herausforderungen technischer Art«, sagt Thomas Jung, Professor im Studienbereich Nautik an der Hochschule Bremen und Leiter des Instituts für maritime Simulation (IfmS). Es sei heute kein Problem, die kritischen Seewege durch Simulatoren abzudecken, ob Bosporus oder Kadetrinne. Vor allem geht es hier um Revierfahrten, Lotsung in engeren Gewässern mit viel Verkehr. Das Problem sind für die Simulationsentwickler die Basisdaten, sie brauchen exakt vermessene Seekarten mit viel mehr Tiefenpunkten und Details als es die Karten an Bord leisten können. Am schwierigsten sei es, an die exakten Strömungsdaten zu kommen, meint der Fachmann. In Deutschland sei es umproblematisch, weil das Bundesamt für Wasserbau viele Daten zur Verfügung stellen könne, im Ausland werde es aber schwierig. »Wenn wir in Mombasa die Ansteuerung planen und die Lotsen zum trainieren hierher kommen, müssen wir das auf Erfahrungswerten und Diskussionen aufbauen.« Alles in allem komme man damit aber nah an die Realität. Eine Simulation sei eben nur eine Simulation, sagt Jung. Bei zu vielen Details würden die Modelle einfach zu komplex. »Man kann ein Schiff in der Hydrodynamik modellieren, wie es die Weser auf und ab fährt, inklusive Interaktionen mit dem Untergrund und anderen Schiffen. Aber wenn es an der Pier anlegt, gibt es auf einmal ganz andere Herausforderungen an die Rechenmodelle.« Wenn es beispielsweise um die Interaktion von Schiff und dem Schraubenwasser eine Schleppers geht, kommt man in Grenzbereiche. Um das in Echtzeit zu rechnen, sind kaum bezahlbare Rechenkapazitäten nötig. »Der letzte Meter bis zur Pier ist momentan der aufwändigste, den wir heute nicht zu 100% abbilden können.« Beim Erstellen einer Simulation ist das aber nur eine von vielen Herausforderungen. Eine andere ist die fehlende Standardisierung im Schiffau. Selbst Schwesterschiffe sind nicht völlig gleich gebaut, sie verhalten sich daher im Wasser letztlich unterschiedlich. Kommt beispielsweise ein neuer Mega-Carrier nach Bremerhaven, müssen die Lotsen zunächst im Simulator trainieren bevor sie die Schiffe anlegen. Denn die Neubauten haben andere Antriebe, schwächere Maschinen, Doppelschrauben, andere Ruder und Querstrahlruder. »Wir bauen dann Modelle auf Basis von Probefahrtdaten. Wir bekommen die Fahrdaten, die allerdings auch nur für einen bestimmten Beladungszustand geliefert, nämlich in Ballast. Dann wird mit Erfahrungswerten so lange an den Modellen gearbeitet, bis sie der Wirklichkeit sehr nahe kommen«, erklärt Jung. Nach dem Einsatz bekommen die Simulationsexperten von den Lotsen ein Feedback. »Zu 95% sind wir an der Wirklichkeit dran«, sagt Jung. Ohne Standardisierung werde es aber in Zukunft nicht gehen. So lange jede Brücke und jedes Radargerät anders aussehe, und sich die Hersteller sträubten Standards zu setzten, werde das schwierig. Simulatortraining im Trend Auch wenn die Kosten für ein Training im Simulator niedriger sind, zeigen sich deutliche Unterschiede in einzelnen Segmenten. Wer gut verdient, investiert auch stärker in moderne Aus- und Weiterbildung. Vor allem in der Passagierschifffahrt werden intensiv Trainings durchgeführt. Bei den verpflichtenden Kursen für Nautiker dienen vielfach die Pilotentrainings und Assessments der Luftfahrtindustrie als Vorbild. Kreuzfahrt-Gruppen wie Carnival oder Royal Caribbean bauen teils eigene Simulatorenzentren auf. In anderen Sektoren wie der Tankerschifffahrt sind die Treiber vor allem die Kunden, also die Oil Majors, die bestimmte Standards und Crew Trainings Abstract: »Everybody wants their own simulator« verlangen. Auch hier bauen einige Reedereien selbst Trainingszentren verstreut über die ganze Welt auf. »Natürlich baut man diese dann so, dass die Anreise jeweils kurz ist. Solche Zentren finden sich dann eben nicht unbedingt in Deutschland, sondern in Singapur, auf den Philippinen oder in Odessa«, sagt Jung. Betreiber können die Reedereien selbst, Tochterunternehmen oder unabhängige Provider sein. In der zurzeit von Kostendruck geplagten Container- und Bulk- Schifffahrt ist das Thema laut Jung noch nicht so ausgeprägt. »Ich rechne aber damit, dass es weiter kommen wird. Die IMO fordert ja über das STCW einen intensiveren Einsatz von Simulation. Das versuchen wir auch an der Hochschule Bremen entsprechend umzusetzen. Selbst zu erleben, zu sehen und zu spüren hat einen großen Trainingseffekt, das haben alle erkannt.« Für den Experten steht dabei die Frage nach der Qualität der Simulation im Vordergrund. Es gebe nur wenige, die Hochleistungssimulatoren bauen könnten, wie etwa Rheinmetall, Kongsberg oder Force. Es drängten aber viele günstige Anbieter in den Markt mit relativ simplen Simulatoren, die sich eher auf dem Niveau von Computerspielen bewegten, so Jung. »Die können in der Qualität nicht mithalten, sorgen aber dennoch für einen Preisdruck. Dieser Trend ist zu bemerken, jeder will seinen eigenen Simulator haben. Ob es Sinn macht oder nicht, das sei dahingestellt, aber es ist eben schick.« Virtuelle Realität Im Oktober war die Hochschule Bremen Gastgeber der diesjährigen Jahresversammlung des International Maritime Simulator Forum (IMSF). Die Bandbreite der diskutierten Themen erstreckte sich von Thema Human Factor bis hin zu speziellen technischen Lösungen im Bereich For nautical and engineering personnel, simulator training becomes increasingly important. Profitable and security-aware industry sectors such as cruise and tanker shipping embrace the the possibilities with company-owned simulator centres. Meanwhile, the challenges for simulation developers are manifold. Problems are the lack of standardisation in shipbuilding requiring new programs for every single ship. The data quality and availability, especially for depths and 3D currents, is still not satisfactory in many areas. While experts are sceptical regarding autonomous ships, they see the development auf automation features and Virtual Reality as an important playing field for the maritime simulation market. Further information: redaktion@hansa-online.de HANSA International Maritime Journal – 154. Jahrgang – 2017 – Nr. 12 33

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