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HANSA 11-2020

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Schifffahrt | Shipping

Schifffahrt | Shipping Die Speisekarte vom 5. November 1948 Die Welt zu Gast 72 Jahre Eisbeinessen in Hamburg Verlag Carl H. Dieckmann 90 Jahre Fachverlag in Hamburg © Oesterleystraße 16 22587 Hamburg Telefon (040) 36 98 74-0 chd@dieckmann-verlag.de Verlagsgründer Carl H. Dieckmann www.dieckmann-verlag.de Es begann zu Wasser – 1948 war ein besonderes Jahr für die nach dem Zweiten Weltkrieg brach liegende deutsche Schifffahrt. Die 110 verbliebenen Hamburger Schiffsmaklerfirmen durften endlich wieder Auslandsgeschäfte tätigen. Langsam nahmen immer mehr Schifffahrtslinien den Verkehr nach Hamburg wieder auf. Im Sommer wurde das generelle Verbot der Neuindienststellung aufgehoben. Es durften gesunkene Schiffe bis 1.500 BRT gehoben und instandgesetzt werden. Ab Ende 1948 schließlich erlaubte der Potsdamer Vertrag, dass Schiffe bis zu einer Vermessung von 1.500 BRT neu gebaut werden durften. Was lag näher, als den sich abzeichnenden Aufschwung bei einem Geschäftsessen zu feiern. Bruno Jansen, seit 1945 Geschäftsführer der Vereinigung Hamburger Schiffsmakler und Schiffsagenten e.V. lud die Geschäftsführer seiner Mitgliedsfirmen am 11. November zu einem für damalige Verhältnisse teuren, aber guten Essen ein. Auch das Lokal ließ am maritimen Touch nichts missen, lag doch das nach schweren Bombentreffern notdürftig reparierte MS »St. Louis« an den Altonaer Landungsbrücken und diente als Hotel und Restaurant. Das Schiff hatte da bereits eine Odyssee hinter sich. Die vorletzte Reise des 1928 beim Bremer Vulkan für die Hapag gebaute Schiff fand im Mai 1939 mit 937 deutschen Juden nach Kuba statt. Obwohl alle Passagiere gültige Papiere hatten, wurde ihnen die Einreise nach Havanna verweigert. Nach langen Verhandlungen ging es weiter in die Vereinigten Staaten, aber auch dort gab es keine Einreiseerlaubnis. Die »St. Louis« kehrte nach Antwerpen zurück, wo – nach langen Verhandlungen – eine Einigung erzielt werden konnte. CHD Die Welt zu Gast Anzeigen_120x220.indd 3 12.10.20 15:38 26 HANSA – International Maritime Journal 11 | 2020

Schifffahrt | Shipping Auf der »St. Louis« ging es los © VHBS Eine bewegte Historie In der Folge konnten die jüdischen Einwanderer das Schiff verlassen und sich über mehrere europäische Länder verteilen. Leider kam die Mehrheit der Einwanderer im Laufe des Krieges wieder unter die Herrschaft des Nazi-Regimes. Die letzte Fahrt der »St. Louis« führte von Hamburg über New York und Murmansk nach Kiel, wo sie von 1940 bis 1944 als Wohnschiff für die Marine eingesetzt wurde. Nach schweren Bombenangriffen und Beschädigungen kam sie 1946 nach Hamburg Der erste »Eisbein-Abend« wurde ein voller Erfolg, 110 Schiffsmakler taten sich gütlich am delikaten nordischen Vorgericht, Geflügelrahmsuppe, Seelachsschnitte vom Rost und Wiener Schnitzel mit Vierländer Gemüse. Nach dem gelungenen Abend war man sich einig. Das Essen sollte zur ständigen Einrichtung werden. Bereits zum 29. Oktober 1949 lud Jansen erneut ein. Diesmal in den Ratsweinkeller, und erstmalig wurde Eisbein oder wahlweise Kassler mit Sauerkraut, Erbsenpürree, Kartoffeln und Speckstippe gereicht. Man entschied sich für das deftig-norddeutsche Gericht, weil es dem Zeitgeist entsprach, denn die Zeit des Mangels war vorbei, die »Nouvelle Cuisine« noch unbekannt. Das inzwischen weltberühmte Eisbeinessen war geboren. Niemand konnte damals ahnen, welche Entwicklungen es einmal nehmen würde. Seit dem Zusammenschluss der Maklervereinigungen in Hamburg und Bremen zum Verein Hamburger und Bremer Schiffsmakler (VHBS) steht die Veranstaltung Mitgliedern aus beiden Städten offen. n HANSA – International Maritime Journal 11 | 2020 27

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