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HANSA 11-2019

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FINANZIERUNG | FINANCING

FINANZIERUNG | FINANCING Parallel braucht die NordLB dringend eine Kapitalspritze in Höhe von 3,5 Mrd. €, um die Auflagen von EU und Bankenaufsicht zu erfüllen und ihren Fortbestand zu sichern. Im Grundsatz haben sich die Länder Niedersachsen und Sachsen-Anhalt im April mit dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband auf die nötigen Maßnahmen verständigt. Final umgesetzt sind sie allerdings nicht. Die Neuausrichtung geht mit einer strikten Verkleinerung der Bank einher. 1.650 bis 1.850 Vollzeitstellen (heute: 5.500) sollen gestrichen werden. Deutsche Bank Als »Deutsche Shipping« war die schiffsfinanzierende Sparte der Deutschen Bank über viele Jahre eine feste Größe im Markt. Unabhängig von sonstigen Problemen und Querelen des größten deutschen Geldinstituts ist dieser Bankenbereich nur noch Geschichte. Zum Jahresende 2018 sei »ein Teil der bestehenden Risikovorsorge aufgelöst« worden, heißt es im Geschäftsbericht. Und weiter: »Über das Portfolio wird in Zukunft nicht mehr separat berichtet.« So steht zu vermuten, dass im Frühjahr 2019 letztmalig konkrete Zahlen kommuniziert wurden. Demnach seien die Forderungen aus dem Kreditgeschäft und Eventualverbindlichkeiten in der Branche »Shipping & other maritime« deutlich von 4,8 Mrd. € auf 3,3 Mrd. € reduziert worden. Auf die klassische Schiffsfinanzierung entfielen noch 2,2 Mrd. €, nachdem im Jahresverlauf rund 1,5 Mrd. € aus dem Portfolio genommen wurden. Der Verkauf eines Portfolios im Wert von 0,8 Mrd. € im Juli war dabei noch nicht einmal vollständig eingepreist. Käufer waren Oak Hill Advisors and Varde. Ein Komplettausstieg scheint nicht geplant. Das verbleibende Volumen zeige eine verbesserte Kreditqualität und sei zufriedenstellend diversifiziert, heißt es. Kreditportfolio Deutsche Bank (Mrd. €) 2010 2017 2018 Trend 5,2 3,7 2,2 • KfW IPEX Als Fels in der Brandung erweist sich einmal mehr die KfW IPEX. Mit zuletzt 14,3 Mrd. € hält sie ihr Portfolio nicht nur stabil – bei leicht wachsender Tendenz. Sie ist nach dem Rückzug von Commerzbank, NordLB und HSH/HCOB mittlerweile die mit Abstand größte und dank dem Neugeschäft in Höhe von 2,1 Mrd. € (Vorjahr 1 Mrd. €) allein im 1. Halbjahr 2019 auch die aktivste Bank im maritimen Sektor. Zu bedenken ist allerdings, dass die bundeseigene Förderbank für die Exportfinanzierung seit jeher eine Sonderstellung einnimmt, auf das gesamte maritime Cluster ausgerichtet ist und in ihrem Geschäftsmodell daher nicht mit anderen Schiffsbanken verglichen werden kann. So wurden zuletzt Projekte ausländischer Kunden wie Genting (Kreuzfahrtschiffe / MV Werften), Tallink (Fähre / Rauma Marine Constructions) oder für zwei Zementfrachter der Reederei Baltrader in China (Fujian Southeast Shipbuilding) wie auch die LNG-Neubauten von Aida Cruises (Meyer Werft) finanziert. Neben Neubauten steht auch die ökologische Umrüstung der Schifffahrt im Fokus, darunter der verstärkte Einsatz der LNG-Technologie. Der Finanzierungsanteil im Bereich »Green Finance« sei von 31% im Jahr 2010 auf inzwischen 43% gestiegen. Kreditportfolio KfW IPEX (Mrd. €) 2010 2017 2018 Trend 13,4 13,9 14,3 • Erst im vergangenen Jahr war die KfW als erste deutsche Bank der Initiative für »Responsible Ship Recycling Standards« beigetreten. Künftig soll eine Klausel zur umweltgerechten Verschrottung von Schiffen Teil der Kreditverträge werden. Zur Initiative gehören global operierende Banken wie ABN Amro, ING, Nordea, DNB, SEB sowie Export Credit Norway. Hamburg Commercial Bank »Totgesagte leben länger?« Das gilt wohl für die Hamburg Commercial Bank (HCOB). Nicht wenige hatten nach dem massiven Abbau des einst weltweit größten Schiffsportfolios von 42 Mrd. € und dem Verkauf der Landesbank Hamburgs und Schleswig-Holsteins an Cerberus, J.C. Flowers & Co das Aus für die Schiffsfinanzierung prophezeit. Es kam anders. Zwar lässt sich das heutige Kreditvolumen von 5,2 Mrd. € mit den einst »aufgeblähten« Rekordsummen nicht mehr vergleichen. Auch wurde die ehemalige HSH Nordbank mit Milliarden von Steuergeldern vor ihrem Verkauf von ihren Altlasten befreit – ein in dieser Dimension bis heute einmaliger Vorgang. Kreditportfolio HCOB (Mrd. €) 2010 2016 2018 Trend 32,5 17,0 5,2 • Doch seither zeigt sich die privatisierte Mittelstandsbank als ein stabiles Element in der erodierenden Bankenlandschaft. Und sie baut ihr Schifffahrtsgeschäft sogar wieder aus, wenn auch auf bescheidenem Niveau. Im 1. Halbjahr 2019 wurde Neugeschäft im Wert von 0,5 Mrd. € geschlossen. Bis Jahresende soll die Marke von 1 Mrd. € erreicht werden. »Wir sind froh, dass wir nicht wie andere aus der Schiffsfinanzierung ausgestiegen sind«, sagt HCOB-Vorstandschef Stefan Ermisch. Dies bleibe ein interessantes Geschäftsfeld, auch in der Nische. Man habe jetzt viel Qualität im Portfolio, das soll auch so bleiben. Neu im Fokus stehen außerdem »Vintage Ships«. Dabei geht es fum die Refinanzierung älterer Schiffe während der Restlebenszeit bis zur Verschrottung. Eine Nische, aber immerhin. Das Resultat sind positive Zahlen: Das Ergebnis vor Steuern lag nach sechs Monaten bei 111 Mio. € und damit deutlich höher als bei den weitaus größeren Segmenten Immobilien (Portfolio: 14,5 Mrd. € / 56 Mio. €) und Unternehmenskunden (12,9 Mrd. € / -12 Mio. €). »Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, aber wir kommen mit der Transformation zügig voran«, betont der Vorstandschef. Der große Aderlass steht aber noch aus: Derzeit gibt es noch 1.630 Beschäftigte, die Zahl soll bis 2022 um 42% auf 950 Vollzeitstellen abgebaut werden. DZ Bank / DVB Der nächste Ausstiegskandidat: die DVB Bank. Inzwischen gehört der Spezial- Transportfinanzierer in Gänze zum Mutterkonzern DZ Bank. Der Komplettverkauf der belasteten Geschäftsssparte war bereits beschlossene Sache, scheiterte jedoch am mangelnden Interesse möglicher Investoren vor allem an der Schiffsfi- 24 HANSA International Maritime Journal 11 | 2019

FINANZIERUNG | FINANCING nanzierung. Die Bereiche Land Transport Finance, Aviation sowie LogPay fanden dagegen Abnehmer, Derzeit heißt die Strategie »schrittweise Rückführung der Geschäftsaktivitäten«. So wurden die Forderungen gegenüber Reedereikunden von 11,9 Mrd. € (2016) knapp um die Hälfte auf zuletzt noch 6,9 Mrd. € (1. Halbjahr 2019) reduziert. Kreditportfolio DVB Bank (Mrd. €) 2010 2016 2018 Trend 10,3 11,9 6,9 • DEKA-Gruppe Eher überraschend hat die Deka-Gruppe ihr Kreditportfolio wieder ausgebaut. Das Volumen ist dank einem signifikanten Neugeschäft im ersten Halbjahr 2019 von 700 Mio. € auf 1,2 Mrd. € angewachsen. Das sogenannte Legacy- Portfolio, in dem vorwiegend Schiffskredite aus der Zeit vor 2010 gebündelt sind, sei hingegen planmäßig auf 0,2 Mrd. € reduziert worden (Ende 2018: 0,3 Mrd. €), heißt es. Der Anteil des Schiffsportfolios am Brutto-Kreditvolumen stieg infolge eines verstärkten Neugeschäft auf 0,9% (Ende 2018: 0,7%) an. Wegen des weiterhin schwierigen Marktumfelds werde das Schiffskreditportfolio aber kontinuierlich überwacht, schränkt die Deka ein. Kreditportfolio Deka (Mrd. €) 2008 2017 2018 Trend 3,5 0,7 1,2 • Ostfriesische Volksbank Mehr noch als die Deka ragt die Ostfriesische Volksbank (OVB) heraus. Während die ehemals milliardenschweren Schiffsbanken ihre Portfolios massiv abbauen, rüstet das Geldinstitut gegen den Trend auf. Die in Leer beheimatete Volksbank finanziert vorwiegend mittelständische Kunden in der Region Ems, seit der Übernahme der Volksbank Kehdingen auch im Alten Land. Das Kreditvolumen wuchs im vergangenen Jahr um beachtliche 15%. 306 Mio. € (2017: 255 Mio. €) sind direkt bei Reedereien in 270 Schiffen angelegt. Eines der Projekte war die Finanzierung einer Neubauserie von modernen MPP-Frachtern für Briese Schifffahrt. Dazu kommt Konsortialgeschäft von weiteren 300 Mio. €. Macht unter dem Strich gut 600 Mio. €. Kreditportfolio OVB (Mio. €) 2016 2017 2018 Trend 238 255 306 • Dabei war die Schiffsfinanzierung den Angaben zufolge einer der Treiber für das insgesamt positive Ergebnis der Volksbank mit einem Kreditbestand von insgesamt 1,64 Mrd. €. (+10,4%), einer Bilanzsumme von 2,15 Mrd. € (+12,5%) und einem Gewinn von 30 Mio. € (2017: 22 Mio. €). Auch im laufenden Jahr soll das Portfolio ausgebaut werden, heißt es bei der OVB. Angepeilt wird ein Wachstum »von mindestens 10%«. Fernziel ist eine Kreditsumme in der Schiffsfinanzierung von etwa 1 Mrd. $ einschließlich Konsortialgeschäft. n RÜCKGANG HÄLT AN Schiffsbanken verlieren 50 Mrd. $ Die Welthandelsflotte wächst, doch die Finanzierungsquellen haben sich erheblich verschoben. Im vergangenen Jahr stammten bereits 51,3 Mrd. $ aus Chinese Leasing, im Jahr zuvor waren es noch 47 Mrd. $. Der Anteil der klassischen Schiffsbanken nimmt global dagegen weiter ab. Zu diesem Ergebnis kommt das griechische Analysehaus Petrofin. Während die weltweite Flotte um gut 3% wuchs, habe der Banken-bezogene Index gegenüber dem Vorjahr um 13% abgenommen. Dies zeige sehr deutlich, dass immer mehr Finanzierungen aus Quellen außerhalb der traditionellen Banken stamme, heißt es bei Petrofin. Die global vergebene Kreditsumme der 40 größten Schiffsbanken sank 2018 erneut deutlich von zuletzt 354 Mrd. $ auf nur noch knapp über 300 Mrd. $ – das niedrigste Niveau der letzten zwölf Jahre. Und das Tempo beschleunigt sich – vor Jahresfrist war nur ein Rückgang um 10 Mrd. $ vermeldet worden. Vor allem in Europa sei der Abbaukurs durch die Bereinigung der Portfolios zu beobachten – das Volumen ging um 14% zurück. Im Vergleich zu 2010 ist der europäische Anteil am globalen Schiffsfinanzierungsmarkt von damals 83% auf jetzt nur noch 58,7% gesunken. n Gutes Recht erfahren Das Schifffahrts- und Transportrecht ist bei Ahlers & Vogel seit jeher zu Hause. An unseren Standorten in Hamburg und Leer bildet das Schifffahrtsrecht einen besonderen Schwerpunkt. Unsere Juristen sind als Rechtsanwälte und Schiedsrichter Spezialisten auf diesem Gebiet. Mit unserer langjährigen Erfahrung bieten wir für Ihre unterschiedlichsten Probleme zielgenaue, rechtssichere und praktikable Lösungen an. Durch kontinuierlichen Ausbau unseres Teams mit qualifizierten Kolleginnen und Kollegen beraten wir Sie bei der Vertragsgestaltung und natürlich auch in Streitfällen. National und international. Lernen Sie uns kennen! hamburg@ahlers-vogel.de bremen@ahlers-vogel.de leer@ahlers-vogel.de Tel.:+49 (40) 37 85 88-0 Tel.: +49 (421) 33 34-0 Tel.: +49 (491) 45 45 229-0 www.ahlers-vogel.de Rechtsanwälte PartG mbB Rechtsanwälte seit 1858 HANSA International Maritime Journal 11 | 2019 25

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