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HANSA 11-2018

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Finanzierung | Financing

Finanzierung | Financing Schiffsbanken am Scheideweg Chinesische Banken belegen die ersten beiden Plätze in der aktuellen Umfrage von Petrofin zur globalen Schiffsfinanzierung. Auch wenn das Kreditvolumen weltweit weiter sinkt, zuletzt um weitere 10 Mrd. $, scheint eine Bodenbildung erreicht, schreibt Krischan Förster Die Royal Bank of Scotland (RBS) war das erste Geldinstitut, das den Ausstieg aus der Schiffsfinanzierung verkündete, doch nirgendwo sonst lässt sich der Rückzug der klassischen schiffsfinanzierenden Banken besser beobachten als in Deutschland. Standen bei den maßgeblichen deutschen Banken im Jahr 2010 noch zusammen mehr als 120 Mrd. € (siehe Grafik) in den Büchern, waren es Ende vergangenen Jahr weit weniger als 50 Mrd. € – ein Rückgang um mehr als die die Hälfte innerhalb von sieben Jahren. Besonders rasant verlief der Abbau seit Ende 2015: In diesem Zeitraum sank die Summe aller Schiffskredite von knapp 82 Mrd. € auf nur noch 46,5 Mrd. €. Neugeschäft fand und findet allenfalls noch sporadisch statt. Die Commerzbank ist ihrem endgültigen Ausstieg aus der Schiffsfinanzierung bereits sehr nahe gekommen. Mit einem Portfolio von 23 Mrd. € (2009) war sie einst nach der HSH Nordbank der zweitgrößte Kreditgeber weltweit. Ende 2017 waren davon gerade noch 2,6 Mrd. € übrig, die Summe wurde im 1. Halbjahr 2018 noch einmal auf 1,4 Mrd. € halbiert. Die Deutsche Bank (2,5 Mrd. €), Deka (1,2 Mrd. €) und Helaba (0,4 Mrd. €) haben ihr Kreditvolumen soweit reduziert, dass es kaum noch ins Gewicht fällt. »Die Banken haben ihr Engagement durch aktives Portfolio-Management, Kreditrestrukturierungen, Forderungsverkäufe und Verbriefungen deutlich reduziert«, konstatiert auch Swen Metzler, Senior Credit Officer bei Moody’s. Die Geldinstitute hätten zudem erfolgreich eine bessere Kapitalabdeckung aufgebaut, um künftige Risiken abzufedern und seien damit wesentlich besser »ausbalanciert« als noch 2015. Schiffskredite stellten damit für das deutsche Bankensystem insgesamt kein wesentliches Risiko mehr dar, heißt es bei Moody’s. Allerdings sei die Qualität der Schiffskrediten nach wie vor schlecht. Moody›s schätzt, dass die Non-Performing-Loan- Quote (NPL) für alle deutschen Kreditbanken Ende 2017 noch bei rund 40% lag. Gleichzeitig habe sich aber auch der Gesamtdeckungsgrad, also die Ausfallabsicherung, auf 48 % gegenüber 44 % Ende 2015 erhöht. Die DVB Bank und die NordLB seien mit einer Verschuldungsquote von 9,8x bzw. 1,9x ihres Kernkapitals und ihrer starken Ausrichtung auf Schiffskredite weiter besonders gefährdet. Bank of China China Exim BNP Paribas KfW IPEX DnB Korea Exim Credit Agricole CIB Nordea DVB Bank (excl. Offshore) ABN Amro BTMU Credit Suisse NordLB (incl. BLB) Citibank SMBC China Development Bank ING SEB Danske Bank / Fokus Bank HSBC ICBC (excl. Leasing) Danish Ship Finance Bank of America Merril Lynch HSH Nordbank (Kernbank) Korea Development Bank Unicredit / HVB JBIC Societé General Deutsche Bank DBS Swedbank Piraeus Bank Commerzbank Commonwealth Bank of Australia National Bank of Greece Santander Alpha Bank CIT Group HSH AöR 2,75 2,60 2,50 2,44 2,25 2,23 2,00 1,64 4,10 4,00 4,00 3,70 3,50 3,50 7,00 6,50 6,00 5,56 5,50 5,00 5,00 9,04 8,50 11,60 11,00 10,50 10,00 15,00 14,60 14,23 13,50 13,40 13,00 12,70 Top 40 Lenders 2017 345 Mrd. $ Ende 2017 versus 396 Mrd. $ Ende 2015 Quelle: Petrofin / HANSA 17,50 17,00 16,80 16,64 16,20 28 HANSA International Maritime Journal – 155. Jahrgang – 2018 – Nr. 11

INTERNATIONAL MARITIME JOURNAL Finanzierung | Financing INTERNATIONAL MARITIME JOURNAL FORUM SCHIFFFAHRT FINANZIERUNG Abstract: Shipping banks review Another 10 bn $ has been removed from the portfolios of the top 40 banks over the last year. Compared to the previous year’s reduction of 42.5 bn, global loan exposures may be bottoming out now. Over the last year, the consistent downward trend especially of German banks has continued with a reduction from 120 bn € back in 2010 down to less than 50 bn at the end of 2017. While the Commerzbank is winding down its shipping business at rapid speed and the sale of HSH Nordbank has still to be completed, two other banks are still in trouble. For the first time, two Chinese banks top the market indicating the fundamental geographical shift taking place. Further information: redaktion@hansa-online.de Am größten war zuletzt der Einschnitt bei der HSH Nordbank, die vor zehn Jahren noch knapp 41 Mrd. € an Schiffskrediten in den Büchern hatte. Davon waren beim Verkauf an ein US-dominiertes Investorenkonsortium um Cerberus und J.C. Flowers gerade noch 5,5 Mrd. € in der »gesunden« Kernbank verblieben. Hinzu rechnen muss man ein weiteres Portfolio von 4,3 Mrd. € an »nonperforming loans« (NPL), das gesondert an die Käufer der Gesamtbank veräußert werden soll. Und nicht zu vergessen die noch 1,64 Mrd. € an ausschließlich »faulen« Krediten, die an die AöR Portfoliomanagement ausgelagert worden waren. Zusammengenommen sind es also noch etwa 14 Mrd. €, das entspricht in etwa einem Drittel des Spitzenwerts von 2008. Noch ist der Verkauf der HSH Nordbank nicht vollzogen. Nach der Zustimmung der Länder als Alt-Gesellschafter hatte zuletzt aber auch der Bundesverband deutscher Banken (BdB) der Aufnahme in das Einlagensicherungssystem ab 2022 zugestimmt. Im Gegenzug muss die dann privatisierte HSH aber harte Auflagen erfüllen, dazu gehören ein Mindest-Rating von mindestens »BBB+«, ausreichend Liquidität und ein tragfähiges Geschäftsmodell. Die Bankenaufsicht und die EU-Kommision müssen ebenfalls noch ihren Segen geben. Statt Ende September wird das sogenannte »Closing« nun erst für Ende des Jahres erwartet. Neben der HSH sind zwei weitere Banken, die sich auch in den Krisenjahren mit halbwegs stabilen Portfolios in der internationalen Spitzengruppe hielten, zunehmend ins Schlingern geraten – die NordLB und die DVB Bank. Um die Zukunft dieser beiden Banken ranken sich in diesem Jahr die »heißesten« Spekulationen. Investoren-Einstieg bei NordLB? Bei der NordLB ist von einem Kapitalbedarf in Höhe von 3 Mrd. € die Rede, um künftige Kreditrisiken abzufedern und die steigenden Vorgaben der Bankenaufsicht zu erfüllen. Nicht von ungefährt hat die Landesbank beim jüngsten Stresstest der europäischen Bankenaufsicht unter acht Geldinstituten am schlechtesten abgeschnitten. Fraglich ist nur, woher das Geld kommen soll – von Investoren, vom Land Niedersachsen oder doch von anderen Landesbanken? Fakt ist: Die NordLB hatte 2017 mit der Übernahme der Bremer Landesbank (BLB) ihre Lage nicht gerade verbessert. Denn zur Erbmasse gehörten »faule« Schiffskredite inklusive eines enormen Wertberichtigungsbedarfs. Mehr als zehn potenzielle Investoren sollen Anfang Oktober erste, noch unverbindliche Angebote für eine Beteiligung abgegeben haben, sechs sind dem Vernehmen nach noch übrig. Genannt werden immer wieder der US-Finanzinvestor Cerberus, der gemeinsam mit J.C. Flowers bereits den Zuschlag für die HSH Nordbank erhalten hatte, aber auch die US-Beteiligungsgesellschaft Apollo oder die Helaba (Landesbank Hessen-Thüringen), die selbst mit weniger als 0,5 Mrd. € im Portfolio allerdings ein sehr kleiner Player in der Schiffsfinanzierung ist. Eine »Bereinigung« des von der NordLB verwalteten Kreditbestands gilt allerdings als Voraussetzung für einen möglichen Einstieg eines öffentlichrechtlichen Instituts. Gerade die notleidenden Schiffsdarlehen hatten der NordLB einschließlich der Bremer Landesbank 2016 einen Rekordverlust von –2,9 Mrd. € eingebrockt. Die Bank will den Bestand an »problembehafteten« Krediten (non-performing loans – NPL) bis Ende 2019 auf unter 5 Mrd. € senken, Ende Juni waren es noch 7,7 Mrd. €, ein Jahr zuvor waren es noch 9,1 Mrd. €. Seit Jahresende 2015 wurde das Kreditvolumen bereits um 7,5 Mrd. € auf zuletzt noch 9,9 Mrd. € reduziert worden. So konnte mit Abschluss des 1. Halbjahres 2018 wieder Foto: Fotolia HANSA International Maritime Journal – 155. Jahrgang – 2018 – Nr. 11 29

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