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HANSA 11-2017

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Finanzierung | Financing

Finanzierung | Financing vorsorge erreichte 362 Mio. € (2016: 335 Mio. €). Zur Erinnerung: Die Commerzbank war noch 2009 mit 23 Mrd. € im Portfolio nach der HSH Nordbank der zweitgrößte Schiffsfinanzierer in Deutschland und global. Der endgültige Ausstieg soll bis spätestens 2020 vollzogen sein. Zuletzt gab das Frankfurter Geldhaus auch die Lizenz für das Geschäft mit Schiffspfandbriefen zurück. »Es ist nicht beabsichtigt, dieses Geschäft in Zukunft wieder aufzunehmen«, erklärte die Bank dazu. DVB Bank vor Verkauf? Fähren 1% Kreuzfahrtschiffe 2% Container 3% Autotransporter 3% Rohöltanker 15% Containerschiffe 16% Gastanker 12% Die DVB Bank, Spezialist für die Finanzierung im Transportsektor, war jahrelang ein Garant für Beständigkeit in der schiffsfinanzierenden Szene in Deutschland – mit einem stabilen Portfolio und einem jährlichen Neugeschäft in beachtlicher Größenordnung. Doch im vergangenen Jahr ist auch die Frankfurter Bank ins Schlingern geraten. Im ersten Halbjahr 2017 lag das Konzernergebnis vor Steuern bei –506,3 Mio. € (Vorjahr: +14,1 Mio. €). Bedingt durch den anhaltenden Wertberichtigungsbedarf für den Altbestand des Shipping Finance-Portfolio stieg die Summe aus Einzelwertberichtigungen, Portfolio-Wertberichtigungen und Rückstellungen im 1. Halbjahr 2017 gegenüber Ende 2016 von 633,1 Mio. € um 56,5 % auf knapp 1 Mrd. €. Das Schifffahrtsportfolio der DVB wurde im 1. Halbjahr 2017 um 900 Mio. € reduziert und lag zuletzt noch bei 11 Mrd. € – knapp 50% des gesamten Kreditvolumens (22 Mrd. €). Größtes Segment sind Tanker mit 48%, gefolgt von Bulkern (25%) und Containerschiffen (16%). Die Hälfte aller Kunden stammt aus Europa. Im Segment Offshore Finance kamen noch einmal Kredite im Wert von weiteren 2,1 Mrd. € hinzu. Die schlechten Zahlen riefen die Konzern-Mutter DZ Bank auf den Plan. Neben einer Kapitalspritze waren per Squeeze-out alle Minderheitsgesellschafter der DVB Bank herausgekauft und die 100%-Beteiligung übernommen worden. Ein mögliches Motiv: die Erleichterung künftiger Transaktionen. Marktgerüchten zufolge könnte das gesamte Schifffahrts-Portfolio veräußert werden. Die DVB habe externe Berater angeheuert, um den Wert der Schiffskredite zu prüfen, heißt es. Die DZ Bank habe ihrerseits die Boston Consulting Group ins Haus geholt. Bereits erfolgte Gespräche mit potenziellen Investoren seien wegen der unterschiedlichen Bewertung des Schifffahrts-Portfolios ergebnislos verlaufen, ist zu hören. Bulker 26% Produktentanker 11% Chemikalientanker 11% Deutsche Bank stabil Die Deutsche Bank hat nach dem ersten Halbjahr 2017 einen überraschend hohen Gewinn vermeldet. Das Schifffahrtsportfolio bleibt jedoch eine Belastung: Rund 5 Mrd. € für Schiffsfinanzierungen stehen dem Vernehmen nach noch in den Büchern, offzielle Zahlen werden nicht mehr veröffentlicht. Die Kreditsumme ist damit über die Jahre vergleichsweise stabil geblieben. Der Höchstwert lag 2012 bei von 6,4 Mrd. €. Das Portfolio sei diversifiziert über verschiedene Schiffstypen mit international diversifizierter Kundenstruktur und »weitestgehend besichert«, hieß es im Halbjahresbericht. Allerdings sei ein hoher Anteil des Portfolios mit »Sub-Investment Grade« bewertet – eine Folge der schwierigen Marktbedingungen. Die Wertberichtigungen im Kreditgeschäft beliefen sich im ersten Halbjahr 2017 auf 212 Mio. € und damit um 352 Mio. € oder 62% niedriger als im Vorjahreszeitraum. Dieser Rückgang resultierte aus einer besseren Performance im Segment CIB (Corporate & Investment Bank) einschließlich der Schiffsfinanzierung. Die CIB erzielte im 2. Quartal Erträge in Höhe von 3,6 Mrd. €, ein Rückgang von 704 Mio. € (16 %) gegenüber dem Vorjahr. Die Deckungsquote liegt bei 60%, drei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Fragezeichen hinter UniCredit Die UniCredit vor Ausstieg aus der Schiffsfinanzierung? Es brodelte kräftig in den vergangenen Monaten in der Gerüchteküche, dass die Liste der aktiven Schiffsbanken bald um einen wichtigen Namen kürzer sein könnte, Dann nämlich, wenn das aus Hamburg heraus gemanagte globale Schiffskreditgeschäft der UniCredit-Tochter HypoVereinsbank (HVB) abgestoßen werden könnte. Die Befürchtungen haben sich bislang nicht bestätigt. Weder vom deutschen Hauptsitz München noch aus der Konzernzentrale in Mailand wird die Entwicklung in diesem einst wichtigen Geschäftsfeld kommentiert. Die UniCredit steht aufgrund hoher Belastungen durch faule Kredite vor allem Italien unter Druck und gehörte zu den Schlusslichtern im EZB-Stresstest. Fakt ist: Das Schifffahrtsportfolio wird sukzessive immer weiter abgeschmolzen: Der Darlehensbestand wurde laut Marktdaten seit 2011 von gut 9 Mrd. € über 5,3 Mrd. (Ende 2015) auf zuletzt 4,7 Mrd. € abgeschmolzen. Aktuelle Portfolio-Zahlen werden nicht mehr genannt. Helaba macht »klar Schiff« Im Schiffskreditportfolio hat die Helaba, die Landesbank Hessens und Thüringens, nach 2015 auch 2016 noch einmal eine hohe Wertkorrektur vorgenommen. »Wir haben ›klar Schiff‹ gemacht und das Deck geschrubbt«, ließ der Vorstand verlauten. Auf ein 32 HANSA International Maritime Journal – 154. Jahrgang – 2017 – Nr. 11

Finanzierung | Financing Kreditportfolio von inzwischen deutlich weniger als 1 Mrd. € wurde noch einmal eine Risikovorsorge in Höhe von 262 Mio. € gebildet. Von den inzwischen verbliebenen 860 Mio. € risikobehafteten Schiffsfinanzierungen werden ca. 75 % als Problemkredit behandelt. Dieses Teilportfolio sei jedoch vollständig abgesichert. Aktuelle Portfolio-Zahlen werden nicht mehr genannt. DEKA halbiert Portfolio Die Deka-Gruppe, Wertpapierhaus und »Asset Manager« für die mehr als 400 deutschen Sparkassen, hat ihr Schifffahrtsportfolio im ersten Halbjahr 2017 halbiert. Das Volumen innerhalb des Segments Transportfinanzierung sank von 1,6 Mrd. € (Ende 2016) auf nur noch 0,8 Mrd. €. Bei Ausbruch der Schifffahrtskrise 2008 hatte die Deka noch 3,5 Mrd. € im Portfolio, 2015 waren es noch 1,8 Mrd. €. Das Ergebnis im vergangenen Jahr war vor allem durch hohe Einzelwertberichtigungen für Schiffsfinanzierungen belastet gewesen (–74,0 Mio. €), die vor 2010 abgeschlossen worden waren. Offenbar ein Grund, reinen Tisch zu machen und sich von Altlasten zu trennen. Der Risikovorsorgebedarf hatte im vergangenen Jahr noch einmal deutlich auf 210 Mio. € (2015: 80 Mio. €) zugenommen. Asset-Verwaltung bei Berenberg Bank Die Berenberg Bank, Deutschlands älteste Privatbank, zählte nie zu den klassischen schiffsfinanzierenden Banken. Eine »stand-alone Kreditfinanzierung« ist kein strategisches Produkt. Das Geldinstitut versteht sich vielmehr als Asset-Manager und Dienstleister im kundenbezogenen Bankgeschäft. Zuletzt hatte Berenberg allerdings mit zwei aufsehenerregenden Deals für Schlagzeilen gesorgt: Im Auftrag einer japanischen Investmentfirma wurden in zwei Schritten Teile des Portfolios der Royal Bank of Scotland (RBS) in Höhe von insgesamt 760 Mio. $ übernommen. Es handelt es sich dabei um »performing loans« für vorwiegende griechische Tanker- und Bulker-Schiffseigner. Die Kredite fließen zum einen in den Luxemburger »Berenberg Alternative Asset Fund«. Ein anderer Teil sei an Drittinvestoren vermittelt worden. Dabei fungierte die Privatbank als exklusiver Berater und kümmert sich um das laufende Management der Kredite. Insgesamt habe Berenberg in den vergangenen zwölf Monaten ein Volumen von etwa 1 Mrd. $ an Schiffskrediten bewegt. Das schließe eigene Portfolio-Käufe, vermittelte Kredite und das Asset-Management ein. Aktuelle Portfolio-Zahlen werden nicht genannt. OVB – erfolgreich in der Nische Die Ostfriesische Volksbank (OVB) in Leer verzeichnet bei Schiffsfinanzierungen gegen den Markttrend eine sehr gute Entwicklung. Die Krise in der maritimen Wirtschaft habe keine negativen Auswirkungen auf die Bilanz der Genossenschaftsbank. Im Gegenteil: »Wir sind gestärkt aus ihr hervorgegangen«, betonte Vorstandschef Holger Franz. Bedingt durch hohe Kredittilgungen und Schiffsverkäufe sei das Wachstum, trotz aktiven Neugeschäfts, »nur« moderat ausgefallen. Das Kreditvolumen stieg leicht um 1,9 % von 238 auf 242 Mio. €. Das Schifffahrtsportfolio der Genossenschaftsbank zeichne sich durch eine sehr gute Risikostruktur aus, heißt es. Altlasten gebe es nicht, daher sei auch keine außergewöhnliche Risikovorsorge nötig, heißt es bei der OVB. 300 250 200 150 100 50 0 Schifffahrtspor-olio der OVB in Mio. € 194 +22,6% +1,9% 238 242 2014 2015 2016 Quelle: OVB M.M. Warburg setzt auf Dienstleistung Auch die Privatbank M.M. Warburg & Co betrachtet die Kreditfinanzierung nicht als Stand-Alone-Produkt, sondern sieht sich vornehmlich als Dienstleister für die maritime Wirtschaft im In- und Ausland. Neben den klassischen Bank-Dienstleistungen (Zahlungsverkehr, Devisengeschäft) ist der Bereich Corporate Finance ein weiteres Standbein, um Reedereien bei der Suche nach Fremd- und Eigenkapital zu beraten oder Investoren beim Aufbau bzw. der Verwaltung eines Kreditportfolios zur Seite stehen. Für Bankkunden werde weiter Standard-Schiffstonnage finanziert, zunehmend auch im europäischen Ausland – unter anderem in Griechenland und Zypern. Aktuelle Portfolio-Zahlen werden nicht genannt. Abstract: Shipping banks under pressure The continuing weakness of global shipping markets will continue to exert pressure on the loan business of ship financing banks. According to Petrofin Bank Research, the share of European banks fell from 81.6% in 2011 to 61% in 2015 after many of them drastically reduced their exposure in shipping. Chinese and Asia based banks with a greater ability to raise capital, have managed to offset some of the missing credit capacity and raised their market share to 18% by doubling their portfolio. Further info: redaktion@hansa-online.de HANSA International Maritime Journal – 154. Jahrgang – 2017 – Nr. 11 33

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