SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY »KI ist kein Allheilmittel« Der »Maritime Future Summit« ist fester Bestandteil der SMM: In diesem Jahr wurde die »Digital & Security Stage« in Halle B6 zum Treffpunkt für die Gestaltung der Zukunft der maritimen Industrie Referenten aus einer Vielzahl von Unternehmen präsentierten neue Ideen und gaben einen Ausblick auf die kommenden Jahre. Getreu dem diesjährigen Motto »Smart is Green« stand der Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Optimierung der Schifffahrt und damit zur Einsparung von Kraftstoff und Geld im Mittelpunkt. Claus Ulrich Selbach, Geschäftsbereichsleiter der Hamburg Messe und Congress, begrüßte die Teilnehmer und Zuschauer, bevor er das Mikrofon an HANSA-Chefredakteur Krischan Förster übergab. Förster und DNV Senior Project Manager Volker Bertram moderierten in bewährter Formation die drei hochkarätig besetzten Panels. In den mit großer Aufmerksamkeit vom Publikum verfolgten Sessions machten die Redner zwei Dinge deutlich: KI wird bleiben, aber sie ist nicht die Lösung für alle Probleme der Branche. v.l.: Krischan Förster, Dmitriy Ponkratov (Siemens), Thomas Hildebrandt (Numeca), Zhao Bingqian (CCS) and Volker Bertram © Westerkamp 20 Sekunden vs. 100 Stunden Die drei Sessions des Maritime Future Summit waren gut besucht Dmitriy Ponkratov, Director R&D Maritime bei Siemens Digital Industries, betonte die Möglichkeiten von »Digital Twins«. Indem sie den traditionellen Schiffsentwurfszyklus durch eine »Konvergenz« ersetzt, ermöglicht diese Technologie den gleichzeitigen Zugriff auf alle Komponenten und deren Optimierung. Thomas Hildebrandt, Gründer und Senior Consultant bei Numeca, bezeichnete KI als »Game Changer« und nannte ein praktisches Beispiel für die Propelleroptimierung. Während die herkömmliche numerische Strömungsmechanik (CFD) bis zu 100 Stunden benötigt, um einen verlässlichen Datensatz zu erhalten, kann eine KI, die mit echten Daten gefüttert wird und CFD-Simulationen durchführt, in weniger als einer halben Minute fast das gleiche Ergebnis erzielen. »Das ist gut genug«, sagte Hildebrandt, »aber viel schneller.« Weitere Möglichkeiten wurden von Noah Silberschmidt, CEO von Silverstream, vorgestellt, der 5 bis 10 % Treibstoffeinsparungen durch den Einsatz intelligenter Luftschmierung versprach, und Aviv Melman, CBO von NakAI Robotics, der die Vorteile der Reinigung des Schiffsrumpfs während des Transports durch intelligente Drohnen erläuterte – mit dem Potenzial, 1 Mrd. $ an Bunkerkosten pro Jahr in der gesamten Branche einzusparen. Helle Ertsas, Global Category Manager Hull Skating bei Jotun, präsentierte, wie KI in der Lage ist, das Rumpfmanagement eines Schiffes zu optimieren und die Leistung und Arbeitseffizienz erheblich zu steigern. Sie sagte: »Der Weg zu einer erfolgreichen KI-Anwendung [mit dem HullSkater] erforderte die Bündelung von Fachwissen mit mehreren Partnern [wie Kongsberg] und einige Lernstunden. Wir sind immer noch dabei, zu lernen und zu verfeinern.« Astrid Rusas Kristoffersen, DNV- Direktorin für Forschung und Entwicklung, konzentrierte sich auf die Frage, wie KI für die Dekarbonisierung genutzt wer- 48 HANSA – International Maritime Journal 10 | 2024
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY den kann. Sie fügte hinzu: »Es geht nicht nur um Technologie, es geht auch um Menschen und Verantwortung.« Für Arcsilea nahm Amy Parkes am Future Summit teil und sprach darüber, wie man KI gerade nicht einsetzen sollte. Sie betonte: »›Garbage in, garbage out‹ gilt auch für KI, wenn die Daten wirklich alle falsch sind. Aber wenn nur einige Daten schlecht sind, können intelligente Filter und einige Techniken des maschinellen Lernens angewandt werden, um dennoch nützliche Trends zu erhalten.« Casimir Morobé, CEO von Toqua, präsentierte Lösungen für den Umgang mit den enormen Datenmengen, die Unternehmen mittlerweile anhäufen. v.l.: Astrid R. Kristoffersen (DNV), Amy Parkes (Arcsilea), Helle Ertsås (Jotun) Technologie mit Grenzen Bingqian Zhao, Senior Executive bei der China Classification Socieety (CCS), bezeichnete KI als »mächtiges Gehirn für die Zukunft der Schifffahrt«, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass die Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit und der Zuverlässigkeit der Algorithmen in Zukunft berücksichtigt werden müssen. Auf die Frage von Bertram nach den Grenzen der KI gab Zhao zu bedenken, dass sie nicht die Lösung für alles sei. Ponkratov warnte vor dem magischen »Allheilmittel« und wies darauf hin, dass die neue Technologie in geeigneten Bereichen eingesetzt werden müsse. Schließlich kann eine Maschine nur so intelligent sein wie die Daten, mit denen sie gefüttert wird. Oder, wie Silberschmidt es wortgewandt ausdrückte: »Garbage in, garbage out«. JW NACHHALTIG ZUKUNFT GESTALTEN WAGO bietet Lösungen für Ihre nachhaltigen Zukunftsprojekte. Bewährt in Hybridkonzepten oder für HANSA – International Maritime Journal 10 | 2024 www.wago.com/marine 49
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