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HANSA 10-2022

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VERSICHERUNGEN |

VERSICHERUNGEN | INSURANCE Eine Gemeinschaft über Jahrhunderte Der Verein Hanseatischer Transportversicherer (VHT) blickt auf 225 Jahre seit Gründung des Vorläufers, des Vereins Hamburger Assecuradeure, zurück. Die zentrale Schadenbearbeitung bleibt für ihn ein wichtiger Faktor im Wettbewerb mit anderen Seekaskomärkten An hochseefähige Dampfschiffe war noch nicht zu denken, für die »moderne« Nachrichtenübertragung gab es gerade erst regelmäßige Postverbindungen durch ganz Europa, und in Frankreich hatte der Aufstieg eines gewissen Napoleon Bonaparte begonnen. Wie die Welt zu der Zeit aussah, als lokale Seeversicherer den Verein Hamburger Assecuradeure (VHA) ins Leben riefen, kann man nur in Geschichtsbüchern nachwälzen. Dieses Jahr wird 225-jähriges Bestehen gefeiert. Der Jubilar trägt inzwischen einen anderen Namen. Seit seinem Zusammenschluss mit dem zwei Jahrzehnte jüngeren Verein Bremer Seeversicherer (VBS) im Jahr 2000 nennt er sich Verein Hanseatischer Transportversicherer (VHT). Dem Stolz auf seine Hamburger Wurzeln tut das keinen Abbruch. Selbst in einer traditionsreichen Branche wie der Schifffahrt, mit der die Transportversicherer geradezu symbiotisch verbunden sind, gibt es kaum Firmen oder Institutionen in Deutschland, die auf eine vergleichbar lange Geschichte zurückblicken können. Im Alleingang nahezu unmöglich Die Idee, seine Kräfte zu bündeln und Interessen gemeinsam zu vertreten, reicht in der Seeversicherung sehr weit zurück, auf jeden Fall ins Mittelalter, teils sogar bis in Jubiläumsfeier auf der »Rickmer Rickmers« in Hamburg die Antike. Man kann sagen, es liegt in der Natur der Sache. Im Alleingang wäre das Geschäft nahezu unmöglich. Da sind zum einen die gewaltigen Werte, die auf dem Spiel stehen, und zum anderen vielfältige Gefahren mit daraus resultierenden Schadenbildern, die an Komplexität kaum zu überbieten sind. Beherrschbar und wirtschaftlich wird das Geschäft dadurch, dass man Risiken und Kosten teilt. Mit der Gründung des Vereins 1797 in Hamburg fand dies seinen organisatorischen Ausdruck in der bis dahin klarsten Form, zuvor hatte es nur lose Verabredungen zwischen Marktteilnehmern gegeben. Der Druck zum Handeln war zu diesem Zeitpunkt aufgrund der äußeren Umstände besonders hoch. Es war die Zeit der Kontinentalsperre, englische Kriegsschiffe blockierten die Seewege nach Frankreich und brachten immer wieder auch Hamburger Schiffe auf hoher See auf. Nicht selten wurden Waren beschlagnahmt. Die Zeichnung von Seeversicherungsrisiken wurde dadurch immer unkalkulierbarer. Hinzu kommt, dass die Akteure damals keine so großen Sicherheitspolster hatten wie heute. Assecuradeure waren private © VHT 16 HANSA – International Maritime Journal 10 | 2022

VERSICHERUNGEN | INSURANCE Kaufleute, die mit ihrem eigenen Vermögen für Schäden hafteten. Erst später mit dem weiteren Anwachsen der Versicherungssummen und dem Einstieg binnenländischer Versicherungsgesellschaften entwickelten sie sich zu Bevollmächtigten anderer Risikoträger, die in fremdem Interesse handeln. Sinn und Zweck des Vereins war anfangs in erster Linie der Informationsaustausch. In Eintragungen aus dem Jahr 1808 werden die Aufgaben umrissen: »Mitteilung der da und dort erhaltenen Nachrichten von Vorfällen und Ereignissen, die das Geschäft angehen« sowie die »unterhaltende freundschaftliche Beredung über manche vorkommende Fälle, die auf den Gang des Geschäftes einwirken, oder durch Austausch der Meinungen darüber, denselben nützlich werden können.« In diesem Zusammenhang bildete auch die Vereinheitlichung der noch stark fragmentierten Versicherungsbedingungen ein wichtiges Betätigungsfeld. Den gemeinsamen Anstrengungen des VHA und der Hamburger Handelskammer war es zu verdanken, dass es ab 1867 die Allgemeinen Deutschen Seeversicherungsbedingungen gab, die auch heute in den weiterentwickelten Musterbedingungen für Seekasko (DTV-ADS 2009) nachwirken. »Mitteilung der da und dort erhaltenen Nachrichten, sowie die unterhaltende Beredung über Fälle, die auf den Gang des Geschäftes einwirken, oder durch Austausch der Meinungen darüber, denselben nützlich werden können.« Eintrag aus dem Jahr 1808 über Sinn und Zweck des Vereins Pionierarbeit leistete der Verein gerade in der Anfangszeit in Marktbereichen, die für die Versicherer zwar relevant waren, aber streng genommen nicht in ihren Verantwortungsbereich gehörten. Es kümmerte sich ja niemand anders darum. So stand fast während der gesamten ersten 100 Jahre die Klassifikation von Schiffen im Vordergrund. Der VHA richtete ein erstes deutsches Register mit vier Kategorien nach englischem Vorbild ein, um die Risiken im Geschäft überschaubar zu machen, beschäftigte seinen eigenen Schiffsbesichtiger dafür. Erst mit der Bildung nationaler Klassifikationsgesellschaften in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde dieses Arbeit überflüssig. Parallel dazu unternahm der Verein eigene Anstrengungen im Bergungswesen, das zu diesem Zeitpunkt noch nicht professionell organisiert war, sondern auf Hilfeleistung von anderen Schiffen, Fischern und Küstengemeinden basierte – nicht immer uneigennützig. 1857 wurde eine eigene Dampfschifffahrtsgesellschaft gegründet und ein eiserner Bugsierdampfer für 110.750 Bancomark bei der Reiherstieg Werft bestellt, der in der Elbmündung und auf der Elbe eingesetzt wurde. Das auf den Namen »Assecuradeur« getaufte Schiff tat bis 1873 seinen Dienst, wurde dann verkauft. MARITIME INDUSTRY Herzlichen Glückwunsch dem VHT zum 225-jährigen Jubiläum. Wir bedanken uns für die jahrzehntelange gute Zusammenarbeit und wünschen dem VHT weiterhin viel Erfolg in der Zukunft! asd-law.com HANSA – International Maritime Journal 10 | 2022 17

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