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HANSA 10-2021

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SCHIFFFAHRT | SHIPPING

SCHIFFFAHRT | SHIPPING Next port of call: WISTA tagt am Rothenbaum Zum vierten Mal lädt die Women’s International Shipping & Trading Association zu einer Konferenz nach Hamburg ein. Claudia Ohlmeier spricht im HANSA-Interview über organisatorische Hürden, das Wesen von WISTA, aktuelle Gender-Fragen und Trends Es laufen noch die letzten Vorbereitungen. In wenigen Tagen kommen vom 12. bis 15. Oktober in Hamburg internationale Teilnehmer und Gäste zur inzwischen 41. WISTA-Konferenz einschließlich Hauptversammlung zusammen. Neben dem Netzwerken wird ein hochkarätig besetztes Programm geboten, das unter dem Motto »Shipping 2021: Today’s actions for tomorrow’s business« Trends in der maritimen Industrie aufzeigen und einen Ausblick auf die Zukunft wagen will. Die HANSA sprach darüber mit Claudia Ohlmeier, hauptberuflich eine von wenigen weiblichen Führungskräften bei der Klassifikationsgesellschaft DNV, seit 2010 Mitglied und seit 2018 als Präsidentin oberste Repräsentantin von WISTA Germany. HANSA: Frau Ohlmeier, wie sehr fiebern Sie dem Ereignis entgegen? Claudia Ohlmeier: Sehr. Die Vorbereitungen waren sehr intensiv und mit einer in Teilen sehr aufwendigen Organisation verbunden. Jetzt freuen wir uns auf das Wiedersehen mit vielen Gleichgesinnten aus aller Welt und eine spannende Konferenz. Die Themen und die Referentinnen, die wir gewinnen konnten, versprechen wegweisende Inhalte. Claudia Ohlmeier WISTA INTERNATIONAL WISTA Deutschland e.V. gehört mit den Ablegern in den Niederlanden und Großbritannien zu den Gründungsmitgliedern der seit 1974 bestehenden Women’s International Shipping & Trading Association (WISTA International), die es sich zur Aufgabe macht, weibliche Führungskräfte und Entscheidungsträger auf der ganzen Welt miteinander zu vernetzen. Sie zählt heute mehr als 3.800 Mitglieder aus allen Bereichen der maritimen Industrie. © privar Wenn man Sie fragt, wofür WISTA steht und warum es eine solche Vereinigung braucht, wie fällt Ihre Antwort aus? Ohlmeier: Für mich ist es eine Art Heimathafen. Wir kommen alle aus einer nach wie vor stark von Männern geprägten Branche. Im Studium war ich eine von vier Frauen unter 40 Männern und heute, im Beruf, nicht selten die einzige Frau bei Meetings unter Führungskräften. Man muss zunächst einmal wissen, wo noch andere Frauen sind. Es tut einfach gut, wenn man sich austauschen, Netzwerke aufbauen und sich gegebenenfalls unterstützen kann – gerade auch außerhalb der Unternehmen. Das war für mich jedenfalls die Motivation, 2010 einzutreten und vor drei Jahren auch als Präsidentin von WISTA Germany anzutreten. Und dieses Netzwerk funktioniert nur, wenn die Frauen unter sich bleiben? Ohlmeier: Aus genau diesem Grund ist WISTA entstanden und ist aus meiner Sicht leider noch immer nötig. Einige Rollenklischees halten sich bis heute hartnäckig in der Gesellschaft und erst recht in technischen Berufen oder in der sehr traditionsbewussten Schifffahrt. Daraus resultieren wiederum viele Themen und Herausforderungen im Alltagsleben, von der allgemeinen Akzeptanz, über Fragen der Gleichbehandlung und der gleichen Bezahlung bis hin zu einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. WISTA kämpft nicht verbissen für Verbesserungen oder die Umkehrung von Rollenbildern, sondern darum, der Vielfalt den nötigen Raum zu geben. Wir setzen auf die gegenseitige Unterstützung im LEBUHN & PUCHTA welcomes all participants of the 41. International WISTA Conference in Hamburg and wishes a successful exchange on today’s actions for tomorrow’s business 20 HANSA – International Maritime Journal 10 | 2021

SCHIFFFAHRT | SHIPPING Netzwerk und das gemeinsame Wirken nach außen, im Unternehmen und darüber hinaus. Es geht um Männer wie Frauen und Diverse und um ein gemeinsames Miteinander auf Augenhöhe. Heißt das, dass Sie auch sehr genau auf das zuletzt stark in Mode gekommene »Gendern« achten? Ohlmeier: Ich habe es mir in letzter Zeit tatsächlich ein wenig angewöhnt. Aber das steht für uns gar nicht so sehr im Fokus. Es geht uns eher darum, dass jeder Mensch anerkannt und seine Expertise geschätzt wird und man auch als Frau die gleichen Chancen bekommt wie die männlichen Kollegen. Das ist leider nicht immer der Fall. Also gibt es noch genug zu verändern und zu verbessern. Das reicht weit über das Thema »Frau« hinaus. Letztlich geht es uns darum, generell in der Gesellschaft und konkret im Beruf Vielfalt und Toleranz durchzusetzen, das gilt genauso für die Hautfarbe, die religiösen Überzeugungen oder sonstige individuelle Unterscheidungsmerkmale, die alle nicht darüber entscheiden dürfen, wie man im Beruf und im Leben gesehen wird. Wie schlägt sich WISTA Germany dabei – stoßen Sie auf ausreichend Resonanz? Ohlmeier: Die Zahl der Mitglieder:innen ist in den vergangenen drei Jahren von unter 100 auf 140 gestiegen, das sehen wir durchaus als Bestätigung für unsere Arbeit. Aber klar ist auch: Nicht jede Frau wird automatisch bei uns Mitglied, manche entscheiden sich ganz bewusst dagegen und wollen ihren eigenen Weg beschreiten. Das ist für uns selbstverständlich auch in Ordnung. Welche Unterstützung gibt es denn bei WISTA konkret? Ohlmeier: Das Mentoring-Programm von Frauen für Frauen ist bei uns zum Beispiel sehr erfolgreich. Dabei kümmert sich eine berufserfahrene Frau, in der Regel Führungskraft und erfolgreich, um ein anderes Mitglied und steht mit Rat und Tat zur Seite. Männer sind nach wie vor ausgeschlossen? Ohlmeier: Es gab und gibt immer wieder Diskussionen, ob wir uns nicht öffnen sollten, zur Zeit ist die Mehrheit aber der Meinung, dass nur Frauen Mitglieder sein sollten. Das wird sich vermutlich irgendwann ändern, und es gibt schon viele offene Veranstaltungen. Die jährliche Konferenz ist für jedermann gedacht – wie auch in diesem Jahr in Hamburg. Gar keine Frauenquote für das Podium? Ohlmeier: Doch, wir wollten jeden zweiten Platz mit einer Frau besetzen. Das haben wir nicht immer erreicht, was zeigt, dass es weiter Nachholbedarf gibt. Wir haben aber darauf geachtet, dass in jeder Diskussionsrunde Referentinnen vertreten sind. Denn wir wollen zeigen, über welche Expertise wir verfügen. Aber die Diskutantinnen müssen kein Mitglied bei WISTA sein, und auch Männer sind uns sehr willkommen. Noch leben wir in Corona-Zeiten … Wie schwer war es denn, unter diesen Umständen ein solches Event zu organisieren? Ohlmeier: Hamburg war nach 1981, 1994 und 2005 einfach wieder an der Reihe. Zudem ist es jetzt 40 Jahre her seit der ersten Konferenz und seit der Gründung von WISTA Germany – für uns ein Jubiläum. Dann wurde es aber zu einer ziemlichen Herausforderung – die üblichen Aufgaben, die monatlich mit den Änderungen der Corona-Verordnung abgeglichen werden müssen, unsichere Teilnehmerzahlen – und das alles nebenbei im Ehrenamt für uns alle. Am Ende aber können wir hier zeigen, was WISTA im »new normal« erreichen kann – natürlich nur dank der vielen Mitglieder, die sich sehr eingebracht haben – dafür sage ich vielen Dank! Sie tagen am Hamburger Rothenbaum unter freiem Himmel – haben Sie mit Petrus schon das Wetter besprochen? Ohlmeier: Petrus wird wie viele andere Männer vor Ort sein ... Ansonsten halten wir es hanseatisch: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Wie viele Teilnehmer erwarten Sie? Ohlmeier: Corona sorgt bis zum Schluss für eine gewisse Unsicherheit und hat bereits die Anreise aus manchen Ländern ganz verhindert. Wir hatten ursprünglich mit 450 Teilnehmern geplant, jetzt werden es rund 150 vor Ort plus Online-Besucher sein. Ich denke, dass persönliche Treffen durch nichts zu ersetzen sind und immer einen Mehrwert haben, insofern ist die Anzahl eher zweitrangig. Wir wünschen viel Erfolg! Die HANSA begleitet die Konferenz als Medienpartner. Nähere Informationen zum Programm erhalten Sie durch das Einscannen des QR-Codes. LEHREN – FORSCHEN – NEU ENTDECKEN Interview: Krischan Förster KOMMEN SIE AN DIE JADE HOCHSCHULE Die Jade Hochschule in Wilhelmshaven, Oldenburg und Elsfleth zeichnet sich durch innovative Ansätze, kooperative Zusammenarbeit und eine zugewandte Haltung aus. In allen Bereichen fördert die Hochschule Kompetenz und Vielfalt. Fachbereich Seefahrt und Logistik am Campus Elsfleth: Professur (m/w/d) für das Gebiet Schiffsführung und Ladungstechnik Bes.-Gr. W2 | Kennziffer SL 16-Hansa Erforderliche Voraussetzungen: • Nachgewiesene aktuelle mehrjährige Seefahrtzeit als Kapitän (m/w/d) mit Befähigungszeugnis A II/2 sowie nachgewiesene mehrjährige Seefahrtzeit auf Frachtschiffen • Abgeschlossenes Nautik-Studium an einer Hochschule • Abgeschlossenes Master-Studium oder gleichwertiger Universitätsabschluss Ihre Aufgaben: • Lehre im Bereich der Denomination in allen Studiengängen des Fachbereichs • Übernahme von Aufgaben als WO und perspektivisch als Kapt. des Ausbildungsschiffes • Angewandte Forschung zu maritimen Themen und Einwerbung von Drittmitteln Bewerbungsschluss: 29. Oktober 2021 E-Mail: berufungen@jade-hs.de Die Stellenausschreibung finden Sie unter jade-hs.de/professuren. HANSA – International Maritime Journal 10 | 2021 21

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