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HANSA 10-2018

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Schiffstechnik | Ship Technology Scrubber: Einst gescholten, jetzt begehrt Das »Sulphur Cap« ist nur 15 Monate entfernt und auf einmal scheint es einen Ruck in der Schifffahrt zu geben. Eine wahre Order-Welle für Scrubber schwappt durch die Branche Quelle: Alfa Laval Zwar haben diejenigen Skeptiker durchaus Recht, die meinen, die erfolgten und geplanten Ausrüstungen mit Abgasreinigungsanlagen machen noch immer lediglich einen Bruchteil der weltweiten Handelsflotte aus. Allerdings ist es schon sehr auffällig, dass einige Reeder offenbar mehr auf Scrubber vertrauen als auf Alternativen wie LNG oder Kraftstoff mit niedrigem Schwefelgehalt. Das ist insofern bemerkenswert, als die Technologie schon seit Jahren verfügbar ist, die Scrubber aber lange als unausgereift und kompliziert gescholten wurden. Entweder haben die Hersteller nun also ihre Hausaufgaben gemacht, oder die Schiffseigner verfallen in so etwas wie eine hektische Geschäftigkeit. Denn mit einer Verschiebung der Frist – wie etwa bei der jahrelangen Hängepartie um Ballastwasser-Behandlungssysteme – rechnet eigentlich keiner. »Es wird keine Verschiebung und keine Ausnahmen geben«, machte zuletzt Angus Frew im Gespräch mit der HANSA deutlich, seines Zeichens CEO der globalen Schifffahrtsorganisation Bimco und Kenner der schifffahrtspolitischen Szene. Er erwartet allerdings auch eine Knappheit an LNG-Infrastruktur und »Ultra Low Sulphur Fuel Oil«. Daher rechnet er mit weiteren Scrubber-Aufträgen zur Einhaltung der strengeren Emissionsgrenzwerte. Laut dem Branchenverband Exhaust Gas Cleaning Systems Association waren Mitte Juli 983 Schiffe mit Scrubbern ausgestattet oder es wurden Anlagen für sie bestellt. Die Zahl kann mittlerweile als veraltet gelten. Fast 60% aller Nachrüstungen und Neubauten finden auf asiatischen Werften statt. Dort sieht der Verband keine Kapazitätsprobleme. Aufgrund anderer Einschränkungen wie der Verfügbarkeit von Laserscanning-Spezialisten und erfahrenen Installationsteams sei es jedoch nicht möglich, noch in naher Zukunft einen Installations-Slot auszuwählen oder das mit einem bereits geplanten Aufenthalt im Trockendock zu erledigen. Seit 2015, als die Weichen für den Wechsel zu 0,10-prozentigem Schwefelkraftstoff gestellt wurden, haben eine Reihe von RoRo- und Fährbetreibern auf Scrubber gesetzt. Die Kreuzfahrtindustrie kam als nächstes, mittlerweile haben sich Bulker an die Spitze der Schiffstypen mit Abgasreinigung gesetzt. Es folgen Containerschiffe und Tanker. Als zuletzt auch noch die dänische Maersk-Gruppe, eines der wichtigsten Reedereiunternehmen überhaupt, ihre Pläne zum Teil revidierte und ankündigte, Scrubber in ihre Überlegungen einzubeziehen, galt das als weiterer Schlüsselmoment. Bei den Branchendiensten Alphaliner und Drewry warnt man hingegen schon vor einem Kapazitätsengpass bei den Werften für die Installationen. Daher, so die Einschätzung der Analysten, dürften viele Reeder auf den teureren, niedrigschwefeligen Kraftstoff wechseln müssen. Angesichts der stetig steigenden Zahl an Auftragsmeldungen droht der Überblick verloren zu gehen. Die HANSA veröffentlicht daher eine Zusammenfassung der letzten Wochen. Einen Anspruch auf Vollständigkeit erlauben wir uns allerdings nicht, zu viele Gespräche laufen, zu viele Aufträge stehen dem Vernehmen nach kurz vor dem Abschluss. Run auf Scrubber – ein Überblick Die Maersk-Gruppe will nun doch einige Schiffe mit Scrubbern ausrüsten – wenn auch nur den kleinsten Teil der Flotte. Vor allem setzt man weiter auf schwefelarme Kraftstoffe. Eine »begrenzte Anzahl« der 750 Schiffe soll umgerüstet werden, hieß es zuletzt aus Kopenhagen. Die RoPax-Reederei DFDS will rund 31Mio. € investieren, um Scrubber auf zwölf Frachtfähren zu installieren, die auf Frachtstrecken im Mittelmeer zwischen der Türkei, Italien, Griechenland und Frankreich eingesetzt werden. Die zwölf Anlagen werden von ME Production geliefert. Die Reederei Safe Bulkers lässt im kommenden Jahr bei Cosco Shipping Heavy Industry die halbe Flotte mit Anlagen von Alfa Laval ausrüsten. Insgesamt sollen 13 Schiffe der Kamsarmax-Klasse, 13 Post-Panamax-Bulker und Capesizer nachgerüstet werden. Die Installationen sollen zwischen dem 2. und 4. Quartal 2019 erfolgen. Kleinere, emissionsärmere Schiffe sollen künftig schwefelarme Kraftstoffe verwenden. Der Scrubber-Einbau solle während der ohnehin geplanten Dockzeiten erfolgen, wobei sich der Werftaufenthalt um zehn auf etwa 30 Tage verlängere. Safe Bulkers rechnet mit Kosten von etwa 2 Mio. $ pro Schiff. Die griechische Reederei Star Bulk von Petros Pappas will die gesamte Flotte mit 44 HANSA International Maritime Journal – 155. Jahrgang – 2018 – Nr. 10

Schiffstechnik | Ship Technology Scrubbern ausstatten. Die in den USA an der Börse notierte Reederei betreibt eine Flotte von 111 Schiffen. Entsprechende Verträge mit Werften seien geschlossen worden, heißt es. Auf etwa einem Drittel der Schiffe sollen die Arbeiten auf See erfolgen. Das senke die Dauer der Umrüstung um 50% bis 60%. Star Bulk rechnet mit Kosten von unter 2 Mio. $ pro Anlage. Die dänische Reederei Dampskibsselskabet Norden hat beim finnischen Scrubber-Hersteller Langh Tech Open- Loop-Scrubber für zwölf Schiffe geordert. Vier Tanker und acht Bunker werden nachgerüstet. Die US-Reederei Eagle Bulk will für 74 Mio. $ bis zu 37 Schiffe mit Abgasreinigungsanlagen ausrüsten. Ein erheblicher Teil der Nachrüstungsarbeiten solle direkt an Bord der Schiffe auf See erfolgen, wodurch sich die beschäftigungslose Zeit der Schiffe (off hire) gegenüber einem Werft-Aufenthalt verringern lasse. Die dänische Tankerreederei Torm investiert in drei neue MR-Schiffe zum Preis von 93 Mio. $. Sie sollen 2019 und 2020 abgeliefert werden. Drei LR2-Neubauten wurden zudem in Dienst gestellt. Die Flotte besteht derzeit aus 74 eigenen Schiffen und vier gecharterten Einheiten. Dazu kommen zehn bestellte Neubauten. Auf insgesamt 14 Tankern, die alle dafür vorbereitet seien, sollen jetzt Scrubber installiert werden. Der Industriekonzern Bilfinger rüstet über 40 Schiffe mit Abgasreinigungsanlagen aus. Vor allem griechische Reedereien setzen auf die Scrubber-Technologie. Der Gesamtwert der Aufträge beträgt demnach mehr als 40 Mio. €. Auftraggeber sind die Reedereien Maran Tankers, Anangel Maritime, Delta Tankers und Marmaras Navigation. Die niederländische Redereigruppe Spliethoff rüstet ihre komplette Flotte mit Scrubbern aus. 24 MPP-Schiffe haben bereits eine Anlage an Bord, weitere 30 sollen kurzfristig folgen. Der norwegische Schifffahrtsveteran John Fredriksen, bekannt vor allem für seine Tanker-Reederei, steigt über Frontline und die Hemen-Holding beim Scrubber-Hersteller Feen Marine ein. Er übernimmt 20%. Gleichzeitig wurde bestätigt, dass für insgesamt 14 Schiffe Scrubber bestellt wurden, inklusive einer Option auf 22 weitere Systeme. Die Reederei DHT lässt Scrubber von Alfa Laval auf zwölf VLCC-Tankern installieren. Auf zwei weiteren Neubauten werden ebenfalls Abgasreinigungsanlagen eingebaut.MM Abstract: Scrubbers – once scolded, now in demand With the IMO’s global sulphur cap only 15 months away, a jolt shakes up the shipping community as an ordering wave swashes through the industry. The number of scrubber-fitted vessels is still small but more and more shipowners opt for scrubbers to cut emissions rather than alternative fuels such as LSFO or LNG. This is even more remarkable as scrubbers have long been looked down on as an immature technology. So, have makers made their homework or are owners starting to panic? Further information: redaktion@hansa-online.de HANSA International Maritime Journal – 155. Jahrgang – 2018 – Nr. 10 45

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