Aufrufe
vor 2 Jahren

HANSA 10-2018

  • Text
  • Hansaplus
  • Maritime
  • Hansa
  • Jahrgang
  • Shipping
  • Hamburg
  • Marine
  • Schifffahrt
  • Schiffe
  • Fuels
  • Container
Fährhäfen | DFDS & Stena | Marktkompass | Offshore-Wind-Flotte | SMM Review | Maritime Future Summit | HANSA-Report Motoren | Sulphur Cap & Scrubber | Schiffahrtsregatta

Schifffahrt | Shipping

Schifffahrt | Shipping Premiere auf Premiere in Nordostpassage Russland will mit aller Macht vom »Nördlichen Seeweg« in der Arktis profitieren. Die Attraktivität für Reeder steigt mit der globalen Erwärmung zunehmend, wie immer neue Projekte zeigen, mittlerweile selbst in der Containerschifffahrt. Von Michael Meyer Nun auch die weltgrößte Containerlinienreederei: Maersk absolviert mit einem Feeder-Neubau die Nordostpassage durch die russische Arktis. Allerdings nur als Test und ohne weitere Pläne zum jetzigen Zeitpunkt. Die Dänen sind bei Weitem nicht die Ersten und Einzigen, die den »Nördlichen Seeweg« für ihre Transporte testen. Zahlreiche Reedereien haben das in den vergangenen Jahren getan, seitdem die Erderwärmung zu einem Rückgang des arktischen Eises und einem längeren Zeitfenster für die Passage geführt hat. Nordostpassagen von Tankern gab es in der Vergangenheit bereits einige, Auch MPP- Transporte, etwa mit Schiffen der Reedereien Heino Winter und Hansa Heavy Lift sind bekannt. In den vergangenen Wochen wurden wieder neue Wegmarken gesetzt. Für die Containerschifffahrt mit ihren strikten Zeitplänen gilt der Weg allerdings noch immer als nicht rentabel – auch wenn die koreanische Linie Hyundai Merchant Marine (HMM) einen Dienst ins Auge gefasst haben soll. Sanktionen werden eingehalten Vom Branchenprimus Maersk hatte man bislang nichts in dieser Hinsicht vernommen. Nun aber wurde eine Fahrt durch die Nordostpassage geplant. Die Reederei bestätigte eine Anfrage der HANSA, Ende September wollte man von der Beringsstraße kommend in St. Petersburg ankommen. Geplant waren Anläufe im Fischhafen Wladiwostok, bei der Wostotschnij Stauerei, in Busan, Bremerhaven und Sankt-Petersburg Petrolesport. Für den Einsatz wurde der Neubau »Venta Maersk«, ein 3.596-TEU-Schiff der neuen Feeder-Serie (siehe HANSA 04/18), ausgewählt. Sie gehören laut Maersk zu den weltweit größten Schiffen mit Eisklasse, die speziell für den Einsatz in kalten Gewässern (bis -25 °C) entwickelt wurden, wo Eisklasse und ein verstärkter Rumpf für den ganzjährigen Betrieb erforderlich sind. Die neuen Schiffe haben ein verstärktes Vorschiff für sichere Anlegemanöver im Winter und geschlossene Brückenflügel für sicheres Manövrieren. An Bord werde »eine Vielzahl von Gütern« sein, die für die Destinationen auf dieser Route typisch sind, von Elektronik bis hin zu Mineralien«, hieß es. Auf dieser Probefahrt sollten die Kühlcontainer Fisch enthalten. Betont wurde darüber hinaus die Einhaltung geltender Handelsregularien: »In Bezug auf Ladung und Kunden unterhalten wir ein umfassendes Compliance-Programm, um die Einhaltung von Handelskontrollen, wie Wirtschaftssanktionen, sicherzustellen.« Die 26-köpfige Besatzung hat ein spezielles Training absolviert. Außerdem werden während des gesamten Transits russische Eislotsen an Bord sein. Kein dauerhafter Dienst Ungeachtet der Ergebnisse des Tests wird es vorerst bei einem Einzelfall bleiben. »Es ist wichtig zu betonen, dass es sich hierbei um einen einmaligen Versuch handelt, um eine unbekannte Route für die Containerschifffahrt zu erforschen und wissenschaftliche Daten zu sammeln«, teilte Maersk mit. Man wolle neue Geschäftsmöglichkeiten schaffen und Kosteneffizienz gewährleisten. »Der Test bietet uns die einmalige Gelegenheit, Erfahrungen in einem neuen Bereich zu sammeln und die Funktionalität des landseitigen Supports zu testen.« Man müsse die Bedürfnisse der Kunden in Bezug auf Hafenabdeckung und Transitzeit berücksichtigen, auch Wetterund Flotten- bzw. Schiffsmöglichkeiten. »Natürlich wollen wir auch ein Produkt haben, das kostengünstig genug ist, um eine angemessene Rendite zu erwirtschaften«. Allerdings, so wird explizit bestätigt: Derzeit sehen die Dänen die Nordseeroute nicht als Alternative zu den üblichen Routen. Es wird sich zeigen, ob sich diese Einschätzung in Zukunft ändert. Die russische Regierung jedenfalls treibt die Modernisierung der Infrastruktur an und in der Nordostpassage massiv voran. Das war – neben den 38 HANSA International Maritime Journal – 155. Jahrgang – 2018 – Nr. 10

Schifffahrt | Shipping Abstract: Premiere after premiere on the Northern Sea Route At all costs, Russia wants to benefit from the Northern Sea Route through the Arctic. As global warming continues, it becomes an increasingly attractive option for shipping companies. Regular announcements of safe passages through the Arctic prove that and even container shipping has already put a toe into the icy waters. For container shipping’s tight schedules the still unpredictibale and seasonal route is not a completely viable option, yet. In late September, Maersk attempted a first run with »Venta Maersk«, one of its Baltic ice class container ships. Further info: redaktion@hansa-online.de Eismassen – seit jeher eines der größten Hindernisse für ein Wachstum an Seetransporten, zumindest aus Sicht der Schifffahrtstreibenden. Mangelhafte Sicherheitsmaßnahmen, Eisbrecher-Support und sehr langsame behördliche Genehmigungsabläufe gehörten zu den üblicherweise genannten Kritikpunkten. Präsident Vladimir Putin will das ändern. Er ging sogar schon so weit, den Seeweg als künftige Hauptverkehrsader zu titulieren. Rekord von Sovcomflot Kurz zuvor hatte die russische Staatsreederei Sovcomflot für Aufsehen gesorgt. In schwierigen Zeiten am Tankermarkt, die sich in einem Halbjahresverlust von 57,8 Mio. $ niederschlugen – nach einem Gewinn von 15 Mio. $ im Vorjahr – war das eine willkommene Positiv- Meldung. Der eisbrechende LNG-Tanker »Christophe de Margerie« hat im Juli die Nordostpassage in einer neuen Rekordzeit für ein Handelsschiff ohne Eisbrecherunterstützung gemeistert. In nur sieben Tagen und 17 Stunden legte das Schiff die Strecke von Sabetta (Jamal- Halbinsel) nach Kap Dezhnev (Beringstraße) zurück. Während der gesamten Passage navigierte das Schiff unabhängig und ohne Eisbrecherunterstützung. Die Durchschnittsgeschwindigkeit während der Reise betrug 12,8 kn. Die schnelle und sichere Passage entlang der Nordseeroute östlich von Jamal bestätige einmal mehr die Wirtschaftlichkeit dieser Route, so SCF. Diese abgeschlossene Reise stelle auch den Beginn regelmäßiger LNG-Transporte entlang der Nordostpassage aus den arktischen Gasfeldern Russlands in die Länder des asiatisch-pazifischen Raums dar. Igor Tonkovidov, Executive Vice President und COO/CTO der SCF-Gruppe, sagte: »Die Eisverhältnisse entlang der Route waren besonders in der Ostsibirischen See hart, und das Schiff erlebte die Navigation in längeren Zeiträumen mit eingeschränkter Sicht. Die navigatorische und hydrographische Situation in der Arktis ist nach wie vor anspruchsvoll.« Die »Christophe de Margerie« ist der erste in einer Serie von 15 eisbrechenden LNG-Tankern, die für das Jamal-LNG-Projekt bestellt wurden, um LNG das ganze Jahr über unter den schwierigen Eisbedingungen der Karasee und des Golfs von Ob zu transportieren. Nach seiner Fertigstellung war es der erste eisbrechende LNG-Tanker der Welt. Das Schiff kann selbstständig durch bis zu 2,1 m dickes Eis fahren. Die Leistung des Antriebssystems mit 45 MW ist laut SCF mit der eines nuklearbetriebenen Eisbrechers vergleichbar. Das Schiff kann den Angaben zufolge das ganze Jahr über ohne fremde Hilfe die Nordostpassage von Jamal nach Westen und sechs Monate im Jahr (von Juli bis Dezember) nach Osten fahren. Bisher war das Sommer-Navigationsfenster im östlichen Bereich der Nordroute mit Eisbrecherunterstützung auf nur vier Monate begrenzt. Bei der Entwicklung der Neubauserie setzte Sovcomflot auf Azipod-Triebwerke für eisige Bedingungen, die ABB gebaut hat (3x15 MW). In der Flotte fahren mittlerweile 16 Schiffe mit Azipod-Technologie von ABB. »Die Technologie war entscheidend für das, was wir bisher in der Arktis erreichen konnten«, bestätigt Tonkovidov. Auch China mischt mit Mittlerweile nähert sich auch China dem nördlichen Seeweg immer mehr an. Mehr noch: Das eisgängige Schwergutschiff »Tian En« der Cosco-Reederei hat kürzlich erstmals einen französischen Hafen über die Route durch die Arktis erreicht. Cosco proklamierte die Pasage als »eisige Reise nach Westen durch die polare Seidenstraße«. Die »Tian En« sollte auf ihrer Jungfernfahrt mit Windkraftanlagen von Lianyungang, China, nach Nordwesteuropa Rouen in Frankreich anlaufen. n Quelle: Collin Knopp-Schwyn and Turkish Flame CC BY 4.0 HANSA International Maritime Journal – 155. Jahrgang – 2018 – Nr. 10 39

HANSA Magazine

HANSA Magazine

Hansa News Headlines