HÄFEN | PORTS Aufbauhilfe für den Hafen von Beirut Ein Jahr nach der verheerenden Explosion ist das Areal an der libanesischen Küste noch immer eine Trümmerwüste. Mit deutscher Hilfe soll der Hafen wieder aufgebaut und optimiert werden. Combi Lift räumt auf, HPC hat ein zukunftsweisendes Konzept vorgelegt Am späten Nachmittag des 4. August 2020 erschütterte eine gewaltige Explosion die libanesische Hauptstadt am Mittelmeer. Als in einer Lagerhalle rund 2.750 t Ammoniumnitrat in die Luft gingen, wurden nicht nur große Teile des Hafens verwüstet, sondern auch die umliegenden Wohnviertel mit Hunderten von Häusern. Ammoniumnitrat ist ein Material, das zur Herstellung von Kunstdünger und auch von Sprengstoff verwendet wird. Erst jüngst wurde ein Schiff aus dem Hamburger Hafen verwiesen, weil es mehr als die zulässige Menge geladen hatte. Nach offiziellen libanesischen Angaben starben damals mindestens 190 Menschen, rund 6.500 wurden verletzt. Mit deutscher, vielleicht später europäischer Hilfe soll der Hafen wieder aufgebaut werden. Mit an Bord sind das Bremer Logistik-Unternehmen Combi Lift, Teil der Bremer Harren & Partner- Gruppe, sowie die Hafenplaner von Hamburg Port Consult (HPC), eine Tochter der Hafenbehörde HPA. Die einen räumen bereits seit einem Jahr Trümmer und Gefahrstoffe aus dem Weg, die anderen haben eine Vision entwickelt, wie der Hafen von Beirut nicht nur wieder aufgebaut, sondern auch modernisiert und optimiert werden könnte. Aufbauhilfe vom Bund Combi Lift hatte zunächst die Ersthilfe geleistet. »Wir waren bislang die einzigen, die Geld in die Hand genommen und im Hafen konkret etwas getan haben«, sagt Heiko Felderhoff, Geschäftsführer von Combi Lift. Im Auftrag der Bundesregierung haben die Bremer bislang 59 Container mit den Resten des hoch explosiven Ammoniumnitrats nach Deutschland gebracht und fachgerecht auf niedersächsischen Deponien entsorgt. Doch noch lagern Trümmer und Schrott sowie verschiedene Güter wie Getreide in dem verwüsteten Areal – es bleibt gefährlich. Erst jüngst hatten sich Getreidereste in einem Silo entzündet, berichtet Felderhoff. »Niemand hat den genauen Überblick«, beschreibt er die nach wie vor chaotische Lage vor Ort. Er sagt aber auch: In anderthalb Jahren könne man den Hafen »besenrein« übergeben. Der Verkauf des Stahlschrotts soll die Aufräumkosten mitfinanzieren. »Aber wir müssen jetzt loslegen, jeder Tag Zeitverlust kostet Geld.« Aus Berlin kommt die erste Aufbauhilfe. Insgesamt 10 Mio. € wurden unter Mitwirkung des CDU-Politikers Carsten Körber vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) bewilligt. Combi Lift soll weitere 500.000 m3 Bauschutt und Stahl entsorgen. HPC hat parallel ein Konzept entwickelt, wie der Hafen neu entstehen kann. Das nahe der Innenstadt gelegene Areal soll städtebaulich genutzt und der Hafen dafür in Richtung Osten erweitert werden. Der Hafen von Beirut ist nach der verheerenden Explosion bis heute eine Trümmerlandschaft © LGBC 62 HANSA – International Maritime Journal 09 | 2021
HÄFEN | PORTS Der Plan sieht eine Erweiterung und Verlegung des Hafenareals weg von der Innenstadt vor © Combi Lift © HPC © Förster Noch 500.000 m3 an Schutt und Reststoffen müssen aus dem Hafen von Beirut entsorgt werden Wollen den Wiederaufbau vorantreiben (v.l.): der CDU-Politiker Carsten Körber, Heiko Felderhoff (Geschäftsführer Combi Lift) und Suheil Mahayni (Geschäftsführer Hamburg Port Consulting) Inmitten des Nahost-Konflikts und der unsicheren politischen Situation im Libanon ein schwieriges Unterfangen, räumt HPC-Geschäftsführer Suheil Mahayni ein, dessen Familie selbst aus dem Libanon stammt. Den Plan der Weltbank, den Hafen mit Krediten so aufzubauen, wie er vorher war, lehnt er kategorisch ab. Er setzt auf Investoren, die den Wiederaufbau letztlich bezahlen. 7,5 Mrd. $ nötig für neuen Hafen Rund 7,5 Mrd. $ seien nötig, gleichzeitig könnten etwa 10 Mrd. $ an Einnahmen aus Immobiliengeschäften generiert werden. »Das Projekt kann sich quasi selbst finanzieren«, sagt Mahayni. Eine Art Treuhand-Fonds soll für eine transparente und korruptionsfreie Abwicklung sorgen. HPC und CombiLift stehen bereit, das Projekt voranzutreiben. Die Bremer sind bereits ein Joint Venture mit dem französischen Unternehmen Colliers eingegangen, um die restlichen Aufräumarbeiten zu erledigen. Bauschutt, Stahl und diverse andere Restmengen wie etwa Weizen müssen aus den zerstörten Silos noch geborgen werden. Danach könnten die HPC-Pläne greifen: Wiederaufbau des Container-Terminals, dazu ein RoRo- Terminal, ein weiteres Terminal für Massen- und Stückgut und sogar ein Kreuzfahrtterminal. »Der gesamte Wiederaufbau würde voraussichtlich 20 bis 25 Jahre dauern«, sagte Mahayni. Er appelliert an Europa, der Region zu helfen und sich diese Chance nicht entgehen zu lassen. »Entweder wir machen das – oder es machen die Chinesen.« KF Der neue Häfen könnte diverse Ladungsarten und Schifffahrtssegmente abdecken © HANSA © HPC HANSA – International Maritime Journal 09 | 2021 63
Est. 1864 09 | 2021 International M
EDITORIAL Die Wahl und die Weltmeer
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