Aufrufe
vor 2 Jahren

HANSA 09-2021

  • Text
  • Hansaplus
  • Ports
  • Fleet
  • Schiffe
  • Hafen
  • Hamburg
  • Schifffahrt
  • Shipping
  • Ships
  • Hansa
  • Maritime
Motoren & Antriebstechnik · Mega-Yachten · Neva 2021 · STG Ship Efficiency · Seadevcon · Kreuzfahrt-Report · Wasser- und Hafenbau in Deutschland · Harren & Partner in Beirut

SCHIFFFAHRT | SHIPPING

SCHIFFFAHRT | SHIPPING Linienreedereien im Visier der Behörden Während die Container-Carrier dank starker Nachfrage Milliardengewinne einfahren, rumort es aufseiten der Kunden, Behörden werden argwöhnisch. Aus den USA droht Ungemach in Form einer möglichen Gesetzesreform, die Kritik daran fällt scharf aus In den USA und in China gerieten die Reedereien und ihre Preispolitik nach dem Wiederanfahren des Welthandels im Zuge der Covid-19-Krise schon in den vergangenen Monaten ins Visier von Regulierungsbehörden. Nach Kritik von Verladerseite hatte etwa die Federal Maritime Commission (FMC) in den USA ein Audit-Verfahren eingeleitet. Der Verdacht: Preisabsprachen und absichtliches Knapphalten von Schiffskapazität. Zuvor hatte US-Präsident Joe Biden die FMC per Dekret ermächtigt, gegen ein mögliches »wettbewerbswidriges« Verhalten vorzugehen. Carrier sollen Beweislast tragen Insbesondere der US-Export ist von verstopften Häfen und einer Knappheit von Leercontainern betroffen. Parteiübergreifend versuchen seit Anfang August Abgeordnete des Kongresses dagegen vorzugehen. Dazu wurde der Gesetzesentwurf »Ocean Shipping Reform Act of 2021« vorgelegt. Darin wird ausländischen Reedereien Unfairness und eine Benachteiligung amerikanischer Produzenten vorgeworfen. So würden Leercontainer nicht US-Exporteuren zur Verfügung gestellt, sondern lieber leer nach »Es ist unrealistisch, ungerecht und unproduktiv zu versuchen, die Herausforderungen zu bewältigen, indem man nur eine Gruppe reguliert« World Shipping Council Asien zurückgeschickt, um sie schnell wieder im lukrativen Asien-USA-Verkehr einsetzen zu können. Das angestrebte Gesetz soll nun gegenseitigen Handel zur Förderung von US- Exporten zur Aufgabe der FMC machen. Schifffahrtsunternehmen sollen zur Einhaltung von Mindestdienstleistungsstandards verpflichtet werden, »die dem öffentlichen Interesse entsprechen und die bewährten Praktiken in der globalen Schifffahrt widerspiegeln«. Zudem sollen Seefrachtführer oder Terminalbetreiber bescheinigen, dass alle Verspätungsgebühren (Detention and Demurrage) den Bundesvorschriften entsprechen, andernfalls drohen Strafen. Dabei soll die Beweislast für die Angemessenheit von »Detention or Demurrage«-Gebühren vom Rechnungsempfänger auf den Seeverkehrsunternehmer oder den Terminalbetreiber übergehen. Den Reedereien soll außerdem verboten werden, »Möglichkeiten für US- Exporte in unangemessener Weise zu verweigern«. Der FMC müsste in jedem Kalenderquartal über die gesamte Import-/Exporttonnage und die TEU (beladen/leer) pro Schiff, das einen US- Hafen anläuft, berichtet werden. In der Schifffahrt stößt der Vorstoß auf harsche Kritik, das Gesetz würde von Reedereien verlangen, dass sie die Leistung anderer Parteien garantieren, auf die sie keinen Einfluss hätten. Insbesondere Häfen an der US-Westküste, wie Los Angeles, sind zurzeit besonders stark ausgelastet © Port of Los Angeles 16 HANSA – International Maritime Journal 09 | 2021

SCHIFFFAHRT | SHIPPING Der Branchenverband World Shipping Council (WSC) erklärte: »Die Behauptung, dass die Seeverkehrsunternehmen allein für die derzeitigen Engpässe in der Lieferkette verantwortlich sind, ist schlichtweg unwahr.« Jedes Glied der Lieferkette – von Terminals über Lkw-Fahrer bis hin zu Eisenbahnwaggons und Lagerhäusern – stehe unter enormer Belastung. »Es ist unrealistisch, ungerecht und unproduktiv zu versuchen, diese Herausforderungen zu bewältigen, indem man nur eine Gruppe reguliert – die Seefrachtführer«, so das WSC. Der Ansatz würde die Lieferkette nach Ansicht der Organisation nicht verbessern und berge die Gefahr, die Regulierungs- und Marktstruktur zu untergraben: »Es ist möglich, die Situation zu verschlimmern, und dieser Gesetzentwurf würde genau das tun.« Die Branchenvertreter bewerben dagegen die operativen Maßnahmen der Carrier, die bereits zu einer Entspannung beigetragen hätten. Die US-Importe lägen auf Rekordniveau, die Agrarexporte aus den USA teils schon wieder auf Vorkrisenniveau oder darüber. »Tatsachen werden ignoriert« »Der Gesetzentwurf ignoriert diese Tatsachen und versucht stattdessen, die Regierung einzuschalten und den Markt bei Handelsstreitigkeiten zu Gunsten der Verlader zu beeinflussen. Wenn der Staat eingreift, dann nur, um Fairness für alle Parteien zu gewährleisten, und das bedeutet, dass das Gesetz die Verantwortlichkeiten und Konsequenzen für die Nichterfüllung durch alle Parteien festlegen muss«, so das WSC-Statement. Nur weil der Markt aufgrund der beispiellosen Importnachfrage in den USA vorübergehend unter Druck gerate, sei es nicht gerechtfertigt, auf gesetzgeberischem Wege ein ungleiches System zu schaffen, das im Falle des Inkrafttretens viele Jahre lang bestehen bliebe. Das WSC fordert den US-Kongress auf, über die Auswirkungen auf die Handelspartner nachzudenken, ein »protektionistischer Wettlauf« bei der Regulierung des internationalen Seetransports könne die Folge sein. Stattdessen plädiert man für »kommerzielle Lösungen und Marktkräfte«, um den derzeitigen Stress in der Lieferkette abzumildern. Die Befugnisse der FMC, um unangemessene Praktiken zu untersuchen reichten aus. Zudem sei ein Audit-Prozess ja bereits eingeleitet. Kartell-Untersuchung in Asien Während vor den US-Behörden im Herbst 2020 auch schon China Antworten von den Linienreedereien verlangt hatte, droht nun zusätzlich aus anderen Ländern Ungemach. Auf den Philippinen argwöhnen die Wettbewerbshüter, einige Carrier könnten sich bei den Preisen abgesprochen haben. Ohne einzelne Unternehmen zu benennen, erklärte jüngst ein Mitglied der nationalen Wettbewerbskommission, erste Daten einer vorläufigen Untersuchung würden auffällig ähnliche Muster bei der Preisentwicklung unterschiedlicher Reedereien zeigen. Dafür hatte man Dokumente bei den Unternehmen angefragt. Definitive Beweise wurden bislang jedoch nicht gefunden, weil nicht zuletzt die Pandemie die Beweissicherung erschwert. Die Behörde ruft unter Verweis auf eine Kronzeugenregelung Whistleblower auf, Unregelmäßigkeiten zu melden. Die Wettbewerbshüter setzen die Untersuchung derweil fort. Ein Kartellverfahren kann auch eingeleitet werden, wenn der Verdacht gut genug begründet ist. fs CLEVER MEETS SMART Safe, reliable, efficient, flexible, future-proof, simply clever – modern automated processes are complex and require perfectly networking field devices. PROFOX actuators are smart, they are perfectly adapted to cope with complex processes and support the user. PROFOX is easily commissioned, operated and optimised using the AUMA Assistant App. Operating data are assessed in the AUMA Cloud where service processes are coordinated. PROFOX – smart automation profox.auma.com HANSA – International Maritime Journal 09 | 2021 17

HANSA Magazine

HANSA Magazine

Hansa News Headlines