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HANSA 09-2019

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Häfen | Ports HTG:

Häfen | Ports HTG: »Wir unterstützen den Kulturwandel« Nicht selten kommt es bei der Umsetzung großer Bauprojekte auch im Hafen- und Wasserbau zu Streitigkeiten und gelegentlich auch juristischen Auseinandersetzungen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Die Hafentechnische Gesellschaft beschäftigt sich damit Wir öffnen uns verstärkt Themen, die möglicherweise nicht sofort mit uns in Verbindung gebracht werden. Eines davon ist, den Dialog zwischen öffentlichen Auftraggebern und Auftragnehmern vor allem auf Großbaustellen zu verbessern«, sagt HTG-Geschäftsführer Michael Ströh im Gespräch mit der HANSA. Man setze sich für einen schrittweisen Prozess- und Kulturwandel ein, der auf mehr »Miteinander« aller Beteiligten abziele. »Dieses Thema wird für uns immer wichtiger und wir haben uns daher entschlossen, unter der Überschrift »Dialog am Bau« der Thematik erstmals einen eigenen Schwerpunkt auf dem diesjährigen HTG-Kongress in Lübeck einzuräumen. Dazu haben wir führende Experten als Referenten eingeladen«, so Ströh weiter. Künftig wolle man aber noch weiter gehen und auch eigene Schwerpunkte setzen. Dazu wurde eigens eine Arbeitsgruppe in der HTG gebildet. Mehrwert will Veränderungen Auf die Frage, warum die HTG das tue, verweist er darauf, dass mittlerweile eine deutliche Mehrheit der Beteiligten sagt: »Wir müssen an Veränderungen arbeiten.« Wenn man merke, dass man mit bisherigen Methoden an Grenzen stößt und man mit neuem Verhalten Verbesserungen erzielen kann, hat das einen sehr hohen Stellenwert. »Das spüre ich auch bei den Prozessbeteiligten, die bei uns am Tisch sitzen«, berichtet Ströh. Allzu große Sorgen vor Skepsis bei Auftraggebern und in der Industrie hat er nicht. Viele Beteiligte sind HTG-Mitglieder bei den Gesprächen dabei. »Und alle haben ein Interesse, sich damit auseinanderzusetzen, weil der Druck inzwischen sehr hoch ist. Weil die Voraussetzungen für einen reibungslosen Bauablauf immer häufiger nicht mehr Michael Ströh Geschäftsführer der in Hamburg ansässigen Hafentechnischen Gesellschaft gegeben sind, weil aufgrund der Klärung von Streitfragen Bauverzögerungen von nicht kalkulierbarer Länge und Kosten in nicht kalkulierter Höhe auftreten.« Branche steht noch am Anfang Ströh erläutert die Ausgangslage: »Wir sollten ernsthaft darüber nachdenken, uns von liebgewonnenen Denkmustern wie z. B. der »so billig wie möglich«- Mentalität zu lösen. Wie in vielen anderen Branchen gilt auch hier immer noch: Ein günstiges Angebot ist von Vorteil.« Günstig heiße jedoch nicht zwingend auch »bestes Angebot«. Die möglichen Folgen: Es dauert länger als geplant, es wird am Ende teurer als geplant, und die Qualität der abgelieferten Arbeit ist womöglich nicht zufriedenstellend. »Das erzeugt ungesunden Druck und der schlägt natürlich auf die Wirtschaftlichkeit des Projekts insgesamt, aber auch auf die beteiligten Mitarbeiter direkt durch. Bauherr, Projektplaner und ausführende Unternehmen müssen mit dem Druck umgehen können. Viele können oder wollen das nicht (mehr)«, sagt der HTG-Vertreter. Dieses Gefühl, dass sich etwas ändern muss, habe sich mittlerweile so stark durchgesetzt, dass die HTG eine entsprechende Initiative startete. Sie soll den Prozessund Kulturwandel unterstützen. Hierzu zählt Ströh vor allem die Entwicklung pragmatischer und kurz- bis mittelfristig umsetzbarer Ansätze, aber auch die Sammlung und Weitergabe von aktuellen Informationen zu gängigen Methoden der Streitschlichtung oder die Beschäftigung mit komplexen Ansätzen wie der integrierten Projektabwicklung mit Mehrparteienverbindungen. Die Branche stehe diesbezüglich aber noch am Anfang. »Es gibt erste Projekte der integrierten Projektabwicklung mit Mehrparteienvereinbarung in Deutschland, etwa die Planung und den Bau des Kongresshotels Hafencity Hamburg oder einzelne Bauprojekte in Finnland, aber das sind Pilot-Projekte. Eine flächenhafte Durchsetzung, einen flächendeckenden Kulturwandel, sehe ich eher mittel- bis langfristig«, sagt Ströh. Die fortschreitende Digitalisierung im Bau werde zusätzlich und unweigerlich alle Parteien näher zusammenrücken lassen. »Aber das ist auch die ganz hohe Schule«, gibt er zu bedenken, »es gibt viele andere Möglichkeiten, viele kleine Stellschrauben, um den Dialog zwischen Auftraggebern und -nehmern deutlich zu verbessern. Hieran arbeiten wir.« © HTG 82 HANSA International Maritime Journal 09 | 2019

Häfen | Ports Abstract: »It’s all about cultural change« Conflict and legal disputes often arise in large port and hydraulic engineering projects. Hafentechnische Gesellschaft (HTG, German Port Technology Association) advocates a change of processes and culture aiming at more »togetherness« of all parties involved in order to avoid disputes. The concept of »integrated project delivery« is already successfully being applied in other countries. HTG wants to establish this cooperative culture in Germany and sees itself on the right track. Further information: redaktion@hansa-online.de »Wollen selbst Ideen entwickeln« Mit der Initiative will die HTG deutlich machen, dass ein Umdenken alternativlos ist. Ströh ist der Meinung, alle Auftraggeber und Unternehmen müssen sich über kurz oder lang mit neuen Ansätzen des Projektmanagements auseinandersetzen, weil der bisherige Kurs bei großen Bauvorhaben Projekte an den Rand des Scheiterns bringen kann, wie prominente Beispiele zeigen würden. »Wir wollen das über die HTG transportieren, aber auch selbst Ideen entwickeln. Damit stehen wir jedoch noch ganz am Anfang.« Sobald erste Ergebnisse der Arbeit vorliegen, will die HTG diese in einem geeigneten Rahmen präsentieren .RD IPA ist ein großer theoretischer Wurf Es geht um Streitvermeidung als ökonomisches Prinzip. Bei größeren Bauvorhaben kommt es entscheidend auf rechtzeitige Deeskalation und gegebenenfalls eine rasche baubegleitende Entscheidung zu Meinungsverschiedenheiten an. Das hierzulande demgegenüber traditionell bevorzugte Prinzip, Auseinandersetzungen nachläufig durch Gerichte entscheiden zu lassen, hat über die Jahrzehnte ungesunde Strukturen hervorgebracht, die in die entgegengesetzte Richtung wirken, meinen Experten wie etwa Stefan Leupertz, ehemaliger Richter am Bundesgerichtshof. Die IPA enthält Elemente moderner Managementmethoden und erfordert neue Prozesse und neues Denken. Man löst sich dabei von der sukzessiven Projektabwicklung, wonach bei der Konzeptionierung nur der Architekt beteiligt ist, bei der Planung die Planer und erst in der Ausführungsphase die Bauunternehmen dazu stoßen. Man versucht stattdessen, alle Schlüsselpartner schon in der Konzeptphase zusammenzubringen. Das bedeutet aber auch, dass die Auswahl dieser Schlüsselpartner bereits in einem sehr frühen Stadium erfolgen muss. Es geht den Entwicklern zufolge um Planungsoptimierung, um eine neue Fehler- bzw. Umgangskultur, Transparenz, Verlässlichkeit, gemeinsame Lernfähigkeit, eine Bauabwicklung im Team. Hierzu gehört auch ein gemeinsames Risikomanagement. Nicht zuletzt erhoffen sich Verfechter der Integrierten Projektabwicklung, Innovationspotenzial besser heben zu können. Im Idealfall sollen Entscheidungen nach dem Einstimmigkeitsprinzip gefällt werden. Außerdem ist ein Anreizsystem nötig. Wenn es von Beginn an ein vernünftiges Vergütungsmodell mit einer realistischen Kalkulation gibt, gedeckt durch den Auftraggeber bereits in der Konzeptphase, sei die Motivation größer, ein Angebot abzugeben. Dafür seien aber neue Kalkulationsmodelle nötig. Bislang kann ein Auftragnehmer in der Vorplanungsphase oft keinen echten Vertragspreis nennen, ohne erheblich Zuschläge für Risiken einzupreisen. Zudem bergen bilaterale Verträge das Risiko fehlender Anreize für eine Wertschöpfungsorientierung. HANSA International Maritime Journal 09 | 2019 83

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