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HANSA 09-2017

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Finanzierung | Financing

Finanzierung | Financing INTERNATIONAL MARITIME JOURNAL FORUM SCHIFFFAHRT FINANZIERUNG Schuldenschnitt für Schoeller Heinrich Schoeller Bei Rickmers blieb die HSH Nordbank hart und schickte das Unter nehmen in die Insolvenz. Dem Reeder Heinrich Schoeller werden dagegen 800 Mio. $ an Schulden erlassen. Beides dient der radikalen Bereinigung des Schifffahrtsportfolios. Von Krischan Förster Fotos: HSH und Schoeller Holding Rund 5 Mrd. € an Risikovorsorge hat die Landesbank der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein gebildet. Und diese Rücklagen, vornehmlich finanziert und abgefedert durch insgesamt 10 Mrd. € an Ländergarantien, werden jetzt konsequent genutzt, um sich von Altlasten zu befreien. Auf 7–8 Mrd. € will der einst weltgrößte Schiffsfinanzierer sein Kreditportfolio abschmelzen, noch vor zehn Jahren waren es mehr als 33 Mrd. €, derzeit sind es noch 16 Mrd. €. Um dieses Ziel zu erreichen und sich im laufenden Verkaufsprozess den asiatischen und US-amerikanischen Investoren als möglichst attraktive »Braut« zu präsentieren, ist nicht nur das Mrd. € 35,0 30,0 25,0 20,0 15,0 10,0 5,0 0,0 33,0 26,0 18,0 18,0 15,0 14,0 14,7 16,0 14,0 23,0 18,9 Neugeschäft faktisch eingefroren worden. Auch im bestehenden Kreditbestand wird radikal aufgeräumt. Rickmers war das bislang prominenteste »Opfer«. Statt der geplanten Restrukturierung zuzustimmen und diese mitzufinanzieren, wurde der »Stecker gezogen«. Die Reedereigruppe ist seit Anfang Juni in der Insolvenz. Jetzt wird der »Wal« zerlegt: Fünf MPP-Schiffe gingen bereits an die Bremer Zeaborn-Gruppe, um die verbliebenen Filet-Stücke, die werthaltigen Assets der Gruppe wie die modernen Containerschiffe und die Beteiligungen wie Harper Petersen, bewerben sich dem Vernehmen nach bis zu 20 Interessenten aus aller Welt. Was am Ende übrig bleibt, gilt als offen. Kreditportfolio der deutschen Schiffsbanken 2008 2012 1. HJ 2017 8,6 6,6 6,4 4,5 4,7 4,6 5,0 10,5 11,0 9,4 HSH Nordbank NordLB KfW IPEX Commerzbank Uni Credit Deutsche Bank DVB Bank Grafik: HANSA Die HSH Nordbank habe zu lange ihre »faulen« Kredite gehalten, hieß es oft auf der Kritikerseite. Nach den politischen Wogen um den Schuldenschnitt für den Hamburger Reeder Bernd Kortüm (547 Mio. € für die Norddeutsche Reederei H. Schuldt) hatten vermutlich Viele angenommen, dass sich ein solcher Fall nicht wiederholen würde. Doch dann kam Anfang August der überraschende Schuldenerlass für Heinrich Schoeller, die Summe ist sogar noch einmal deutlich höher als bei Kortüm: Der Holding mit Sitz auf Zypern, mit mehr als 1,5 Mrd. € der größte verbliebene Einzelschuldner der Bank, sollen Schulden in Höhe von rund 800 Mio. $ erlassen werden. Der entscheidende Unterschied zu Rickmers, nach Lesart der HSH: Die geplante Fusion der Schoeller-Gruppe mit Marlow Navigation zu einem der weltweit größten Shipmanager für Bereederung und Crewing sorge für eine wirtschaftliche Perspektive und ein tragfähiges Geschäftsmodell. Die HSH verzichtet auf rund 60% ihrer Forderungen. Eine mögliche Insolvenz war vom Bankvorstand offenbar als das größere und teurere Risiko bewertet worden. Der geplante Schuldenschnitt könne dagegen die drohenden Verlus- 18 HANSA International Maritime Journal – 154. Jahrgang – 2017 – Nr. 9

Finanzierung | Financing te minimieren, heißt es. Dies war nach HANSA-Informationen aber längst einkalkuliert und durch die Risikovorsorge der Bank ausreichend abgedeckt. Besserungsschein von Schoeller Außerdem gibt es einen Besserungsschein von Schoeller. Dieser sieht vor, dass künftig alle Einnahmen aus dem Schiffsbetrieb jenseits von Betriebskosten und Kreditdienst an die HSH Nordbank fließen, um den tatsächlichen Schuldenerlass zu verringern. Schoeller beteiligt sich zudem mit einem Eigenbetrag von 149 Mio. $ an der Sanierung, das Geld fließt direkt an die HSH Nordbank. Schoellers Flotte zählt derzeit 21 große Heavy-Lift-Frachter mit einer Tragfähigkeit von bis zu 32.000 t bei dem MPP-Ableger AAL, außerdem 19 Containerschiffe (1.200–2.800 TEU), neun Produktentanker (40.000–73.000 dwt) sowie ein Chemikalientanker (12.800 dwt). Die Firma Columbia Shipmanagement war 1978 gegründet worden. Das Unternehmen managt 380 Schiffe und beschäftigt insgesamt 14.000 Mitarbeiter in der technischen Bereederung und im Crew Management. Marlow Navigation wurde 1982 von Hermann Eden, ebenfalls in Limassol auf Zypern, gegründet. Derzeit stehen nach Unternehmensangaben für rund 130 Kunden mehr als 1.000 Schiffe mit rund 14.000 Seeleuten im Crew Management und 79 Schiffe im technischen Management unter Vertrag. M HSH-Altkredite sorgen für Minus bei der AöR Die Abwicklungsanstalt für die Problemkredite der HSH Nordbank vermeldet für das Jahr 2016 einen Fehlbetrag von 505 Mio. €. Grund: die hohe Risikovorsorge. Bereits im Dezember hatte die HSH Portfoliomanagement AöR verkündet, Wertberichtigungen in Höhe von 341,1 Mio. € bilden zu müssen. Diese Summe war bis Jahresende nun noch einmal deutlich angestiegen. Außerdem hätten einmalige Kosten für Gründung und Aufbau der AöR zu dem Fehlbetrag beigetragen, heißt es. Die Anstalt öffentlichen Rechts hat die Aufgabe, ein von der HSH Nordbank übernommenes Kreditportfolio von notleidenden Schiffskrediten »wertschonend« abzuwickeln. Ende Juni 2016 war ein Altlasten-Portfolio mit einem Forderungsvolumen von nominell 4,1 Mrd. € gekauft worden. Es war damals mit 253 Schiffen besichert. Der Kaufpreis lag jedoch »nur« bei 2,4 Mrd. €. Die Differenz wurde seinerzeit aus der Länder-Garantie der HSH-Gesellschafter Hamburg und Schleswig-Holstein ausgeglichen. Bereits ein halbes Jahr später, Ende 2016, lag der Buchwert bei nur noch 2,04 Mrd. €. Derzeit bestehen laut Geschäftsbericht Forderungen gegenüber 157 Kreditnehmern und 243 Schiffen – es wurden bislang also erst zehn Schiffe verkauft. Weitere Wertberichtigungen seien angesichts der anhaltend schwierigen Marktsituation nicht ausgeschlossen. »Es ist uns bewusst, dass die Kredite in vielen Fällen längerfristig gehalten werden müssen«, sagte AöR-Vorstand Ulrike Helfer. Der Abbau wird geschätzt noch mindestens zehn Jahre dauern. M Telegramm BLB / NordLB: Mit der Fusion von NordLB und Bremer Landesbank wird die Schiffsfinanzierung künftig ausschließlich in Hannover zusammengezogen. Das gemeinsame Portfolio umfasste nach dem 1. Quartal 2017 noch 15,9 Mrd. €. Bis Ende 2018 soll die Kreditsumme auf 12 bis maximal 14 Mrd. € abgeschmolzen werden. Ostfriesische Volksbank: Die OVB verzeichnet im 1. Halbjahr ein Wachstum von 10% in ihrem Schiffsportfolio. 242 Mio. € standen Ende 2016 in den Büchern. Tilgungen von 20% bis 25% aufs Portfolio seien durch Neugeschäft mehr als aufgefangen worden, heißt es. Deutsche Bank: Die Deutsche Bank hat nach dem ersten Halbjahr 2017 einen überraschend hohen Gewinn vermeldet. Rund 5 Mrd. € für Schiffsfinanzierungen stehen derzeit noch in den Büchern. Die Kreditsumme ist damit über die Jahre vergleichsweise stabil geblieben. Der Gewinn nach Steuern stieg beim größten deutschen Geldhaus im 2. Quartal auf 466 Mio. €, deutlich mehr als die 20 Mio. € im 2. Quartal 2016. Vor allem sinkende Kosten und eine geringe Risikovorsorge hätten das Ergebnis gestützt, vermeldete die Bank. Commerzbank: Die Commerzbank hat im ersten Halbjahr ihr Schifffahrtsportfolio um weitere 0,9 Mrd. € auf 3,9 Mrd. € abgebaut. Der endgültige Ausstieg rückt immer näher. Bis spätestens 2020 soll die Kreditsumme auf Null gesenkt werden. Deka Bank: Die Deka hat ihr Schifffahrtsportfolio im ersten Halbjahr 2017 halbiert. Das Volumen innerhalb des Segments Transportfinanzierung sank von 1,6 Mrd. € (Ende 2016) auf nur noch 0,8 Mrd. €. Insgesamt verwaltete die Dekabank Ende Juni rund 270 Mrd. €, das sind 13,6 Mrd. € mehr als sechs Monate zuvor. CC Continental Chartering SHIPBROKERS CHARTERING | SALES & PURCHASE | ANALYSIS & CONSULTANCY | VESSEL VALUATION CONTINENTAL CHARTERING GMBH & CO. KG Ballindamm 17 | 20095 Hamburg | Germany | Tel + 49 (40) 32 33 70 70 | Fax + 49 (40) 32 33 70 79 | office@continental-chartering.de www.continental-chartering.de HANSA International Maritime Journal – 154. Jahrgang – 2017 – Nr. 9 19

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