HÄFEN | PORTS Digitale Hafenplanung heute und morgen Auch in der Planung von Hafen- und Ufer-Projekten hält die Digitalisierung Einzug. Bei Inros Lackner aus Rostock setzt man auf eine Kombination von bewährten Tools und eigenen Entwicklungen. Für die Zukunft hat man auch eine bessere Öffentlichkeitsbeteiligung im Blick © Inros Lackner Ein wichtiges Element ist für die Rostocker Firma die modellbasierte Projektbearbeitung in der »BIM 360« Autodesk Cloud. Hinzu kommt unter anderem die Integration von CDE–Dokumentenmanagement basierend auf dem MS Share Point und die Einbindung von Web- GIS beziehungsweise dem Geoportal Esri. »Die Kombination dieser Themen ist aus unserer Sicht der Weg, der die Digitalisierung in der technischen Hafenplanung beschreibt und die Voraussetzung bildet, die baulichen Objekte in eine Umgebung nachvollziehbar einzubetten«, sagt Tobia s Günzl, Fachbereichsleiter Wasserbau am Rostocker Standort der Firma, die 13 Büros in Deutschland und 17 Vertretungen weltweit hat. Einbindung in Umgebung Durch die Umstände der Corona-Pandemie hat diese Arbeitsweise sicherlich noch einen zusätzlichen Schub bekommen, Günzl und seine Kollegen hatten allerdings schon vorher mit den Vorbereitungen begonnen. Kernelement der modellbasierten Arbeitsweise ist die Modellerstellung in der Autodesk-Software Revit. Der Unterschied zur vorherigen Praxis ist die Veranschaulichung in 3D. Dabei erfolgt in den einzelnen Planungsphasen jeweils eine Verfeinerung des Modells entsprechend dem sogenannten LOD (level of detail). Einer der Hintergründe: »Etwas anders als beispielsweise bei manchem Hochbau-Projekt, stellt sich im Wasserbau die Frage, wie das Bauwerk in eine Umgebung eingebunden wird. Für die Zukunft geht es darum, die Revit- Modellierung in ein Geländemodell zu platzieren, in dem andere Komponenten visualisiert werden, ähnlich wie bei Google Street View.« Das Revit-Modell wird cloudbasiert erstellt und in der Datencloud mit dem Umgebungsmodell dargestellt. Dies ermöglicht, dass standortunabhängig mit mehreren Mitarbeitenden gleichzeitig am Modell gearbeitet und dieses dann mit dem Umgebungsmodell, welches in Civil 3D erstellt wurde, verschnitten werden kann. Schließlich folgt die dritte Komponente: die Visualisierung der Daten über das Mapping-Tool WebGIS. Dabei wird das Projekt als GIS-Körper abgebildet; das ist eine digitale Karte, in die technische Planungen eingebunden werden können. Ein Vorteil ist nach Ansicht der Experten, dass nun nicht mehr lokale Rechenleistung genutzt werden muss, sondern die Arbeit in der Bim-Cloud erfolgt. So können mehrere Personen gleichzeitig auf das Modell zugreifen, beispielsweise Partner in einer Arbeitsgemeinschaft, die ihr Modell lagegetreu einarbeiten können. Eine Herausforderung sei hingegen noch, dass die derzeit existierenden Software-Lösungen vor allem auf lineare Bauwerke, wie im Hochbau, fokussiert sind. Großer Unterschied zum Hochbau Für eher »kurvige« Projekte, wie zum Beispiel im Uferbau, gibt es noch keine Patentlösung. »Aber da sind wir auf einem guten Weg und haben kompetente Partner beim Aufbau unserer Infrastruktur«, sagt Günzl. Revit kann in der Regel diese Lagegenauigkeit für großräumige Projekte nicht so gut abbilden. Die Anzahl an Datenpunkten, die allein aus der Vermessung und der Peilung kommen, würde ein Revit- 68 HANSA – International Maritime Journal 08 | 2021
HÄFEN | PORTS Modell sprengen. Das ist auch ein Grund für die Auslagerung auf Civil 3D von Autodesk. Bei Inros Lackner konzentriert man sich auf das modellbasierte Arbeiten in der Cloud, wo Elemente zusammengeschaltet und referenziert werden. So sind die Datenmengen besser zu handhaben. Das sei »der große Unterschied« in der Hafen- und Infrastrukturplanung gegenüber dem Hochbau. Weiterhin werden aber auch »klassische« Pläne erstellt. Für die Koordination wurde – basierend auf der Plattform MS Share- Point – eigens ein CDE-Dokumenten- Management entwickelt. Günzls Kollege Martin Göricke, Projektleiter Wasserbau, erläutert: »Für die Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern verwenden wir eine gemeinsame Datenumgebung (Common Data Service), deren funktionale Anforderungen seit 2019 in der DIN SPEC 91391–1 definiert sind.« So werden alle Fachmodelle, Unterlagen und Zeichnungen für die gemeinsame Bearbeitung und Prüfung geteilt. Abgebildet wird das »mit Bordmitteln« (Göricke) in einer SharePoint- Umgebung, da die auf dem Markt angebotenen Plattformen dem Team bei Inros Lackner »etwas zu dirigistisch« waren und man den Prozess offener und transparenter gestalten wollte. Es handelt sich dabei um eine cloudbasierte Dateiablage, bei der der »Container-Gedanke« übernommen wird. Die Idee ist relativ simpel: Dateien werden in sogenannte Container abgelegt, die einen bestimmten Status haben, zum Beispiel »in Bearbeitung«, »geteilt« oder »freigegeben«. Göricke und seine Kollegen haben sich dafür ein Nachverfolgungstool geschrieben, mit dem der Status stets im Blick behalten wird. »Bei der Nachverfolgung und Statusüberwachung arbeiten wir mit Metadaten, die bei der Ablage von Dateien durch die Bearbeiter eingepflegt werden. Diese Metadatenpflege ist für die Kollegen teilweise noch etwas ungewohnt, für einen kontrollierten Planlauf aber sehr wichtig«, so der Projektleiter. Abstract: Digital port planning today and tomorrow Digitalisation is making its way into the planning of port and waterfront projects. Inros Lackner from Rostock relies on a combination of proven tools and its own developments. For the future, they also have their sights set on better public participation. An important element is model-based project processing in the Autodesk Cloud »BIM 360«. In addition, there is the integration of CDE document management based on MS SharePoint and the integration of WebGIS or the Esri geoportal. So effektiv solche Maßnahmen und Umstellungen auch sein können – der Aufwand im Vorfeld ist nicht zu unterschätzen, auch Rückschläge müssen einkalkuliert werden. Günzl erklärt: »Es ist gerade zu Beginn ein Mehraufwand, etwa wegen der Einbindung von Revit in Civil 3D. Langfristig machen wir es natürlich mit dem Ziel, deutlich effizienter zu arbeiten, so dass wir beispielsweise aus einer 3D-Darstellung einfacher – quasi mit vorprogrammierten Schnitteinstellungen – Zeichnungen ableiten können. Im Moment ist es aber eher eine Phase, in der in den Aufbau der Infrastruktur investiert werden muss, sowohl bei SharePoint-Lösungen als auch bei BIM-Modellen.« Nicht zuletzt gehe es darum, eine WebGIS-Lösung für eine Öffentlichkeitsbeteiligung zu integrieren. Dafür setzt Inros Lackner auf das Geoportal Esri. Auf einer Landkarte sind verschiedene Randbedingungen eines Projektes wie die Straßeninfrastruktur oder Bepflanzungen zu sehen. Diese sollen über das WebGIS dargestellt werden. In einem Hafenbau-Projekt wird das Tool bereits genutzt, sodass es mittlerweile etabliert ist, um großräumig auch Lagebeziehungen darzustellen. Die Integration von georeferenzierten Fotos funktioniert laut Günzl schon ganz gut. Die Frage für die Zukunft aber sei: »Wie bekommen wir es hin, in dieses Gesamtmodell auch unsere 3D-Modelle einzubinden?« Öffentlichkeitsbeteiligung Das Vorgehen betrifft nicht zuletzt die Öffentlichkeitsarbeit und hat Potenzial für die Einblendung von Konstruktionsphasen. So wollen beispielsweise Anwohner oder anderweitig Betroffene heutzutage mehr und besser in die Vorbereitung von Infrastruktur- und Hafenprojekten eingebunden werden. Wie soll es an einer bestimmten Stelle im Vergleich zu heute aussehen, wenn das Bauprojekt abgeschlossen ist? Daher dieser Vorstoß. Günzl sagt: »Ansonsten ist es sehr abstrakt, wenn man ›nur‹ einen Schnitt im System hat. Heutzutage kann man nicht mehr an der Öffentlichkeit vorbei planen.« MM Mehraufwand zu Beginn Auch die Wasserbau-Planung wird zunehmend digital: ein 3D-Modell im GIS-Bezug © Inros Lackner HANSA – International Maritime Journal 08 | 2021 69
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