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HANSA 08-2020

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HÄFEN | Ports Corona

HÄFEN | Ports Corona stoppt Offshore-Häfen nicht Anders als viele andere Segmente im Umschlag und Hafenservice scheint der Bereich Offshore-Windenergie von der Corona-Krise relativ unbeeindruckt. In der Nordsee wächst derweil die Konkurrenz der Hafenstandorte Während weltweit in immer mehr Regionen ein Ausbau der Offshore-Windenergie forciert wird, geben auch die neuen Ausbauambitionen für die Offshore-Windenergie in Deutschland – 20 GW bis 2030, 40 GW bis 2040 – der Branche hierzulande wieder Auftrieb. Dass die Offshore-Windenergieerzeugung international an Bedeutung gewinnt, spürt beispielsweise der Hafen Cuxhaven. Hier waren die Transporte im Bereich der On- und Offshore-Energie bisher kaum von der Corona-Pandemie betroffen. Wie Hans-Peter Zint, Vorsitzender der Hafenwirtschaftsgemeinschaft Cuxhaven (HWG), erklärt, läuft die Produktion von Offshore-Wind-Turbinen für den weltweiten Einsatz bei Siemens Gamesa Renewable Energy (SGRE) weiterhin stabil. Hinzu komme die Neuansiedlung und Übernahme der bisherigen Ambau-Produktionsstätte durch den chinesischen Fundamenthersteller Titan Wind. Die Aktivitäten im Hinblick auf Projekte in der deutschen Nordsee seien hingegen komplett eingebrochen, da hier erst in zwei bis drei Jahren neue Windparks gebaut würden. »Natürlich bestehe ein großer Wettbewerb zwischen den Offshore-Häfen in der Region. Jedoch konnte Cuxhaven im Rahmen der Multi-Purpose-Strategie sowie der Verbund der Cuxhavener Hafenwirtschaft mit ihrer langjährigen Erfahrung in der Vergangenheit immer wieder beweisen, dass der Hafen für den Umschlag von Offshore-Segmenten bestens geeignet ist«, so Zint. Trotz der guten Entwicklung der Windenergie werde die Branche in Deutschland durch politische Auseinandersetzungen gehemmt, sagt der Hafenexperte. »So wird in diesem und im nächsten Jahr kein einziges neues Windrad in der Nordsee aufgestellt. Von diesen politischen Rahmenbedingungen hängt auch der Erfolg des Hafens im Offshore-Segment ab«, sagt Zint. In anderen Teilen der Welt laufe das Geschäft jedoch sehr gut. So würden die im Cuxhavener Werk produzierten Turbinen von Siemens Gamesa derzeit fast ausschließlich ins Ausland exportiert – vor allem in die wachsenden Märkte in Asien und den USA. In Cuxhaven setzt man für die Zukunft auf die noch vorhandenen Entwicklungspotenziale. Erst im Frühjahr dieses Jahres wurde der weitere Ausbau des Hafens offiziell genehmigt. Durch den Bau der Liegeplätze 5 bis 7 soll die 1.250 m lange Lücke zwischen dem Europakai und der Offshore-Basis geschlossen werden. So entstehen drei weitere Schiffsliegeplätze und 28ha Stellfläche, die auch auf den Offshore-Umschlag ausgerichtet werden sollen. Darüber hinaus trägt nach Darstellung Zints auch die Rolle Cuxhavens als Knotenpunkt für ShortSea-Frachtverkehre zur guten Positionierung im Offshore-Markt bei. Cuxhaven anlaufende Frachtfährdienste böten regelmäßige Verbindungen zu den britischen und dänischen Offshore-Zentren Hull und Esbjerg, auf die die Offshore-Industrie aufsetzen könne. Auch am kleinen Offshore-Standort Helgoland – hier werden nicht die großen Komponenten verladen, sondern Service- Schiffe stationiert – ist die Geschäftsentwicklung 2020 »unverändert gut«, wie Peter Singer, Geschäftsführer der Hafenprojektgesellschaft Helgoland gegenüber der HANSA erklärt. »Die Pachteinnahmen, Liege- und Kaigeld durch die Offshore-Windenergie werden auch 2021 gut sein.« Im Hinblick auf Konkurrenz im »HEL-WIN-Cluster« ist der Hafenstandort Helgoland aufgrund seiner Lage praktisch keinem Wettbewerb ausgeliefert. Allerdings sei der Standort bereits an seine Kapazitätsgrenzen gekommen, da kaum noch Landflächen im Hafen zur Verfügung stünden, berichtet Singer. Für die Zukunft der Branche setzt er auf die grüne Wasserstofferzeugung mittels Offshore-Wind-Energie. Hier bestehe 52 HANSA – International Maritime Journal 08 | 2020

HÄFEN | Ports Cuxhaven profitiert davorn, dass Siemens Gamesa auch für Fernost produziert © Siemens Gamesa/ Ulrich Wirrwa das Potential für zusätzlich mehrere Gigawatt an Elektrolyse allein in der Deutschen Nordsee, »die auf ein intelligentes Nutzungskonzept warten«. »Der vielversprechendste Lösungsansatz liegt im Ausbau von Helgoland zum zentralen Wasserstoff-Hub. So haben wir gemeinsam mit einem Konsortium das Projekt Aqua- Ventus initiiert«, sagt Singer. Ab Helgoland würde eine zentrale Pipeline die Wasserstoff-Energie gesammelt bis an die Küste bringen, wo an eine Einbindung in eine nationale Wasserstoff- Infrastruktur (GET-H2) mit einer regionalen Weiterleitung per Pipeline u.a. zum Hamburger Hafen erfolgen soll. »Die Nutzung vom grünen Wasserstoff durch Offshore-Wind-Energie bringt die langersehnte Sektorenkopplung und dadurch wird die Branche für die Zukunft noch attraktiver«, so Singer. Dennoch sorgten die Standortbedingungen in der AWZ noch für große technische und wirtschaftliche Unsicherheiten. Meerestiefen von bis zu 40m, große Entfernungen zur Küste und starke physikalische Belastungen durch Wind, Wellen und Salzgehalt der Luft stellten hohe Anforderungen an Fundamente, Kapselung der Gondel und verwendete Materialien, so der Hafenchef. Aufwändig seien auch der Transport der großen Strommengen ans Festland sowie Wartungs- und Servicearbeiten. »Zudem muss die Energie an Land weiter in die Verbrauchszentren transportiert werden. Ein entsprechender Ausbau der Stromnetze ist erforderlich.« Für die Zukunft setzt er auf den Energieträger Wasserstoff und dessen Erzeugung mittels »grüner« Energie. Dabei könnte auch der Standort auf der Nordseeinsel eine wichtige Rolle einnehmen. Die Konkurrenz um das Geschäft mit der Offshore-Windlogistik zwischen den Hafenstandorten an der Nordsee wächst. Aus den Niederlanden konnten man jüngst vernehmen, dass der Energieversorger Vattenfall den öffentlich-privaten Verband Amsterdam IJmuiden Offshore Ports beigetreten ist, dem mehr als 85 Unternehmen und Organisationen aus dem Offshore-Energie-Sektor im Hafengebiet angehören. Im Vorfeld des Baus des Windparks Hollandse Kust Zuid will Vattenfall seine Aktivitäten in IJmuiden ausweiten, unter anderem durch die Entwicklung eines neuen Wartungszentrums in Zusammenarbeit mit dem Seehafen IJmuiden. In Amsterdam und IJmuiden laufen derweil auch die Planungen für den neuen »Energiehaven«, der sich über 15 ha erstrecken und sowohl das Gebiet des Averijhaven als auch das 5 ha große Gelände von Tata Steel umfassen soll. Auf dem Gelände soll ein öffentliches Hafengebiet für Offshore-Windenergie entstehen. Der Standort sei ideal für den Bau und die Wartung von Offshore-Windparks, heißt es. Er soll über 580 m Kailänge verfügen, wovon 200 m als Schwerlastkai mit 12,5m Wassertiefe ausgelegt sein sollen (ansonsten 10m Wassertiefe). Abstract: Offshore ports busy despite Corona Und auch die dänische Konkurrenz für die deutschen Häfen im Offshore-Geschäft schläft nicht. So hat sich zuletzt Esbjerg an der dänischen Westküste eine kräftige Finanzspritze aus einem Infrastrukturfonds gesichert. Die kommunale Hafenverwaltung des Nordsee-Hafens hat sich mit Infranode zusammengetan, um umgerechnet bis zu 135 Mio. € zu investieren. Vorgesehen sind die Mittel für neue Hafeninfrastrukturanlagen für die Windturbinenindustrie. Esbjerg gilt als wichtiger Basishafen für viele Windparks. Auch deutsche Projekte werden von dem Standort aus bedient – zum Leidwesen der hiesigen Konkurrenz. Im Hafen von Esbjerg sind mehr als 200 Unternehmen angesiedelt, die die gesamte Lieferkette innerhalb der Offshore- und Energiebranche repräsentieren. Nach eigenen Angaben ist der Hafen europäischer Marktführer, wenn es um den Umschlag und die Verschiffung von Windenergie geht. Mehr als 80% der in Europa installierten Offshore-Windkapazität werde von Esbjerg aus verschifft. »Wir haben einen starken, langfristigen Partner gefunden, der über umfangreiche Kenntnisse in den Bereichen Energie, Hafeninfrastruktur und Nachhaltigkeit verfügt. Mit dieser neuen Partnerschaft werden die Stadt, der Hafen und Dänemark noch besser darauf vorbereitet sein, die Chancen zur Schaffung von grünem Wachstum und neuen Arbeitsplätzen beim massiven Ausbau der Offshore-Windenergie in der Nordsee zu nutzen, wenn wir uns dem Jahr 2030 nähern«, sagte Hafenchef Flemming N. Enevoldsen. Bei den Plänen setzt man unter anderem auf Prognosen, wonach künftig immer größere Windturbinen erforderlich sein werden. »In diesem Zusammenhang werden die neuen Anlagen im Hafen von Esbjerg zur nachhaltigen Entwicklung beitragen, indem sie die Kosten für den Transport zwischen Produktions- und Installationsstandorten senken«, meinen die Verantwortlichen.fs While many ports have to deal with lower throughput volumes due to the corona crisis, ports that handle offshore components and services on the Geman North Sea coast are quite optimistic. Installation activity in Germany will hopefully pick up again after the government has set new wind power targets. Meanwhile, wind power is gaining importance internationally and German ports handle components for projects all over the world. But competition in the neighborhood is rising. HANSA – International Maritime Journal 08 | 2020 53

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