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HANSA 08-2019

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Schifffahrt | Shipping

Schifffahrt | Shipping Hilfs- und Flüchlingsschiffe Derzeit wird die Debatte um Flüchtlings- und Hilfsschiffe wieder angeheizt. Auslöser war der Anlauf der »Sea Watch 3« im Hafen Lampedusa mit 53 Flüchtlingen, die Kapitänin Cordula Rackete vor der libyschen Küste an Bord genommen hatte. Die Flüchtlinge zurück nach Libyen, Tunesien, oder Marokko zurückzubringen, war für Rackete keine Option. Stattdessen bemühte sie sich, um einen sicheren Hafen in anderen Ländern und schickte entsprechende Meldungen nach Malta, Frankreich, Italien und an die Niederlande, unter deren Flagge die »Sea Watch 3« fährt. Keines der Länder habe die Aufnahme der Personen in Aussicht gestellt, so die Kapitänin. Deshalb hat Rackete gegen die Weisung der italienischen Behörden den Hafen von Lampedusa angesteuert. Das Land Italien ermittelt nun gegen die Kapitänin unter anderem wegen des unerlaubten Einfahrens in den Hafen Lampedusa. Dabei kam es zudem zu einem Zusammenstoß mit einem italienischen Patrouillenboot. Daraufhin wurde der 31-Jährigen der Angriff auf ein Kriesschiff vorgeworfen. Sie beteuert hingegen, dass es sich um einen Unfall beim Anlegen gehandelt habe, woran sie das Schiff habe hindern wollen. Für Aufsehen hatte 2018 bereits die »Aquarius« der Hilfsoganisation SOS Mediterranee gesorgt, dem das Schifffahrtsregister Panamas die Flagge entzogen hatte. Laut einer offiziellen Mitteilung der Behörden habe die italienische Regierung sie damals unmissverständlich aufgefordert, »Sofortmaßnahmen« gegen die »Aquarius« zu ergreifen. »Die Aufrechterhaltung der Registrierung würde ernste politische Schwierigkeiten für die panamaische Regierung und für die panamaische Flotte mit sich bringen, die europäische Häfen anläuft«, hieß es damals. Weiter wollten sich die Panamaer zu dem Vorfall nicht äußern. Mit Interesse haben sie auch die Ankündigung Großbritanniens verfolgt, aus der EU austreten zu wollen. Dem Vernehmen nach sind einige Register bereits kurz nach dieser Ankündigung mit Reedern in Kontakt getreten, deren Einheiten die Flagge Großbritanniens fahren. Dazu zählt auch die französische Reederei CMA CGM, die nach eigenen Angaben der größte Eigentümer von Containerschiffen unter britischer Flagge ist. Das Schifffahrtsunternehmen hat beschlossen, mit allen 49 Frachtern in andere Register zu wechseln. Schiffsdaten zeigen, dass die ehemals britisch-geflaggten Schiffe von CMA CGM seit 1. März dieses Jahres unter französischer und maltesischer Flagge fahren. Als Gründe für den Registerwechsel führen die Franzosen Unsicherheiten über den Brexit sowie künftige kommerzielle Vereinbarungen mit der EU an. Da Großbritannien am 31. Oktober die EU verlassen will, wächst die Sorge, dass das Land tatsächlich ohne ein Abkommen austreten könnte. ge im Durchschnitt höher seien als die Anzahl der verschrotteten Schiffe.« ähnlich ist die Situation bei IRI. Georgs sagt, dass mehr als die Hälfte der Neuregistrierungen der vergangenen fünf Jahre auf Neubauten zurückzuführen seien. Gemäß der Statistik verfügt Marshall Islands über die jüngste Flotte mit einem Durchschnittsalter von 8,9 Jahren. Auch Zypern erwartet bei einer stärkeren Abwrackaktivität kaum Auswirkungen auf die eigene Flotte. Ein Wechsel der Flagge ist heutzutage insgesamt seltener geworden, weil er mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. Diese richten sich nach der Schiffsgröße, doch auch die nachlaufenden Kosten, etwa für Klasse, Anstrich und neue Crewpapiere, spielen eine Rolle. Dem Vernehmen nach müssen für einen Flaggenwechsel Beträge im unteren bis mittleren fünfstelligen Bereich aufgewendet werden. Freiwillig wechselt somit kaum noch jemand, sagen die Register. In der Regel bekommen sie Schiffsverkäufe ebenso zu einem frühen Zeitpunkt mit wie Bestellungen von Neubauten. Auch wenn Reeder in Schwierigkeiten geraten und sich deshalb von Schiffen trennen müssen, bleibt dies den Registern in aller Regel nicht verborgen. Deutsche Flagge immer seltener Die Flotte unter deutscher Flagge schrumpft unterdessen weiter. Am 30. Juni dieses Jahres waren es nach Angaben des BSH 304 Einheiten mit einer Gesamttonnage von gut 7,9 Mio. GT. Im Juli 2018 wurden noch 309 Schiffe mit 7,8 Mio. GT gezählt. Enak Ferlemann, Paarlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, verweist darauf, dass mit der änderung des Einkommensteuergesetzes der Lohnsteuereinbehalt von 40% auf 100% angehoben worden sei. Dies solle die deutsche Flagge stärken. Ferner würde Schifffahrtsunternehmen zum Ausgleich der arbeitsbezogenen Kosten die Arbeitgeberanteile zur gesetzlichen Sozialversicherung in Deutschland erstattet. Seeleute würden unter deutscher Flagge von einer umfassenden sozialen Absicherung profitieren, zudem werde ihnen ein sicherer nationaler Rechtsrahmen und Kontinuität in der fiskalischen Unterstützung geboten, sagt Ferlemann. Zudem werde eine Ausflaggung nur noch genehmigt, wenn der Antragsteller die hierdurch für den Schifffahrtsstandort Deutschland hervorgerufenen Nachteile durch Vorhalt von Ausbildungsplätzen auf diesen Schiffen oder einen Ablösebeitrag ausgleiche, so Ferlemann. Dennoch haben diese Maßnahmen den Rückgang nicht aufhalten können. n 30 HANSA International Maritime Journal 08 | 2019

Schifffahrt | Shipping Weniger Schiffe erhalten Auslaufverbot 41 18 Jährlich wird über das Abschneiden der Flaggenstaaten bei den Hafenkontrollen informiert. Insgesamt wird in neun Gebiete unterteilt. Für die Europäischen Küstengewässer sowie den Nordatlantik von Nordamerika bis Europa sind die Erhebungen des Paris Memorandum of Understanding (Paris MoU) maßgebend. 27 europäische Nationen sind hier organisiert. Als weitere wichtige Kennzahlen in der Branche gelten zudem die Ergebnisse und Daten von Tokyo MoU und der U.S. Coast Guard. Veröffentlicht werden in den Jahresberichten Daten über die absolute Zahl von Inspektionen, die innerhalb eines Zeitraums von drei Jahren erfolgt sind. Die kontrollierten Schiffe werden in drei Kategorien unterteilt – »White List«, »Grey List« und »Black List«, die Aufschluss über die Qualität der Schiffe geben. Die Flaggen bei denen es die wenigsten Beanstandungen gibt, werden der »White List« zugeordnet. In dem jüngst veröffentlichten Jahresbericht von Paris MoU sind wie in den Vorjahren 73 Flaggen aufgeführt. Die Einteilung in den Qualitätskategorien hat sich nur wenig verändert. Zur »White List«, die beste Kategorie, zählen nunmehr 41 Flaggen und somit eine mehr als im Vorjahr. In die »Grey List« wurden 18 Flaggen eingeordnet, zwei weniger als ein Jahr zuvor. Die »Black List« umfasst somit 14 Flaggen, also eine mehr als im vorherigen Jahresbericht. Die Zahl der Inspektionen lag mit 17.952 etwas höher als im Vorjahr (17.923). 9.368 Schiffe wiesen Mängel auf, 2018 hatte es bei 9.287 Einheiten Beanstandungen gegeben. Insgesamt wurde 566 Frachtern die Weiterfahrt untersagt, deutlich weniger als ein Jahr zuvor (683). Auch die Zahl der an die Kette gelegten Schiffe nahm von 33 auf 24 ab. Am häufigsten wurde für Schiffe unter der Flagge der Komoren, der Vereinigten Republik Tansania und Togos ein Auslaufverbot verhängt. Die fünf am häufigsten festgestellten Mängel waren solche in Bezug auf den sicheren Schiffsbetrieb (4,73%, 1.911), an Brandschutztüren oder Öffnungen in feuerbeständigen Bereichen (2,62%, 1.057), bei nautischen Publikationen (2,01%, 811), an Karten (1,72%, 693) sowie beim Öltagebuch (1,64%, 661). Am häufigsten inspiziert wurden spanische, italienische, russische, niederländische, deutsche, französische und Schiffe unter der Flagge Großbritanniens. Zusammen machten sie einen Anteil von 52% der Kontrollen aus. Betrachtet man »White«, »Grey« and »Black List«, so scheint sich die Gesamtsituation bei der Qualität in der Schifffahrt aber zu stabilisieren. Den Spitzenplatz in der »White List« hat nun die Flagge der Isle of Man (UK) inne, die vorher auf Rang neun gelistet war. Frankreich hat die Topplatzierung verloren und ist auf Position vier zurückgefallen. Unterdessen machten die Bahamas ebenfalls einen großen Satz nach vorn. Im vorherigen Report auf Platz acht geführt, ging es in der aktuellen Auflistung hoch auf Position zwei, wo vorher die Cayman Islands zu finden waren, die um sechs Plätze abgerutscht sind. Die Niederlande (6.) mussten derweil den »Bronze- Rang« an Singapur abgeben, das als vorheriger Zehnter einen noch größeren Sprung machte. Dänemark, zuvor Vierter, ist unterdessen als Elfter aus den Top 10 herausgefallen. Die deutsche Flagge hat sich um drei Positionen auf Rang zwölf verbessert. Neu in der besten Kategorie finden sich Litauen und Russland wieder. In die »Grey List« abgerutscht ist dagegen Saudi Arabien. Neben Saudi Arabien zählt nun auch Vanuatu zur »Grey List«, das vorher der »Black List« zugeordnet war, sich also verbessert hat. In die mittlere Kategorie werden Flaggen einsortiert, die bei Hafenstaatkontrollen generell etwas auffälliger sind. Register in der »Grey List« sollten das zum Anlass nehmen, mehr auf den Zustand ihrer Schiffe zu achten, um bei besserer Pflege im nächsten Report idealerweise in die »White List« aufzurücken. Schiffe am unteren Ende der »Grey List« hingegen laufen Gefahr, in die »Black List« abzurutschen, wie es Albanien im jüngsten Report passiert ist. Gänzlich neu auf der Liste ist die Flagge der Mongolei, die aber ebenfalls zur schlechtesten Kategorie gezählt wird. Register, die auf der »Black List« geführt werden, müssen in bestimmten Häfen mit Anlauf- oder Ankerverboten rechnen. Darüber hinaus seien solche Einheiten schwieriger auf dem Chartermarkt zu vermitteln, sagen Branchenexperten. Komplett verschwunden aus dem Report ist die Flagge Bulgariens, die in dem Report von 2017 noch zur »Grey List« zählte. n 14 Rang 2018 Flagge Rang 2017 White List 1 lsle of Man (UK) 9 2 Bahamas 8 3 Singapur 10 4 Frankreich 1 5 Großbritannien 5 6 Niederlande 3 7 Marshall lslands 12 8 Cayman lslands (UK) 2 9 Norwegen 6 10 Hong Kong, China 13 11 Dänemark 4 12 Germany 15 13 Luxemburg 21 14 Japan 27 15 Irland 16 16 Schweden 11 17 Liberia 19 18 Italien 7 19 Gibraltar (UK) 18 20 Malta 23 21 Belgien 14 22 Zypern 17 23 Griechenland 24 24 Bermuda (UK) 25 25 Estland 26 26 China 22 27 Portugal 30 28 Barbados 33 29 Antigua and Barbuda 29 30 Lettland 32 31 Finnland 20 32 Türkei 39 33 Philippinen 28 34 Spanien 40 35 Litauen (»Grey«) 36 Polen 31 37 Kroatien 37 38 Panama 35 39 Faröer, DK 38 40 Russland (»Grey«) 41 Südkorea 36 … Black List 60 Cook lslands 62 61 Belize 61 62 Saint Kitts and Nevis 65 63 Albanien (»Grey«) 64 Mongolei neu 65 Sierra Leone 66 66 Ukraine 67 67 Moldawien 69 68 Tanzania 70 69 Kambodscha 64 70 Palau 68 71 Komoren 72 72 Togo 71 73 Kongo 73 © Paris MoU HANSA International Maritime Journal 08 | 2019 31

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