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HANSA 08-2018

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Schifffahrt | Shipping Effizienz-Wettrüsten im Shipmanagement Die großen Third-Party-Bereederer arbeiten mit Hochdruck an der Digitalisierung von Prozessen. Ihr Ziel ist es, mehr Vorsprung bei Produktivität und Sicherheit zu erlangen. Der Beginn einer neuen Wachstumsstory? Von Michael Hollmann So abgedroschen das Schlagwort der Digitalisierung auch erscheinen mag, dass die Vernetzung von Prozessen, Organisationseinheiten und Schiffsystemen eine – wenn nicht DIE – entscheidende Herausforderung für die Bereederung darstellt, ist in der Branche inzwischen unstrittig. Auf unterschiedlichsten Ebenen treiben die großen Ship Manager jetzt verstärkt neue Technologien voran, um die Performance im Schiffsbetrieb zu optimieren und die Kommunikation zu allen Seiten hin – Reeder, Charterer, Seeleute, Lieferanten – zu vereinfachen. Bis zur Umsetzung eines »Internets der Dinge« im großen Stil ist es noch ein weiter Weg mit vielen Zwischenetappen. Aber die eigene Unternehmensentwicklung und das Business Development zeigt bei allen Dienstleistern deutlich in diese Richtung. Die britische V.Group – Branchenprimus mit knappem Vorsprung vor Anglo- Eastern mit Hauptsitz in Hongkong – hat unter ihrem neuen Eigentümer Advent International millionenschwere Investitionen in ein »Transformationsprogramm« angekündigt, um Vernetzung und Einsatz neuer Technologien voranzutreiben. In diesem Zusammenhang hat das Unternehmen Ende vergangenen Jahres einen neuen Vorstandsposten eingerichtet und den Briten Jon Key (zuvor Royal »Technologieeinsatz muss Superintendenten entlasten« Martin Gaard Christiansen, Chief Commercial Officer, V.Group Photo: V.Group Mail) zum Chief Transformation Officer ernannt. Schwerpunkte des Programms bilden nach Auskunft von Chief Commercial Officer Martin Christiansen die Weiterentwicklung des zentralen IT-Systems Shipsure, die Fernüberwachung der Flotte und der Aufbau von Kompetenzzentren für bestimmte Schiffstypen und Aufgabenbereiche. Seit diesem Jahr bietet V.Group die Shipsure-Software auch als mobile App für Kunden, Mitarbeiter und Dienstleister an. Als nächstes sollen das Personalmanagement und die Kommunikation mit Seeleuten noch stärker auf elektronische Prozesse umgestellt werden (»Crew Transformation Programme«). Zudem wurde am Hauptstandort der Bereederung Glasgow eine sogenannte »Fleet Cell of the Future« eingerichtet – ein interdisziplinäres Team von Spezialisten und Superintendenten, die gemeinsam Schiffe betreuen. Diese Einheit diene auch als »Testlabor« für den Einsatz neuer Technologien in Kooperation mit Lieferanten, führt Christiansen aus. Schon heute werde der Betrieb von 400 Schiffen zentral mit der Softwarelösung COACH überwacht, die Superintendenten weltweit mit Status-Reports und Warnhinweisen versorgt. Weiterreichende Big- Data-Projekte werden von einer eigenen Einheit (V.Insight) gesteuert. Bestimmte Ship-Management-Funktionen wie Health, Safety, Environment and Quality sollen in den kommenden Jahren in »Exzellenzzentren« gebündelt und den Mitarbeitern in den Regionen als Service bereitgestellt werden. »Die Superintendenten, die das Rückgrat der Organisation bilden, müssen heute Supermänner sein, um allen Aufgaben gerecht zu werden«, erklärt Christiansen. »Die Exzellenzzentren sollen ihnen Arbeit abnehmen, damit sie mehr Zeit gewinnen, um Kunden und Schiffe zu betreuen«. Auch große und kleinere Wettbewerber der V.Group arbeiten mit Hochdruck am Ausbau zentraler Abteilungen für die datengestützte Überwachung der Flotten – zur Unterstützung der Verantwortlichen auf See und an Land und um Verbesserungsprozesse anzustoßen. »Alle arbeiten an denselben Themen, es gibt kaum Kollaboration« Ian Beveridge, Chief Executive Officer, Bernhard Schulte Shipmanagement Foto: Hollmann Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) hat sein »Fleet Performance Centre« am Standort Athen dieses Jahr ausgebaut, um noch intensiver Effizienzverbesserungen quer über die gesamte Flotte voranzutreiben, wie Chief Executive Officer Ian Beveridge berichtet. »Wir hatten dort schon seit ein paar Jahren ein kleines Team. Zum Jahresanfang haben wir es offiziell zu einem Zentrum erklärt, die Ressourcen aufgestockt und einen strukturierten Plan eingeführt.« Neun Mitarbeiter umfasse das Team, von denen drei nahezu ständig draußen bei den Schiffen und lokalen Niederlassungen seien, u.a. zu Trainingszwecken. 30 eigene Schiffe der Schulte Group seien bereits umfassend mit Sensoren zur Fernüberwachung des Betriebs ausgestattet. »Auch unsere Kunden fangen damit an«, so Beveridge. Zunächst sei viel Vorarbeit nötig, um die Erhebung und Auswertung der Daten zu standardisieren – »damit sie für bestimmte Gerätschaften auf allen Schiffen wirklich aussagekräftig sind.« Der Nutzen dieser »Big Data« lasse sich bislang nur begrenzt erschließen. »Wie allen anderen sammeln wir fleißig Daten, aber wir ziehen daraus noch nicht ausreichend Vorteile. Das ganze befindet sich weiter im Aufbau«, sagt Beveridge. Bei Analyse und Aufarbeitung der Daten verlässt sich BSM auf die unternehmenseigene Software-Schmiede Mari­ 20 HANSA International Maritime Journal – 155. Jahrgang – 2018 – Nr. 8

INTERNATIONAL MARITIME JOURNAL Schifffahrt | Shipping INTERNATIONAL MARITIME JOURNAL FORUM SCHIFFFAHRT FINANZIERUNG Abstract: Efficiency race among third party managers heating up All third party ship management groups are stepping up investments in digital technologies and connectivity in an arms race for efficiency. The buzz words are fleet monitoring, optimisation and predictive maintenance, increasingly driven and overseen by new chief digitalisation officers. Although operational and financial benefits are still vague, service providers are keen to ensure they gain a lead on new technologies in order to expand their fleets. How many years will it take for the »internet of things« to become reality in ship operations? Further information: redaktion@hansa-online.de Apps, die quasi das Gegenstück zu Ship­ Sure bei der V.Group darstellt. Aus Sicht des BSM-CEO ist es bedauerlich, dass alle Third-Party-Manager beim Thema »Big Data« und neue Technologien ihr eigenes Süppchen kochen. »Das ist das Problem in unserer Branche. Alle arbeiten an denselben Themen, und es findet kaum Kollaboration statt. Da wird viel an Ressourcen vergeudet.« Bei einem anderen Thema konnte sich BSM dieses Jahr allerdings mit einem bedeutenden Wettbewerber verbünden. So bündelt das Unternehmen seit kurzem seinen Einkauf mit Columbia Shipmanagement in der Gemeinschaftsfirma GenPro. Von Ersatzteilen über Schmiermitteln bis Proviant sollen in den kommenden Monaten eigene Kontrakte mit Lieferanten gezeichnet werden. Aufgrund der Mengeneffekte – zusammen sind die Partner für rund 650 Schiff voll verantwortlich – versprechen sich die Firmen »Bestpreise«, die direkt an Kunden durchgereicht werden sollen. Die teilnehmenden Reeder könnten die Bücher von GenPro einsehen, »somit besteht volle Transparenz«, so Beveridge. Die erhöhte Einkaufsmacht ermögliche nicht nur gute Preise sondern auch verbindliche Vereinbarungen mit Lieferanten in Bezug auf Logistik und Qualitätsstandards. Im Hinblick auf Vernetzung und digitale Flottensteuerung plant Columbia derweil einen eigenen Vorstoß, wie President Mark O’Neil ausführt. Spätestens im September will das Unternehmen seine Abteilung für »Fleet Performance Optimisation« in Zypern eröffnen. »Unser Ziel ist es, uns nicht durch Digitalisierung sondern durch Optimierung vom Wettbewerb abzusetzen«, erklärt O’Neil. Zweck der Einrichtung ist es demnach, Kapitänen und Superintendenten laufend über die Schulter zu gucken, um Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten. So sollen Schulungsprogramme für Seeleute kurzfristig an die Reisepläne der Schiffe angepasst, Wartungs- und Reparaturarbeiten automatisch umgeplant werden, wenn es Liegezeiten erlauben etc. Auch Simulationen und Analysen zur Optimierung des Schiffsbetriebs gehören zum Aufgabenspektrum. Die Möglichkeiten sollen den Kunden laut O’Neil »wie auf einer Speisekarte« präsentiert werden. Mit drei Arbeitsplätzen im Dreischichtbetrieb will Columbia zuerst in Zypern »Fleet Optimisation Centre startet zuerst auf Zypern« Mark O`Neil, President, Columbia Shipmanagement Foto: Hollmann loslegen, später auch Ableger in Deutschland und Singapur einrichten. Völlig offen ist hingegen noch, wie in Zukunft die Zusammenarbeit zwischen Columbia und der Schwesterfirma Marlow – beide seit vergangenem Jahr vereint in der Holding Columbia Marlow – gestaltet werden soll. Bislang beschränkten sich die Synergien auf Geschäftsreisen, Versicherungen und gewisse administrative Bereiche. »Beide Firmen arbeiten grundsätzlich getrennt voneinander. Es An Ocean of Expertise Complete Solutions from a Trusted Partner Newbuilding & Conversion Crew, Technical & Commercial Management Maritime Training Catering & Housekeeping Seafarer & Corporate Travel Software Application Solutions Port Agency & Bunkering Services Insurance Services Global Support & Expertise www.bs-shipmanagement.com HANSA International Maritime Journal – 155. Jahrgang – 2018 – Nr. 8 21

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