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HANSA 08-2017

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Schifffahrt | Shipping

Schifffahrt | Shipping nicht gut gehe. Mittlerweile kämen die Absolventen wieder besser bei den Reedereien unter. Doch nur auf die Beschäftigungsmöglichkeiten an Bord zu schauen, ist nicht mehr zeitgemäß. Immer wichtiger wird für Ausbildungsstätten wie Berufs- und Studienanfänger der Blick auf den sogenannten Sekundärbereich. Denn die Kompetenz der Absolventen wird auch in Landberufen, bei Lotsen, in der Verkehrsüberwachung, bei Behörden, Versicherern und Reedereien gebraucht. Ebenso baut die maritime Zulieferindustrie in Deutschland auf das Praxiswissen ehemaliger Seeleute und ausgebildeter Nautiker. Die Möglichkeit einer interessanten Karriere an Land wird daher mittlerweile nicht mehr nur als zweite Wahl und Ausweichstrategie dargestellt. Auch wenn die Seefahrt der Traumberuf ist, sollte man schon einen »Plan B« haben, falls es doch nicht klappt. Dann erhöhen Spezialisierungen und Zusatzqualifikationen die Chancen, eine interessante Stelle an Land zu finden. Weil der Sekundärbereich auch in Zukunft nicht einfach auf billige Fachkräfte aus Südostasien zurückgreifen kann, wird hier besonders vor einem Nachwuchsmangel gewarnt. Daher ist es beispielsweise dem Nautischen Verein zu Hamburg (NVzH) ein anliegen, auch solche Unternehmen und Behörden in die Ausbildungsdiskussion miteinzubeziehen, die später von der Ausbildungsarbeit der Reedereien profitieren. Gemeinsam könnten in Ausbildungskooperation dann Kosten geteilt werden, so eine Idee. Im Oktober soll es dazu unter Moderation durch die HANSA einen Runden Tisch geben. Umstellung in der Lehre Die Hochschulen gehen damit unterschiedlich um. An der Jade Hochschule wurden Kapazitäten von der Nautik hin zu wirtschaftlich logistischen Studiengängen verlagert. Durch stärkere Kooperation mit der Hochschule Emden/Leer sollen im Bereich Nautik ab dem nächsten Wintersemester Synergien gehoben werden. Die Hochschule Flensburg verzeichnet eine steigende Bedeutung ihrer Studienzusatz- und Weiterbildungsangebote, in Bremerhaven nutzen Schiffs- und Anlagenbetriebstechnik zur besseren Auslastung Einrichtungen gemeinsam, bis sich die Situation in der Seefahrt bessert. An der Seefahrtschule in Cuxhaven steht der Erhalt des maritimen Knowhows ganz oben, auch bei nicht vollständiger Auslastung aller Lehrgänge. Die Zusatzausbildung zum Elektrotechnischen Schiffsoffzier (ETO) erweitert künftig das Angebot. Die Hochschule Bremen hat ihren Nautikstudiengang auf englischsprachige Lehre umgestellt, so wird die Ausbildung internationaler und für ausländische Studenten attraktiver. Eine weitere Reaktion ist die Streichung des ersten Praxissemensters, um den Zugang zum Studium in Bremen zu erleichtern. Vernetzung, Synergien, Internationalisierung und stärkere Fokussierung auch auf nautisch geprägte Berufe an Land sind die Strategien für die neue Zeit. M Maritimes Zentrum Hochschule Flensburg Maritime Kompetenzen im Norden Ob innovative Studiengänge, praxisnahe Forschung oder zielgerichtete Weiterbildung — das Maritime Zentrum der Hochschule Flensburg bringt Sie auf Kurs. hs-flensburg.de maritimes-zentrum.de 38 HANSA International Maritime Journal – 154. Jahrgang – 2017 – Nr. 8

Schifffahrt | Shipping Kaufmannsausbildung bleibt gefragt Die Schifffahrtskrise geht auch an der kaufmännischen Ausbildung nicht spurlos vorbei. Dennoch bleibt die Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann als Einstieg in die Branche gefragt. Das deutsche Ausbildungsmodell erweist sich als Standortvorteil Foto: Felix Selzer Rund 4.000 Schifffahrtskaufleute sind derzeit laut der Vereinigung Hamburger Schiffsmakler und Schiffsagenten (VHSS) bei Hamburger Linienagenturen, Befrachtungsmaklern, Klarierungsagenten sowie An- und Verkaufsmaklern angestellt. Weit mehr als die Hälfte aller deutschen Schifffahrtskaufleute absolvieren ihre Ausbildung an der Elbe. Im vergangenen Jahr wurden trotz der anhaltenden Schifffahrtskrise deutschlandweit insgesamt 306 Ausbildungsverträge abgeschlossen, davon 184 in Hamburg. Hamburg bietet laut VHSS-Geschäftsführer Alexander Geisler aufgrund der vielen Unternehmen Schifffahrtskaufleuten in einem schwierigen Marktumfeld weiterhin gute Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten. »Wir stellen fest, dass die Ausbildungszahlen seit Jahren in Deutschland insgesamt rückläufig sind. In den Boom-Jahren vor der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, die sich auch auf die Schifffahrt auswirkte, wurde in der Branche überproportional ausgebildet. Die derzeitigen Ausbildungszahlen pendeln sich nun auf eine stabile, an die Nachfrage angepassten Größe ein«, sagt Geisler. Auch wenn es nach seiner Auffassung derzeit kein grundsätzliches Problem bei der Nachwuchsfindung gibt, stellt er doch interessante Entwicklungen fest. So verfügten nahezu 90% der Auszubildenden inzwischen mit einer Fachhochschulreife oder der allgemeinen Hochschulreife über eine sehr gute Qualifikation. Diese auch im Vergleich mit anderen Berufen sehr hohe Einstiegsqualifikation verdeutliche die hohen Ansprüche der Ausbildungsbetriebe. »Diese gute Eingangsqualifikation ist positiv zu sehen, bedeutet aber auch, dass für viele die Ausbildung ›nur‹ der erste Schritt im Rahmen einer weitergehenden Berufsausbildung ist und nach der Ausbildung oft das Unternehmen für ein Studium oder eine andere Ausbildung verlassen wird«, sagt Geisler. Inzwischen hätten zahlreiche Unternehmen auf diese Entwicklung reagiert und bieten geeigneten Kandidaten Weiterbildungsmöglichkeiten mit dem Ziel einer längerfristigen Bindung an. Bei der Abwägung Bachelor vs. Ausbildung sei zu berücksichtigen, dass die Azubis aufgrund ihrer Praxiserfahrung für Unternehmen grundsätzlich wertvoller seien. »Der Bachelor bietet den Anschein einer akademischen Ausbildung. Für die Zukunft der dualen Ausbildung in diesem Land wären die Unternehmen gut beraten, ihre Karrierewege gleichermaßen auch den ausgelernten Azubis zu öffnen«, so Geisler. Vor dem Hintergrund abnehmender Schulabgängerzahlen nimmt der Wettbewerb um Bewerber mit anderen Branchen zu. »Um geeignete Kandidaten zu gewinnen, ist es mittlerweile notwendig, dass die Ausbildungsunternehmen stärker auf sich und ihr Betätigungsfeld aufmerksam machen und den Frauenanteil, der inzwischen um die 40 bis 50% pendelt, noch weiter ausbauen«, sagt Geisler. Azubis würden derzeit nicht aktiv im Ausland angeworben. »Vereinzelt finden aber welche von alleine den Weg nach Deutschland. Schwierigkeiten ergeben sich, weil die Unterrichtssprache in den Berufsschulen Deutsch ist.« Internationaler Standortvorteil Die Schifffahrtsbranche rechnet weiterhin mit einem stabilen Bedarf an gut ausgebildeten Schifffahrtskaufleuten. Auch mitten in der Krise gibt es für die Absolventen immer noch gute Übernahmeoder Weiterbeschäftigungschancen. Zudem genießt dieser Ausbildungsberuf wegen seiner hohen Qualität international einen guten Ruf und es ergeben sich daher für junge ausgelernte Schifffahrtskaufleute auch Möglichkeiten im Ausland zu arbeiten. Geisler: »Eine dem deutschen Ausbildungsmodell vergleichbare Ausbildung gibt es in anderen Ländern nicht. Daher sehen wir in der Ausbildung der jungen Schifffahrtskaufleute an der Staatlichen Handelsschule Berliner Tor, der Berufsschule für Schifffahrt, einen nicht zu unterschätzenden Standortvorteil, den es zu erhalten gilt.« Die Ausbildung sei dabei schon sehr international. Die Berufsschule sowie einige Firmen böten Reisen und Austausche ins Ausland an. Von der Verfügbarkeit einer qualifizierten Mitarbeiterschaft profitieren auch die ausländischen Reedereien, von denen nicht wenige ihre Europazentralen in Hamburg angesiedelt haben oder von der Elbe aus ihre Vertretungen in anderen Häfen, zum Beispiel in Rotterdam, steuern. RD HANSA International Maritime Journal – 154. Jahrgang – 2017 – Nr. 8 39

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