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HANSA 07-2024

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HÄFEN | PORTS Amsterdam

HÄFEN | PORTS Amsterdam hat Energie und Breakbulk im Fokus Der niederländische Hafen verabschiedet sich von der Kohle und will sich noch stärker als Energiehafen für flüssige Ladungen und für Breakbulk-Umschlag positionieren. Für die Energiewende setzt man auch auf Partnerschaften, berichtet Area Manager Maurice Delattre Amsterdam ist ein wichtiger Energiehafen, aber auch das Breakbulk- Segment spielt eine wichtige Rolle. Um welche Ladungen geht es dabei? Maurice Delattre: Es gibt traditionell einen starken Fokus auf Papier, Holz, Stahl und Halbfabrikate. Mit Tata Steel haben wir einen sehr wichtigen Partner in unserer Region, der eng mit diversen Terminals und Dienstleistern zusammenarbeitet. Wird auch »klassische« Projektladung umgeschlagen? Delattre: In den letzten Jahren hat das Ladungsaufkommen für Infrastrukturprojekte, aber vor allem auch für die Wind-Industrie zugenommen. Da geht es um kleinere Partien und große Anlagen, Rotorblätter oder auch Kabelrollen und daher gibt es großen Bedarf an spezifischer Logistik und Lagerung, auf den viele Partner in unserem Hafengebiet spezialisiert sind. In Zusammenarbeit mit Grimaldi bietet zum Beispiel TMA Logistics als Multipurpose Terminal insgesamt 70 Hektar Fläche inklusive Deepsea-Kai, Lagerkapazitäten und modernen Terminalanlagen. Dort können große Projekte, beipielsweise für Windparks, umgeschlagen werden. Darüber hinaus ist VCK Logistics ein Spezialist für beispielsweise Papier, Stahl oder Zellstoff Modal Split Die wichtigste Hinterland- Modalität ist das Binnenschiff, gerade für Agribulk, Container und Flüssiggüter. Stahl, Papier und auch Container werden mehr auf der Schiene transportiert, Kohle vor allem per Binnenschiff oder auch mit Ganzzügen über die Schiene. Auf das Binnenschiff entfallen im Modal Split rund 60 %, auf die Straße rund 30 % und rund 10 % auf die Bahn. See- und Binnenschiffe im Hafen von Amsterdam, hier bei VCK und Kunden nutzen daher die bekannten Allwetter-Terminals auch aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten der Abfertigung mit direktem Anschluss an Binnenschifffahrts- und Bahn-Wege. Was sind die Hauptladungen bei der Abfertigung von Binnenschiffen? Delattre: Über 50 % unseres Gesamtvolumens von rund 70 Mio. t entfallen auf Energieladungen. Flüssigmassengüter wie Benzin, Diesel und Biodiesel sind große Ladungsströme, die über den Rhein ins Hinterland verschifft werden. Im Breakbulk-Bereich geht es um Papier, Zellstoff, Stahl, Holz und andere Stückgüter. Im Drybulk-Bereich vor allem um Agribulk aber auch Zement, Sand und Granit. Zudem sehen wir mehr und mehr Projektladung oder auch Baumaterialien, bei denen die Nachfrage stetig zunimmt. Bei multimodalen Transporten von Projektladungen geht es nicht selten um eine Kombination von Straße, Binnenschiff und Seeschiff: Ist Amsterdam diesbezüglich gut aufgestellt? Delattre: Alles, was hohe logistische Anforderungen hat oder im hohen Maße Flexibilität erfordert, können unsere Kunden gut bedienen. Das Handling von Maschinen, Stückgütern oder Papier erfordert eine gewisse Expertise und einen starken Kundenfokus – beim Terminal aber auch bei der Verschiffung über den Rhein oder andere Verkehrswege. Gibt es ein dezidiertes Ziel für den Hinterland-Verkehr? Delattre: Wichtig ist, dass sich die Infrastruktur in unserer Region kontinuierlich entwickelt. Alle Züge, die in unser Hafengebiet fahren, gehen durch den Hauptbahnhof von Amsterdam, das muss man berücksichtigen. Daher ist es sehr wichtig, dass die Gleisinfrastruktur und vor allem die (Rangier-)Kapazitäten ausgebaut werden um in Zukunft mehr Zugverkehre zu ermöglichen. Zur Zeit haben wir drei Kohle- Terminals, die jedoch ab 2030 keine Kohle mehr umschlagen werden. Schon seit einigen Jahren sind wir in enger Zusammenarbeit mit den Terminalbetreibern dabei, neue Ladungssegmente zu entwickeln und gemeinsam mit anderen Partnern ver- © Port of Amsterdam/ VCK 64 HANSA – International Maritime Journal 07 | 2024

HÄFEN | PORTS schiedenste Aktivitäten effizient zu bündeln. Zuletzt wurde in der Jahresbilanz für 2023 ein deutlicher Rückgang im Bereich »Transshipment / Fossile Fuels« deutlich. Was steckt dahinter? Delattre: Kohle hat im letzten Jahr um rund 48 % stark abgenommen. Dennoch sehen wir positive Entwicklungen, da wir entsprechend unserer Strategie den Anteil von nicht-fossilen Energiegütern an unserem Gesamtumsatz steigern konnten. In diesem Zusammenhang arbeiten wir eng mit unseren Importterminals zusammen, um neue Ketten für erneuerbare Energieträger zu entwickeln. Wir sind froh, dass sich die Terminals schon jetzt darauf einstellen, dass wir ab 2030 keine Kohle in dieser Region mehr umschlagen werden. Die Energiewende ist in vollem Gange, so werden neue Lager-Kapazitäten gebaut und eines der Terminals wird in den kommenden Jahren nahezu komplett umgewandelt. Kohle wird bei uns keine Zukunft haben und deshalb müssen wir schauen, wie wir uns frühzeitig als Energiehafen für erneuerbare Produktgruppen aufstellen. Maurice Delattre Area Manager – Port of Amsterdam Auch anderen Häfen wie Rotterdam oder Antwerpen positionieren sich als Energiehafen. Wie bewerten Sie die Konkurrenz? Delattre: Wir setzen auf Zusammenarbeit, vor allem im europäischen Kontext. Es ist davon auszugehen, dass wir in Europa in den nächsten Jahren insgesamt sehr viele Kapazitäten für die Energiewende und den Import von Energieträgern der Zukunft brauchen werden. In unserem Hafengebiet haben wir schon jetzt elf Tank-Storage- Terminals. Zwar haben wir keine Raffinerien in unserer Region, jedoch sind wir der größte Benzin-blending-Hafen Europas. Es gibt also ein ausgeprägtes Knowhow-Netzwerk und dessen Akteure wollen sich frühzeitig auf erneuerbare Produkte ausrichten. Synthetic Fuels ist daher auch ein großes Thema bei uns. Wir sind außerdem in Zusammenarbeit mit Partnern aus Bilbao und Duisburg dabei, einen »Green Corridor« vor allem für Wasserstoff, aber auch für eSAF (»Sustainable Aviation Fuels«) zu realisieren. Nicht zuletzt haben wir eine direkte Pipeline-Verbindung zum Flughafen Amsterdam, für den wir jetzt schon 4 Mio. t Kerosin transportieren. Daher arbeiten wir gemeinsam mit unseren Terminals und Partnern wie Hynetwork – eine 100 %-Tochtergesellschaft von Gasunie – schon heute am Ausbau unserer Energieinfrastruktur, um zeitnah erneuerbare Energieträger wie Wasserstoff oder eFuels in unserem Hafen umzuschlagen und somit einen wichtigen Beitrag für die Energiewende zu liefern. Sehen Sie Infrastruktur-Herausforderungen für die Energiewende in Amsterdam? Delattre: Man kann einen Teil der bestehenden Pipelineinfrastruktur und die ansässige Tankstorage-Kapazität relativ © Port of Amsterdam gut und unkompliziert anpassen – abhängig vom Trägerprodukt. E-Methanol wäre eine »Low hanging fruit«, da heute schon Methanol und Ethanol bei uns umgeschlagen und gelagert werden. Was ist eigentlich die maximale Tanker- Größe, die Sie im »Deepsea«-Bereich abfertigen können? Delattre: Mit der Fertigstellung der größten Seeschleuse der Welt Anfang 2022 haben wir frühzeitig ein großes Infrastrukturprojekt abgewickelt. Für den See-Bereich machen wir uns daher für die Zukunft keine Sorgen. Herausforderungen wären eher die notwendigen Umschlags- und Transport- sowie Lager-Genehmigungen für bestimmte Produktgruppen. Wir hoffen daher, dass sich die Kunden und Partner frühzeitig, gemeinsam mit uns, Gedanken darüber machen, was benötigt wird, um die ambitionierten Projekte zeitnah umsetzen zu können. So werden wir Schritt für Schritt unser jetziges Fossil-Energiecluster in Richtung »Erneuerbare« entwickeln. Auf allen Transportwegen? Delattre: Definitiv, das ist der Grund für die Zusammenarbeit mit unseren Partnern aus Duisburg. Der Hafen ist für uns sehr wichtig, wenn es um die Abwicklung von größeren Volumen und Ladungsmengen geht. Bei kleineren Volumen ist die Schiene oder auch die Straße oft eine gute Alternative, aber mit Blick Mit Allwetter-Terminal: VCK Logistics ein Spezialist für beispielsweise Papier, Stahl oder Zellstoff © Port of Amsterdam/ VCK HANSA – International Maritime Journal 07 | 2024 65

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