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HANSA 07-2024

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SCHIFFSTECHNIK | SHIP

SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY »Evolution statt Revolution« Trotz einiger Turbulenzen blickt der Verband Deutscher Schiffsausrüster auf ein insgesamt positives Geschäftsjahr 2023 zurück. Für die Zukunft sieht Vorstand Jens Pfeiffer noch einiges an Potenzial – doch ganz sorgenfrei ist man in der Branche nicht Das vergangene Geschäftsjahr war für deutsche Schiffsausrüster nicht ohne Schwierigkeiten: Eine spürbare Inflation, schwankende Lieferketten sowie Unsicherheiten bei Dekarbonisierung und Digitalisierung treiben die Mitglieder des Verbands um. Trotzdem gaben die meisten in einer internen Umfrage an, dass man von einem weitestgehend positiven Geschäftsjahr sprechen könne – das teilte VDS-Vorstand Jens Pfeiffer auf der Mitgliederversammlung mit. 40 Verbandsmitglieder aus 30 Mitgliedsfirmen trafen sich in der Handelskammer Hamburg, um über aktuelle Entwicklungen zu sprechen. Zu den positiven Faktoren im Schiffbau gehörten die größtenteils positiven Fracht- und Charterraten in der Schifffahrt, die zu steigenden Umsätzen in den Bereichen der Belieferung führten. Der Krieg gegen die Ukraine habe zu Schwierigkeiten in der gesamten Lieferkette geführt, die immer noch anhalten – vor allem bei der technischen Ausrüstung gebe es immer wieder Engpässe. Weiterhin brachen die sanktionierten Märkte weg. In den Jahren 2022 und 2023 kam es außerdem zu Kostensteigerungen, die sich aber analog zur Inflationsrate normalisiert haben: Sie sind zwar hoch geblieben, steigen aber nicht mehr im selben Maße an. Viele Schiffsausrüster konnten flexibel auf diese Entwicklungen reagieren und trotzdem steigende Gewinne verzeichnen. Kreuzschifffahrt erholt sich Erfreuliche Nachrichten gibt es aus der Kreuzschifffahrt: Diese habe sich stetig weiter verbessert und man könne bei Buchungsraten, Besucherzahlen und eventuell bald auch den Schiffsneubauten »neue Rekorde« erreichen. Die Meyer Werft habe zum Beispiel neue Aufträge aus den USA bekommen. »Die Kreuzfahrtreedereien operieren auf Rekordniveau und die Auslastung liegt bei den meisten über 100 %«, führt Pfeiffer gegenüber der HANSA aus. »Dies spüren die Ausrüster und Dienstleister VDS-Vorstand Jens Pfeiffer durch sehr gute und weiter wachsende Umsätze in diesem Segment.« Dieser Euphorie sei allerdings eine wichtige Erkenntnis entgegenzuhalten: Viele Schiffsausrüster mit dem Schwerpunkt Kreuzfahrt waren direkt von den Folgen der Pandemie betroffen – bei manchen gab es kurzfristig hohe Ausfälle. Eine breite Aufstellung sei nötig, um solche Risiken zu mindern. »Die großen Kreuzfahrtreedereien sind hoch verschuldet durch die Pandemie, die Profitabilität ist bei relevanten Playern noch nicht wieder auf dem alten Niveau und eine neue Krise könnte schwerwiegende Auswirkungen haben.« Dekarbonisierung als Chance Während die Dekarbonisierung der Schifffahrt viele Unternehmen vor Herausforderungen stellt, sieht man bei den Ausrüstern das Potenzial, Gewinn aus © VDS den Änderungen zu schlagen. Neue Produkte kommen auf den Markt, bestehende Systeme und andere Komponenten auf Schiffen müssen modernisiert werden. Langfristig werde es viele Umstellungen geben, zum Beispiel vom Verbrennungsmotor zu alternativen Technologien oder auch bei den Transportwegen. Mit diesen neuen Technologien komme auch ein erheblicher Bedarf an Digitalisierung hinzu, der weitere Aufträge sicherstelle. Obwohl die Auflagen zum Umweltschutz »vom Grundsatz her stets zu begrüßen seien«, so Pfeiffer, sei es für Unternehmen nicht immer einfach, sie einzuhalten. Das größte Hindernis für eine erfolgreiche Dekarbonisierung sehen die Ausrüster nicht in der mangelnden Technik – sondern in der Bürokratisierung, die weiter zunehme. Langsame Digitalisierung Einen relevanten Teil des Geschäfts wickeln Schiffsausrüster und ihre Kunden inzwischen digital ab. Doch einen »großen Umbruch« in der Digitalisierung, wie andere Branchen berichten, hat es hier nicht gegeben. »Ein vermutlich größerer Teil des Geschäfts, wenn man das gesamte Portfolio der Schiffsausrüstung betrachtet, geht immer noch konventionelle Wege«, sagt Pfeiffer. Die Gründe dafür sieht er vor allem in der Komplexität des Markts sowie der großen Bandbreite von Artikeln und Dienstleistungen, die Schiffsausrüster bieten. Weiterhin nennt er die Abwicklung von Lieferungen (inklusive Zollformalitäten, Exportkontrolle und Ungewissheiten der Routenplanung der Schiffe) als einen großen Faktor. In Verbindung mit geringen Auftragsmengen erschwere dies die Entwicklung von Systemen, die echte Effizienzgewinne bieten – ohne Einbußen beim Service hinnehmen zu müssen. Pfeiffer merkt außerdem an, dass sowohl Anbieter als auch Kunden oft noch konservativ eingestellt seien, was Digitalisierung betrifft. »Die Akzeptanz und der Wille zur Adaption neuer Prozesse 46 HANSA – International Maritime Journal 07 | 2024

SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY und Technologien scheint weniger ausgeprägt als in anderen Branchen. Besonders hier kann man in der jüngeren Vergangenheit allerdings eine stärkere Veränderung als in früheren Jahren feststellen, was sicherlich auch mit einem schrittweisen Generationswechsel in vielen Bereichen zusammenhängt.« Dennoch sieht er zukünftig großes Potenzial für digitale Systeme und vor allem Künstliche Intelligenz. Diese sei zum Beispiel für die Optimierung von Bestellmengen und Lieferungen vorstellbar, aber auch bei der Kommunikation unter Schiffsausrüstern, Reedereien, Hafenbehörden und Zoll. Auch eine interne Digitalisierung der Unternehmen (z.B. in den Bereichen Ressourcenplanung und Kundenmanagement) werde die Industrie effizienter machen. Pfeiffer gibt jedoch zu bedenken, dass eine Künstliche Intelligenz nicht in der Lage sei, Wetterphänomene, Krisen oder politische Ereignisse und deren Folgen vorherzusehen – dazu brauche es weiterhin einen Menschen am Hebel. Kein »Amazon der Schifffahrt« Ein Nebenprodukt der digitalen Entwicklung ist das Auftreten neuer großer Plattformen, die Produkte und Dienstleistungen in der Schiffsausrüstung vertreiben. Wann immer eine solche Plattform auftaucht, spricht man schnell vom »Amazon der Schifffahrt« – doch auf die Frage, ob deutsche Ausrüster deswegen Konkurrenzdruck verspüren, kann Pfeiffer mit einem »Nein« antworten. Die Gründe dafür sind dieselben, die auch die generelle Digitalisierung bei Schiffsausrüstern verlangsamen: die komplexe Natur der Branche und das oft eher konservative Mindset der Akteure. So würden moderne Ausrüster die gängigen Plattformen bespielen und hätten eigene Lösungen, um ihren Service an den Kunden zu bringen. Gleichzeitig gebe es starke, etablierte Plattformen, die ihren Kunden Mehrwert und Effizienz bieten – und gegen die man sich nur schwer behaupten kann. Auch neue Geschäftsmodelle scheinen schwieriger realisierbar zu sein, als es am Anfang schien, so Pfeiffer. »Evolution statt Revolution«, fasst er die Digitalisierung in der Schiffsausrüstung zusammen. Wer billigt kauft, kauft doppelt Im Jahresrückblick kam Pfeiffer auch auf die Themen Personalmangel auf Schiffen, weniger erfahrenes Personal auf Kundenseite und Kostendruck zu sprechen. Die Auswirkungen davon seien auch bei den Schiffsausrüstern spürbar, einerseits in Form von erhöhtem Beratungsbedarf als auch bei einem Preisund Margendruck. »Negative Begleiteffekte und unmittelbare wie mittelbare Folgen werden auf Kundenseite nicht immer gleich erkannt«, sagt er im Gespräch mit der HANSA. So würden einige Kunden vermeintlich günstiger im Ausland einkaufen, statt auf etablierte deutsche Schiffsausrüster zu vertrauen. »Die Erfahrung zeigt jedoch deutlich, dass dies unter anderem aufgrund mangelnder Erfahrung des Einkaufs und falscher Prioritäten insgesamt die Qualität von Produkten und Services mindert, was später zu höheren Kosten durch technische Probleme, Qualitätsminderung der Gesamtperformance eines Schiffes und weiteren indirekten negativen Konsequenzen führt. Wer qualitativ auf hohem Niveau operieren möchte, muss dafür den entsprechenden Preis bezahlen, und so arbeiten deutsche Schiffsausrüster eher auf hohem Niveau und bieten entsprechende Qualität bei Produkten, Beratung und Services.« Flexibel und nachhaltig Pfeiffer sieht die eigene Branche als weitestgehend krisensicher. Eine Überkapazität, wie sie zum Beispiel im Containersegment in Folge des Wirtschaftsaufschwungs droht, befürchtet er bei den Schiffsausrüstern nicht. Mit »Flexibilität und nachhaltiger Ausrichtung« seien Schiffsausrüster auch durch vergangene wie aktuelle Krisen gekommen. Generell beobachtet er bei nahezu allen Segmenten der Schifffahrt und auch der Schiffsausrüstung eine »auskömmliche bis sehr gute« Entwicklung. Besonders interessant für deutsche Schiffsausrüster sei der Markt für Offshore- Wind, der stetig an Bedeutung gewinne. »Dies liegt zum einen an dem hohen Maß an Aktivität in Deutschland und Europa einschließlich Schiffbau und dem künftigem Bau von Konverter- Plattformen und zum anderen an den tendenziell höheren Qualitätsansprüchen der Kunden, die besonders deutsche Schiffsausrüster sehr gut erfüllen können«, erklärt Pfeiffer. Was bringt die Zukunft? Trotz dieser größtenteils positiven Entwicklungen der Branche blickt man in der Schiffsausrüstung nicht ohne Sorge in die Zukunft. Zum einen sei der russische Krieg gegen die Ukraine zu nennen, der nach wie vor für Unsicherheiten in globalen Handelsketten sorgt. Auch der Konflikt in Israel, der sich in der Schifffahrt vor allem durch die Attacken der Huthi im Roten Meer und im Golf von Aden bemerkbar macht, beschäftige die maritime Branche. »Überraschenderweise blieb ein Chaos wie bei der Strandung der ›Ever Given‹ im Suez-Kanal vor drei Jahren aus«, räumen die Mitglieder des VDS ein. Dennoch sei auch dieser Konflikt ungelöst. Weiterhin zeige der Klimawandel durch regelmäßige, unerfreuliche Rekorde und Extremereignisse, warum auch die Schifffahrt und die Schiffsausrüster sich noch viel ernster mit Klimaschutzmaßnahmen – und vor allem ihrer schnellen Umsetzung – beschäftigen müssen. Das werde laut Pfeiffer nicht leicht, sei aber unausweichlich. fs / JW Komplettfilter Filterelemente Ersatzteile Zubehör Zentrifugen Reinigungsmittel Reparatur Installation FIL-TEC RIXEN GmbH® QUALITY MADE IN GERMANY Die Spezialisten für Filtertechnologie in Schifffahrt und Industrie Filterelemente und Ersatzteile für Einfach-, Doppel- und Automatik filter für Schmieröle, Brennstoffe, Hydrauliköle, Wasser und Luft aller namhaften Hersteller. Ersatz für Boll & Kirch, Filtrex, Moatti, Nantong und Kanagawa Kiki. Als Vertragspartner liefern wir Austausch- u. Originalfilterelemente von Fleetguard, Hengst, Triple R, Mann+Hummel, Mann Filter, Filtration Group. SMM 2024 3 – 6 Sep 2024 Hall A1 Stand 235 HANSA – International Maritime Journal 07 | 2024 47

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