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HANSA 07-2024

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SCHIFFFAHRT | SHIPPING

SCHIFFFAHRT | SHIPPING Schulterschluss für Fachkräfte-Sicherung Der Bedarf an Fachkräften in der Schifffahrt ist nach wie vor groß – ebenso in der Verwaltung. Um den heutigen und künftigen Bedarf zu decken, sind einige Anstrengungen nötig, neue Wege müssen gegangen werden – auch und gerade mit vereinten Kräften Diskutierten auf dem Podium (v.l.): Ilknur Colmorn, Erik Hirsch, Tilo Wallrabenstein, Jens Broder Knudsen, Eric Oehlmann, Almut Kaleschke, Björn Kay Das war eine der zentralen Erkenntnisse einer Fachkonferenz, die der Verband Deutscher Reeder (VDR) und der Deutsche Nautische Verein (DNV) in Berlin veranstaltet haben. Die Schifffahrt ist eine Branche im Wandel, die große Anstrengungen unternimmt, um neue Technologien und alternative Antriebstechniken voranzutreiben. Der Bedarf an Fachkräften in der Schifffahrt ist ungebrochen hoch. Doch in Zeiten knapper Arbeitnehmerressourcen ist es nicht immer einfach, neues Personal zu finden, so die einhellige Meinung. »Unternehmen, die nicht in Ausbildung und Weiterbildung investieren, sind langfristig im Wettbewerb benachteiligt«, sagte Erik Hirsch, Personalmanager bei Hapag-Lloyd, der viele Details von den Maßnahmen und Plänen der Hamburger Containerreederei preisgab. Man müsse aber noch mehr tun, auch als Branche insgesamt, machte der ehemalige Seefahrer deutlich: »Wir müssen jetzt vom Reden ins Handeln kommen!« Auch für den neuen Leiter der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS), Eric Oehlmann, der wie Almut Kaleschke aus dem Bundesverkehrsministerium die »Behördenseite« bei der Konferenz vertrat, ist die Nachwuchsund Fachkräftegewinnung in der Verwaltung eine der Herausforderungen der nächsten Jahre: »Die Digitalisierung wird ein zentrales Instrument sein, um die Arbeitsprozesse zu optimieren. Sie wird dabei helfen, unsere fachliche Kompetenz zielgerichtet einzusetzen und die Attraktivität der nautischen Berufe zu steigern. Dabei brauchen wir auch die Unterstützung der Politik und Gesellschaft.« Nicht zuletzt durch den Renteneinstieg vieler Mitarbeiter müssten in den nächsten Jahren rund 25 % der GDWS-Belegschaft ersetzt oder neu besetzt werden. Der Pool des ausgebildeten maritimen Fachpersonals wird immer kleiner. Schon heute können nicht alle zur Verfügung stehenden Stellen, zum Beispiel in der Verwaltung, mit maritimen Fachpersonal besetzt werden. Dies führt zu zusätzlichen Belastungen wie Mehrarbeit und hat negative Auswirkungen in der Aufgabenwahrnehmung, heißt es im Abschlusspapier der Konferenz. Außerdem auf der Konferenz vertreten waren Professorin Ilknur Colmorn von der Hochschule Bremen, Jens Broder Knudsen vom Zentralverband der deutschen Schiffsmakler (ZVDS), Björn Kay von der Hochschule Svendborg und Tilo »Das Zusammenwirken zwischen Behörden, Ausbildungseinrichtungen und Unternehmen intensivieren!« Wallrabenstein von der Stiftung Schifffahrtsstandort Deutschland. Knudsen wies auf das Thema »Infrastruktur« hin, das dringend angegangen werden müsse – etwa in Häfen und Wasserstraßen. Dafür müssten große Summen investiert werden. Damit der Schifffahrtsstandort Deutschland auch zukünftig zu den führenden maritimen Zentren weltweit gehört, sollte die Sicherung der Leistungsfähigkeit der Schifffahrt hohe Priorität haben, so ein weiteres Ergebnis der Debatte: »Dazu gehören die kontinuierliche Erhaltung sowie eine schnellere Fertigstellung der Planungen und laufenden Ausbaumaßnahmen der Infrastruktur – und dafür braucht es ausreichend maritimes Fachpersonal.« Aus verschiedenen Perspektiven beleuchteten die Diskutierenden die Situation um den Fachkräftemangel in der maritimen Wirtschaft und in der Verwaltung. Unterschiedliche Perspektiven und Bedarfe wurden zwar sichtbar, allerdings waren sich die Teilnehmer einig: Es muss etwas getan werden, um die Ausbildungen und Berufswege attraktiver und nicht zuletzt in der breiten Öffentlichkeit sichtbarer zu machen, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten und damit nicht zuletzt die Wettbewerbsfähigkeit des Schifffahrtsstandorts Deutschland auch künftig gewährleisten zu können. Denn die Schifffahrt sei enorm wichtig für das Land und nicht zuletzt den gesamten Arbeitsmarkt, da viele Arbeitsplätze direkt oder indirekt mit der Branche zusammenhängen. Und die Schifffahrt benötige gute Rahmenbedingungen, für die wiederum Know-how in den entsprechenden Behörden nötig ist. Ein Punkt: Die hochwertigen maritimen Bildungsangebote am Standort seien © Jens Meyer 42 HANSA – International Maritime Journal 07 | 2024

SCHIFFFAHRT | SHIPPING auszubauen und international konkurrenzfähiger zu gestalten. Dazu sei es notwendig, deutlich schneller und unbürokratischer auf die neuen Anforderungen insbesondere des Sekundärmarktes einzugehen: »Das Zusammenwirken zwischen Behörden, Ausbildungseinrichtungen und Unternehmen ist zu intensivieren. Die erfolgreichen Herangehensweisen unserer europäischen Nachbarländer machen deutlich, dass nur eine gemeinsame Ausrichtung der gesamten Branche zum Erfolg führt.« »Mit einer Stimme sprechen« Die Experten sprachen sich deutlich dafür aus, das Thema Fachkräftemangel noch engagierter voranzutreiben, und zwar auch gemeinsam. Es brauche eine neue Initiative aller maritimen Stakeholder, koordiniert von einer zentralen Anlaufstelle, damit es statt verschiedener Vorstöße »eine maritime Stimme« gibt. Auf den 1.800 Schiffen der 266 hiesigen Reedereien sind derzeit rund 7.000 Menschen in Deutschland sozialversicherungspflichtig tätig. An Land sind es nach Schätzungen mit über 21.000 Personen drei Mal so viele. Schätzungen gehen von bis zu 400.000 Arbeitsplätzen aus, die direkt und indirekt von der maritimen Wirtschaft abhängig sind, da mit der Schifffahrt ein ganzes Netz an Wirtschaftszweigen verwoben ist. Denn: Energie, Rohstoffe, Elektronik, Kleidung, Lebensmittel und vieles mehr würden größtenteils über den Seeweg transportiert. »Um möglichst viele junge Menschen für die Schifffahrt zu begeistern, müssen wir weiter in moderne Ausbildungsprogramme investieren und die attraktiven Karriereperspektiven an Bord und später an Land bekannt machen«, sagte Holger Jäde, Referent für Ausbildung beim Verband Deutscher Reeder. »Der qualifizierte Nachwuchs ist einer der Schlüssel für einen starken und wettbewerbsfähigen maritimen Standort.« Die Schifffahrt sei nach wie vor »eine enorm attraktive Branche, die durch ihre vielfältigen und einzigartigen Karrieremöglichkeiten in einem internationalen Umfeld viele junge Menschen anzieht«, hieß es. Dies unterstreiche die Entwicklung der Zahl an Neueinsteigern im Jahr 2023, die im Vergleich zum Vorjahr um rund 11 % gestiegen ist. Im letzten Jahr haben 418 junge Leute den Weg in die Schifffahrt auf See (Vorjahr 377) und 214 an Land (192) gefunden. Doch der Bedarf an Nachwuchskräften und Fachkräften bleibt weiterhin groß. »Proaktive Schifffahrtspolitik« Am Ende der Diskussion stand eine klare Feststellung: »Es braucht eine proaktive Schifffahrtspolitik und eine wesentlich größere Wertschätzung in der Öffentlichkeit, um den Folgen des Fachkräftemangels entgegenzuwirken und auch zukünftig als wettbewerbsfähiger maritimer Standort in der Welt wahrgenommen zu werden.« MM Anmeldeschluss: 15.07.2024 41. Peter Gast Schiffahrtsregatta PeterGast 1/2 in PGSR Tradition, Spaß und Branchentreff auf der Insel Ærø (DK) 24.08.2024 Jetzt anmelden: schiffahrtsregatta.de oder QR-Code scannen HANSA – International Maritime Journal 07 | 2024 43

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