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HANSA 07-2022

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RoLo-Neubau · ISF-Tagung · Stena Bulk · Abwasser · Bergung · Schlepper-Wettbewerb · Schiffsmakler-BBQ · Schifffahrtsessen 2022 · 130 Jahre Hurtigruten · Louis Dreyfus

SCHIFFFAHRT | SHIPPING

SCHIFFFAHRT | SHIPPING Anhand vieler alter und etwas unscharfer Bilder lässt sich die Entwicklung der Reederei nachvollziehen Das sieht im globalen Einsatz der Expeditionsschiffe anders aus, die ja gerade in entlegenere Gebiete fahren, wo die Versorgung mit alternativen Energien deutlich schwieriger ist ... Skjeldam: Hier sind die Rahmenbedingungen für die Treibstofflogistik vor Ort ganz anders. Wir sind sehr stolz auf unsere drei Expeditionsschiffe mit Hybridantrieb, und wir werden uns auch in Zukunft auf kleine Schiffe mit Hybridmotoren konzentrieren. Die Hurtigruten Group arbeitet daran, die besten technologischen Lösungen für die unterschiedlichen Herausforderungen zu entwickeln. Welche technologischen Schwerpunkte wollen Sie künftig setzen? Skjeldam: Unser Ziel ist es, alle Schiffe emissionsfrei zu betreiben – eine passende technologische Lösung gibt es aber leider noch nicht. Es ist schwierig zu entscheiden, welche Antriebsart langfristig am umweltfreundlichsten ist. LNG gilt beispielsweise als grüner und nachhaltiger Treibstoff und wird von vielen anderen Unternehmen in der Schifffahrtsbranche genutzt, es verursacht aber hohe Methanemissionen. Wir konzentrieren uns derzeit auf Hybridmotoren und SCR-Anlagen, aber wir arbeiten weiter daran, unsere Emissionen so weit wie möglich zu reduzieren. Die Hurtigruten Group befindet sich auf einem guten Weg zu emissionsfreien Postschiffen. Deshalb kooperieren wir mit zukunftsorientierten, renommierten wissenschaftlichen Partnern, beispielsweise wie gesagt mit dem Forschungsinstitut SINTEF . Sie haben mit Havila Kystruten neue Konkurrenz im traditionellen Geschäft. Welche – ideelle und wirtschaftliche – Bedeutung hat dieses Aktivität für Sie an der norwegischen Küste noch und ist ein Rückzug aus diesem Geschäft eine Option? Skjeldam: Hurtigruten ist das Original an der norwegischen Küste. Es ist unser Zuhause. Seit fast 130 Jahren verbinden wir die Gemeinden an der norwegischen Küste, und die Norweger verlassen sich auf unseren Liniendienst. Hurtigruten und die Schiffe unserer Flotte sind längst Teil der norwegischen Kultur, außerdem unterstützen wir die Wirtschaft vor Ort. Wir sind nicht nur langjähriger zuverlässiger Betreiber der Postschiffe, sondern setzen uns auch für den Schutz unserer geliebten Küste ein. Wir wollen zeigen, dass die Postschiffroute die umweltfreundlichste Seereise der Welt werden kann, und mit diesen Werten und Zielen werden wir auch weiterhin die Postschiffroute befahren. Expeditions-Seereisen und besondere Reiseerlebnisse sind derzeit sehr beliebt. Wohin wird sich die Branche Ihrer Meinung nach entwickeln? Skjeldam: Der Trend geht zum umweltbewussten Reisen, wir sehen eine steigende Nachfrage nach individuellen, authentischen Reiseerlebnissen. Wir freuen uns, dass immer mehr Gäste dem Massentourismus entkommen wollen. Viele haben den Wunsch, ihre Umgebung genauer zu erkunden und mehr Hintergrundinformationen zu erfahren. Genau das bieten wir. Welche Rolle will Hurtigruten bei dieser Entwicklung spielen? Skjeldam: Auf unseren kleinen Expeditionsschiffen und mit kleinen Gruppen können wir unseren Gästen ein einzigartiges Reiseerlebnis bieten. Die kleineren Schiffe sind auch umweltfreundlicher, was vor allem in entlegenen Regionen wichtig ist. Wir hoffen, dass dieser Ansatz, individuelle und nachhaltige Reisen anzubieten, als gutes Beispiel für andere Reiseveranstalter dient. Nicht jeder ist der Meinung, dass Schiffsreisen in sensible Gebiete wie die arktischen Gewässer geboten oder ökologisch sinnvoll sind. Sie werden es aber weiterhin tun? Skjeldam: Abgelegene Gebiete wie die Arktis und Antarktis so schonend wie möglich zu erkunden, hat für uns oberste Priorität. Wir halten uns an strenge Vorschriften, um diese besonderen Regionen zu schützen. Hurtigruten Expeditions ist beispielsweise Gründungsmitglied der AECO, deren Ziel es ist, dass Seereisen in der Arktis nur mit höchsten Standards für Umwelt- und Naturschutz durchgeführt werden. Diese strengen Vorschriften sind uns wichtig, um Umwelt und Tiere nicht zu stören und sie für künftige Generationen zu schützen und zu erhalten. Außerdem nutzen wir unsere Reisen in die Polarregionen auch für wissenschaftliche Zwecke: Mit den Science Centern bieten wir Wissenschaftlern die Möglichkeit, ihre Forschungsprojekte direkt an Bord durchzuführen. Es ist besonders wichtig für die fragilen und vom Klimawandel bedrohten Ökosysteme, dass wir in diesen schwierigen Zeiten unser Wissen über die Natur vertiefen. Die Expeditionen in die Polarregionen folgen den Spuren der großen Entdecker und sind Teil der DNA von Hurtigruten, genauso wie der Schutz unserer Umwelt. 34 HANSA – International Maritime Journal 07 | 2022

SCHIFFFAHRT | SHIPPING Wo hat Hurtigruten Ihrer Meinung nach noch Hausaufgaben zu erledigen und wie wollen Sie diese angehen? Skjeldam: Die gesamte Branche muss umweltfreundlicher werden. Wir sehen uns als Vorreiter und Pionier in Sachen nachhaltige Seereisen und hoffen, auch anderen Unternehmen ein Beispiel zu sein. Es gibt viele kleine Maßnahmen, die nicht allzu schwierig umzusetzen sind, aber von den Gästen sehr geschätzt werden, zum Beispiel die weitgehende Vermeidung von Einwegplastik. Diese Dinge haben einen Domino-Effekt, weil sie auch das Bewusstsein der Gäste stärken. Unsere Gäste leisten mit großer Begeisterung einen aktiven Beitrag, zum Beispiel mit Strandsäuberungen. Und wir sind stolz darauf, weiter auf das erste emissionsfreie Postschiff hinzuarbeiten. Das ist eine Herausforderung, aber gemeinsam mit SINTEF sind wir zuversichtlich, dieses Ziel zu erreichen. Es liegt in unserer Verantwortung, die Schiffe so nachhaltig und umweltfreundlich wie möglich zu bauen. Deshalb investieren wir weiter in Technologien: Wir wollen neue Lösungen zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen finden. Unser Ziel ist es, bis 2050 emissionsfrei zu sein. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Welche Schlagzeile würden Sie gerne zum 150. Jahrestag lesen? © Hurtigruten Auch in Hamburg ist Hurtigruten immer wieder zu Gast Skjeldam: Unser 150-jähriges Jubiläum ist im Jahr 2043. Wir planen, bis 2030 das erste emissionsfreie Postschiff in Betrieb zu nehmen, deshalb würde ich mir wünschen, dass bis dahin die gesamte Flotte der Postschiffroute folgt. Es wäre großartig, wenn wir die Route zum weltweit ersten emissionsfrei betriebenen Liniendienst zur See machen könnten. Insofern: Der emissionsfreie Betrieb wäre ein wahr gewordener Traum. Es ist ehrgeizig, aber ein Ziel, für das sich der Aufwand lohnt. Interview: Michael Meyer HANSA – International Maritime Journal 07 | 2022 35

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