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HANSA 07-2021

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SCHIFFSTECHNIK | SHIP

SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY Johann (1885–1965, li.) und Wilhelm Friedrich (1883–1953) bauten die Werft auf, die in den 1930er Jahren wuchs und sich teure Werkzeugmaschinen leistete © GFW schern, die mit ihren Kuttern aus dem Osten Deutschlands geflohen waren, sorgte für Beschäftigung mit Wartung und Reparatur der oft betagten Schiffe. Tatkräftige Unterstützung erfuhren die Gründer durch Wilhelm Friedrichs Tochter Charlotte, die seit 1931 im Betrieb arbeitete und Schwiegersohn Willy Herm, einen Marineingenieur. Beide führten nach der Pensionierung der Gründer den Betrieb weiter und bauten ihn in der Wirtschaftswunderzeit aus. Mit dem Bau der ersten beiden Slipanlagen wurde der Betrieb von der Schlosser- und Maschinenbauwerkstatt endgültig zur Werft. Und unter den Eheleuten Herm begann der Weg in das heutige Kerngeschäft mit den Hauptkunden Marine und Behörden, daneben gab es aber auch zahlreiche zivile Auftraggeber. Vor allem das Marinegeschäft blühte, nachdem es Willy Herm gelungen war, Anfang der 1960er Jahre einen der begehrten Rahmenverträge für die Wartung und Reparatur von Marineschiffen und damit Planungssicherheit für das Unternehmen zu bekommen. So lagen zahlreiche kleinere Marineeinheiten neben den Kümos, Fahrgastschiffen oder Traditionsseglern ständig auf den Slips oder an der Ausrüstungsbrücke der Werft. In der Folge investierten Charlotte und Willy Herm in neue Anlagen und Werkstätten, eine Schiffbauhalle und eine zweite große Ausrüstungsbrücke, schütteten das Gelände auf und kauften schließlich das zuvor nur gemietete Grundstück. Damit schufen sie die Grundlage für die künftige Entwicklung des Unternehmens. Ein kleiner Konzern entsteht Die Werft wuchs. Die strategische Weiterentwicklung zu einem kleinen Konzern begann unter der dritten Generation: Tochter Irmgard und Schwiegersohn Klaus Birr. Sie erweiterten zunächst das Gelände, bauten einen dritten Slip, ein neues Bürogebäude, moderne Werkstätten und schließlich eine neue große Sliphalle. Nach dem frühen Tod seiner Mobiler Service – Reparaturteams der Werft sind weltweit im Einsatz, auch auf Kreuzfahrtschiffen Ehefrau führte der Kaufmann Birr das Unternehmen allein weiter, denn Tochter Katrin, die nach ihrer Ausbildung und Studium in das Unternehmen eintrat, war damals noch ein Teenager. Sie lernte jedoch schon seit Kindesbeinen das Werftleben kennen und wuchs so nahtlos in das Unternehmen und seine Führung hinein. Die Werft übernahm aus der Insolvenz eine Kieler Elektrofirma und gründete sie 1993 als »Gebr. Friedrich Industrie- und Elektrotechnik GmbH« neu. Sie liegt heute mit ihren modernen Anlagen auf 16.000 m2 im Gewerbegebiet Kiel- Wellsee und besitzt in Rostock eine Zweigniederlassung. 2016 kam ein weiteres Tochterunternehmen hinzu, der Metallbau. Lohn der Mühen: 2009 erhielt das Unternehmen den begehrten »Großen Preis des Mittelstandes«. Der Weg dorthin war nicht immer einfach und oft mit Hindernissen gepflastert. Die deutsche Wiedervereinigung brachte einen schweren Rückschlag. Denn wichtige Marineaufträge wanderten in den Osten der Republik ab, zudem kürzte die Marine aus Geldmangel ihre Aufträge. Damit musste Birr das 10 Mio. D-Mark teure Vorhaben aufgeben, eine neue große Halle mit einem extra für diesen Zweck gekauften Schiffslift zu bauen. Und der zusätzliche Konkurs einer Reederei, die drei Fahrgastschiffe auf der Werft instand setzen ließ, aber nicht bezahlen konnte, brachten schwere Verluste. Da aber die Bonität des Unternehmens für die Hausbank außer Frage stand und Birr die Werft erfolgreich mit Hilfe einer Unternehmensberatung restrukturieren konnte, steuerte der Betrieb bald wieder in ruhiger See. Heute bietet das hochmoderne Unternehmen mit seinen 180 Mitarbeitern unter seinen geschäftsführenden Gesellschaftern Klaus und Katrin Birr und de- 62 HANSA – International Maritime Journal 07 | 2021

SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY © GFW Eine Brücke in die Zukunft. Die neue Hybrid-Pier ist der Eintritt in die Welt der »Werft 4.0«: Hier können Schiffe mit heutigen und künftigen Kraftstoffen betankt werden, gibt es Landstromversorgung, können Batterien gewartet und digitale Schiffsdaten für die Wartung und Reparatur erfasst werden ren Ehemann Christian Birr als Geschäftsführer ein breites Spektrum an maritimen Dienstleistungen an. Vor allem die Unternehmensstruktur aus Werft, Industrie- und Elektrotechnik sowie dem Metallbau bietet die Möglichkeit, hochspezialisierte Aufträge aus einer Hand kompetent zu erledigen. Das Spektrum geht hin bis zu Entwicklung und Fertigung von komplizierten Schalttafeln für die modernen Kieler U-Boote. Daneben sorgen die Mitarbeiter der Industrie- und Elektrotechnik mit fliegenden Teams weltweit für die Reparatur von Handels- und Fahrgastschiffen – im Hafen, wo auch immer auf der Welt, und auch auf See. Wenn sie am 5. Juli auf ihr hundertjähriges Bestehen zurückblickt, steht vor der Werft die von Bund und Land Schleswig-Holstein als innovatives Vorhaben geförderte »Brücke mit Versorgungseinrichtungen für fossile und regenerative Energieträger«. Sie ist auf die künftigen Anforderungen der Schifffahrt an Wartung, Reparatur, alternative Treibstoffe und Klimaschutz gerüstet. Zugleich ist sie Teil eines Gesamtvorhabens im umfassenderen Rahmen des »DienstMaritim 4.0«. Mit moderner IT in die Zukunft Die Gebr. Friedrich Werft baut im Rahmen des Förderprogramms eine IT- Umgebung auf, die große Datenmengen integrieren und verarbeiten kann, zum Beispiel Sensor- und Leistungsdaten, 3D-Aufnahmen und CAD-Modelldaten für die additive Fertigung von Ersatzteilen, die schon heute auf der Werft produziert werden. HANSA – International Maritime Journal 07 | 2021 63

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