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HANSA 07-2021

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SCHIFFSTECHNIK | SHIP

SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY CMB als Vorreiter bei H2-Projekten Viele reden drüber, sie machen: die Compagnie Maritime Belge (CMB) beschäftigt sich proaktiv mit der Reduzierung von Emissionen und rüstet als eines der ersten Unternehmen weltweit Schiffe mit dualen Diesel-Wasserstoff-Antrieben aus. Von Anna Wroblewski Wir setzen unsere Ideen in die Tat um und machen einfach«, sagt Benjamin Weinacht, Managing Director bei CMB Germany, im Gespräch mit der HANSA zum Thema Wasserstoffprojekte. Weinacht ist seit 2019 Geschäftsführer des CMB- Deutschlandstandortes in Hamburg. Bereits seit 2015 beschäftigt sich die Reederei-Gruppe, zu der unter anderem Delphis, Bocimar, Bochem oder seit neuestem auch Windcat Workboats gehören, mit der Reduzierung von Emissionen. Anstatt abzuwarten und zu gucken, wie sich der Markt entwickelt und welcher Kraftstoff beziehungsweise welche Antriebsart sich durchsetzen wird, habe man sich »proaktiv mit diesem Thema auseinandergesetzt«, so Weinacht. Kleine Fähre macht den Anfang Dass sich CMB mit Wasserstoff beschäftigt, ist unter anderem einer kleinen Fähre in Antwerpen zu verdanken. In direkter Nähe des Firmenhauptsitzes, der an der Schelde gelegen ist, hat die Reederei-Gruppe einen kleinen Fähranleger. Um Unternehmensgäste, aber auch Mitarbeiter, zu befördern, hatte CMB beschlossen, eine kleine Fähre zu bauen. Von Anfang an stand dabei fest, dass diese einen emissionsarmen Antrieb haben sollte. »Unsere Ingenieure haben sich verschiedene Antriebsmöglichkeiten angeschaut, unter anderem auch Batterien, aber eben auch Wasserstoff«, so Weinacht. Wasserstoff bringt die Herausforderung eines hohen Bedarfs an Speicherplatz mit sich. Bei der Größe der Fähre war somit ein reiner Wasserstoffantrieb nicht umsetzbar. Daher wurde überlegt, wie man bestehende Technologien nutzen könnte. Bei CMB kam man auf die Idee, den ganz »normalen Verbrennungsmotor«, einen Dieselmotor, umzurüsten und mit einer Wasserstoff-Applikation auszustatten. Auf diese Weise bekam die dann »Hydroville« heißende Fähre einen Dual-Fuel-Antrieb. Wobei der Diesel lediglich als eine Art Pilotbrennstoff benutzt wird. Ziel null Emissionen Die Dual-Fuel-Antriebe, je nach Schiff beziehungsweise Applikation, tragen Weinacht zufolge dazu bei, zwischen 40 % bis 80 % Diesel einzusparen. Entsprechend reduzieren sich also auch die Emissionen. Solche Umrüstungen habe sich CMB auf die Fahne geschrieben. »Darauf fokussieren sich unsere aktuellen Projekte«, sagt Weinacht. »Natürlich haben auch wir langfristig das Ziel, die Emissionen auf null zu setzten, sprich Motoren zu haben, die rein mit Wasserstoff laufen. Daran arbeiten wir gemeinsam mit unseren Partnern.« H2-Flotte wächst Benjamin Weinacht, Managing Director, CMB Germany © CMB Nach dem erfolgreichen Bau und der Inbetriebnahme der »Hydroville« hat man bei CMB überlegt, für welche Schiffe diese Art von Antrieb, also Dual Fuel-Technologie basierend auf Wasserstoff und Diesel, noch geeignet ist. »Wir sind zu der Erkenntnis gekommen, dass sich generell Schiffe und Fahrzeuge eignen, die einen festen Bezugspunkt oder eine feste Route haben, also einmal am Tag oder alle zwei Tage zu einem bestimmten Punkt zurückkommen und dort die Möglichkeit haben, neuen Wasserstoff zu bunkern.« Als eines der Folgeprojekte entstand dann die »Hydrobingo«, die weltweit erste kommerzielle Fähre mit Dual-Fuel- Antrieb mit Wasserstoff. Das Schiff, das sich aktuell in der Endausrüstung befindet und zeitnah in Japan seinen Dienst aufnehmen wird, wurde von CMBs Tochterunternehmen CMB.Tech gemeinsam mit dem japanischem Schiffbauer Tsuneishi Facilities & Craft umgesetzt. Ebenfalls von CMB.Tech wird derzeit ein weiteres Schiffbauprojekt realisiert, nämlich der »Hydrotug« – ein mit Wasserstoff angetriebener Schlepper für den Hafen von Antwerpen. »Der Auftrag ist bereits vergeben«, so Weinacht. »Mit der Ablieferung rechnen wir Anfang 2023.« Außerdem baue man derzeit vier neue Crew Transfer Vessels (CTV) für die kürzlich dazugekaufte Tochter Windcat Workboats. »Der erste Neubau unter dem Namen ›Hydrocat‹ befindet sich derzeit in der Ausrüstung und wir erwarten, dass er im September auf dem Wasser und einsatzbereit sein wird«, sagt Weinacht. Die weiteren Einheiten folgen im Laufe dieses Jahres beziehungsweise Anfang 2022. Über die Wasserkante hinaus Die Wasserstoffaktivitäten von CMB beschränken sich aber keineswegs nur auf die Wasserseite. Das Unternehmen denkt breiter. So gehört zu den allerneuesten Projekten der Reederei-Gruppe die Inbetriebnahme einer multifunktionalen Wasserstofftankstelle in Antwerpen, sowie die Vorstellung des sogenannten Lenoir-Trucks, eines Lkw, der ebenfalls auf Basis von Dual-Fuel konzipiert ist. Beides erfolgte Anfang Juni unter Anwesenheit des Vize-Präsidenten der EU-Kommission Frans Timmermanns, sowie weiteren hochrangigen Gästen aus der Politik. Multifunktional ist die Tankstelle, weil man daran sowohl wasser- als auch landseitig bunkern kann. Dort kann zum Beispiel die »Hydroville« zum Bunkern festmachen oder auch künftig der Schlepper »Hydro tug«. Gleichzeitig können dort Lkw und Pkw Wasserstoff tanken und Elektrofahrzeuge aufgeladen werden. Mit dem Bau der Tankstelle ist CMB das 58 HANSA – International Maritime Journal 07 | 2021

SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY © CMB »Henne-Ei-Problem« angegangen, berichtet Weinacht. »Viele Leute sagen uns, dass sie die Applikationen, die wir bauen, hochspannend und richtig finden und gerne mit uns zusammen Projekte realisieren würden. Sie stellen aber zugleich die Frage, wo der Wasserstoff herkommen soll«. Die Wasserstofftankstelle in Antwerpen ist eine erste Antwort. »Wir haben durchaus vor, auch in anderen Ländern Tankstellen zu bauen, zum Beispiel in Holland, England oder auch gerne hier in Deutschland«. Dafür prädestiniert ist nach Ansicht von Weinacht auf jeden Fall der Hamburger Hafen. Hier sind nicht nur viele kleine Schiffe unterwegs, wie zum Beispiel Fähren, die man umrüsten könnte. Auch die Umschlaggeräte an den vielen verschiedenen Terminals würden sich für eine Umrüstung auf einen Dual-Fuel- Antrieb mit Wasserstoff eignen. Darüber hinaus gibt es im Hafen auch Lkw und Pkw-Verkehr, so dass man auch hier eine multifunktionale Tankstelle bauen und sinnvoll betreiben könnte. »Aber nur eine Tankstelle um der Tankstelle wegen zu bauen, ist wenig sinnvoll«, sagt der Geschäftsführer. Es muss die dazu passenden Projekte geben. »Wir befinden uns hier bereits in Gesprächen mit strategischen Partnern. Auch der Dialog mit der Politik ist gegeben und wir erhalten hier wertvolle Unterstützung. Es wäre wichtig, den Markthochlauf einmal zu generieren und eine Skalierbarkeit zu schaffen, weil der Wasserstoff pro Kilogramm noch relativ teuer ist. Nur drüber zu reden, hilft nicht. Es gibt viele Projekte, jetzt muss einer springen und die Umsetzung vorantreiben«, so Weinacht. Für die Zukunft wünscht sich der »Hydrobingo«, die weltweit erste kommerzielle Fähre mit einem Dual-Fuel-Antrieb mit Wasserstoff Deutschland-Chef, dass CMB auch hierzulande ein Projekt mit einem großen lokalen Partner auf die Beine stellt. Mit so einem Vorhaben würde man gern beweisen, dass zum Beispiel auch in Hamburg großes Potenzial für Umrüstungen sowie den Bau einer oder mehrerer Tankstellen besteht. »Ich wünsche mir ein richtiges Modellprojekt, das ›Henne und Ei‹ in einem abgedeckt. Eines, das sich auch weiter skalieren lässt und mit dem man noch mehr Partner gewinnen kann. Wenn jedes Unternehmen für sich bleibt und allein versucht, Technologien zur Emissionsreduzierung zu etablieren, kostet das jeden einzelnen viel Geld und Zeit. Es ist sinnvoller, die Kräfte zu bündeln, denn nur gemeinsam lassen sich Herausforderungen wie der Klimawandel stemmen«, ist sich Weinacht sicher. .Zukunftskonferenz: Wind & Maritim 202 + + + Seien Sie dabei. Turning Power into Business. HANSA – International Maritime Journal 07 | 2021 59

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