VersicherUNGEN | iNSUrance Transportversicherer im Wechselbad der Gefühle Die AG Kasko beim GDV meldet hohes Prämienplus und gesunkene Schadenquote. In der Warentransportsparte sorgt Corona hingegen für Unsicherheit, schreibt Michael Hollmann Die deutschen Schiffsversicherer ziehen für das Zeichnungsjahr 2019 vorläufig eine positive Bilanz. Die Prämien haben stark angezogen, und die bezahlten und reservierten Schäden lassen erstmals seit Jahren einen positiven Verlauf erwarten. Darauf wies Hans-Christoph Enge, Mitglied der Kommission Transport/ Luftfahrt beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) auf der zentralen Transport- und Luftfahrtveranstaltung der Organisation hin. Das Event fand dieses Jahr als Webinar statt. Enge, geschäftsführender Gesellschafter des Bremer Assekuradeurs Lampe & Schwartze, leitet die AG Kasko der Kommission. Das Kaskoprämienvolumen (See, Fluss, Wassersport) der deutschen Versicherer für 2019 sprang gegenüber dem Vorjahr um 23% auf 130,8 Mio. €. Dabei profitierten die Gesellschaften von einer allgemeinen »Marktverhärtung« mit knapperen Risikokapazitäten und steigenden Prämien weltweit. Bei den Schäden zeichnet sich ein freundlicheres Bild als in den Vorjahren ab. »Wir hoffen, dass wir mit einer Schadenquote von 74% rauskommen«, sagte Enge. »Das hatten wir zuletzt 2014 und 2015, das waren positive Jahre.« Unter Berücksichtigung der Betriebs- und Verwaltungskosten der Versicherungen verbleibe ein kleiner Überschuss. Das endgültige Ergebnis steht erst in fünf Jahren fest, wenn alle Schäden aus 2019 abgewickelt sind. »Wir sind aber auf einem guten Kurs, das zeigen die Zahlen«, so Enge. Den höchsten Prämienzuwachs verzeichneten die Kaskoversicherer im Wassersportsegment mit 13 Mio. €, was sich wohl durch Zugänge von Großyachten erklärt. Relativ betrachtet weist das Seekaskosegment die deutlichste Verbesserung auf, stellt Enge fest. 2017 und 2018 hatten die Versicherer in dem Segment hohe Verluste mit Schadenquoten – per heute –von über 100% aufgefahren. Für 2019 peile man eine Quote von 80% an, was unter Berücksichtigung der administrativen Kosten nur einen geringen Fehlbetrag ergäbe. Das Prämienvolumen war rasant gestiegen – um fast 35% auf 24,8 Mio. €. Im deutlich größeren Geschäftssegment der Warentransportversicherung muss sich die Branche nach Einschätzung von Experten auf erheblichen Verwerfungen infolge der Pandemie einstellen. Aufgrund der Koppelung von Prämien an die Umsätze der Industrie- und Handelskunden, drohen bei einer Rezession erhebliche Einnahmenrückgänge. Andererseits seien in der letzten großen Krise nach der Lehman-Pleite auch die Schäden stark gesunken, was die Ergebnisse der Transportversicherer nach oben trieb, unterstrich Andreas Ristelhuber, Vorsitzender der AG Verkehrshaftung/Ware und Director Property & Specialty Underwriting bei Swiss Re Europe in München. »Bei der Übertragung der Erfahrungen von 2009 ist aber Vorsicht geboten.« Ristelhuber warnte, dass die Warenversicherer aufgrund der Covid-19-Pandemie mit verstärkten Schäden durch Verzögerungen, Überschreitung von Lieferfristen und Fehlleitungen von Waren rechnen müssten. n NOCH KEINE WENDE IM UNDERWRITING Kapitalerträge färben P&I-Bilanzen schwarz Der positive Ergebnistrend bei den P&I Clubs der International Group (IG) hat sich in den vergangenen Wochen fortgesetzt. Inzwischen ist die Berichtssaison weitgehend abgeschlossen, die letzten Jahresberichte werden im Juli veröffentlicht. Demnach schlossen die meisten Mitglieder der IG 2019/20 deutlich besser ab. 10 von 13 Clubs liegen in den schwarzen Zahlen, nur drei haben Verluste gemacht. Die Überschüsse resultieren in den allermeisten Fällen aber ausschließlich aus Kapitalerträgen. Die technischen Ergebnisse im P&I-Underwriting sind dagegen bei fast allen rot gefärbt. Ausnahme: Britannia und Steamship Mutual mit kombinierten Schaden- Kosten-Quoten (CR) von 91% und 99,8%. Im Vorjahr wiesen noch drei Clubs einen Underwriting-Überschuss aus, im Jahr davor vier. Dies ist dem Druck auf die Prämien geschuldet, weniger der Schadenentwicklung. Der massive Aufschwung bei den Investmenteinnahmen sorgte dafür, dass die Clubs trotzdem aus der Verlustzone kamen – jedenfalls in der Durchschnittsbetrachtung. Nach Auswertung der HANSA können die IG-Mitglieder zusammen fast 327 Mio. $ zu ihren freien Reserven stellen, die damit wieder auf über 5,6 Mrd. $ anwachsen. Der Einbruch im Jahr 2018/19 mit einem Fehlbetrag von zusammen rund 290 Mio. $ ist damit wettgemacht.mph Versicherer Ergebnis in Mio. $ Vorjahr in Mio. $ Quote / CR Gard +93 -53 102,0% North of England -19,5 +12,6 125,8% UK P&I Club +54 -32. 120,0% Standard -42 -45 126,0% Britannia +56,4 -9,3 91,0% Japan P&I Club -11,5 16,1 / West of England +31,7 -2,1 107,0% Skuld +25,5 10,7 109,0% Steamship Mutual +64,3 -27 99,8% London P&I Club +5,0 -25,8 137,0% Swedish Club +24,6 -5,2 106,0% Shipowners’ +36,1 -37,9 105,1% American P&I Club +9,0 -12,4 106,0% P&I-Ergebnisse 2019/20 (Nettoergebnisse/CR kombinierte Schaden-Kosten-Quote) 10 HANSA – International Maritime Journal 07 | 2020
VersicherUNGEN | iNSUrance 6 2 3 5 4 Havariechronik 1 Datum Ereignis Ort Schiff Typ tdw Flagge Haftpflicht Reise 1 27.05. auf Grund Nähe Beira Minna Containerschiff 41.780 Portugal Standard P&I Club Beira – Singapur 2 04.06. Brand Jacksonville Hoegh Xiamen Auto-Carrier 12.250 Norwegen Gard Freeport – Jacksonville 3 04.06. Maschinenausfall Nordatlantik Laura Maersk Containerschiff 63.200 Dänemark Britannia Algeciras – Newark 4 16.06. Brand Osanbashi Asuka II Passagierfähre 8.642 Japan UK P&I Club Lay-up 5 18.06. Brand Olbia Cruise Bonaria RoPax 6.700 Italien North of England Livorno – Olbia 6 19.06. auf Grund St. Lawrence River MSC Fabienne Containerschiff 66.694 Panama North of England Montreal – Gioia Tauro Der komplette Überblick zu allen aktuellen Havarien unter www.hansa-online.de / havariechronik / ÜBERNAHME VON ASTAARA West of England auf Einkaufstour Der West of England P&I Club dehnt seine Dienstleistungspalette durch Zukäufe außerhalb der P&I-Welt weiter aus. Der Club übernimmt einen »bedeutenden Anteil« an der neuen Cyberversicherung und Beratungsfirma Astaara. Die Firma mit Sitz in London wurde Ende 2019 von früheren Managern des Lloyd’s-Syndikats des Standard Clubs aus der Taufe gehoben. Astaara-CEO Robert Dorey war seit Mitte der 1990er Jahre für Standard tätig. Außerdem hat West of England die Gründung eines Joint Ventures mit der Londoner Sachverständigenfirma C Solutions verkündet. Das Gemeinschaftsunternehmen Qwest soll Beratung und Service rund um Schadens-, Rechts- und Finanzthemen anbieten. n DOROTHEA IOANNOU GEWÄHLT Generationswechsel bei American P&I Beim kleinsten Club der International Group, dem American P&I Club, liegt die Leitung des Tagesgeschäfts künftig in den Händen einer Frau. Die Mitglieder wählten auf der Jahreshauptversammlung in New York die Juristin Dorothea Ioannou zur neuen Club Secretary. Die Griechin folgt auf Joe Hughes, der das Amt zwei Jahrzehnte lang bekleidete. Hughes bleibt weiterhin Chairman und CEO der Managementfirma Shipowners Claims Bureau, die den American P&I Club im Auftrag der Mitglieder verwaltet. Ioannou kam 2005 von Allied Insurance Brokers zum Shipowners Claims Bureau und gehört seit 2010 in wechselnden Funktionen dem Executive Committee an – heute als Chief Commercial Officer. n +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm Standard Club managt sich selbst: P&I Club übernimmt langjähriges Managementteam von Charles Taylor. Über 200 Beschäftigte wechseln bis August 2021 auf die »Payroll« von Standard. +++ Skuld gibt Lloyd’s-Abwicklung ab: Lloyd’s Syndicate 1897 soll an Abwicklungsspezialist RiverStone (Fairfax Group) verkauft werden. Finanzielle Details wurden nicht genannt +++ Survey Association übernimmt SYVR: Zu wenig Geschäft für SYVR trotz 250 gelisteten Sachverständigen und über 50 Kunden. Dänische Survey Association übernimmt Plattform +++ Rightship bessert bei Schiffssicherheit nach: Vetting-Portal führt neuen »Safety Score« für Schiffe ein. Offizieller Start im September. System soll mehr Performance-Details zu Schiff, Bereederer, Flagge und Klasse liefern +++ Anmeldung für IUMI 2020 offen: Registrierung für Jahreskongress der Seeversicherungsverbände live: www.iumi2020.com. Konferenz in Stockholm wird online abgehalten +++ LEUTE, LEUTE ... +++ Ardent: Management-Buyout für australische Niederlassung. Geschäftsführer Drew Shannon führt Firma als United Salvage Pty Ltd. fort +++ Northern Lloyd: Geschäftsführung um Jan Riedesel (Prokurist, Northern Lloyd) und Gunnar Holm (Ex-V.Group, Ex-Rickmers Gruppe) erweitert +++ Thomas Miller Specialty: Geschäftsführer Tobias Braun scheidet aus, Nachfolger ist Frank Bergert (Ex-CPO, Ex-Hapag-Lloyd) +++ Gard: Magne Nilssen löst Thomas Nordberg als Managing Director Gard UK ab. Nordberg wird Head of Claims in der Gard-Zentrale Arendal +++ Brand Marine Consultants : Josue Ocasio (Ex-Resolve Marine) als Associate Consultant aufgenommen. HANSA – International Maritime Journal 07 | 2020 11
Hansa Port-Hub RAVENNA Verlängerte
HTG Kongress 2021 01.-03.09.2021 in
nahme der Anmeldung erfolgt eine Be
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