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HANSA 07-2019

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Schifffahrt | Shipping

Schifffahrt | Shipping Noch liegen die Fertigfahrzeugimporte in die USA (hier Brunswick) auf hohem Niveau, die Exporte sinken, weil die Nachfrage in China rückläufig ist © Georgia Ports Authority Ein Zoll breit Wasser unter dem Kiel Der Car-Carrier-Markt leidet unter Überkapazitäten, drohende Zölle auf Autoimporte in die USA und mögliche Vergeltungsmaßnahmen aus der EU und Asien erhöhen den Druck noch. Techniktrends auf dem Automarkt könnten Hoffnung geben, schreibt Felix Selzer Trotz dem bescheidenen Flottenwachstum in den letzten Jahren hatte die Car-Carrier-Branche Mühe, sich vom schwachen Markt in den Jahren 2016–2017 zu erholen, sagt Tom Ossieur, Head of Car Carrier beim maritimen Beratungsunternehmen Drewry. Während sich der Markt in der ersten Jahreshälfte 2018 stetig verbesserte, kehrte sich dieser Trend in der zweiten Jahreshälfte wieder um. So wurden wieder Schiffe aufgelegt und die Charterraten fielen unter die Niveaus von 2017. Laut Ossieur eine Folge Abstract: Car carriers at the mercy of Trump and OEMs der globalen Handelskriege und des verlangsamten Wirtschaftswachstums. Das Flottenwachstum sei in den letzten Jahren marginal gewesen, sagt er gegenüber der HANSA. Steigende Kosten und Nachfrageunsicherheit, sowohl kurzfristig (Brexit, Zollkriege usw.) als auch langfristig, hätten dazu beigetragen, dass die Betreiber auf die Bestellung neuer Tonnage verzichtet haben. »Während die Nachfrage jedoch auch moderat zunahm, haben sich die Handelsmuster diversifiziert, wobei eine zunehmende The car carrier segment only saw moderate fleet growth in recent years but continues to suffer from tonnage oversupply. The influx of new and larger vessels has reduced overall vessel utilization by 39% since 2007. The trade tensions between the USA, China, the EU and many other regions and countries adds to the pressure. As many car makers rationalise production capacities and are likely to expand inland production, traditional car carrier routes are quite exposed to the tarriff risks, should the trade war intensify. Meanwhile, the trend towards electric car technology might offer hope for long haul routes as car manufacturers further rationalise production in the face of high costs for high R&D and new technology. Further information: redaktion@hansa-online.de Anzahl von (kleineren) Häfen angelaufen wird, was die Routenoptimierung immer schwieriger macht. Die Optimierung der Auslastung von Schiffen wurde durch die kürzliche Einführung von Post-Panamax-Schiffen weiter erschwert«, sagt Ossieur. Zudem sei auch in diesem Segment seit der globalen Finanzkrise Slow-Steaming angesagt, um die Kosten zu senken. Infolgedessen ist die Effizienz der Carrier – definiert als CEU-Seemeilen pro CEU Schiffskapazität – seit 2007 um 39% gesunken, ebenso wie das Umsatzpotenzial und die Gewinne. Darüber hinaus wurden Betreiber auf vielen Märkten wegen ihrer Tätigkeit in Kartellen mit Geldbußen belegt. Die anhaltenden Handelsspannungen zwischen den USA und vielen anderen Ländern belasten auch den Carrier-Markt. Laut Drewry’s Marktexperte erreichten die US-Fahrzeugverkäufe 2015–2016 ihren Höhepunkt und unterstützten damit den Anstieg der Inlandsproduktion. Bei anhaltend starker Nachfrage ging die Inlandsproduktion jedoch stärker zurück als der Umsatz. Während die US-Regierung zugestimmt hat, die Zölle für aus Kanada und Mexi- 28 HANSA International Maritime Journal 07 | 2019

Schifffahrt | Shipping ko importiertes Aluminium und Stahl zu senken, steht die lokale Montage weiterhin unter Druck, da China und Mexiko eine breite Palette von Autoteilen liefern. Gleichzeitig sind die US-Fertigwagenimporte auch aus der EU, Japan und China nach wie vor hoch, obwohl die Importe aus anderen Ländern wie Indien Marktanteile hinzugewonnen haben. Carrier wären Leidtragende 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Wachstum im Pkw-Transport (Hauptrouten Ost-West in CEU) 2016–2017 2017–2018 Asien nach Europa 5,4 % 8,8 % Europa nach Asien 5,9 % -3,3 % Transatlantic Westbound 5,2 % -3,8 % Transatlantic Eastbound 3,2 % 14,5 % Transpacific Westbound 8,0 % -19,6 % Transpacific Eastbound -0,1 % -0,2 % »Während die Inlandsproduktion sinkt, sinken auch die US-Exporte. Da die chinesische Fahrzeugnachfrage seit Jahrzehnten den ersten Rückgang verzeichnete, waren die Importe aus den USA am stärksten betroffen und sanken gegenüber 2017 um fast ein Drittel«, so Ossieur. Andere Routen profitieren von diesem Trend, so wuchs der Handel zwischen Fernost und Europa 2018 um 200.000 Einheiten. Zölle, auf Autoimporte in die USA, mit denen US-Präsident Donal Trump immer wieder droht, dürften sich in dieser Situation negativ auf das Handelsvolumen im transpazifischen und transatlantischen Raum auswirken. Für das zweite Quartal waren US-Zölle von bis zu 25% auf Autoimporte aus der EU angekündigt, vorerst haben die bilateralen Gespräche aber zu einem Waffenstillstand geführt. Auf EU-Seite gibt es bereits eine Liste von US-Produkten, die von Vergeltungszöllen betroffen wären. Die Route von Asien nach Nordamerika ist derzeit eine der am stärksten genutzten Strecken, hier dominieren US- Importe. Mit Blick auf Autos handelt es sich größtenteils um japanische Fahrzeugexporte, die von den japanischen Reedereien NYK, K-Line und MOL dominiert werden. Diese Reedereien kontrollieren etwa 60% der Kapazität auf der Ostfahrtroute, daher erwartet man bei Drewry, dass sie wohl am stärksten von eimem Rückgang der US-Importe asiatischer Autos betroffen wären. Auf der westwärts gewandten Transatlantikroute sind derweil K-Line und die europäischen Reedereien WWL und Höegh die führenden Akteure. Drewry hat eine Studie durchgeführt, in der die Auswirkungen von drei verschiedenen Zollszenarien untersucht wurden: ein Szenario mit niedriger Intensität und 5% Zöllen, die auf alle US- Importe von Fertigfahrzeugen und Autoteilen erhoben wurden, eines mit mittlerer Intensität (15%) und eines mit hoher Intensität (25%). In jedem Fall würde wohl das Volumen der US-Importe von Fahrzeugen und Autoteilen negativ beeinflusst, wobei der negativste Effekt zwischen 2020-2021 erwartet wird. Besonders anfällig wäre der bereits unter Überkapazitäten leidende Fertigautotransport. Wichtige US-amerikanische Häfen wie Baltimore, Los Angeles/Long Beach und Port of New York/New Jersey sind die US-Hafenstandorte, die am stärksten den Auswirkungen der US-Autozölle ausgesetzt wären. Mit einem Anteil von 67% am Importgeschäft mit Fertigfahrzeugen in Richtung Osten ist Japan das am stärksten von Zöllen gefährdete Quellland. China wäre am stärksten von den Zöllen für Autoteile betroffen, derzeit liegen 61% des Importgeschäfts von Autoteilen in Richtung Osten bei den Chinesen. Im Transatlantikverkehr in Richtung Westen ist Deutschland das Quellland, das am stärksten von Trumps Autoimportzöllen betroffen wäre. Deutschland vereint Drewry zufolge 63% des Import- Übersee-Produktionsanteil nach OEM-Herkunftsland (Top-10-Hersteller) J a pa n S Kore a Europe US Ove rs e a s , aggre ga te d 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 © Drewry © Drewry HANSA International Maritime Journal 07 | 2019 29

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