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HANSA 07-2019

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Versicherungen | Insurance Kriegsversicherung treibt die Kosten hoch Sonderprämien für Fahrten in den Persischen Golf haben sich vervielfacht, Frachtenmärkte ziehen an. Von Michael Hollmann Nach den Anschlägen auf zwei Tanker im Golf von Oman sind die Versicherungskosten für die Schifffahrt in der Region massiv angestiegen. Binnen weniger Tage haben sich die Zusatzprämien (»Additional Premium«) zur Deckung von Kriegsschäden an Schiffen mehr als verzehnfacht, wie Brancheninsider berichten. Für Fahrten in den Golf von Oman und in den Persischen Golf müssen Reeder jetzt rund 0,35% des Versicherungswertes des Schiffs bezahlen, damit mögliche Schäden durch kriegerische Einwirkungen abgedeckt sind. Das bestätigten mehrere Underwriter gegenüber der HANSA. Bei einem Tanker oder Bulker mit einem Wert von 28 Mio. $ beläuft sich die Extraprämie auf 98.000 $. Dafür bekommt das Schiff Versicherungsschutz für einen bestimmten Zeitraum – typischerweise 14 Tage – innerhalb des Hochrisikogebiets. Pro Hafenanlauf in der Region belaufen sich die Extrakosten somit auf 7.000 $ pro Tag, vorausgesetzt die 14 Tage werden voll ausgeschöpft. Dauert der Aufenthalt in der Region weniger lang, ist der Kosteneffekt auf Tagesbasis berechnet noch größer. Der rasante Anstieg der Aufwendungen für die Schiffseigner wirkte sich in den Tagen nach den Attacken am 13. Juni – betroffen waren die Produktentanker »Kokuka Courageous« (27.000 tdw) und »Front Altair« ( 110.000 tdw) – massiv auf die Frachtraten in der Tankschifffahrt aus. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen für VLCC auf der Route vom Persischen Golf nach Fernost verdoppelten sich binnen sechs Tagen auf 21.800 $/ Tag. Marktteilnehmer hatten sogar mit noch stärkeren Erhöhungen gerechnet. Allerdings sind die Dinge noch im Fluss: Sollte sich die Sicherheitslage weiter zuspitzen, etwa durch Ausbruch eines Kriegs zwischen den USA und dem Iran, gilt es als sicher, dass die Kriegsversicherungsprämien noch einen Satz nach oben machen. Betroffen von den Kostensteigerungen sind auch die Linienreedereien, die mit ihren großen Schiffen Häfen wie Dubai, Dammam oder Sohar anfahren. Bislang seien aber keine Risikozuschläge auf die Frachtraten vorgesehen, teilten Maersk Line und Hapag-Lloyd mit. »Unsere Tätigkeiten im Mittelost-Golf sind nicht beeinträchtigt. Wir behalten die Situation aber im Auge und ergreifen Vorsichtsmaßnahmen«, erklärten die Dänen. Wegen der hohen Streuung der Ladungskunden fällt es den Linien ohnehin schwerer, Kostensteigerungen auf Transportpreise umzulegen. Die Spot-Frachtraten von Shanghai in den Persischen Golf gaben kurz nach den Tankerangriffen sogar weiter nach. Laut Shanghai Index SCFI rutschte die durchschnittliche Rate für die Relation Shanghai/Dubai von 840 auf 820 $/TEU ab – von einer Risikoprämie also keine Spur. Bis Mitte Mai galt die Sicherheitslage im Persischen Golf noch als relativ entspannt. Das änderte sich schlagartig, als am 13. Mai vier Tanker vor Fudschaira bei Sabotageakten teils schwer beschädigt wurden. Als erstes reagierte die Versicherungsbörse Lloyd’s of London. Das Joint War Committee erklärte den Persischen Golf und den Golf von Oman zu Ausschlussgebieten, was weltweit eine Signalwirkung hatte. Auch Kriegsversicherer auf Gegenseitigkeit wie der Hellenic War Risks Club und andere Vereine in London und Oslo zogen nach. Die Folge: Hafenanläufe waren nun nicht mehr pauschal durch die Kriegsversicherer gedeckt, sondern nur noch gegen »Additional Premium«. Die Marktraten dafür lagen zunächst aber noch recht niedrig bei 0,025% des Schiffswerts. Mittelfristig sei damit zu rechnen, dass sich die Kriegsversicherung deutlich verteuert, d.h. auch die regulären jährlichen Prämien für Schiffe, die gar nicht in Ausschlussgebiete fahren, meinte ein Makler. Grund seien die bereits stark gestiegenen Schäden. Allein die Bergungsund Reparaturkosten für die sechs Tanker dürften einen Großteil der Prämieneinnahmen in diesem Jahr aufzehren. Den Effekt bekämen wohl alle Player im Markt zu spüren, da die Kriegsversicherer durch Zeichnungsgemeinschaften und Rückversicherungsvereinbarungen eng untereinander vernetzt seien. n Abstract: Middle East tensions drive war risk premiums up Attacks on tankers in the Gulf of Oman have sent additional premiums for war risk insurance. Levels increased more than tenfold for voyages into the Persian Gulf, a further hardening in premiums is expected. Recent losses are belived to have absorbed a large portion of global premium income. redaktion@hansa-online.de London P&I: 13 % weniger Reserve Beim London P&I Club ist im vergangenen Jahr viel Kapital verloren gegangen. Hohe Schäden ließen die freien Reserven im Underwriting-Jahr 2018/19 (per 20.02.) um mehr als 13% auf 168,8 Mio. $ schrumpfen. Der Fehlbetrag belief sich auf insgesamt 25,8 Mio. $ und wäre noch höher ausgefallen ohne positive Investmenterträge von 8,2 Mio. $ (3,0 Rendite). Der technische Verlust von 34 Mio. $ entspricht einer kombinierten Schaden-Kosten-Quote von 140,1%. Es sei ein »sehr herausforderndes« Jahr für den Club und die gesamte Branche gewesen mit deutlich verstärkten Großschäden, erklärte CEO Ian Gooch. Der London P&I Club habe selbst zwei schwere Schäden über 10 Mio. $ verzeichnet, die unter allen Clubs der International Group gepoolt werden. Dennoch sei man auf gutem Wege, seinen Marktanteil deutlich auszubauen. Die versicherte Tonnage inklusive Festprämien-Geschäft sei bei den letzten P&I Renewals um 7% auf über 60 Mio. BRZ gestiegen. n 10 HANSA International Maritime Journal 07 | 2019

Versicherungen | Insurance 1 5 4 7 11 7 3 Havariechronik 8 9 10 2 Datum Ereignis Ort Schiff Typ tdw Flagge Haftpflicht Reise 1 24.05. Stabilitätsverlust Liverpool MSC Matilde Containerschiff 67.615 Panama W. o. England k. A. 2 25.05. Brand Laem Chabang KMTC Hongkong Containerschiff 20.999 Südkorea Britannia Ulsan–Laem Chabang 3 25.05. CO2-Vergiftung/10 Tote Longyan Jin Hai Xiang Bulk Carrier 69.121 China North P&I k. A. 4 26.05. Ladungsverlust West-Mittelmeer Brattingsborg General Cargo Ship 12.767 Panama Standard Club Antigua–Genua 5 02.06. Kollision Venedig MSC Opera Kreuzfahrtschiff 6.260 Panama W. o. England k. A. 6 07.06. Kollision mit Bohrinsel Nordsee/Norwegen Sjoborg Offsh. Supply Vessel 4.543 Färöer Gard k. A. 7 08.06. Kollision Kollision/Untergang Elbe, Nähe Stade Astrosprinter No. 5 Elbe Containerschiff Traditionssegler 9.526 k. A. Zypern Deutschland Hydor AS k. A. Hamburg–Immingham Gästefahrt 8 13.06. Explosion/Feuer Straße von Hormus Front Altair Tanker 109.894 Marshall I. Gard Ruwais–Kaohsiung 9 13.06. Explosion/Feuer Nördlich Fudschaira Kokuka Courageous Tanker 27.000 Panama Japan P&I Jubail–Singapur 10 14.06. Kollision Chittagong Burgan X-Press Mahananda Tanker Containerschiff 46.330 23.821 Kuwait Singapur Gard W. o. England Chittagong–Kuwait Colombo–Chittagong 11 16.06. Auf Grund/LOF Vänem See Bonita General Cargo Ship 1.469 Lettland k. A. Amsterdam–Hällekis Der kompette Überblick zu allen aktuellen Havarien unter www.hansa-online.de/havariechronik/ Hohe Schäden für Norwegian Hull Der Norwegian Hull Club (NHC) – einer der großen nordischen Seekaskoversicherer – ist im ersten Quartal tief die roten Zahlen gerutscht. Das operative Ergebnis betrug -11 Mio. $ gegenüber einem Gewinn von 16 Mio. $ im Vorjahr. Grund für den Einbruch war ein steiler Anstieg der Schäden auf über 52 Mio. $ (brutto). Das technische Ergebnis verschlechterte sich folglich auf -24 Mio. $ (Q1/188: +11 Mio. $). Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote kletterte auf 181% (66%). Das bedeutet, Schäden und administrative Kosten übertrafen die Einnahmen um 81%. Kompensiert werden konnte der technische Verlust zu einem guten Teil durch verbesserte Kapitalerträge von knapp 13 Mio. $. Vorstandschef Hans Christian Seim, erklärte, der Verlust liege noch im Bereich der allgemeinen Schwankungen innerhalb der Seekaskoversicherung. Ausschlaggebend sei eine Häufung mittelschwerer Schäden gewesen. Weder der Risikoappetit noch die Kapitalbasis des NHC würden dadurch nachhaltig beeinflusst. n +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm Fortschritte beim papierlosen Handel in der Schifffahrt: International Group of P&I Clubs gibt grünes Licht für Einsatz von edoxOnline. Zahl der genehmigten Plattformen für den Einsatz digitaler Seefrachtbriefe (B/L) steigt damit auf 4. +++ Navigators heißt jetzt Hartford: US-Versicherer schließt Akquisition des Spezial- und Transportversicherers Navigators ab. Marine-Geschäft wird unter »Global Specialty« fortgesetzt. +++ Londoner Versicherer außerhalb des Lloyd’s-Marktes stellen Klauseln für Haftungsausschluss für Schäden durch Hacker-Angriffe vor. »IUA 09-081« befreit Versicherer von jeglicher Haftung bei Cyber (direkt/indirekte), »IUA 09- 082« bietet Teilausschluss. +++ Leute Leute: North P&I: Langjähriger Co-Geschäftsführer Alan Wilson in Ruhestand verabschiedet. Beförderungen: Savraj Mehta zum Chief Commercial Officer, Thya Katiravel zum Chief Underwriting Officer. +++ Survey Association: Flemming Sorensen (Ex- Bureau Veritas) und Michael Skipper (Ex-Orca Insurance Agency) als Sachverständige eingestellt, Anne Ydemann Hansen (Ex-Danish Maritime Authorities) neue Operations Manager. +++ Brand Marine: Peter Kurtenbach (Ex-Alberts & Fabel) neuer Sachverständiger für Binnenschifffahrt. +++ MS Amlin: Mary Vogiatzidou (Ex-Senior Hull Underwriter, RSA Group) als Senior Marine Underwriter eingestellt. +++ American P&I Club: Daniel A. Tadros (Ex-Chaffe McCall) heuert als Chief Legal Officer bei Managementfirma Shipowners Claims Bureau in NY an. Richard Linacre (Ex-Lodestar) stößt als Underwriter/Market Liaison zu Festprämientochter Eagle Ocean. +++ Pioneer Underwriters: Andrew Souter (Ex-Willis Re) neuer Head of Capital. +++ Society of Maritime Arbitrators: Nigel J. Hawkins (retired, Ex-N.W. Johnson) löst Robert G. Shaw (Sea Trade Holdings) als President ab. HANSA International Maritime Journal 07 | 2019 11

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