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HANSA 07-2017

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Schifffahrt | Shipping

Schifffahrt | Shipping Somalia: Piraten, Schmuggler und Im Golf von Aden hat sich nach dem Rückgang der Piraterie eine gefährliche Gemengelage mit Seeräubern, Terroristen und Schmugglern entwickelt. Das birgt hohes Risiko für die Schifffahrt – zumal jüngste Pirateriefälle zeigen, dass mehr Nachhaltigkeit im Kampf gegen die Kriminellen nötig ist. Von Michael Meyer Abstract: Gulf poker all-in: smugglers, pirates and terrorists Ja, es stimmt, die Zahl der Pirateriefälle vor Ostafrika hat drastisch abgenommen. Auch das Wiederauffackern seit dem Spätherbst 2016 ist – relativ betrachtet – nur ein Auffackern. Jedoch zeigen die Attacken auch den Optimisten in der Branche, dass die Gefahr keinesfalls gebannt ist. Immer wieder testen Piratengruppen ihre Grenzen aus, immer wieder kommt es zu Schusswechseln mit Sicherheitskräften. Angeblich sollen sich in den ehemaligen Hotspots Harardheere und Hobyo sowie in Puntland wieder einige jener Piratengruppen geformt haben, die in der Vergangenheit erfolgreich waren. Aber auch unabhängig davon ist die Sicherheit im Golf von Aden und am Horn von Afrika fragil. Das ist die Kehrseite der erfolgreichen Bekämpfung der Seeräuberei: Die multinationalen Marinemissionen, die Operationen einzelner Staaten wie Russland, China, Indien oder Iran sowie der Rückgriff auf private Sicherheitsfirmen haben sich vor allem auf Piraterie fokussiert, um nicht zu sagen: beschränkt. Weil weniger Piraten aktiv und weniger Militärs vor Ort sind, ist das Risiko für andere illegale Aktivitäten auf See höher. Zugegeben: Es gab Drogen- und Waffenfunde durch die EU-Mission »Atalanta« und die US-geführten »Combined Maritime Forces« (CMF). Letztere soll zwischen 2010 und 2016 rund 2,2 t Heroin und 16 t Haschisch aufgebracht haben. Das war jedoch eher »Beifang«. Somalia hat eine lange Küstenlinie, die ausschließliche Wirtschaftszone (EEZ) umfasst über 825.000 km2, das ist mehr als die der anderen Pirateriehotspots Nigeria, Ghana, Ägypten und Kenia zusammen. Nirgendwo sonst auf der Welt sei ein so großes Areal in der Verantwortung einer einzigen, derart schwachen Staatsgewalt, heißt es in einem Bericht der NGO One Earth Future (OEF). Die strategische Lage an einer der wichtigsten Schifffahrtsrouten der Welt, gepaart mit der noch immer extrem schwachen politischen Durchsetzungsfähigkeit in dem von Jahrzehnten des Bürgerkriegs und Terrorismus zerrütteten Land machen Somalia zu einem Hotspot für maritime Kriminalität: Piraterie, illegale Fischerei, Schwarzhandel mit Holzkohle und Zucker, Waffen- und Drogenschmuggel oder Menschenhändler In the Gulf of Aden, a dangerous mixture of pirates, terrorists and smugglers has emerged following the decline in piracy. This poses a significant threat to shipping – especially as recent pirate shipments show that more sustainability is necessary in the fight against the criminals. Security is fragile as multinational operations are limited to the fight against pirates only. Further information: redaktion@hansa-online.de Allein die CMF-Mission stellte zwischen 2010 und 2016 rund 2,2 t Heroin und 16 t Haschisch sicher und Flüchtingsschleuser – all dies findet man am Horn von Afrika, in den Häfen und Gewässern Somalias. Die NGO Oceans Beyond Piracy (OBP) spricht von »turbulenten« soziopolitischen Rahmenbedingungen. Sie waren einst der Nährboden für das Aufkeimen der Piraterie und seien vor allem in den Hotspots an der Küste noch immer nicht beseitigt. OEF hat kürzlich eine der sehr wenigen Analysen veröffentlicht, in der diese Themen bei der Betrachtung der Lage einbezogen werden, ja sogar der Hauptbestandteil sind. Ein tieferer Blick in den mit zahlreichen Verweisen belegten Bericht lohnt sich. Er offenbart die große Gefahr sowie die mangelnde Nachhaltigkeit der internationalen Bemühungen der vergangenen Jahre. Es gibt zwar von internationaler Seite diverse Versuche, die Entwicklung in Somalia voranzutreiben, etwa die Ausbildung maritim-militärischer Strukturen oder den Aufbau effzienter politischer und juristischer Institutionen. Allerdings schränken die OEF-Experten ein: »Derartige Programme haben sicherlich sub- Foto: CMF 30 HANSA International Maritime Journal – 154. Jahrgang – 2017 – Nr. 7

Schifffahrt | Shipping Terroristen in einem Boot stanziell zur kurzfristigen Verbesserung der maritimen Sicherheit beigetragen. Jedoch sind nachhaltige politische und finanzielle Unterstütung notwendig, wenn Somalia wirklich geholfen werden soll.« Als positives Beispiel gilt die Küstenwache der autonomen Region Puntland (PMPF), sie wird unter anderem von den Vereinigten Arabischen Emiraten direkt unterstützt. »Solche Maßnahmen sind der Schlüssel für eine langfristige maritime Sicherheit«, so der OEF-Bericht weiter. Auch in der Provinz Somaliland ermöglicht die relativ gute Stabilität den dortigen Eliten ein größeres Engagement für maritime Sicherheit. Datenaustausch unabdingbar Überfälle 2016 (Q4) und 2017 (Auswahl) Oktober: Tanker »CPO Korea« attackiert. Piraten flüchten nach »Abwehrmaßnahmen« Februar: Bunker-Tanker »Aris 13« gekapert, nach einigen Tagen und PMPF-Einsatz ohne Lösegeldzahlung wieder frei März: Dhau »Casayr 2« als künftiges Mutterschiff gekapert, kurz darauf freigelassen Jedoch seien solche Beispiele nur im Norden zu finden, der Süden und der zentralsomalische Einflussbereich der Bundesregierung sei weit schwächer aufgestellt. »Es gibt ermutigende Ansätze, aber die Küstenschutzabteilungen sind angesichts der Größe des Areals überfordert«, heißt es. Das liegt unter anderem auch an den innerstaatlichen Konflikten an der Küste. Einzelne Regionen kämpfen gegen die April: April: Juni: Dhau »Al Kausar« als künftiges Mutterschiff gekapert, kurz darauf freigelassen Bulker »OS 35« geentert, Piraten können Kontrolle nicht gewinnen und flüchten Tanker »Navig8 Providence« attackiert, Piraten flüchten nach Schusswechsel Bundesregierung oder gegeneinander und gegen die Terroristen der islamischen al- Shabaab-Miliz. Zum Teil gibt es gar keine Küstenwache, in Galmudug oder Jubaland besteht sie lediglich aus 55 oder 150 Männern. Die Bundesregierung verfügt nur über 200 Mann und vier 9-m-Boote. Top tier security services. At the touch of a button. OCTOPUS offers ship managers the opportunity to book vetted, top tier security services for their transits online. The portal provides a streamlined service where ship managers can select and contract certified PMSCs of their choice via a private and secure bidding process. Using OCTOPUS, ship managers can be certain to choose only among highly qualified PMSCs whilst enjoying the benefit of price transparency. Apply for your login. Marine Risk & Quality Gesellschaft für maritime Risikobewertung und Qualitätsbemessung mbH Herrlichkeit 5-6 | 28199 Bremen (Germany) Phone +49 421 5907-140 | Fax +49 421 5907-4140 contact@mrquality.de | www.mrquality.de HANSA International Maritime Journal – 154. Jahrgang – 2017 – Nr. 7 31

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