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HANSA 07-2017

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Finanzierung | Financing

Finanzierung | Financing Rickmers in der Insolvenz INTERNATIONAL MARITIME JOURNAL FORUM SCHIFFFAHRT FINANZIERUNG Es ist nicht einmal zwei Jahre her, da träumte Bertram Rickmers von einem Gang an die New Yorker Börse, um frisches Kapital von internationalen Investoren einzuwerben. Doch jäh sind alle Hoffnungen zerstoben. Die traditionsreiche Reederei hat Insolvenz angemeldet. Von Krischan Förster Bertram Rickmers Am Ende hat die HSH Nordbank den Stecker gezogen. Entgegen den Erwartungen der Reederei-Spitze konnte der Risiko-Vorstand der Bank, die rund 700 Mio. € Außenstände bei Rickmers hat, keine »wirtschaftliche Perspektive« entdecken und zog die Zustimmung zur Restrukturierung wieder zurück. Damit war die Reederei nicht mehr in der Lage, die am 21. Juni fällige Zinszahlung in Höhe von 24,4 Mio. € auf die 275-Mio.-Anleihe zu leisten. Bertram Rickmers, bis dahin alleiniger Aktionär des börsennotierten Unternehmens, hat seinen Posten als Chef des Aufsichtsrates verloren, dazu wurde CEO Ignace Van Meenen geschasst. Das Sagen haben jetzt Insolvenzexperten: Der Fachanwalt Christoph Morgen aus der Kanzlei Brinkmann & Partner rückt als Chief Insolvency Offcer in den Vorstand der Rickmers Holding ein. Rechtsanwalt Jens-Sören Schröder von der Kanzlei Johlke Niethammer & Partner wurde vom Amtsgericht Hamburg zum vorläufigen Sachwalter bei dem von der Reederei beantragten »Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung« bestellt. Schröder hat zuvor unter anderem die Baumarktkette Max Bahr und etliche Ein-Schiffsgesellschaften abgewickelt. Der Insolvenzantrag beziehe sich nur auf die Holdinggesellschaft, teilte Rickmers mit. Die operativen Tochtergesellschaften – insbesondere die Rickmers Shipmanagement in Hamburg und Singapur – würden regulär weiter arbeiten. Der Geschäfts- und Schiffsbetrieb ist also vorerst nicht betroffen. Die Gruppe besitzt oder managt zurzeit rund 114 Schiffe und beschäftigt mehr als 2.000 Mitarbeiter, darunter 500 an Land. Das gescheiterte Sanierungskonzept sah vor, dass Firmengründer und Alleinaktionär Bertram Rickmers rund 30 Mio. € zur Rettung aus seinem Privatvermögen hätte zahlen und 75,1% seiner Anteile an ein neues Finanzvehikel namens »LuxCo« in Luxemburg übertragen müssen. Bei der LuxCo sollten Bankkredite und auch die Anleiheschulden gebündelt werden. Über einen späteren Verkauf an einen Investor – innerhalb der nächsten drei Jahre – hätten die Gläubiger zumindest einen Teil ihres Geldes zurückerhalten können. Rickmers ist, wie alle deutschen Reedereien, mit der weltweiten Finanzkrise ab 2008 und dem folgenden Ratenverfall in der Schifffahrt in größte Schwierigkeiten geraten. Das Traditionsunternehmen wollte den Markteinbrüchen und den finanziellen Engpässen mit frischem Geld privater Investoren entfliehen. Daher wurde 2013 die Unternehmensanleihe in Höhe von insgesamt 275 Mio. € platziert, versehen mit einem für die Anleger höchst attraktiven Coupon von 8,875%. Die Rückzahlung 2018 sollte aus einem Börsengang finanziert werden, der jedoch Anfang 2016 abgesagt werden musste. Damit war auch diese erhoffe Geldquelle versiegt, stattdessen wurden die Schulden immer größer. Allein im vergangenen Geschäftsjahr machte die Firmengruppe einen Verlust von 341 Mio. €. Anders als von Bertram Rickmers und seinem Vorstand erhoff oder sogar erwartet, war die Reederei aus Sicht der HSH Nordbank keinesfalls »too big to fail«. Und die 30 Mio. € aus dem Privatvermögen des Firmengründers und Alleinaktionärs reichten für eine Sanierung Ignace Van Meenen auch nicht aus. »Da hätte weit früher etwas passieren müssen«, heißt es. Die Insolvenzexperten und der neue Vorstand um Finanzchef Mark-Ken Erdmann müssen nun einen Investor für das angeschlagene Unternehmen finden. Bertram Rickmers ist einer der Grand Seigneurs der Hamburger Szene. Die Familie ist schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Reederei- und Werftengeschäft tätig, erst auf Helgoland, später in Bremerhaven, dann in Hamburg. Der Branchendienst Alphaliner listet die Rickmers Group auf Position 8 unter den größten Tramp-Reedern mit 69 eigenen Schiffen und einer Kapazität von 352.000 TEU. Davor rangieren aus Deutschland Peter Döhle (4) und Claus-Peter Offen (6), dahinter auf den Plätzen 11 bis 14 die NSB, E.R. Schiffahrt, die Norddeutsche Reederei H. Schuldt und die Schulte Group. Spätestens seit einem Jahr zerfällt das Imperium in rasantem Tempo. Nach der gescheiterten Kooperation mit Bruder Erck und dessen E.R. Schiffahrt, dem Verkauf der Rickmers-Linie an die Bremer Zeaborn-Gruppe zu einem »negativen Verkaufspreis« und der Abwicklung des zahlungsunfähigen Rickmers Maritime Trust (RMT) in Singapur sollte wenigstens das Hamburger Stammhaus gerettet werden. Ob dies nun noch gelingen kann, bleibt abzuwarten. M Fotos: Rickmers 22 HANSA International Maritime Journal – 154. Jahrgang – 2017 – Nr. 7

Finanzierung | Financing Fairplay schluckt Bugsier Die Konsolidierung in der internationalen Schlepper-Schifffahrt setzt sich fort. Im Herbst sollen die beiden Traditionsunternehmen Fairplay und Bugsier fusionieren. Es entsteht eine gemeinsame Flotte von 100 Schiffen Ziel sei es, die beiden in der Schifffahrt »bekannten und starken Marken gemeinsam weiter auszubauen« und die Präsenz in Deutschland und Europa zu stärken, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung der beiden Reedereien. Bugsier soll vollständig in die Firmengruppe der Fairplay Towage aufgenommen, jedoch als Marke weitergeführt werden. Der Zeitpunkt für einen Zusammenschluss sei für beide Unternehmen günstig. Denn der Markt der Hafenschleppassistenz in Nordwesteuropa sei hart umkämpft. Insbesondere ein international ausgebautes Netzwerk werde für diesen Markt in Zukunft entscheidend sein. Dafür sei die starke Präsenz von Bugsier auf dem deutschen Markt eine ideale Ergänzung zu der im europäischen Ausland stark vertretenen Schleppreederei Fairplay Towage. Über 100 Schlepper im Verbund Bugsier bringe neue, starke Geschäftsfelder und Expertise in die Fairplay-Gruppe ein. Hierzu werden insbesondere die Hochsee-Schlepperei für die Öl- und Gasindustrie und die Offshore-Windenergiewirtschaft gezählt. Beim Betrieb von Notschleppern haben die Reedereien bisher bereits zusammengearbeitet. Mit mehr als 100 Schleppern werde der neue Firmenverbund im nordeuropäischen Markt eine starke Präsenz zeigen. Die Bugsier-Reederei verfügt über die größte Schlepperflotte unter der deutschen Flagge. Neben Hafenjobs an der gesamten deutschen Küste gehören Arbeiten mit Bergungsfahrzeugen und Schwimmkranen zum Portfolio. Zur Fairplay-Gruppe gehören Firmen, die sich mit den verschiedenen Facetten der Schleppschifffahrt, aber auch mit der Immobilienverwaltung und dem Betrieb einer Werft befassen. Die Schlepper-Aktivitäten der Fairplay Towage werden von Hamburg aus geleitet. Seit 2008 ist Fairplay zudem an der niederländischen Schlepp- und Bergungsreederei Multra Towage & Salvage beteiligt. Multraship ist aktiv im Hafenschleppgeschäft in Terneuzen, Vlissingen und Gent sowie dem Schwarzmeerhafen Bourgas, im weltweiten Offshore- sowie Bergungsgeschäft. In den vergangenen Monaten waren der Kostendruck durch die Reederei-Kunden und die zunehmende Konkurrenz durch grenzüberschreitende Kooperationen enorm gewachsen. Das im Dezember 2014 verkündete 50:50-Joint-Venture Schlepper »Bugsier 7« zwischen Smit und Kotug verfügt über 65 Schlepper in elf europäischen Häfen. Auch Svitzer mischt kräftig mit. Dank der Zugehörigkeit zur Maersk-Gruppe profitiert das Unternehmen von der Nähe zur Konzernmutter und deren Marktdominanz in den Häfen. Vom Sitz in Kopenhagen aus geht Svitzer mit 430 Schiffen weltweit auf Expansionskurs, seit 2014 auch in Bremerhaven. Erst jüngst hatte zudem die spanische Boluda den Kauf der deutschen Reedereien URAG und Lütgens & Reimers vollzogen und 18 Schlepper in sieben deutschen Häfen sowie 140 Mitarbeiter übernommen. Bislang war Boluda, deren Geschichte bis 1837 zurückreicht, mit einer Flotte von mehr als 200 Schleppern in den wichtigen Häfen Spaniens, in Frankreich, in Nordafrika sowie in Lateinamerika aktiv. Außerdem werden Offshore- Schlepp- und Seenot-Rettungsdienste angeboten. KF Foto: Thomas Wägener CC Continental Chartering SHIPBROKERS CHARTERING | SALES & PURCHASE | ANALYSIS & CONSULTANCY | VESSEL VALUATION CONTINENTAL CHARTERING GMBH & CO. KG Ballindamm 17 | 20095 Hamburg | Germany | Tel + 49 (40) 32 33 70 70 | Fax + 49 (40) 32 33 70 79 | office@continental-chartering.de www.continental-chartering.de HANSA International Maritime Journal – 154. Jahrgang – 2017 – Nr. 7 23

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