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HANSA 07-2017

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Versicherungen | Insurance Versicherer warnen vor Großschäden Mit den neuen Mega-Carriern in der weltweiten Schifffahrt könnten Schadenssummen aus Sicht der Versicherer eine bislang nicht gekannte Dimension erreichen. Denn mit der Größe der Schiffe steigen auch die Kosten einer Havarie entsprechend an. Von Krischan Förster Bei einem »Katastrophen«-Szenario, das von einer Kollision eines Containerschiffes mit einem Kreuzfahrtschiff, einer folgenden Grundberührung und einer anschließenden Umweltverschmutzung in einem ökologisch sensiblen Gebiet ausgeht, haben Experten der Allianz eine Schadenssumme von bis zu 4 Mrd. $ ermittelt (siehe Grafik). Aber auch bei einem einzelnen Tanker oder Containerschiff könne der Schaden schnell 2 Mrd. $ erreichen. So lautet die Warnung im jüngsten 5. »Safety & Shipping Review« des Versicherers Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS). Noch ist dieses Szenario nicht eingetreten. Und mit Blick auf die gesamte Branche lässt sich feststellen: Die Totalschäden sind im Laufe der letzten zehn Jahre um 50% zurückgegangen. Dies sei im Wesentlichen auf die Verbesserung der Sicherheitsbedingungen seitens der Schiffseigner zurückzuführen, heißt es in dem AGCS-Bericht. 85 Totalverluste in 2016 2016 seien insgesamt 85 Totalverluste gemeldet worden, ein Rückgang um 16% gegenüber dem Vorjahr (101). Damit war das vergangene Jahr das sicherste Jahr für die Schifffahrt – mit den geringsten Totalschäden seit einem Jahrzehnt. Die Zahl der Schifffahrtsunglücke mit reparablen Schäden reduzierte sich laut der Studie ebenfalls leicht um 4% (Vorjahr: 2.611 Unglücke). »Es gibt jedoch keinen Anlass, sich zurückzulehnen«, betont Baptiste Ossena, Global Product Leader Hull & Marine Liabilities bei der AGCS. »Die Schifffahrtsbranche ist mit steigendem regulatorischem Druck, schwindenden Margen und neuen Risiken konfrontiert.« So würden Umweltprüfungen immer weiter verschärft und könnten zu Geldbußen in bislang nicht gekannter Höhe führen. Die neuen Regelungen für das Ballastwasser-Management, die im September 2017 in Kraft treten, könnten die heute schon unter Druck stehenden Reedereien durch finanzielle Anforderungen zusätzlich belasten. Politische Risiken stiegen in bestimmten Regionen wie dem Jemen und dem südchinesischen Meer. Nicht zu unterschätzen sei auch die Bedrohung durch Cyberangriffe auf See, heißt es. Hotspot Asien 2016 ereignete sich mehr als ein Viertel der Totalschäden in der Seefahrt (23) in Südchina, Indochina und im Bereich Indonesien und Philippinen – dem Top- Hotspot des letzten Jahrzehnts. Fracht- Vessel A (cruise ship) Vessel B (container ship) Source: AGCS 18 HANSA International Maritime Journal – 154. Jahrgang – 2017 – Nr. 7

Versicherungen | Insurance Canadian Arctic and Alaska 2 All other regions 264 13 British Isles, N.Sea, Eng.Channel, Bay of Biscay 89 7 West Mediterranean schiffe (30) machten mehr als ein Drittel sämtlicher Schiffsverluste aus; bei Passagierfähren war eine leichte Zunahme vor allem im Mittelmeer und Südostasien zu beobachten (8). Unterdurchschnittliche Standards bleiben in einigen Teilen Asiens ein Problem. Dazu zählen unzureichende Sicherheitsvorkehrungen oder Wartung, mangelhafte Umsetzung von Vorschriften und die Überbesetzung mit Passagieren. Mit über 50% war Schiffsuntergang – oft in Verbindung mit schwerer See – die 4 West African Coast 50 51 4 S.Atlantic and East Coast S.America 162 12 East Mediterranean and Black Sea Arabian Gulf 77 and approaches 2 Bay of Bengal 34 3 39 East African Coast 4 249 Japan, Korea and 139 North China 11 häufigste Ursache weltweit bei Totalschäden. Mehr als ein Drittel der Schiffsunglücke sind auf Maschinenschäden zurückzuführen. 75% durch menschliches Versagen 23 Total Losses by region: from Jan 1 2007 - Dec 31 2016 Total Losses by region: from Jan 1 2016 - Dec 31 2016 Russian Arctic and Bering Sea 32 S.China, Indochina, Indonesia and Philippines Schiffsverluste 2007–2016 und 2016 Quelle: AGCS Angesichts hoher Schuldenstände und schwacher Erträge versuchten viele Reedereien, die Kosten für Wartung, Schulung oder Besatzungsstärke zu reduzieren. »Ein sinkender Ausbildungsstand und unzureichende Wartung von Schiffen können das Sicherheitsrisiko steigern«, sagt Volker Dierks, bei AGCS für Schiffsversicherungen zuständig. Laut AGCS-Analysen war zwischen 2011 und 2016 menschliches Versagen nach dem Schadenswert für ca. 75% von 15.000 Seehaftpflichtschäden in Höhe von insgesamt 1,6 Mrd. $ verantwortlich. Auch die Schifffahrt sei künftig durch Cyberrisiken bedroht, warnt die Allianz. Bisher zielen die meisten Angreifer allerdings eher auf Daten und Systeme der Reedereien ab, als darauf, ein Schiff unter ihre Kontrolle zu bringen. »Da die Schifffahrt bisher von großangelegten Cyberattacken weitgehend verschont geblieben ist, wird die Gefahr noch unterschätzt«, sagt Rahul Khanna, Global Head of Marine Risk Consulting bei AGCS. Würde es Hackern jedoch gelingen, ein großes Containerschiff auf einer strategisch wichtigen Route unter ihre Kontrolle zu bringen, könnten sie die Durchfahrt über längere Zeit blockieren und so erheblichen wirtschaftlichen Schaden verursachen. Als weitere Risiken benennt die Allianz Verluste durch Schäden am Rumpf insbesondere bei umgebauten Schiffen, wie zuletzt beim Bulker »Stellar Daisy« im Atlantik, oder Feuer auf See wie zuletzt auf dem Containerschiff »MSC Daniela« vor Sri Lanka. M Abstract: Mega ships bring new risk challenges Although there a fewer ship losses the rising number of »mega ships« may bring new risk challenges, such as salvage operations in the event of an incident. Exposures are increasing exponentially. According to the Allianz Insurance Group, the loss of a large container vessel or passenger ship in environmentally-sensitive waters could cost billions of dollars, potentially even resulting in a 4 bill. $ loss, if two large vessels are involved. Further information: redaktion@hansa-online.de Foto: Boskalis HANSA International Maritime Journal – 154. Jahrgang – 2017 – Nr. 7 19

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