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HANSA 06-2021

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Terminal-Software · Offshore-Schiffe · Deutsche Werftbilanz · HullPIC & PortPIC · 70 Jahre Chipolbrok · Batteriesysteme & Hybrid · Interview Niels Hartmann · Nationale Maritime Konferenz

HÄFEN | PORTS

HÄFEN | PORTS »Daten-Austausch ist noch größte Hürde« Der auch in Deutschland vertretene Terminal-Software-Dienstleister Navis hat einen neuen Eigner. Die ehemalige Cargotec-Tochter erhofft sich dadurch einen Wachstumsschub, auch durch Zukäufe. Von Michael Meyer Im Gespräch mit der HANSA betont CEO Benoit de la Tour den aus seiner Sicht nach wie großen Bedarf an einer Modernisierung im Zusammenspiel von Häfen, Reedern und Verladern: »Bei der Nutzung von Daten hinkt die Schifffahrt anderen Industrien noch weit hinterher.« Bei Navis setzt man vor allem auf den Rückgriff auf Cloud-Lösungen, um die Beteiligten an der Logistikkette besser zu vernetzen. Das Unternehmen, unter anderem mit Standorten in Hamburg und Flensburg, hat nach eigenen Angaben weltweit 450 Terminals als Kunden, hierzulande beispielsweise in Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven. 30 % davon sind im staatlichen Eigentum. »Keine Frontal-Opposition« De la Tour sieht weiteres Potenzial: »In Deutschland ist der Wettbewerbsdruck groß, sowohl aus den Niederlanden und immer mehr auch aus Polen. Das sorgt für Druck, durch Optimierung des Equipments die Produktivität zu steigern.« In der jüngsten Vergangenheit hätten die Corona-Pandemie und der Kampf um Ladung dazu geführt, dass Häfen und Terminalbetreiber »so offen wie nie zuvor« für Gespräche über eine Effizienzsteigerung durch die Einbindung digitaler Technologien seien. Bei der Bereitschaft zur Digitalisierung und dem Austausch von Daten sieht er keine grundsätzlichen Unterschiede zwischen privatwirtschaftlich- und öffentlichgeführten Terminals. Auch Gewerkschaften würden das immer mehr akzeptieren, auch wenn es in einigen Regionen wie den USA oder in Teilen Europas, die stärker gewerkschaftlich geprägt sind, noch Bedenken aus der Arbeitnehmerschaft gebe: »Gewerkschaften begrüßen diese Entwicklung weniger.« Der CEO konstatiert jedoch »keine Frontal-Opposition« zu einem höheren Automatisierungsgrad von der Arbeitnehmerseite: »Terminals müssen Kapazität und Produktivität erhöhen, sonst wandert der Reeder ab. Das ist die Welt, in der wir leben«, so de la Tour weiter. Zudem gehe es vorrangig um die Transformation von Jobs, nicht zwingend um den Ersatz von Menschen. Nach einer längeren Suche nach einem Interessenten hatte der finnische Cargotec-Konzern seine Tochter Navis an Accel-KKR verkauft, ein Tech-Investor aus dem Silicon-Valley, der im vergangenen Jahr bereits den E-Navigation- Spezialisten Navtor übernommen hatte. Der Wert von Navis wurde mit 380 Mio. € angegeben. Neuer Eigner, neue Pläne Laut de la Tour war es keine Unzufriedenheit über die Geschäftsentwicklung, die die Finnen zum Verkauf nach gemeinsamen neun Jahren bewegten: »Nein, Cargotec war sehr zufrieden mit der finanziellen Performance. Ich denke, es war eher eine strategische Entscheidung, zur re-Priorisierung auf Umschlag- Equipment, nicht zuletzt im Rahmen der Fusion mit Konecranes.« Die gemeinsame Zeit nennt der Navis-Chef eine Die Navis-Verantwortlichen sehen vorerst kein Limit am Horizont, wenn sie an die Digitalisierung in der maritimen Branche denken © Navis 74 HANSA – International Maritime Journal 06 | 2021

HÄFEN | PORTS Abstract: »Data exchange is still the No. 1 issue« The terminal software service provider Navis, which is also represented in Germany, has a new owner. The former Cargotec subsidiary is hoping for a growth spurt, not least through acquisitions. Talking to HANSA CEO Benoit de la Tour emphasises what he sees as the still great need for modernisation in the interaction between ports, shipping companies and shippers. »Bei der Nutzung von Daten hinkt die Schifffahrt anderen Industrien noch weit hinterher« Benoit de la Tour – CEO Navis »großartige Reise«, man sei aber schließlich an Grenzen gestoßen, daher sieht er den Verlauf als Chance für neues Wachstum: »Unter der Cargotec-Marke war alles, was wir an Software entwickelt haben, sehr auf Cargotec-Equipment ausgelegt. Jetzt, da wir allein sind, können wir auch in andere Bereiche investieren.« Als das den Verantwortlichen klar wurde, sei man zu der Überzeugung gekommen, dass es für Navis’ Zukunft das Beste ist, sich zu trennen. Mit dem Investor Accel-KKR im Rücken hat man nun auch deutlich mehr Möglichkeiten für Akquisitionen, »das ist deren Geschäftsmodell«. Expansionspläne gibt es definitiv. Ungeachtet der schon frühzeitig veröffentlichen Verkaufspläne von Cargotec hatte Navis in der jüngeren Vergangenheit selbst noch das Portfolio durch Zukäufe erweitert. In den Jahren 2019 und 2020 wurden etwa die Software-Dienstleister Octopi und Jade Logistics sowie der Bahnspezialist Biarri übernommen. »Wir wollen Systeme für die Supply-Chain anbieten. Und wir machen das in drei Kategorien: Reeder, Terminals, Hinterland«, so de la Tour, der gleichzeitig ankündigt: »Wir haben ein Portfolio von potenziellen Akquisitionen im Blick. Mit dem Wechsel in der Eigentümer-Struktur glauben wir, dass wir den Übernahme- Pfad beschleunigen können.« Ursprünglich war Navis vor mehr als zwei Jahrzehnten für mittlere bis große Containerterminals entwickelt worden. Durch die Übernahmen ist man aber unter anderem auch in den Stückgut- und RoRo-Umschlag eingestiegen. 120 General-Cargo-Kunden zählt das Unternehmen mittlerweile. Künftig soll ein Fokus unter anderem auf Hinterland-Logistik und Container-Depots gelegt werden, der CEO sieht »viele Möglichkeiten im Intermodal-Rail-Markt.« Mittels der Daten aus den für Kunden bereitgestellten Systemen für Umschlag und Stauplanung und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz gibt es seiner Ansicht noch einiges an Optimierungspotenzial. Terminals sollen früher auf Ladungsdaten zugreifen können. Die Daten sollen in eine Cloud. Wie so oft ist einer der Knackpunkte der Austausch der Daten seitens der Beteiligten. Noch immer gibt es in Teilen der Branche große Skepsis in diesem Punkt. »Der Daten-Austausch war immer die Herausforderung Nr. 1. Und um ehrlich zu sein, das ist es immer noch«, sagt de la Tour. Navis mache aber Schritte, um die Kooperation zu verstärken, nicht nur im Wasser, sondern auch an Land. Eine Grenze der Digitalisierung sieht er entsprechend auf absehbare Zeit nicht. »Ich glaube, wir sind noch immer in einer sehr frühen Phase, die vorhandene Technologie besser zu nutzen.« Man komme gut voran, die Akteure und ihre Geschäfte zu digitalisieren, zudem arbeite man einer offenen Plattform. »Aber die Branche hat noch keinen guten Job darin gemacht, die Punkte zwischen diesen Akteuren zu verbinden.« Wenn Daten geteilt und zugänglich gemacht werden, gibt es seiner Ansicht sehr großes Potenzial, Ineffizienzen in der Logistikkette zu reduzieren. »Unsere Industrie nutzt die Daten schlicht nicht ausreichend, da ist man weit hinter anderem Branchen zurück.« Also vorerst kein Limit: »Vielleicht eines Tages ja, aber es gibt so viel, was wir heute besser machen können, damit werden wir noch in den nächsten Jahren beschäftigt sein.« HANSA – International Maritime Journal 06 | 2021 75

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