Aufrufe
vor 2 Jahren

HANSA 06-2021

  • Text
  • Hansaplus
  • Deutschen
  • Offshore
  • Schifffahrt
  • Marine
  • Shipping
  • Hamburg
  • Schiff
  • Schiffe
  • Hansa
  • Maritime
Terminal-Software · Offshore-Schiffe · Deutsche Werftbilanz · HullPIC & PortPIC · 70 Jahre Chipolbrok · Batteriesysteme & Hybrid · Interview Niels Hartmann · Nationale Maritime Konferenz

SCHIFFFAHRT | SHIPPING

SCHIFFFAHRT | SHIPPING 70 Jahre Chipolbrok – eine MPP- In sieben Jahrzehnten ist viel passiert in der Mehrzweckschifffahrt. Viele Akteure kamen, viele gingen. Die Reederei Chipolbrok, als staatliches chinesisch-polnisches Joint Venture, hat sich dabei immer aus den Konsolidierungswellen herausgehalten. Von Michael Meyer Aktuell betreibt die Reederei 14 eigene Schiffe plus sechs gecharterte Frachter und ist damit kein unbedeutender Player in der MPP-Branche. Zu vier 31.600-Tonnern des Pacific-Typs kommen zehn 30.400-Tonner des Orkan- Typs. Vier der Charterschiffe sind vom größeren Warnow-Typ. Der Hamburger Makler Toepfer Transport führt Chipolbrok zuletzt auf Rang 5 im Weltmarkt für Tonnage mit mindestens 100 t kombinierter Krankapazität. Die gleiche Platzierung nimmt die chinesisch-polnische Kooperation im Markt für mindestens 240 t Krankapazität ein. 6,75 % Marktanteil vereint Chipolbrok in der Flotte. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich die Reederei als fester Bestandteil in der MPP- Branche etabliert. Mehr noch, ist Chipolbrok doch einer der am längsten aktiven Akteure im Markt – länger auf jeden Fall als einige Andere, die mit hochtrabenden Plänen den Markt aufrollen wollten, zum Teil aber schon gar nicht mehr da sind. Politischer Hintergrund Ein Grund für die Konstanz ist sicherlich das besondere Setup. Im Juni steht nun das 70-jährige Jubiläum an. Die Feierlichkeiten fallen aufgrund der Corona-Pandemie sicher anders als ursprünglich geplant aus. Man wird sich aber dennoch an die Anfänge erinnern. Ein Blick zurück ... In den frühen 1950er Jahren hatte die noch junge Volksrepublik China mit großen Herausforderungen zu kämpfen – nicht zuletzt durch den 2. Weltkrieg und den Koreakrieg. Ein Embargo der Vereinten Nationen beeinträchtigte die Entwicklung. Die Regierung sah sich gezwungen, nach Verbündeten zu suchen – vor allem solche mit Expertise in der maritimen Wirtschaft. Im kommunistischen Einflussbereich der damaligen Sowjetherrschaft stieß man auf die ebenfalls erst wenige Jahre junge Volksrepublik Polen. Chinas Premierminister Zhou Enlai schaffte es, 80 Mio. Rubel einzusammeln – Chipolbrok sollte damit zum ersten Unternehmen Chinas werden, dass mit ausländischem Kapital gegründet wurde. 38 HANSA – International Maritime Journal 06 | 2021

SCHIFFFAHRT | SHIPPING Konstante chinesisch-polnischer Art »Paderewski« und »Nowowiejski« 2016 gebaut: »Nowowiejski« und »Paderewski« gehören zum Pacific-Typ der Reederei © Chipolbrok Angesichts der staatlichen und wirtschaftlichen Strukturen setzten sich, wenig überraschend, die Regierungen beider Länder an die Spitze des Projekts, mit Anteilen von jeweils 50 % und heute vertreten durch Staatssekretäre. Der Kooperationsvertrag wurde schließlich am 15. Juni 1951 unterzeichnet. Gemäß der Vereinbarung wurde die Unternehmenszentrale in Tianjin und eine Niederlassung in Gdynia in Polen eingerichtet. »Broker« als falsche Fährte Schon die Konstruktion des Unternehmens war besonders, den politischen Rahmenbedingungen geschuldet. Denn die Aktivität unterlag natürlich den UN-Beschränkungen. Um die Aufmerksamkeit abzulenken wurde beschlossen, eine unverfängliche Firmierung zu wählen, nicht als Reederei, sondern als Makler (Broker). Daraus entstand der Name Chinese-Polish Ship Broker Company, was später nicht zuletzt durch die damalige Telegramm- Adresse zur Marke »Chipolbrok« wurde. Es galt die Vereinbarung, dass alle Leitungsfunktionen im Landbetrieb mit chinesischen und polnischen Führungskräften besetzt sein sollten. Bis heute sind offiziellen Angaben zufolge alle Managementposi tionen und die darüber liegenden Hierarchie-Ebenen paritätisch besetzt. Während dieses Joint Venture zum ersten chinesischen Schiffseigner wurde, stammte die erforderliche Tonnage mit der »Pulaski« aus Polen. Weitere Einheiten folgten. Von chinesischer Seite wurden drei Schiffe eingebracht. Nach einem halben Jahr bestand die Flotte bereits aus zehn Frachtern. Im politischen Spannungsfeld Grundlage für die Beschäftigung der Schiffe war zunächst der bilaterale Güteraustausch zwischen Polen und China. Später folgten Warenströme aus ganz Europa, vor allem aber aus östlichen Ländern via Gdynia. Die damalige politische Situation HANSA – International Maritime Journal 06 | 2021 39

HANSA Magazine

HANSA Magazine

Hansa News Headlines