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HANSA 06-2021

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SCHIFFFAHRT | SHIPPING

SCHIFFFAHRT | SHIPPING 12. NATIONALE MARITIME KONFERENZ Mehr Europa für die maritime Branche Virtuell statt vor Ort: Bei der 12. Nationalen Maritimen Konferenz in Rostock blieb das große Branchentreffen Corona-bedingt aus. An Themen aber mangelte es nicht in den vielen Foren und Diskussionsrunden Knapp 100 Referenten und Experten waren am Passagierkai in Rostock- Warnemünde selbst vor Ort. Allen anderen Teilnehmern der 12. Maritimen Konferenz blieb nur der Live-Stream am heimischen Computer. Sie konnten erleben wie eine zentrale Fragen an den beiden Tagen die Diskussionen dominierte: Wie kann sich die heimische Wirtschaft in wirtschaftliche schwierigen Zeiten und gegen die Konkurrenz, vor allem aus Asien, behaupten? Von Norbert Brackmann, dem scheidenden maritimen Koordinator der Bundesregierung und Gastgeber der Konferenz, kam eine ernüchternde Bestandsaufnahme: »Wir wissen, dass China Schiffbauaufträge zu 99 % in China vergibt, aber die europäischen Auftraggeber wickeln ihre Aufträge zu 95 % in Asien ab. Wenn zum Teil unter Materialpreis angeboten wird, können wir diesen Wettbewerb nicht gewinnen.« Dabei geht es um viel: Im Vorfeld der Konferenz hatte das Wirtschaftsministerium einen ausführlichen Bericht zur maritimen Industrie in Deutschland erstellt: Demnach sorgen bundesweit nahezu 450.000 Beschäftigte für eine jährliche Wertschöpfung von geschätzt 50 Mrd. € (siehe S. 26). Damit gehört diese Branche zu einem der wichtigsten Bundeswirtschaftminister Altmaier live in Rostock und Bundeskanzlerin Merkel zugeschaltet Wirtschaftszweige in Deutschland. Zwei Drittel der deutschen Exporte würden über den Seeweg transportiert und wichtige Rohstoffe für die großen deutschen Schlüsselindustrien fast ausschließlich über den Wasserweg beschafft, rechnete Norbert Aust von der IHK Nord vor. Doch wichtige Sparten wie Schiffbau und Schifffahrt haben in den Krisenjahren nach 2008 und zuletzt durch die Corona-Pandemie schwer gelitten. »Die Industrie muss zur alten Stärke zurückfinden«, forderte Brackmann. Auch Kanzlerin Angela Merkel forderte bei ihrer traditionellen, dieses Mal aus Berlin gesendeten Ansprache die maritime Branche auf, die Potenziale der Schifffahrt für eine klima- und umweltfreundlichere Zukunft zu nutzen. Weitere Hilfen, wie von den Verbänden und auch der Gewerkschaft gefordert, hatte die Bundesregierung zunächst nicht anzubieten. © BMWi 22 HANSA – International Maritime Journal 06 | 2021

SCHIFFFAHRT | SHIPPING SCHIFFBAU Die deutschen Werften wurden von den Folgen der Corona-Pandemie und der daraus resultierenden Krise der Kreuzschifffahrt besonders stark getroffen. Dazu kommt der steigende Wettbewerbsdruck, vor allem aus Asien. Der Papenburger Werftchef Bernard Meyer plädierte deshalb für einen europäischen Schulterschluss. »Die maritime Industrie hat eine große Zukunft. Es ist nur die Frage, dürfen wir daran teilnehmen oder nicht.« Der Forderung der Bundespolitiker von Merkel bis Brackmann, Europa zum Leitmarkt für klimaschonende, ressourcen- und kostensparende Technologien zu machen, konterte die Industrie mit Forderungen nach einer besseren Förderung und politischen Flankierung und Koordinierung. »Wir brauchen mehr Aufträge, auch im ›grauen‹ Bereich, mehr Kooperation, bessere Finanzierungsmodelle und mehr Geld für den Forschungsbereich«, so Meyer. Auch ein europäisches Flottenerneuerungsprogramm findet sich auf der Liste, zudem müsse die EU in Verhandlungen mit den asiatischen Schiffbau-Ländern gegen Wettbewerbsverzerrungen vorgehen. »Seit der Abschaffung der europäischen Werftbeihilfen haben wir kein ›level playing field‹ mehr.« VSM-Präsident Harald Fassmer, Chef der Fr. Fassmer, brachte es auf den Punkt: »Mit den bisherigen Rahmenbedingungen droht der irreversible Verlust essenzieller Schiffbaufähigkeiten.« Der Zulieferindustrie mit rund 70.000 Arbeitsplätzen geht es mit ihren internationalen Absatzmärkten etwas besser, aber auch hier sehen die Branchen - vertreter Handlungsbedarf. »Wir müssen neu entwickelte Lösungen schneller in die kommerzielle Anwendung bringen«, sagte Thomas Kühmstedt, Geschäftsführer des auf Solar-Technik spezialisierten Schiffbauers Ostseestaal in Stralsund. MAN-Marine-Chef Uwe Lauber forderte eine klare Roadmap zur Verringerung der Emissionen in der Schifffahrt und den dafür benötigten Technologien. SCHIFFFAHRT Auch in der weltweiten Schifffahrt hat Deutschland Marktanteile verloren. Alfred Hartmann, Präsident des Reederverbandes VDR, verwies darauf, dass im vergangenen Jahrzehnt rund ein Drittel der Flotte und ein Fünftel der Arbeitsplätze bei den Reedereien verloren gegangen seien. Um wieder Neubauten ordern und die Flotten modernisieren zu können, seien neben der politischen Unterstützung (Tonnagesteuer, Lohnsteuereinbehalt) auch neue Finanzierungsinstrumente nötig. »Wenn wir wieder Schiffe bauen wollen, brauchen wir die Banken oder andere Kapitalgeber.« Aus Sicht des SPD-Politikers Johann Saathoff könnte und sollte die bundeseigene KfW Bank als Konsortialführer bei Krediten für Aufträge aus Deutschland heraus eine größere Rolle spielen. Die Nationale Maritime Konferenz bildete den Startschuss für das neue Infoportal www.machmeer.de als gemeinsames Projekt des »Maritimen Bündnisses für Ausbildung und Beschäftigung in der Seeschifffahrt« realisiert worden. Geldgeber sind die fünf Küsten-Bundesländer, der Verband Deutscher Reeder (VDR) und die Gewerkschaft Verdi. Das neue Portal soll junge Leute für eine maritime Ausbildung begeistern. KLIMAPOLITIK In einer Diskussionsrunde von Wirtschaft und Wissenschaft wurde deutlich, dass noch einiges zu tun ist, in der Schifffahrt, aber auch seitens der Politik. Veronika Grimm, Professorin für Volkswirtschaftslehre und Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung sagte: »Wir werden eine Transformation erleben, die sich viele heute noch nicht vorstellen können. Aber wir müssen das schnell und ambitioniert angehen.« Aus ihrer Sicht muss die internationale Zusammenarbeit verbessert werden, um Bachelor of Shipping, Trade and Transportation (BSc) Die zielgerichtete Weiterbildung neben dem Beruf auf akademischem Niveau. Studieren Sie innerhalb eines Jahres in Hamburg und erlangen einen anerkannten Bachelor - Abschluss der London Metropolitan University. www.hst-akademie.de HST Akademie HANSA – International Maritime Journal 06 | 2021 23

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