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HANSA 06-2020

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Schiffstechnik | Ship Technology Bei Hurtigruten setzt man auch auf »Forschungsarbeit« der Gäste © Hurtigruten Schwimmende Basislager und »smart ships« Das Coronavirus hat die Kreuzfahrt-Branche in ihrem scheinbar unaufhaltsamen Wachstum jäh ausgebremst. Doch die Reedereien basteln weiter an Details für das künftige Interieur. Die Bandbreite ist groß, Grenzen sollen eingerissen werden Die jeweils aktuellen Bedingungen für die weltweite Passagierschifffahrt ändern sich durch Reise- und Aufenthaltsrestriktionen derzeit so rasant, dass man Mühe hat, den Überblick zu behalten. Viele Reedereien kämpfen mit großen finanziellen Sorgen, zudem wollen Gäste mit einer Buchung und entsprechenden Fragen aufgefangen werden. Wie groß die Branche künftig sein wird, ob gerade eine Blase platzt oder ob man in gewohnte Fahrwasser zurückkehren kann, ist noch nicht abzusehen. Viele düstere Nachrichten kursieren. Wir setzen bewusst einen Kontrapunkt und haben uns bei den Linien nach ihren Ansichten zur künftigen Ausstattung von Kreuzlinern umgehört, Tui und Hurtigruten erklärten sich zu einem Einblick bereit. Die deutsche Reederei Tui Cruises – Teil der Tui-Gruppe, die sich Anfang April einen staatlichen Milliardenkredit gegen die Corona-Auswirkungen gesichert hat – meint, aktuelle Trends seien stark abhängig von der Ausrichtung der Kreuzfahrtreederei und der Zielgruppe, die sie bedient. Für nordeuropäische Reedereien stünden gerade helle, luftige Designs mit vorzugsweise nachhaltigen Materialien im Fokus, teilte das Unternehmen mit einer Flotte von 18 Schiffen mit. Gleichzeitig baue man alle Schiffe so, dass sie im besten Fall überall auf der Welt eingesetzt werden könnten. Was ist wirklich wichtig? Das Thema »Smart Home«, immer stärker in privaten Haushalten zu finden, halte Einzug auch in der Cruise-Branche. »Und auch das Ambiente wird neben dem baulichen Design immer wichtiger: Hier wird u.a. am Thema Licht gearbeitet«, heißt es. Generell stelle sich aber die Frage, welche Features wirklich wichtig und sinnvoll für den Gast sind. Dafür müssten zunächst diverse Benutzerszenarien für Gast und Besatzung durchdacht werden. »Diese dann technisch in eine Applikation zu überführen, erfordert viel Planung und Zeit«, so die Reederei weiter. Darüber hinaus ist für Tui das Thema Internet-Bandbreite noch immer herausfordernd, wenn es beispielsweise um das Streaming von TV-Inhalten oder die Nutzung sonstiger Online-Dienste geht. Auf dem Ozean hat man oft nur die Möglichkeit, Internet über Satelliten bereitzustellen »und das ist immer noch sehr teuer«. Als ein weiteres sehr wichtiges Thema wird die Energieeinsparung durch neue Technologie bewertet. Zur Frage, welchen Einfluss solche Entwicklungen auf die benötigte Energie an Bord und damit auf die Energieversorgung und gegebenenfalls das Antriebssystem haben, macht Tui keine Aussage, aber: »Generell können wir sagen: Das Thema Energieeffizienz hat in unseren Ansätzen sehr hohe Priorität – schließlich ist das ein großer Hebel, um Treibstoff zu sparen.« In punkto Sicherheitsvorkehrungen beschäftigen sich die Entwickler derzeit mit Themen wie der Gesichtserkennung für den Check-In Prozess oder der digita- © Hurtigruten Thomas Westergaard, SVP Concepts and Hotel Operations, Hurtigruten 36 HANSA – International Maritime Journal 06 | 2020

Schiffstechnik | Ship Technology © Tui Tui hat auf »Mein Schiff 3« das nach eigenen Angaben »erste maritime Museum auf einem Kreuzfahrtschiff« – natürlich digital Abstract: Floating base camp and smart ships The coronavirus has slowed down the cruise industry in its seemingly unstoppable growth. But the shipping companies are still tinkering with details for the future interior design of ships. There is a wide range of options, boundaries are to be torn down, luxury is described as relative. Tui Cruises and Hurtigruten disclose some information, views and plans. len Kontrolle über Kabinen. Man erwartet »viel Bewegung« in den nächsten Monaten und Jahren. Als Grenzen der Entwicklung werden die Planungszeiten genannt: »Wir müssen die Schiffe mit viel zeitlichem Vorlauf konzipieren und sehr früh Entscheidungen treffen, die dann mindestens für die nächsten fünf bis zehn Jahre oder noch länger Gültigkeit behalten sollten. Das ist eine Herausforderung.« Für die Zukunft, es geht etwa um die immer wichtigere Nachhaltigkeit, nimmt die Linie auch die Werften in die Pflicht, gemeinsam innovative Lösungsansätze zu verfolgen und mutig bei der Entwicklung zu sein. Letztlich sei klar, dass die Gäste allen Komfort und Service so erwarten wie zu Hause – »nur eben besser«. Die norwegische Kreuzfahrtreederei Hurtigruten – die seit einiger Zeit verstärkt auf Expeditionsreisen setzt – will sich auch künftig vom Markt abheben. Die beiden jüngsten Neubauten »Roald Amundsen« und »Fridtjof Nansen« hatten zuletzt mit Hybrid-Antrieben und allerlei neuen Features Maßstäbe gesetzt. »Akzeptieren niemals Status Quo« Das Design werde generell um drei Hauptsäulen herum entwickelt: »Unser norwegisches Entdecker-Erbe. Das ultimative und authentische Erlebnis unserer Gäste. Und Nachhaltigkeit«, sagt Vizepräsident Thomas Westergaard der HANSA. Der Stil könne als skandinavisch-zeitgemäß bezeichnet werden, wobei Materialien verwendet würden, die die natürlichen Ressourcen Norwegens widerspiegeln, wie Holz und Stein. »Unser Ziel ist es, eine moderne und dennoch warme und entspannte Atmosphäre zu schaffen - authentisch, kein Bling«, so der Manager weiter. Nachhaltigkeit sei ein Schlüssel zum Erfolg und werde noch mehr an Bedeutung gewinnen. Dazu gehören seiner Ansicht nach auch Lösungen und Materialien für die Innenausstattung, auch recycelte. Technische Herausforderungen macht er nicht aus: »Wir datieren unsere Wurzeln auf die großen Polarforscher zurück und akzeptieren niemals den Status quo. Wir lernen aus der Vergangenheit und passen neue Denkweisen an unsere Branche an.« Auch Westergaard haben wir gefragt, welchen Einfluss diese Entwicklungen auf den Energiebedarf an Bord und damit auf die Energieversorgung oder das Antriebssystem haben. Er antwortet mit einer Gegenfrage: »Was wäre, wenn neue Anlagen tatsächlich erneuerbare Energie erzeugen würden?« Einerseits geht es natürlich auch bei den Norwegern um den Komfort der Gäste. Andererseits betrachtet die Reederei die Schiffe alles in allem als »schwimmende Basislager«, die es ermöglichen, die ursprünglichsten Gebiete der Welt und entlegene Gemeinden auf nachhaltige Weise zu besuchen: »Der Luxus unseres Designs liegt im Gesamterlebnis und unsere Reiseziele, die Tierwelt und die Gemeinden, die wir besuchen, sind viel wichtiger als nur die Interieur-Lösungen.« Keine Grenzen Grenzen der Entwicklung sieht Westergaard prinzipiell nicht. Erneut betont er das kulturelle Erbe: »Der norwegische Entdecker Thor Heyerdahl sagte einmal: Grenzen habe ich noch nie gesehen. Aber ich habe gehört, dass sie in den Köpfen einiger Menschen existieren.« Er ist sicher, dass emissionsfreie Expeditionskreuzfahrtschiffe entwickelt werden und dass sie ein Hurtigruten-Logo auf dem Rumpf haben werden. Das werde nicht nächste Woche passieren, oder vielleicht auch nicht in den nächsten Jahren. »Es wird einige Zeit dauern. Aber, nein, es gibt keine Grenzen für das, was wir tun können«, sagt der Vizepräsident. Als Beweis führt er die beiden jüngsten Neubauten an, die bereits Grenzen verschöben, sowohl was die Technologie, das Interieur als auch die Erfahrung an Bord betrifft. Für das Jahr 2030 zeigt er sich überzeugt, dass Schiffe in Stil und Komfort von Markt zu Markt, von Segment zu Segment und von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterschiedlich aussehen werden. »Aber ich bin sicher, dass die meisten Schiffe zu diesem Zeitpunkt neue Lösungen für unsere gemeinsamen Herausforderungen in Bezug auf Nachhaltigkeitsfragen entwickelt haben.« Es folgt eine Ankündigung an die Konkurrenz: »Ich kann versprechen, dass Hurtigruten weiterhin Grenzen überwinden und bei der Entwicklung des Interieurs eine Vorreiterrolle spielen wird - ganz gleich, wie die Entwicklung aussehen wird.«MM HANSA – International Maritime Journal 06 | 2020 37

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