Schiffstechnik | Ship Technology Scandlines prüft Option Flettner-Rotoren Die Fährreederei Scandlines hat diverse Überlegungen angestellt, den Energieverbrauch zu senken. Bei entsprechender Förderung kommen auch Flettner-Rotoren in Frage Als eine erste Maßnahme baut das Schifffahrtsunternehmen 16 neue Pull-Thruster von Rolls-Royce bei seinen Hybrid-Fähren ein, die auf der Route Puttgarden–Rødby verkehren. Die Thruster haben den Propeller im vorderen Bereich, was für eine gleichmäßigere Strömung sorgen soll. Das erste Schiff, das diese Technik erhält, ist die »Schleswig-Holstein« im Herbst dieses Jahres. 2020 sollen dann alle Hybrid-Fähren damit ausgestattet sein. Zuvor waren auf den Einheiten Push-Thruster installiert, die den Propeller hinten hatten. Die Reederei lässt sich die neue Technik nach eigenen Angaben insgesamt 13 Mio. € kosten. In den Ausgaben ist auch der Austausch der Überwachungssysteme der Thruster auf der Brücke enthalten. Darüber hinaus bekommen die Schiffe einen neuen Silikon-Hydrogel-Unterwasseranstrich. Mit einem solchen wurde 2013 bereits die »Prinsesse Benedikte« versehen. Die »Deutschland« und »Prins Richard« sollen im kommenden Jahr folgen, dann soll auch der Unterwasseranstrich der »Prinsesse Benedikte« erneuert 12 werden. Abschließend soll die »Schleswig Holstein« 2022 diesen Unterwasseranstrich erhalten. Die Reederei sagt, dass dadurch ein besserer Schutz vor Bewuchs und Organismen an der Schiffsaußenhülle besteht, was eine Steigerung der Antriebsleistung um 4% bewirken soll. Ferner gibt es Überlegungen, Flettner- Rotoren auf den Schiffen zu installieren, wie Marko Möller, Manager Special Projects bei Scandlines, erläuterte. Eine Studie habe ergeben, dass durch einen 30 m hohen Flettner-Rotor mit einem Durchmesser von 5 m die Effizienz bei Schiffen auf der Route Rostock–Gedser um 4 bis 5% steigen könnte. Die Windverhältnisse auf dieser Strecke seien sehr gut für diese Technik geeignet. Man strebe bei der EU eine finanzielle Förderung für dieses Pilotprojekt in Höhe von 30 bis 50% an, so Möller. Ziel: Emissionsfreier Fährbetrieb Etwa im Jahr 2023 möchte die Reederei ihre Fähren vollständig emissionsfrei betreiben. Problem seien dabei weniger die Investitionskosten, sondern vielmehr die laufenden Kosten, beschrieb Möller. Solange die nicht planbar seien, werde es schwierig. Derzeit benötige jedes der Schiffe etwa 3,5 Mwh Energie und die optimale Überfahrtdauer betrage 52 Minuten, bei einem acht-minütigen Aufenthalt im Der Flettner-Rotor ist 30 m hoch und hat einen Durchmesser von 5 m Hafen, wie Möller ausführte. Bei den Zero-Emission-Schiffen, die einen höheren Energieverbrauch von etwa 4 MWh hätten, würde sich die Verweildauer im Hafen auf zwölf Minuten erhöhen, da dort dann die Batterien länger geladen werden müssten. Da die Schiffe auf See mit einer höheren Geschwindigkeit fahren würden, dauere die Überfahrt dann nur noch 48 Minuten. Die Batteriespeicher seien zwar dieselben wie heute, hätten aber eine höhere Kapazität von 14 Mwh, so der Experte. Bei jedem Schiff müssten dann zwei Gensets entfernt und Batterien im Maschinenraum installiert werden. Es sei zu prüfen, in wieweit auch hier eine Förderung möglich wäre, so Möller. Man benötige ein Stromnetz, das in der Lage sei, die Fähren mit 20MW in zwölf Minuten zu versorgen. In jedem Fall müsste die Amortisation der Investitionen gesichert werden, stellte Möller klar. Es seien etwa 90 bis 100 Mio.€ erforderlich, um einen realistischen Business Case zu gewährleisten. TWG © Wägener © Scandlines Die »Prins Richard« erhält 2020 einen Silikon-Hydrogel- Unterwasseranstrich 42 HANSA International Maritime Journal 06 | 2019
Schiffstechnik | Ship Technology »Ship Operation 4.0« – es gibt Redebedarf... Die Zukunft ist jetzt, aber wie geht es weiter mit »Big Data« im Bord- und Reedereibetrieb? Auf dem Sprechtag »Ship Operation 4.0« in Hamburg gehen Experten auf die umfassende Thematik ein. Auch ein neues »White Paper« steht auf der Agenda Veranstaltet wird das Expertentreffen von der Schiffbautechnischen Gesellschaft (STG) mit Unterstützung des Fraunhofer-Centers für Maritime Logistik und Dienstleistungen CML – mit der HANSA als Medienpartner – am 24. und 25. Juni. Zu den wichtigsten Themen gehören dabei sowohl Aspekte mit eher technischem Fokus, etwa vorausschauende Instandhaltung, Inspektions- und Wartungsplanung, als auch mit Bezug zum weiten Feld »Software«. Dabei wird es unter anderem um Vessel Performance Management, Software Support, datenbasierte Überwachung) gehen. Nicht zuletzt stehen mit der Digitalisierung verbundene Themen auf der Agenda wie der »Faktor Mensch« und auch die juristische Perspektive. »Die Lösung der unter dem Titel »Ship Operation 4.0« gestellten Aufgaben ist sicherlich ein sehr komplexes Unterfangen und wird die in Deutschland ansässigen Reedereien, Shipmanagement-Unternehmen, die Zulieferindustrie und die Werften vor Herausforderungen stellen«, so die Veranstalter. »White Paper« wird veröffentlicht Anlässlich des Sprechtags will die STG darüber hinaus ihre Erkenntnisse präsentieren, die in der Arbeitsgruppe »Ship Operation 4.0« zum Thema »Schiffsbetrieb der Zukunft« erarbeitet wurden. Allen Teilnehmern wird ein Exemplar kostenlos ausgehändigt. Anschließend wird es auch der Öffentlichkeit als kostenpflichtiges Angebot zur Verfügung gestellt. Man könne sicherlich darüber diskutieren, ob mit dem Titel »4.0« bezüglich der Automatisierung an Bord tatsächlich die zweite, dritte oder vierte Revolution eingeleitet wird, auf jeden Fall stehe er für die Zukunftstechnologie zur umfassenden Digitalisierung des Schiffsbetriebs, heißt es seitens der Veranstalter. So haben mittlerweile die an Bord eines Seeschiffes und die in der zugehörigen Landorganisation zu verarbeitenden Datenmengen einen Umfang erreicht, welcher zu groß, zu komplex, zu schnelllebig oder nicht ausreichend strukturiert ist, um ihn mit manuellen und herkömmlichen Methoden der Datenverarbeitung auszuwerten – Stichwort »Big Data«. Damit dies vernünftig funktioniert, müssen die bereits an Bord und in der Reederei schon vielfach vorhandenen Insellösungen mithilfe moderner Informations- und Kommunikationstechnik »Ship Operation 4.0« am 24. & 25.6.2019 Sprechtag mit angegliederter Mikro-Messe Schiffbautechnische Gesellschaft Partner: Fraunhofer CML Ort: Privathotel Lindtner, Heimfelder Str. 123, Hamburg Anmeldung bis zum 17.06.: www.stg-online.org integriert werden. Die technische Grundlage hierfür sind intelligente und digital vernetzte Systeme. Mit ihrer Hilfe soll ein weitestgehend selbstorganisierter Schiffsbetrieb ermöglicht werden. Vernetzung & Optimierung Die Besatzung und die für das Schiffsmanagement verantwortlichen Entscheider an Land sollen miteinander und mit den Maschinen, Anlagen und der erforderlichen Logistik kommunizieren und kooperieren. Hauptziel der Interaktion ist es, die Menschen an Bord und in der Reederei bei ihren Tätigkeiten zu unterstützen, indem sie Routineaufgaben weitestgehend selbst erledigen. Der Besatzung und der Reedereiinspektion bleibt damit mehr Zeit für Aufgaben, deren Erfüllung zu einer Steigerung der Effizienz beitragen. Die Technologien, die es ermöglichen, physische und virtuelle Gegenstände miteinander zu vernetzen und sie durch Informations- und Kommunikationstechniken zusammenarbeiten zu lassen, ist als »Internet of Things« bekannt. Das Ziel der Vernetzung sei es natürlich auch, nicht mehr nur einen einzelnen Operationsschritt, sondern eine ganze Wertschöpfungskette zu optimieren. Das Netz soll zudem alle Phasen des Lebenszyklus des Schiffes einschließen – von der Definition der Transportaufgabe über die Entwicklung, Fertigung, Nutzung und Instandhaltung bis zum Recycling. RD HANSA International Maritime Journal 06 | 2019 43
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