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HANSA 06-2019

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Versicherungen | Insurance Bei den P&I Clubs geht’s jetzt an die Reserven… Wachsende Verluste läuten Ende des »weichen« Marktes ein. Schuld sind steigende Schadensquoten bei gleichzeitig sinkenden Kapitalerträgen, schreibt Michael Hollmann Über Jahre konnten die P&I-Versicherer ihre freien Reserven kontinuierlich ausweiten. Entweder lief es im Underwriting so gut, dass ein Gewinn für sie heraussprang, oder eben sonst bei den milliardenschweren Kapitalanlagen. Jetzt aber weht der Wind von vorn: Statt Überschüssen häufen sich in der laufenden Berichtssaison für das Jahr 2018/19 (per 20.02.) die Verlustmeldungen. Bei der Mehrzahl der Clubs schrumpfen die Kapitalpolster merklich. Die Gründe liegen in steigenden Schadensquoten und negativen bzw. stark verringerten Kapitalerträgen infolge der Aktienbaisse zu Jahresende. Der Marktführer Gard verzeichnete einen Nettoverlust von -53 Mio. $ auf Basis der vollen Prämie (ETC), im Vergleich zu 193 Mio. $ Gewinn im Vorjahr. Schuld daran ist vor allem die auf 110% hochgeschossene Schaden-Kosten-Quote (Verhältnis von Schäden und Betriebskosten zu Prämieneinnahmen), d.h. die Kosten übertrafen die Einnahmen um 10%. Es ist eine massive Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr (91%) und auch gegenüber dem Zwischenergebnis der ersten sechs Monate, als die Quote bei nur 78% lag. Den Einbruch erklärt das Management um CEO Rolf Thore Roppestad mit einer Zunahme der Großschäden sowie mit erheblichen Wertberichtungen auf ein problembehaftetes IT-Projekt, das der P&I-Sparte zugeordnet war. Abstract: Free reserves dwindling 2018/19 turned out to be a watershed year for the marine liability sector, with a major increase in loss ratios coupled with investment losses dragging P&I clubs into the red. Large claims went up year-on-year both for the IG pool and for the individual clubs. redaktion@hansa-online.de Deutlich hoher noch als bei P&I fiel der Fehlbetrag in der Seekasko- und Energiesparte aus: -37 Mio. $. Das entspricht einer Schaden-Kosten-Quote von 118%. Trotz des Rückschlags pocht Gard-Chef Roppestad darauf, dass der Club langfristig eine gute Performance hingelegt habe. Auch hindert der Fehlbetrag den Club nicht daran, die Mitglieder abermals zu entlasten. Durch Absenkung der letzten Ståle Hansen, CEO von Skuld © Skuld Prämienrate für 2018/19 können sie erneut 37 Mio. $ sparen. Das muss freilich gegenfinanziert werden und treibt den Gesamtverlust sogar auf -90 Mio. $ hoch. Gards freie Reserven schmelzen somit von knapp 1,25 Mrd. auf 1,16 Mrd. $ ab. Tiefrote Zahlen legte auch der UK P&I Club vor – die Nummer 3 unter den Clubs der International Group. Er landete mit -32 Mio. in den Miesen, nach einem Gewinn von 72 Mio. $ im Vorjahr. Die Schaden-Kosten-Quote kletterte auf 114%, was die Managementfirma Thomas Miller auf eine Verdoppelung der besonders schweren Schäden von je über 3 Mio. $ zurückführt. Allein dadurch habe es einen Anstieg der Schadenskosten um 40 Mio. $ gegeben, was die Quote um 15 Prozentpunkte hochgetrieben habe. Begrenzt werden konnten die Verluste noch durch eine leichte Rendite von 1,4% auf die Kapitalanlagen. Die freien P&I Clubs, nach Marktanteil Gard North of England UK P&I Club Standard Britannia Japan P&I Club Skuld West of England Steamship Mutual Swedish Club London P&I Club Shipowners' American P&I Club 11,40% 11,20% 10,60% 8,60% 7,50% 7,50% 7,30% 6,80% 4,10% 3,60% 2,00% 1,40% 17,90% Reserven schrumpfen infolge des Verlusts von 540 Mio. $ auf 505 Mio. $. Nicht ganz so schwer traf es den fünftgrößten P&I Club Britannia, der einen Fehlbetrag von -9,3 Mio. $ meldet (2017/18: 50,6 Mio. $ Gewinn) – auch dies auf Basis der vollen Prämie, d.h. die Kapitalausschüttungen an die Mitlieder in Höhe von 30 Mio. $ kommen noch oben drauf. Zusammen ergibt sich ein deutlicher Rückgang der freien Reserven des Clubs sowie seiner Rückversicherungstochter Boudicca auf rund 587,6 Mio. $. Genau wie Gard kündigt Britannia weitere Entlastungen von zusammen 10Mio. $ für die Mitglieder an. Das schlechtere technische Abschneiden (-6,7Mio. $ Underwriting-Verlust) erklärt Britannia mit einem Anstieg der Schäden über 1Mio. $ sowie mit leicht erhöhten Pool-Schäden über 10Mio. $, welche die 13 IG Clubs untereinander aufteilen. Verhältnismäßig hoch fällt der Fehlbetrag für den kleinen Shipowners’ Club aus: -37,9 Mio. $. Dadurch verpuffen mehr als 10% der freien Reserven, die jetzt bei nur noch 303,8 Mio. $ liegen. Der Großteil des Verlustes kommt durch die Investments zustande. 29,7 Mio. $ gingen dem Club durch Wertschwankungen an den Kapitalmärkten flöten. Negative Kapitalerträge belasteten auch den Swedish Club schwer, der das Jahr mit einem Verlust von -9,6 Mio. vor Rückstellungen und Steuern beschloss. (2017: 18,8Mio. $ Gewinn). 5,9 Mio. $ verlor der Club durch sein Investment-Portfolio. Dazu kommen -7Mio. $ Verlust aus dem Seekaskogeschäft, das auf eine Schaden-Kosten-Quote von 122% kommt. Da 10 HANSA International Maritime Journal 06 | 2019

Versicherungen | Insurance 8 1 2 3 7 4 5 Havariechronik Datum Ereignis Ort Schiff Typ tdw Flagge Haftpflicht Reise 1 04.05. Brand in mehreren Luken 2 07.05. Auf Grund 3 08.05 Brand / Verletzte Southampton Yuan An Hai Bulk Carrier 56.957 Panama UK P&I Club Kolding Fjord (Dänemark) Kaspisches Meer südlich von Baku Rix Atlantic General Cargo Vessel Israfil Huseynov Kabelleger 7.211 Aserbaidschan Skikda (Algerien) nach Southampton 3.793 Zypern Hanseatic P&I Klaipeda nach Kolding Standard / Hydor k. A. 4 08.05. Auf Grund Nähe New Orleans Eirini P Bulk Carrier 76.466 Liberia UK P&I Club New Orleans nach Singapur 5 08.05. Kollision Chittagong Reede 6 09.05. 7 10.05. 8 12.05. Schlagseite / Ladungsverflüssigung? Kollision mit Schubverband Maschinenausfall nach Brand Ngo Bay, Neukaledonien Houston Ship Channel Biscaya 83 nm westlich von Penmarch P Russel Joker Product Tanker Bulk Carrier 37.808 57.982 Marshall Islands Skuld Standard P&I New Beginning Bulk Carrier 56.098 Panama Japan P&I Genesis River LPG-Tanker 54.149 Panama Japan P&I Cathy Jo General Cargo Vessel 6.000 Curacao UK P&I Club Tanjung Lagsat (Malaysia) nach Chittagong / Santos nach Chittagong Ngo Bay nach Japan, Ladung: Nickelerz Houston nach Port Said (Ägypten) Istanbul nach Stettin, Ladung: Soda Ein umfangreicher Überblick zu allen aktuellen Havarien unter www.hansa-online.de/havariechronik/ 6 +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm Schiedsgerichtsplatz London: 80% aller maritimen Schiedsgerichtsverfahren weltweit entfallen auf London. 1000 Verfahren in 2017, gegenüber 140 in Singapur und 100 in Hongkong. +++ Lloyd’s startet große Reform: Ziee sind geringere Kosten, besserer Service, Rückgewinnung von Marktanteilen. Geplant ist auch leichterer Zugang für Risikokapitalgeber +++ Neue Cyber-Deckung: Britischer Spezialversicherer Beazley legt Cyber Defence for Marine auf. Gedeckt warden Schäden am Schiff und Verdienstausfall (Loss of Hire) infolge eines Cyber-Angriffs +++ Steigende Marine-Prämien für Hiscox: Spezialversicherer steigert Prämieneinnahmen im Londoner Markt um 5,3% im ersten Quartal. Seekasko und Warentransport mit starkem Preisanstieg +++ Braemar: Britischer Schiffsmakler gibt Sachverständigensparte (Marine, Offshore) und Schadenregulierung (Adjusting) an norwegische Engineering-Firma Aqualis ab. Umfirmierung nach Zusammenschluss in AqualisBraemar, mit Braemar als größtem Einzelationär (26%) +++ Starker Jahresauftakt für TMC Marine: Sachverständigenfirma von Bureau Veritas als Schadenbesichtiger und Berater bei Havarien der Yantian Express (Januar), APL Vancouver (Januar) und Hoegh London (Februar) engagiert +++ reichte auch eine deutliche Steigerung in der P&I-Sparte auf rund 7 Mio. $ Gewinn (Quote: 89%) nicht aus. Beim Steamship Mutual lagen die Probleme hauptsächlich im technischen Bereich. Die Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich noch einmal drastisch von 102,1 auf 116,1%. Laut Management nahmen die Schäden deutlich zu, während das Prämienvolumen merklich zurückging – trotz eines Zuwachses der Gesamttonnage um fast 5% im Vorjahr. Auch überraschend hohe Kapitaleinkünfte von 18,8 Mio. $ halfen da nichts: So verzeichnete Steamship einen Verlust von 27Mio. $ zuzüglich einer Kapitalausschüttung von 21,9 Mio. $. Insgesamt sanken die Reserven von 516 Mio. $ auf 467 Mio. $ (-9,5%). So konnte nur der norwegische Club Skuld – nach versicherter Tonnage die Nummer 7 der Branche – einen Absturz in die roten Zahlen verhindern. 11 Mio. $ Gewinn weist der Club aus, nach 58Mio. $ in 2017. Sowohl im Underwriting (+8 Mio. $) als auch mit seinen Investments (+3 Mio. $) fuhr Skuld einen Überschuss ein, was Vorstandschef Stale Hansen angesichts der erschwerten Rahmenbedingungen als »starkes Ergebnis« wertet. Vielen Reedern dürfte mit Blick auf die Finanzlage der P&I Clubs mulmig werden, weil die Verluste wohl dazu beitragen, dass der »weiche« Prämientrend ein Ende findet. Die Manager des UK P&I Club fanden dazu klare Worte. Nach den erheblichen Prämienrückgängen der vergangenen acht Jahre und dem starken Anstieg der Schadensquoten seien Anpassungen nach oben erforderlich. n HANSA International Maritime Journal 06 | 2019 11

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