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HANSA 06-2017

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Offshore Offshore-Branche bejubelt Auktionsergebnis Nach einem zwischenzeitlichen Stimmungstief zeigt sich die hiesige Offshore-Windbranche aktuell nahezu euphorisch. Dass der Bau von Meereswindparks künftig ohne Förderung möglich sein soll, sorgt für Feierlaune – die allerdings nicht jeder teilt. Von Anne-Katrin Wehrmann Der 8 MW-Prototyp von Adwen in Bremerhaven gilt mit einem Rotordurchmesser von 180 m gilt als derzeit größtes Windrad der Welt Fotos: Anne-Katrin Wehrmann Wenn sich selbst die Verlierer über das Ergebnis freuen, muss schon etwas Bemerkenswertes vorgefallen sein. So geschehen jüngst bei der ersten deutschen Auktion zur Vergütung von Offshore-Windenergie: Am Gründonnerstag hatte die Bundesnetzagentur bekanntgegeben, dass bei der Premierenausschreibung gleich drei Gebote von 0,00 ct/kWh einen Zuschlag erhalten haben (HAN- SA 5/2017). Die Energiekonzerne EnBW und Dong Energy gehen davon aus, dass sie ihre Nordsee-Windparks »He dreiht« sowie »OWP West« und »Borkum Riffgrund West 2« komplett ohne Förderung bauen können – zum ersten Mal in der Geschichte der erneuerbaren Energien in Deutschland überhaupt. Doch wer nun erwartet hätte, dass die Unterlegenen angesichts derartiger Kampfpreise ihren Unmut über das neue Auktionssystem zum Ausdruck bringen, sah sich getäuscht. Die Branche ist sich offensichtlich in weiten Teilen darin einig, dass diese »Nullrunde« ein Signal ist, das Hoffnung für die Zukunft macht. Das seien großartige Nachrichten, sagte Felix Würtenberger, Leiter des Bereichs Offshore-Entwicklung Niederlande und Deutschland bei Vattenfall, bei der 13. »Windforce«-Konferenz in Bremerhaven. Für sein Unternehmen sei das Ergebnis zwar enttäuschend, weil man keinen Zuschlag erhalten habe: »Trotzdem halten wir Auktionen für einen großen Fortschritt, weil sie ein guter Weg sind, die Kosten zu senken. Und Kostenreduktion ist das Überlebensticket für die Branche.« Beim jährlichen Branchentreffen war die erste Ausschreibungsrunde unangefochten das Thema Nummer eins. Dass gleich drei Projekte ganz ohne Bezuschussung auskommen, sei ein wahrer Paukenschlag, betonte Andreas Wellbrock, Geschäftsführer der veranstaltenden Windenergie-Agentur WAB. Die langfristig erwarteten Kostensenkungspotenziale würden damit viel schneller umgesetzt als von Experten erwartet: »Jetzt ist es an der Politik, die Offshore-Windenergie nicht weiter als Kostentreiber der 70 HANSA International Maritime Journal – 154. Jahrgang – 2017 – Nr. 6

Offshore Energiewende zu brandmarken, sondern diese Chance zu nutzen, um die Ausbauziele der erneuerbaren Energien mit den Klimazielen zu synchronisieren – das heißt den Deckel deutlich anzuheben.« Die Diskussion um die Öffnung des »Deckels«, also die Erhöhung des Ausbauziels von derzeit 15.000 Megawatt (MW) bis 2030, hatte unmittelbar nach Bekanntgabe des Auktionsergebnisses begonnen und war in Teilen der Politik durchaus positiv aufgenommen worden. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Bernd Westphal dämpfte nun allerdings diesbezügliche Hoffnungen der Branche. »Wir haben das im Moment nicht auf der Agenda«, machte er deutlich. Er plädierte dafür, bei aller Euphorie innezuhalten und darüber nachzudenken, was die niedrigen Gebote wirklich bedeuten. Aus seiner Sicht seien sie kein Beweis dafür, dass Offshore-Windenergie schon ohne Förderung auskomme: »Sie sind der Beweis dafür, dass nur diejenigen Akteure langfristig wirtschaftlich überleben können, die es jetzt schaffen, Netzanschlüsse und damit Windparks zu sichern.« Einige gäben solche Gebote auch ab, weil sie auf den Strompreis der Zukunft wetteten. Von der Intention sei das richtig: Es müsse nun allerdings eines der obersten politischen Ziele sein, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die Börsenstrompreise auch tatsächlich wieder steigen könnten. Wette auf die Zukunft Als eine der wenigen kritischen Stimmen hatte sich Dirk Briese, Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts Windresearch, zu Wort gemeldet. »Das ist eine recht brutale Wette«, so Briese. Einerseits werde auf steigende Strompreise und steigende CO2- Preise gewettet, andererseits seien aber auch enorme technologische Fortschritte über alle Bereiche hinweg Voraussetzung. »Insbesondere die Turbine muss in drei bis vier Jahren die doppelte Leistung der heutigen Turbinen erbringen. Aber auch die anderen Segmente wie Fundamente oder Rotorblätter müssen kostengünstig funktionieren – und auch die Logistik wird sich stark weiterentwickeln müssen.« Hinter den strategischen Entscheidungen der beiden Bieter, die jeweils mit staatlichem Anteilseigner und einer Energiewendestrategie von Kohle- und Kernenergie hin zu Erneuerbaren ausgestattet seien, stecke wohl auch politisches Kalkül: nämlich schlagkräftige Argumente für ein Aufheben des Ausbaudeckels zu liefern. Die beiden Ausschreibungsgewinner hatten kurz nach Bekanntgabe der Ergebnisse erklärt, dass mehrere besondere Umstände zu den Null-Geboten geführt hätten – unter anderem die Tatsache, dass die Windparks erst in mehreren Jahren gebaut werden sollen und so von der rasch fortschreitenden Technologieentwicklung profitieren können und dass sie laut Gesetz nun für bis zu 30 Jahre betrieben werden dürfen. Hannah König, Leiterin Wind- und maritime Technik bei EnBW, führte nun in Bremerhaven aus, dass es darüber hinaus Skaleneffekte geben werde, denn »He dreiht« sei mit einer geplanten Leistung von 900MW das mit Abstand größte Einzelprojekt im Markt. Zudem sei mit Synergieeffekten zu rechnen, da der Windpark in Nachbarschaft zu den beiden Projekten »Hohe See« und »Albatros« entstehe, die EnBW bis 2019 umsetzen wolle. Sehr wahrscheinlich werde es in Zukunft auch Auktionen mit anderen Ergebnissen geben. Zu der Frage, ob ihr Unternehmen eine Wette abgeschlossen habe, stellte König fest: »Wir wollen das Projekt bauen und wir gehen davon aus, dass es rentabel ist. Ich bin da sehr zuversichtlich.« Besser hätte die Ausschreibungspremiere nicht laufen können, meinte auch Abstract: Remuneration for offshore wind Bernd Westphal (SPD) dämpfte die Hoffnungen der Branche, dass die Bundesregierung den Ausbaudeckel anheben werde Energie-Staatssekretär Rainer Baake aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Er gratulierte der Branche zur gelungenen Kostensenkung und verkündete, dass mit der Auktion ein Paradigmenwechsel stattgefunden habe. Die erfolgreichen Bieter hätten bewiesen, dass sie in den Strommarkt 2.0 vertrauten. Baake machte aber auch deutlich, dass der Netzausbau an Land nicht so schnell vorangehe wie geplant. Letztlich sei hierin die entscheidende Restriktion für einen beschleunigten Offshore-Ausbau zu sehen, nicht in der Politik. Dass es mit dem Netzausbau zügiger gehen muss, fordert seit längerem auch die Industrie selbst. Eine Aussage, die bei der »Windforce« immer wieder zu hören war: Die Energiewende kann nur dann wirklich erfolgreich sein, wenn der im Norden erzeugte Windstrom in die Ballungszentren im Süden transportiert werden kann – und wenn die Erneuerbaren in den Strommarkt integriert sowie je nach Bedarf auch zwischengespeichert werden können. »Es muss endlich ein ehrlicher, verbindlicher und verlässlicher Masterplan zur Energiewende aufgestellt werden«, forderte WAB-Chef Andreas Wellbrock. Dann könne auch die Offshore-Windbranche optimistisch in die Zukunft schauen. M Shortly before Easter, the German Federal Network Agency announced that a total of three offers of 0.00 ct / kWh each have been awarded a contract at the first German auction for the compensation of offshore wind energy. As a result renewable energies will be connected to the power grid in Germany without subsidies for the first time. At this year’s »Windforce« conference in Bremerhaven, the industry celebrated the result of the tender as a positive signal for the future. The conference participants expressed their hope that the political development goal of 15,000 megawatts will be raised again by 2030. Network expansion is a limiting factor, however, which does not proceed as quickly as planned. Further information: redaktion@hansa-online.de HANSA International Maritime Journal – 154. Jahrgang – 2017 – Nr. 6 71

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