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HANSA 05-2021

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Port Call Collaboration · Analyse der Suez-Havarie der »Ever Given« · Schleppen & Bergen · Seefracht & Logistik · MPP-Neubauten · Nationale Maritime Konferenz 2021 · Claus-Peter Offen

SCHIFFSTECHNIK | SHIP

SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY © SCA »Ever Given« – Supergau mit Folgen? Eines der größten Containerschiffe der Welt fährt in die Böschung des Suez-Kanals und steckt dort sechs Tage lang fest. Ein Milliardenschaden. Was passiert nun, nachdem die öffentliche Aufregung abflaut? Nicht zum ersten Mal hat ein Containerschiff im Suezkanal eine Havarie verursacht. Im April 2016 widerfuhr es der »MSC Fabiola« (13.000 TEU), nur 7 km entfernt vom Unglückort der »Ever Given«. Die »MSC Fabiola« konnte seinerzeit innerhalb von zwei Tagen flott gemacht werden, bei der »Ever Given« brauchte man sechs Tage. Die Unfallursache bei der »Fabiola« soll ein Blackout der elektrischen Anlage gewesen sein. Der oder die Ursache(n) im Fall der »Ever Given« werden von den beteiligten Parteien derzeit heiß diskutiert und verhandelt. Schiffseigner (Shoei Kisen), Schiffsmanager (Bernhard Schulte), Charterer (Evergreen), Versicherungen, Klassifikationsgesellschaft (ABS), der Flaggenstaat Panama, die Suez kanalbehörde SCA und viele Rechtsanwälte der geschädigten Spediteure und Ladungseigner sind involviert. Nicht zu vergessen sind dabei die Belange der im Stau gelegenen Schiffe. Im Folgenden sollen auf Basis verfügbarer Informationen und meiner Berufserfahrung Auffälligkeiten und mögliche Ursachen beschrieben sowie Fragen gestellt und Vorschläge gemacht werden, wie solche gravierenden Havarien künftig vermieden werden könnten. Die Daten des Voyage Data Recorders (VDR) und des Alarmlogs der Maschinenautomation werden bereits von Experten ausgelesen. Wichtig ist, wie mit den Daten umgegangen wird. Angeraten ist eine CFD-basierte Berechnung mit ganzheitlichem Ansatz, welche die Windeinflüsse, die auf das Schiff wirkten, ebenso betrachtet wie die hydraulischen Kräfte des umgebenden Wassers. Autor: Niels Kaiser ist Schiffsingenieur. Von 1997–2007 war er Technischer Inspektor und Fleet Manager bei der Reederei NSB (Buxtehude), danach von 2007–2020 Technischer Direktor bei der Norddeutschen Reederei H. Schuldt (Hamburg). Seit März 2020 ist er als freiberuflicher Berater aktiv. Dass es im Suez-Kanal aufbrist, ist nicht neu. Ich frage mich: Wurde eine solche Untersuchung mit Blick auf das Wachstum der Schiffsgrößen bereits durchgeführt? Falls ja, was waren die Ergebnisse? Wurden dafür Schiffe wie die »Ever Given« zugrunde gelegt? Für die letzte Festlegung der Kanalabmessungen müssen Annahmen getroffen worden sein, etwa um sichere, erzielbare Geschwindigkeiten, die Dauerhaltbarkeit der Kanalböschungen sowie sichere Abstände der im Konvoi aufeinander folgenden Schiffe festzulegen. Die SCA leistet sich eine eigene Forschungsabteilung, so ist es zumindest auf ihrer Website zu lesen. Geschwindigkeit In diesem Zusammenhang fällt auf, dass die Regularien der SCA eine maximale Geschwindigkeit von 16 km/h = 8,6 kn erlauben (Artikel 54). In den Berichten zum Fall der »Ever Given« ist allerdings mitunter von 13 kn und mehr die Rede. Für das Manövrieren eines Schiffes und dessen Auswirkungen auf den Kanal ist 40 HANSA – International Maritime Journal 05 | 2021

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