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HANSA 05-2020

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Schifffahrt | Shipping

Schifffahrt | Shipping Shipmanager üben Solidarität Die Corona-Krise stellt die gesamte maritime Wirtschaft vor große Herausforderungen. Im Shipmanagement-Markt gibt es nun auf Initiative von Columbia Shipmanagement eine in dieser Form außergewöhnliche Solidaritätsbewegung. Von Michael Meyer © Columbia Shipmanagement Mark O’Neill, CEO des deutsch-zypriotischen Unternehmens Columbia Shipmanagement (CSM), erläutert im Gespräch mit der HANSA die Initiative: »Es ist nicht die Zeit für Konkurrenz, es ist die Zeit für Kooperation.« Das Besondere an dem Vorgehen: Es gibt keine Verträge, es werden keine Rechnungen gestellt, jegliche Bürokratie soll vermieden werden, um die Effizienz der Zusammenarbeit nicht zu gefährden. Schulte und Döhle dabei Für die Initiative konnte Columbia namhafte Wettbewerber gewinnen: Die deutschen Konkurrenten Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) und Peter Döhle sowie die Synergy Group aus Singapur sind dabei. »Ian Beveridge, Jochen Döhle und Rajesh Unni haben sofort zugesagt«, berichtet O’Neill von seinen Telefonaten. Man habe sich schnell auf einige Aspekte geeinigt, bei denen man sich gegenseitig unterstützen kann, wenn es aufgrund der Corona-Krise und den damit zusammenhängenden Einschränkungen im Betrieb zu Problemen kommt. »Wir erleben gerade eine unnormale Zeit«, sagt er. Regelmäßig tauschen sich die Operations-Manager aus. Kann ein Shipmanager beispielsweise einen Superintendent oder einen Ingenieur nicht an Bord eines Schiffes schicken, weil es keine Reisemöglichkeit in die betreffende Region gibt, helfen die anderen aus. Ein anderer Bereich, in dem kooperiert wird, ist das Crewing. Dabei geht es um Personal für eventuell anstehende Sea Trials oder Werftaufenthalte. Zudem tauschen sich die Beteiligten über die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie aus. Zu den Fragestellungen gehört etwa: »Wie geht ihr mit Gesundheitsfragen für eure Seeleute um? Was sind mögliche Vorsichtsmaßnahmen, und wie reagiert ihr im Fall von Infektionen?« »Ich hoffe, das etwas bleibt« Ein Ausbau der Kooperation ist vorerst nicht vorgesehen. »Wir wollen es handelbar halten«, begründet O’Neill. Gleichzeitig hofft er, dass es ein Startschuss für eine »neue Zeit« ist. Wer wisse schon, wie sich die jetzt aufgebauten Beziehungen entwickeln könnten? »Ich hoffe, dass etwas hängen bleibt. Wenn ich mich an die Folgen der großen Krise ab 2008 erinnere: Wenn wir da ein wenig mehr zusammengearbeitet hätten, wäre es möglicherweise nicht zu solchen Verwerfungen gekommen«, sagt der CEO. Er erwarte im Übrigen auch eine gewisse Solidarität von den Zulieferern, etwa bei der Bereitstellung von WiFi-Paketen für die Seeleute. Columbia selbst musste bereits einige positive Tests auf das Covid-19-Virus registrieren, vor allem bei Besatzungen und Gästen im Segment der Passagierschifffahrt. Insgesamt aber ist O’Neill durchaus zufrieden damit, wie sich der Shipmanager schlägt: »Es läuft besser als erwartet. Das liegt aber auch an einer ausführlichen Planung und Vorbereitung, die wir am Anfang der Krise aufgesetzt haben, als klar wurde, dass es starke Reisebeschränkungen geben wird.« Columbia-CEO: Mark O’Neill »Läuft besser als erwartet« So wurde ein »Business Continuity Plan« aufgesetzt, der sowohl für die Mitarbeiter an Land als auch für das See-Personal gilt. Mit Telefon- und Video-Konferenzen laufe das Geschäft relativ problemlos weiter. Zudem gibt es regelmäßige Video- Manuals und schriftliche Handreichungen an die Mitarbeiter, wie mit der Krise im Berufsalltag umzugehen ist. »Kommunikation ist absolut unerlässlich«, sagt O’Neill. Alle Abteilungen liefern Informationen – über Restriktionen, Lieferanten, Schwierigkeiten an Bord oder in bestimmten Häfen und Ländern – an eine zentrale Stelle, dort werden sie aufgearbeitet und der Belegschaft zur Verfügung gestellt. Die rund um die Uhr besetzte »Seelsorge«-Hotline ist nun auch für die Land-Mitarbeiter geöffnet. Dabei geht es dem Management auch bereits um die Zeit, in der die Kollegen wieder zurück an ihre angestammten Arbeitsplätze kommen und der reguläre Betrieb wieder aufgenommen wird. »Es sind ungewöhnliche Zeiten. Wenn wir aber wieder zurück zur Normalität kommen, wird es für uns herausfordernd. Dafür gibt es Trainingsprogramme«, erläutert der CEO. n 30 HANSA – International Maritime Journal 05 | 2020

Schifffahrt | Shipping © Synergy Die anhaltenden Corona-Krise konfrontiert Schiffsbesatzungen mit einem immer dramatischeren Ausnahmezustand Gefangen an Bord, die Uhr tickt … Die weltweiten Reisebeschränkungen bringen Reedereien in Not. Da Crew-Wechsel kaum noch möglich sind, warten mehr als 100.000 Seeleute an Bord ihrer Schiffe auf Ablösung. International geltende und praktikable Regelungen lassen auf sich warten Die weltweit grassierende Coronavirus-Pandemie wirkt sich auch fern der Infektionsherde auf hoher See aus. Die Schließung von Grenzen und strenge Quarantänebestimmungen lassen kaum noch Reisen zu und verhindern, dass Reedereien ihre Besatzungen wie gewohnt auswechseln können. Mehr als 100.000 der weltweit rund 1,6 Millionen Seeleute können derzeit die Schiffe nicht verlassen, obwohl sie ihre vertragliche Arbeitszeit abgeleistet haben. Ebenso viele sind an Land »gestrandet«, können ihren Job nicht antreten und sind daher ohne Heuer. Mittlerweile gilt der personelle Notstand auf See als »tickende Zeitbombe«. Die aktuellen Einschränkungen seien nicht nur mit Blick auf die Gesundheit und Rechte der Seeleute inakzeptabel, sondern bedrohten auch die Lieferketten auf See, heißt es von führenden Reedereien, Schiffsmanagern und Hafenagenturen. Dabei falle der Schifffahrt gerade in Corona-Zeiten eine Schlüsselrolle beim Transport lebenswichtiger Güter, etwa von Nahrungsmitteln, Medikamenten, medizinischer Ausrüstung oder Schutzkleidung zu. Diese Rolle müsse von politischer Seite anerkannt werden, fordert die Branche in einer Erklärung. Dem Bündnis gehören aus Deutschland die Reederei Nord und Columbia Ship Management (CSM) sowie internationale Schwergewichte wie D/S Norden, Grieg Star, Dynacom, V.Group, Wilhelmsen Ships Service, Pacific Carriers Limited (PCL), Magsaysay, Augustea, Inchcape Shipping Services und die Synergy Group an. Gemeinsam vertreten diese Unternehmen mehr als 1.500 Schiffe und mehr als 70.000 Seeleute. Kalkuliertes Risiko Das Bündnis hat ein Konzept für eine detaillierte Risikobewertung und die nötigen Corona-Tests entwickelt, um eine Infektionsgefahr bei anstehenden Crew- Wechseln zu minimieren. Benötigt würden aber Sofortmaßnahmen und klare Reiseregelungen für Seeleute von Seiten der internationalen Staatengemeinschaft, um die Stresssituation an Bord schnellstmöglich zu beenden. Im Kern sieht der Plan vor, dass kollektive Besatzungswechsel in mehreren Häfen in der Nähe zu internationalen Flughäfen möglich gemacht werden. Konkret werden Singapur, Houston, Rotterdam, Gibraltar, Jebel Ali, Fujairah, Hongkong und Shanghai genannt. Auch der internationale Reederverband ICS und die Transportarbeitergewerkschaft ITF stützen den Angaben zufolge diesen Vorstoß. Die Schiffsmanger sichern zu, die Reisen ihrer Seeleute in Eigenregie und unter Beachtung der geltenden Bestimmungen zu organisieren. Von den staatlichen Behörden müssten dann aber der Zugang zu Flughäfen und zu den Flügen gewährt und die benötigten Einreisegenehmigungen erteilt werden. Gefordert seien jetzt wirksame Maßnahmen aller Hafenstaaten und deren Regierungen. Auch die europäischen Seehäfen, die in der ESPO (»European Sea Ports Organisation«) und der FEPORT (»Federation of European Private Port Operators«) zusammengeschlossen sind, fordern Nachbesserungen. Denn auch die EU will bislang den Crew-Wechsel auf einige Haupthäfen beschränken. Staddessen müssten Reisen über Landesgrenzen erleichtert und der Zugang zu allen Häfen gewährt werden, um Lieferketten nicht zusätzlich zu belasten. »Weder technisch noch wirtschaftlich ist es sinnvoll, einen Erzfrachter zu einem Fährhafen umzuleiten.« Wenn ein bestimmter Hafen geeignet sei, dann seien es auch andere, heißt es.RD HANSA – International Maritime Journal 05 | 2020 31

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