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HANSA 05-2018

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Schifffahrt | Shipping

Schifffahrt | Shipping More than Mærsk: Ausgeprägte Cluster-Kultur in Dänemark Politische Unterstützung gepaart mit einem ausgeprägtem Cluster-Denken: Was vielerorts angestrebt, aber nicht immer konsequent umgesetzt wird, gehört in Dänemark zum maritimen Geschäftsalltag. Von Michael Meyer Die Dänen sind ein Volk von Seefahrern, das ist gemeinhin bekannt. Doch bisweilen wird die maritime Branche des verhältnismäßig kleinen Landes zwischen Deutschland und den großen skandinavischen Staaten auf den Giganten A.P. Møller-Mærsk reduziert, die große Masse wird vom weißen Stern auf hellblauem Grund überstrahlt. So ist das Erscheinungsbild etwas verzerrt. Dabei nennen weit mehr, zum Teil bedeutende Akteure der Weltmärkte Dänemark ihr Zuhause. Und der allergrößte Anteil fühlt sich dem maritimen Cluster zugehörig, das in Kopenhagen sein Kerngebiet hat, jedoch darauf nicht zu reduzieren ist. Große Pläne für DK-Flagge Den wichtigsten Part in der dänischen maritimen Branche spielen allein schon aufgrund der Masse sicher die Reedereien. Und in diesem Segment gibt es ein deutliches Bekenntnis zum Standort. Der Reederverband Danish Shipping bestätigte der HANSA, dass über 90% der Reedereien Mitglied sind. Das ist gerade in Zeiten der maritimen Krisen nicht unbedeutend, weil auch Reedereien massiv Kosten einsparen, beispielsweise für Mitgliedsbeiträge – zu beobachten beispielsweise in Deutschland, wo einige Unternehmen dem Reederverband VDR den Rücken gekehrt haben, weil sie unzufrieden sind oder Ausgaben kürzen. Anne Steffensen, CEO von Danish Shipping tritt in der Öffentlichkeit vor allem mit drei Botschaften auf. Die dänische Schifffahrt sei viel mehr als nur Maersk, die globale Handels- und Umweltpolitik stelle die Branche vor Herausforderungen und: »Wir haben die Umwelt im Blick und wollen die Entwicklung anführen.« 1.991 Schiffe mit zusammen 57 Mio. GT werden aus Dänemark betrieben, 796 Containerschiffe, 600 Tanker, 285 Bulker und 310 Offshore-Einheiten. Damit sei man die sechstgrößte Schifffahrtsnation hinter Griechenland, Japan, China, Singapur und den USA und einen Rang vor Deutschland, heißt es. Die dänische Flagge – mit 682 Schiffen – ist laut Steffensen Nr. 13 im Weltmarkt, »allerdings wachsend und zwar auch bei ausländischen Reedereien«. Weil die Schifffahrt das größte Exportsegment des Landes ist, erfahren die Reeder zudem eine ausgeprägte politische Unterstützung. In diesem Jahr wird erneut eine nationale maritime Strategie (»Blue Denmark«) aufgelegt. »Wir hatten immer eine starke politische Rückendeckung. Hinter unserem Erfolg stehen sol- 44 HANSA International Maritime Journal – 155. Jahrgang – 2018 – Nr. 5

Schifffahrt | Shipping Anne Steffensen führt den dänischen Reederverband che Maßnahmen«, sagt Steffensen. Nach Einführung des DIS-Register 1988, der Tonnagesteuer 2002 und einem maritimen Masterplan 2012 steht eine neue Initiative an. »Dänemark hat einen großen Vorteil«, meint sie, »wir haben den Sachverstand im Land und wir haben Stabilität.« Im Ausland wird das durchaus honoriert. So sind einige internationale Reedereien im Land engagiert, entweder durch eigene operativ tätige Niederlassungen oder Einflaggungen. Zu diesen Unternehmen zählen etwa Ultragas, die BW Group, Evergas, Stena und auch Oldendorff Carriers aus Deutschland. »Blue Denmark« setzt einige, zum Teil ehrgeizige Ziele für die Branche. So soll bis 2021 die Zahl der aus Dänemark betriebenen Schiffe um 10% gesteigert werden. Gleiches gilt für die Flagge. Die Zahl des Landpersonals von Reedereien soll von rund 6.200 auf 7.000 wachsen, die der dänischen Seeleute auf dänisch-geflaggten Schiffen nicht schrumpfen. Ursachen für dieses doch recht vorsichtige Ziel sind die Demographie und die erwartete Automatisierung. Laut einer Umfrage gehen dänische Reedereien davon aus, dass in zehn Jahren 10 bis 20% weniger Seeleute benötigt werden. »Weil die Gesellschaft altert, müssen die Unternehmen ohnehin mehr investieren, um die Zahl der Seeleute wenigstens stabil halten zu können«, so die Verbandschefin. Derzeit fahren auf dänisch-geflaggten Schiffen 7.640 dänische Seeleute, 2.646 aus der EU und 6.499 »Andere«. »Wir müssen in die zukünftig nötigen Qualifikationen investieren«, nimmt Steffensen die Verbandsmitglieder in die Pflicht. Die Regierung kommt der Branche entgegen. So soll die einst 1% des Schiffswertes entsprechende Registrierungsgebühr für Einflaggungen wegfallen, das sogenannte »Netto-Lohn-System« für Spezialschiffe ausgeweitet werden, die Digitalisierung in der Verwaltung ausgebaut werden. Außerdem will man einige technische Bedingungen streichen, die bislang als Nachteil für die dänische Flagge galten. Als ein Beispiel nennt Steffensen die Pflicht für ein Schwimmbecken an Bord. »Gerade in diesem Bereich gab es Probleme.« Auch beim Trend zur Automatisierung will man vorne mitspielen, etwa Testplattformen für autonome Schiffe aufbauen. Nicht zuletzt will Danish Shipping Standortvorteile offensiv vermarkten, auch durch Vergleiche zu anderen Ländern. 18,0 16,0 14,0 12,0 10,0 8,0 6,0 4,0 2,0 0,0 Die ambitionierten Ziele will man jedoch nicht als reine Großzügigkeit verstanden wissen, die Politik verlangt schließlich auch Engagement aus der Branche. Denn Steffensen und den Reedern ist klar: »Ohne diese Ziele setzen wir den Status als signifikanter Wirtschaftsfaktor in Dänemark aufs Spiel. Dadurch würden wir auch Einfluss für die Regulierung verlieren, national wie international«, sagt die Verbandsvertreterin. Vor allem große Flaggenstaaten hätten bei der EU und der IMO Einfluss. Auf diesen Einfluss setzen die ansässigen Unternehmen. Beispiel Monjasa: Der Bunker-Lieferant und Tanker-Betreiber mit einem Umsatz von 1,5 Mrd. $ und 4 Mio. t Bunker-Lieferungen in 2017 will die 2020 anstehende »Sulphur Cap«, die Vorschrift zu schwefelarmen Kraftstoffen, nutzen. COO Svend Stenberg Moholt geht davon aus, dass der Großteil der Reeder auf niedrigschwefelige Kraftstoffe setzen wird, nur sehr wenige auf Scrubber und auch weniger als 1% auf LNG. Um das schon bei der Einführung der Emissionsschutzgebiete (ECAs) auf- Denmark is the 13th largest ship register The Danish merchant fleet (mio. GT) 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Grafiken und Foto: Danish Shipping HANSA International Maritime Journal – 155. Jahrgang – 2018 – Nr. 5 45

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