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HANSA 04-2025

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SCHIFFSTECHNIK | SHIP

SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY»Die FSG ist für uns ein fehlendes Puzzleteil«Die Rönner-Gruppe hat bereits einige Werften zurück in die Gewinnzone geführt. Nunkommt der Schiffbaubetrieb in Flensburg hinzu. Geschäftsführer Thorsten Rönner erklärt imHANSA-Interview, wie er den Standort aus der Insolvenz zurück auf Erfolgskurs bringen willHerr Rönner, Glückwunsch zur Übernahmeder FSG-Werft. War es denn eineschwierige Entscheidung?Thorsten Rönner: Eigentlich gar nicht.Die FSG ist ein exzellenter Betrieb undhat aus unserer Sicht ein großes Potenzial.Außerdem ist sie innerhalb unsererGruppe eine hervorragende Ergänzungund ein Puzzleteil, das uns bislangnoch gefehlt hat.Wie lange haben Sie die Entwicklung beider FSG beobachtet?Rönner: Seit etwa zwei Jahren. Ehrlichgesagt, war ich eher überrascht, dass esdann doch noch so lange gedauert hat.Aber als die Möglichkeit dann gekommenist, haben wir gern unseren Hutin den Ring geworfen und freuen uns,dass wir den Zuschlag erhalten haben.Thorsten Rönner führt gemeinsam mit seinen zwei Brüdern die Rönner-Gruppe© Rönner-GruppeZu einem aus Ihrer Sicht vernünftigenPreis?Rönner: Sagen wir so: Wir können es verkraften.Warum war die FSG, und das nicht zumersten Mal, in solchen Schwierigkeiten?Rönner: Das fragen wir uns auch. Wiegesagt, wir sind von dem Standort unddem Betrieb sehr überzeugt. An der Belegschafthat es jedenfalls nicht gelegen,die Kollegen in Flensburg sind gut qualifiziertund hoch motiviert. Ich denke,dass es gravierende Fehleinschätzungenund Management-Fehler unter den VorbesitzernSiem und Windhorst gegebenhat, die vielleicht nicht immer das Bestefür die Werft im Sinn hatten, sonderneher eigene Interessen verfolgt haben.Welche Fehler gab es denn aus Ihrer Sicht?Rönner: Es war aus meiner Sicht ein großerFehler, sich ausschließlich auf RoRo-Schiffe zu konzentrieren. Dafür ist derMarkt nicht groß genug. Wir haben deshalbganz andere Pläne und wollen dieWerft sehr viel breiter aufstellen.Also keine RoRo-Schiffe mehr?Rönner: Doch, selbstverständlich, wirwollen weiter RoRo-Schiffe bauen. DieFSG genießt einen ausgezeichneten Rufund hat nachgewiesen, dass sie das KnowHow für den Bau qualitativ hochwertigerFähren hat. Aber ich kann mir sehr vielmehr vorstellen, immer natürlich abhängigvon der jeweiligen Auftragslage.Was denn zum Beispiel?Rönner: Wir können bei der FSG künftigfür die Marine bauen, aber auch Offshore-Schiffeoder exklusive Privat -schiffe, halb große Yacht, halb kleinesKreuzfahrtschiff. Bekanntlich wollen wirkünftig in Bremerhaven auch Konverterplattformenfür die Offshore-Windparksbauen. Für alle diese Segmente schätzenwir die Marktchancen in den kommendenJahren als sehr gut ein.Nehmen Sie allein den Bedarf für Marine-Schiffeund dazu die Werftenlandschaftin Deutschland: Wer soll künftiggroße Überwasserschiffe wie zum BeispielFregatten bauen? Außer Lürssen gibtes im Grunde nur uns, wenn man unterstellt,dass TKMS auf Jahre mit U-Bootengut ausgelastet ist. Natürlich gibt es auchnoch weitere sehr gute Werften, aber diehaben halt noch keine Fregatten gebaut.Für ein Offshore-Schiff haben wir bereitseine erste Anfrage vorliegen. Undweltweit gibt es auch ein gewisses Interessevon privaten Investoren an exklusivenYacht-Kreuzfahrtschiffen. Ich traue unsdas zu und bin da sehr optimistisch.In welchem Zustand haben Sie die Werftdenn vorgefunden? Zuletzt wurde ja nichteinmal mehr die Stromrechnung bezahlt …Rönner: Natürlich müssen wir erst einmalaufräumen und alles Notwendigeherrichten, um die Produktion wiederanzukurbeln. Dabei haben wir auch keineZeit zu verlieren. Die SeaRoad-Fähreist bereits zwei Jahre im Verzug und mussjetzt schnellstmöglich fertiggestellt werden.Vieles konnten wir aus der eigenenGruppe mit immerhin 18 verschiedenenGesellschaften heraus organisieren.Angesichts einer solchen Verzögerunghätten andere Auftraggeber längst dieWerft gewechselt …Rönner: Aber SeaRoad-Chef Chas Kellyschätzt die Arbeit der FSG und will ebenein qualitativ gutes Schiff. Und er vertrautuns als neuen Eignern, dass wir dashinbekommen. Ich bin mir sicher, dassuns das gelingt und wir, wer weiß, danachvielleicht sogar einen Anschlussauftragvon SeaRoad bekommen.36 HANSA – International Maritime Journal 04 | 2025

SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGYRönner-GruppeGegründet 1981 von HeinrichRönner besteht die Firmengruppeheute aus 19 Einzelgesellschaften.Zur Schiffbausparte gehörenStahlbau Nord, BVT, die BredoWerft, die Lloyd Werft (50%) unddie FSG. Die Gruppe zählt rund1.800 Mitarbeiter, in Flensburgkommen etwa 300 Beschäftigtehinzu. Andere Firmen agieren imYachtbau, im Brücken-, Kran-,Stahl-, Hafen- und Schleusenbau,in der Transportlogistik und imReedereigeschäft.Die FSG in Flensburg wurde Ende Januar von der Rönner-Gruppe aus der Insolvenz übernommen© WroblewskiMit einem Schiff wird die FSG aber wirtschaftlichkaum auskommen. Wie vielZeit geben Sie der Werft und sich selbst?Rönner: Die BREDO-Werft hat damalsein Jahr nach der Übernahme wiederschwarze Zahlen geschrieben, bei derLloyd Werft ist das nach dem Einstiegnach dem ersten vollen Geschäftsjahr gelungen.Mit der FSG wollen wir spätestens2026 wieder in die Gewinnzonekommen. Ich bin überzeugt davon, dassuns das auch gelingen wird.Was können Sie denn um so vieles bessermachen als andere?Rönner: Erstens wissen wir, was wir tunund haben einen klaren Plan. Zweitens:Wir sind schlank aufgestellt und agierensehr kosteneffizient. Und drittens kann dieFSG in der Rönner-Gruppe ganz andersagieren und in schlechten Zeiten auch malaufgefangen werden.Wie zum Beispiel?Rönner: Durch Zulieferungen für andereWerften, zum Beispiel. Wenn die FSG keineeigenen Neubau-Aufträge hat, kann sieauch Sektionen bauen oder eben schiffbaufremdeArbeiten annehmen – für unsoder zum Beispiel für das benachbarteFahrzeugwerk. Auch dafür sind wir unsnicht zu schade. Unsere Mitarbeiter sindhervorragende Fachleute und können vielesbauen, notfalls auch Kettenfahrzeuge.Oder demnächst hoffentlich Konverter-Plattformen als Stahlbau-Zulieferer für dieLloyd Werft. Unser jüngster Neubau-Auftragist ein gutes Beispiel: Den Zuschlag fürdas Forschungsschiff des DLR hat dieLloyd Werft bekommen. Dabei war klar,dass der Kasko zugeliefert wird – und dasbeste Angebot dafür hat die FSG gemacht.Sie sprachen vom fehlenden Puzzle-Teil.Was erhoffen Sie sich langfristig von derFSG als Teil Ihrer Gruppe?Rönner: Sie gibt uns gerade im Neubauneue Möglichkeiten, Schiffe nicht mehrnur bis 150 m Länge, sondern bis 230 mLänge anbieten zu können. Dazu kommtdie Expertise für Konstruktion und Entwicklung.Außerdem gewinnen wir neueKapazitäten hinzu, die wir sehr dringendbrauchen, wenn unsere Einschätzungen einigermaßenzutreffen. Die Zahl der Neubau-Werftenin Europa ist so klein geworden,dass wir viel falsch machen müssten,um nicht erfolgreich zu sein.Für die Belegschaft in Flensburg endet einelange Zeit der Unsicherheit und Ungewissheit.Haben sich nicht längst vielegute Leute etwas Neues gesucht?Rönner: Tatsächlich nicht, viele der Menschendort sind unglaublich loyal mit derWerft verbunden. Vermutlich werdennicht alle von ihnen mit uns arbeiten wollen,aber ich denke doch, dass wir mit gut300 Mitarbeitern aus der Transfergesellschaftweitermachen können.Und was motiviert Sie persönlich, immerwieder Betriebe zu sanieren?Rönner: Ich habe Spaß daran und glaubean den Erfolg von harter Arbeit. Ich findeaber auch, dass es sich für die Inhaber gehört,mit bestem Beispiel voranzugehen.Interview: Krischan Förster© Scheer / Rönner / EckardtZur Schiffbau-Sparte bei Rönner gehören (v.l.) die Lloyd Werft (zu 50 %), die Bredo Werft und Stahlbau Nord, einer der Keimzellen der FirmengruppeHANSA – International Maritime Journal 04 | 202537

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