LETZTE SEITE Über 100 Jahre im Eismeer Ein Wrack, 3.008 m unter dem Meer: Forscher haben 100 Jahre nach dem Tod des britischen Polarforschers Ernest Shackleton die Überreste seines Schiffs »Endurance« im antarktischen Weddellmeer gefunden. Mit diesem war Shackleton im Dezember 1914 von Südgeorgien aus in Richtung Antarktis aufgebrochen, um als erster Mensch den eisigen Südkontinent zu durchqueren. Die Route sollte über den Südpol bis zum Rossmeer führen, das Schiff blieb aber schon frühzeitig im Packeis des Wedellmeeres stecken. Am 19. Januar 1915 war die »Endurance« völlig vom Meereis eingeschlossen. Die Mannschaft musste auf dem Schiff überwintern. Monatelang driftete die »Endurance« mit dem Eis nach Nordwesten. Als im folgenden September das Eis aufzubrach, kam sie nicht wieder frei, sondern wurde so stark beschädigt, das Shackleton sie am 27. Oktober 1915 aufgeben musste. Die 28-köpfige Mannschaft errichtete ein Quartier auf dem Eis, während die »Endurance« von den Schollen zerdrückt wurde und am 21. November sank. Die Männer konnte sich nach monatelanger Odyssee über Eisschollen, Beiboote und unwirtliche Inseln retten. Berühren verboten Die »Endurance« war als dreimastige Schonerbark entworfen und im Dezember 1912 auf der norwegischen Werft Framnæs als »Polaris« vom Stapel gelaufen. Das 43,8 m lange und 7,6 m breite Schiff hatte eine Verdrängung von 350 t. Mit ihren Rahsegeln am Fockmast, Gaffelsegeln an Groß- und Besanmast und einer 260 kW starken Dampfmaschine kam die »Endurance« auf eine Höchstgeschwindigkeit von 10 kn. Mit extra starken Spanten und geradseitigem Rumpf war sie für die Fahrt im lockeren Packeis ausgelegt, ohne zu viel Angriffsfläche zu bieten. Ihre Rumpfform sorgte schließlich aber dafür, dass sie vom sich ringsherum schließenden Eis, anders als Schiffe mit eher bauchiger Form, nicht angehoben, sondern zerdrückt wurde. Das Schiff galt seit seinem Untergang als verschollen. Ein internationales Team um Expeditionsleiter John Shears hatte sich Anfang Februar auf die Suche nach dem Wrack der »Endurance« gemacht. Mit an Bord waren auch Forschende des Alfred-Wegener-Instituts. Drei Wochen nach der Abfahrt aus Kapstadt wurde man tatsächlich innerhalb des Suchgebiets fündig, das man zuvor festgelegt hatte. Rund 4 sm südlich der letzten aufgezeichneten Position liegt die »Endurance« in gut 3.000 m Tiefe. Die Region im Weddellmeer ist zu großen Teilen von dickem Meereis und massiven, permanenten Schelfeisen bedeckt und nur schwer zugänglich. Das Suchfenster war das Ergebnis jahrelanger Forschung. Mit einem Vorhersagemodell konnte die Wissenschaftler die Eisdrift im November 1915 nachbilden und so die Bedingungen analysieren, unter denen das Schiff sank. Die tatsächliche Position des Wracks stimmte sehr gut mit der vorhergesagten überein. Drei Wochen suchte man mit hybriden autonomen Unterwasserfahrzeugen von Bord des südafrikanischen Eisbrechers »S.A. Agulhas II« aus. Die Tage nach der Die Endurance noch als stolzer Segler Ihren Schlaf im Eiswasser hat die »Endurance« in einem erstaunlich guten Zustand überdauert Entdeckung nutzen die Forscher, um das Wrack genauer zu untersuchen, zu filmen und zu vermessen. Der Rumpf ist völlig intakt und perfekt erhalten. Das Schiff ist als historische Stätte und Denkmal im Rahmen des Antarktisvertrags geschützt, es durfte während der Erkundungs- und Filmarbeiten in keiner Weise berührt werden. fs © Falklands Maritime Heritage Trust © Frank Hurley © Falklands Maritime Heritage Trust HANSA – International Maritime Journal 04 | 2022 90
Save The Date 20. Mai 2022: 43. ISF-Tagung Maritime Technologien neu denken ISF-Tagung und Besichtigung unseres Maritimen Zentrums mit neuem Gasmotor und zukunftsweisendem Maschinenraumsimulator. Einlass bereits am Vorabend. maritimes-zentrum.de Maritimes Zentrum Hochschule Flensburg
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